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Ich bin zuhause. Körperlich. Mehr nicht. Bisher.
Hab vorgestern mit einer Bekannten geschrieben. Die war sich sicher, wenn ich erst mal ausgeschlafen hätte, würde ich mich direkt wieder wohlfühlen in Hamburg, in meiner Wohnung, in meinem Leben. Als sie es schrieb war ich sicher, dass es nicht so sein würde. Weder Schlafmangel noch Jetlag sind der Punkt.
Hab gestern mit einem Freund telefoniert. Der war sich sicher, ich müsste glücklich sein, endlich wieder in meinem Bett zu schlafen und endlich ein paar Tage allein zu sein und Ruhe zu haben. Als er es sagte war ich sicher, dass ich es nicht bin. Wenn ich mich wohlfühle, schlafe ich auch in fremden Betten in Gesellschaft fremder Menschen gut und die Stille, die so schlimm ist, dass sie auf meine Stimmung drückt hier zuhause, konnte ich noch nie ab. Ich bin ein sehr geselliger Mensch. Ich hab das Leben an Bord mit viel Action und Menschen um mich rum geliebt, mit abends quatschen mit der Kollegin von Bett zu Bett vorm Schlafen.
Nicht alle Menschen sind gleich. Aber ich scheine eher eine seltene Version zu sein. Denn alle erwarten, ich müsste glücklich sein, zurück zu sein und könnte einfach dort weitermachen wo ich im Dezember aufgehört habe. Aber so ist es nicht. In mir arbeitet es gewaltig. Seit letztem Jahr Neuseeland bewegt mich jede meiner privaten Reisen und jeder Urlaub, weil es in mir arbeitet, rattert, rumort. Selbst 4 Tage Edinburgh waren so und selbst meine 5 Tage private Verlängerung New York waren so. Und der Musicalworkshop erst recht.
Ich hab auch mit Maike und Tanja telefoniert. Maike versteht mich sowieso immer :-))) und Tanja und ihr Freund kommen selbst gerade erst von einer 3,5 monatigen Reise zurück. Auch sie fühlt wie ich. Wahrscheinlich noch viel mehr als ich. Diese beiden Telefonate taten sehr gut. Erfahrungen austauschen, verstanden werden, von ähnlichen Gefühlen hören.
Ich finde kaum Worte, um zu beschreiben, wo für mich der Unterschied zwischen meinem einen und meinem anderen Leben besteht. Aber das muss ich auch nicht. Ich muss es verstehen. Und das tu ich immer besser. Am Ende ist es nicht wichtig, ob meine Freunde es verstehen. Aber mir muss es wieder gut gehen. Meine Eltern klammere ich bei dem Gedanken gleich mal direkt aus. Wobei ich mich wirklich über das Telefonat mit Malte gestern gefreut hab. Ich vermisse Omi. Mit ihr würde ich jetzt gern reden können. Sie würde mich verstehen und mir beim Sortieren meiner Gedanken helfen und zusammen mit mir mögliche Lösungen durchsprechen. Das glaube ich jedenfalls. Zu ihr hatte ich immer ein besseres Verhältnis als zu meinen Eltern. Sie hat mich immer verstanden. Doch im Beisein von Opi waren Malte und ich immer Kinder. Da wären solche Gespräche nie entstanden. Egal wie alt wir waren. Und dann war er plötzlich weg. Aber Omi war schon zu krank, als dass ich mit ihr noch reden könnte. Ich hätte gern einmal mit ihr richtig geredet, so von Erwachsener zu Erwachsener. Doch das geht nicht mehr. Man kann nicht mehr reden. Sie fehlt mir so sehr :-((( Ich bräuchte ihren Rat. Ich suche und suche nach meinem Platz in dieser Welt, kämpfe und strampel, acker mich ab, gebe alles und mich selbst fast auf und doch finde ihn einfach nicht.
Aber das alles muss wieder erstmal warten. Ich muss warten. Ab jetzt ist Wahlkampf. Ja, ich steh auch auf dem Stimmzettel für die Bürgerschaftswahl. Nur in Altona. Also ohne jede Chance. Die CDU findet, ich soll mich geehrt fühlen und überglücklich sein und als Dank wieder mal mein letztes Hemd und alle Freizeit und erdenkliche Kraft geben in den nächsten 4,5 Wochen. Nach allem, was in den vergangenen 1,5 Jahren passiert ist und in Anbetracht dessen, wer da sonst so weiter oben auf der Liste hofiert wird, obwohl ich mich seit über 16 Jahren aufopferungsvoll engagiere, empfinde ich das Ganze als Hohn. Tja, so ist das nunmal: entweder die anderen gewinnen oder man verliert. Nur, dass ich allmählich Gott sei Dank vieles finde, was mir nur Spaß macht und bisher völlig ohne Schlammschlacht und Kampf auskommt. Ich hab ja nichts gegen Wettbewerb. Aber ich bin so veranlagt, dass mir Fairness über alles geht. Vielleicht gibt es sie in der Politik sogar auch. Nur leider bekomme ich persönlich davon nichts mit... :-( Und für das alles soll ich also tagaus, tagein mein eigenes Leben, freudige Unternehmungen, vielleicht sogar wertschätzende Gespräche hintenan stellen? Ganz ehrlich? Meine Reisen verändern mich. Und diese Veränderungen haben langsam aber sicher auch Auswirkungen auf meinen Alltag. Und liefern hoffentlich Input für meine Zukunft. Ach Omi, was würdest du tun?!?
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