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Dass ich wegen Corona ins Homeoffice umzog ist nun 3 Monate her. Dafür, dass man so lange so wenig durfte, ist erstaunlich viel passiert und ist die Zeit auch erstaunlich schnell rumgegangen.
Die ersten Wochen hatte ich einen Freund an meiner Seite, der mir mit unseren dauernden Chats jeden Tag versüßt hat und der mich durch seine Arbeit an Bord in Gedanken mit auf Reisen nahm... Das hat damals sehr geholfen und es waren einfach tolle Gespräche. Ich wünschte, wir würden immer noch so miteinander Kontakt haben wie damals. Leider hat er es aber zu einem eigenen Kapitel gebracht, das mich unsagbar traurig macht. Was ist eine Freundschaft und dazu alles, was vorher war, wert, wenn man nicht offen miteinander redet und den anderen ohne ein Wort der Erklärung stehen lässt??? Im Kopf suche ich noch immer nach einem Ausweg. Aber was hilft mir meine Suche, wenn ich allein kämpfe? :-(
Ende April hab ich mich dann endlich getraut, einen Schritt zu wagen, um etwas mehr gute Laune und Abwechslung in meinen ohne diesen Freund und seit Corona so plötzlich so still gewordenen Alltag zu bringen. Ich bin einen Schritt gegangen, um den ich mich seit Herbst!!! letzten Jahres schon drumrum gedrückt hatte: Ich hab mich bei einem Chor, der mir gut gefiel, zur Audition beworben. Ja, die haben tatsächlich eine Audition. Man bekommt Noten und Audiodateien von einem Lied und muss das vorbereiten, dazu noch Happy Birthday in 2 verschiedenen Stimmungen. Erst sollte die Audition online sein, der Chor war wegen Corona voll auf Zoom-Proben umgestiegen, doch in letzter Minute konnte ich dann live Mitte Mai hinfahren und dort vorsingen, weil es die ersten Lockerungen gab. Eine vom Chor, die mich mit „prüfte“ war via Zoom dabei, der Leiter und eine weitere vom Chor waren live dort und dann war noch eine weitere Bewerberin da. Erst gabs eine ausführliche Vorstellung von uns und vor allem dem Chor, danach ein Aufwärmen und dann ging es an die Audition. Ich hab allein gesungen und mit den anderen, Änderungswünsche vom Leiter umsetzen müssen und dann meine Happy Birthdays gesungen. Das waren insgesamt so 2h. Es war anstrengend und zum Teil auch anspruchsvoll. Sie überlegen sich eigentlich immer erst zum nächsten Tag, ob man reinpasst oder nicht, da aber am Sonntag schon ein Probentag war, bekam ich schon abends Bescheid, dass ich dabei bin. Dazu Zugang zum Server mit 58!!! Liedern im Repertoire, allgemeinen Infos, dem Vertrag, Audiodateien zum Repertoire, den Probenplan für die nächsten Wochen und und und. Der Chor hat ca 100 Mitglieder, geprobt wird (außerhalb von Corona) verteilt auf 2 Abende, es gibt Gesamt- und Registerproben, Probentage, ein Probenwochenende, eine Konzertfahrt und ca 12 Konzerte im Jahr. Inzwischen weiß ich, dass der Chor die Weihnachts-Merci-Werbung untermalt hat. Naja, die Audition macht wohl Sinn, denn die sind echt gut. Auftritte sind grundsätzlich auch nur ohne Noten und meistens gibt’s Hausaufgaben. Aber es ist alles toll organisiert und geplant und vorbereitet und so total perfekt für mich. Und Anspruch, besser zu werden hab ich ja auch immer, von daher könnte das was werden mit Hamburg Voices und mir (gibt’s übrigens auch bei YouTube etc - wer mehr sehen/hören will). Bisher bin ich jedenfalls total begeistert und strahle nach jeder Probe über beide Ohren und bin total glücklich. Und endlich gibt’s am Wochenende auch mal wieder Termine, die Spaß machen. Wahlkampfstände dagegen waren so dröge Pflichtveranstaltungen, die hier in Ottensen eh keine Aussicht auf Erfolg hatten und wo man gern auch mal beschimpft wurde. Und es war immer Werben für die anderen. Den Chor mach ich nur für mich, nur, weil ich Spaß dran hab und auch nur, solange ich Spaß dran hab. Sollte sich das ändern, ist Schluss. Das hab ich mit mir vereinbart. Das Leben ist zu kurz, um die Zeit mit unerfreulichen Terminen zu verschwenden.
Ich vermute, dass dieser Satz im Sommer/Herbst noch weitere Konsequenzen haben könnte. Denn bei der CDU stehen interne Wahlen an. Wer mich besser kennt, weiß, wie die letzten 2 Jahre dort waren und es gibt dort immer noch Menschen, die auf alten Kamellen rumreiten, die heute genauso falsch sind wie sie es damals waren... Mehr möchte ich dazu jetzt nicht sagen... Ihr ahnt sicher, was mir im Kopf rumgeht...
Inzwischen ist Mitte Juni. Seit ich glaube 3 Wochen muss ich wieder einen Tag pro Woche ins Büro. Das handhabe ich gerade ganz entspannt. Anfangs war mir ein Tag genug, da ich inzwischen sehr an die Einsamkeit gewöhnt bin und mein Team eh nicht ins Büro kommt und wir weiterhin telefonieren, bin ich nur diesen Pflichttag hingefahren. Letzte und vorletzte Woche war ich etwas mehr da. Einer meiner Lieblingskollegen kommt auch ab und zu und wenn wir uns verabreden, an den selben Tagen zu kommen, ist es wirklich schön, mal wieder mittags Gesellschaft zum Essen zu haben, ein paar Dinge live zu besprechen, mal wieder mit jemandem gemeinsam kurz auf dem Flur quatschen zu können. Dass ich den Kollegen wieder sehe, macht schon wieder eine ganze Portion Alltag aus, weil wir uns auch sonst toll verstehen.
Und sonst so? Ich versuche es weiterhin mit viel Ablenkung, damit ich bloß nichts zu viel Zeit habe, über bestimmte Dinge weiter zu viel nachzudenken... So hab ich vor 2 Wochen all meinen Mut zusammengenommen und mal wieder über Tinder ein Date gemacht. Das erste Date seit keine Ahnung wann. Seit Jahren auf jeden Fall. War aber ganz fürchterlich langweilig und irgendwie fand der Typ vor allem sich selbst unheimlich interessant... :-( Also hab ich jetzt nochmal auf die Mut-Taste gedrückt. Speeddating, wegen Corona online. Hab extra mit ner Freundin ausgetüftelt, welche Altersgruppe wohl am passendsten ist. Gar nicht so leicht, wenn man meint, dass 2 halbe Gruppen ideal sind. Aber Janina hatte gute Argumente ;-) Also mal gucken...
Ihr seht, bisher geh ich auch trotz viel viel viel Einsamkeit nicht unter. Aber: über mehr Telefonate oder Verabredungen (geht ja inzwischen wieder) würde ich mich trotzdem unheimlich freuen :-))) Meldet euch gern mal! Und ab Samstag gibt’s dann bestimmt auch wieder was Neues zum Tratschen ;-)
Ergänzung: davon wollte ich eigentlich schreiben, aber irgendwie ergab es sich anders. Egal :-D Ich hab groß Inventur gemacht die letzten Wochen. Nicht in der Wohnung, in der wird bei mir eh immer ausgemistet, sondern im Leben. Und da kommen immer mehr Wünsche und Träume zum Vorschein. Daher jetzt auch endlich das mit dem Chor. Aber ich hab noch so viele mehr. Ob ein Leben für all das reicht? Keine Ahnung. Aber erstmal sammeln und dann mal sehen. Nur... einiges würde mein aktuelles Leben ganz schön umkrempeln.
-Ich würde gern einen richtigen Blog haben, noch lieber aber würde ich ein Buch schreiben.
-Ich würde gern promovieren.
-Ich würde gern ein Sabbatical machen.
-Ich träume noch immer von ein bisschen mehr Zeit in Neuseeland.
-Ich würde gern eine eigene Wohnung haben.
...
Und das sind nur die, die mir sofort einfallen, die ich euch hier so erzählen mag. Aber es sind soooo viel mehr!!! Was macht man bloß mit all dem? Ich bin gerade am Erfassen und Priorisieren. Und ihr so?
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