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Wir fahren aus den östlichen Anden hinunter in den Regenwald. Ziel ist das kleine Dörfchen Misahualli am Oberlauf des Rio Napo, das seine touristisch besten Zeiten wohl schon hinter sich hat. Jedenfalls ist unsere Unterkunft „Banana Lodge" sehr sauber, mit gepflegtem Garten und viel Grillengezirpe und Vogelgeschrei so richtig dschungelmäßig ausgestattet.
Wir gehen zum Hafen, sehen als erstes ein Kapuzineräffchen, das über einen Balkon turnt, unterhalten uns im Hafen mehrfach und sehr geduldig mit einem Tourenverkäufer und gehen/stehen durch den mit Schmetterlingen und weiteren Insekten reich bestückten Dschungelweg am Zufluss des Rio Misahualli entlang.
Durch die dörfliche Lagune mit mehreren Inseln fahren wir aber erst bei Nacht. Der Himmel ist wolkenlos, und als wir dann im Boot sitzen, funkeln die Sterne und die Milchstraße spiegelt sich im Wasser. Die Geräuschkulisse ist grandios, Grillen zirpen (da gibt es hier auch sehr interessante Versionen und Lautstärken), Frösche quacken (auch das ist manchmal ein Ticken oder Hupen) und dann gibt es dann noch das überraschend laute Flattern großer Vogelschwingen und unvermutet lautes Rascheln im Blattgewirr. Ganz leise schiebt unser Führer unser Boot mit der Stange über den See. Es platscht immer wieder im Wasser - und je nach Gemütslage glauben wir an einen sich anschleichenden Kaiman oder an Vögel, die vom Ast fallen. Wir sehen nur noch Baumschatten und ab und zu ein paar blinkende Glühwürmchen im Himmel. Mit der Taschenlampe und unseren Stirnlampen leuchten wir in die Büsche und entdecken verschiedene Vögel in unterschiedlich tiefen Schlafstadien. Manche blinzeln kaum und bleiben reglos auf einem Bein sitzen - andere flattern erschreckt tiefer in den Schatten der Zweige.
Markus und ich verlängern die Nachtexkursion durch eine Wanderung. Es geht mit heftigem Macheteneinsatz vom Boot aus in den Dschungel. Eine giftige Korallenschlange kreuzt gleich unseren Weg und unser Führer stöbert ihr im Laub nach. Dann marschieren wir in Gummistiefel bzw. Wanderschuhe (weil es die Schuhgröße 46 halt nicht in Gummistiefel hat) über glitschige Holzstämme, durch Stacheldrahtzaun und Matsch, wir sollen nichts berühren, untertunneln soweit als möglich die Äste und Blätter, kämpfen uns durch das dichte Gestrüpp. Nachdem wir glitzernde Augen an der Wasseroberfläche entdecken ruft unser Guide glucksend den Kaiman, dazu müssen alle Taschenlampen ausgeschaltet werden und wir schweigen. Tiefschwarze Nacht ein sich möglicherweise nähernde Kaiman…
Das Ergebnis der Exkursion: Kaiman-Augen, Fledermäuse, dreckige Hose, verschlammte Schuhe und eine zerrissene Lieblingsbluse, völlig verschwitzt und hungrig und durstig. Glücklicherweise haben Höhns die letzte Möglichkeit in Misahualli etwas zum Essen zu erhalten für uns genutzt: Brot und Pommes. Die Dschungelnacht war ganz schön anstrengend.
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