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Corona
Ich muss hier einfach mal ein paar Gedanken festhalten, weil das alles so eine besondere Situation ist...
Nun arbeite ich seit 12 Tagen im Homeoffice. Nach Tag 2 war ich nochmal einen Tag im Büro. Das war der Tag, an dem unser Chef verkündete, wir könnten ins Homeoffice wechseln, wenn uns das lieber wäre. Das war der 16.03. Weil ich schon einen Laptop hatte und unbedingt die Gesellschaft dabei unterstützen wollte, die Infizierungen einzudämmen, bin ich sofort am Abend ins Homeoffice umgezogen. Einiges an Technik lief nicht direkt (ich habe einen neuen Laptop), daher war ich Mittwoch nochmal im Büro bei der IT. Donnerstag hat mir ein Kollege dann einen meiner Bildschirme aus dem Büro vorbeigebracht, das wäre mit dem Rad nicht zu machen gewesen, Freitagabend hab ich als keiner mehr da war noch meine Tastatur nachgeholt. Samstag habe ich dann meinen permanenten Arbeitsplatz am Schreibtisch aufgebaut. Da kann alles stehenbleiben, mittags und abends. Und ich habe den Bildschirm vor der Nase und einen ordentlichen Stuhl. So kann man arbeiten. Inzwischen hab ich mich auch an den Anblick gewöhnt, denn von Bett aus die Arbeit zu sehen, ist so gar nichts für mich. Die ersten Tage waren komisch. Es fühlte sich an wie eine Ausnahme. Ganz komisch. Morgens an den Schreibtisch zu gehen statt aufs Rad zu steigen war eigenartig. Aber endlich mal konnte ich mit ordentlich Konzentration arbeiten, kein dauerquasselnder Kollege gegenübersitzend. Freiheit. Und gleichzeitig Vogelkäfig. Nichts mehr mit reisen, Urlaub machen, in eine andere Stadt fahren. Geht alles grad nicht. Leider. Aber es ist richtig so. Wenn es nur hoffentlich auch hilft!
Am Donnerstag und Freitag vorletzte Woche war ich einkaufen. Ich hatte mir eine komplette Liste gemacht was ich da hab und für wieviele Mahlzeiten es reichen würde und hab noch etwas aufgestockt bzw. Lücken gefüllt. Das Ergebnis danach: ein voller Kühlschrank und laut Liste Essen für bis zu 30 warme Mahlzeiten, wenn ich die allseits beliebten Nudeln mit Pesto und TK-Ware mitzähle, die ich eh zuhause hatte. Ebensoviel Brot und Butter. Wasser, Brotaufstrich und Milch würden zuerst alle werden und nicht so lange reichen. Und frische Sachen natürlich auch nicht. Wegen meiner Fruktoseintoleranz habe ich aber eh nie viel Obst und Gemüse auf Vorrat, sondern kaufe eher gezielt für die Essen ein. Dann würde das zur Not auch ohne das gehen. Und auch ohne Milch und Wasser. Ist eben eine Ausnahmesituation. Ich wusste ja nicht was kommt und wollte so autark wie möglich sein. Ein echter Hamstereinkauf war es allerdings nicht. Nur einfach 2 Wocheneinkäufe an 2 aufeinander folgenden Tagen. Dazu gabs noch 2 neue Exit-Puzzle und einen Zauberwürfel. Gegen Langeweile.
Gott sei Dank kann man immer noch einkaufen und wird es wohl auch weiterhin können. Und Spazierengehen darf man auch. Seit heute einer Woche allerdings nur noch mit Leuten aus seinem Haushalt oder einer fremden Person, auf 1,5m Abstand. Ich hab mir letzte Woche jeden Tag etwas zu erledigen vorgenommen, was draußen stattfindet, damit ich rausgehe. Und einen Abend war ich spazieren. So ging es ganz gut. Dieses Wochenende hab ich viel zuhause gemacht, vor allem sehr gründlich geputzt, Fahrradbremsen erneuert und gebügelt. Was man halt so tut, wenn alles aufgeräumt und ausgemistet ist und absolut nichts anliegt.
Die vergangenen 2 Wochenenden davor hatte ich stundenlang mit einem Freund gechattet und auch mal telefoniert, da ging die Zeit sehr schnell rum und es war so schön, ihn so endlich mal besser kennen zu lernen. Eigentlich kennen wir uns seit 2009, aber zuletzt live gesehen haben wir uns auch damals und wirklich angefangen uns kennenzulernen haben wir eigentlich erst jetzt. Naja, Dank Corona ist eben eh alles anders, höchste Zeit, längst versäumtes endlich nachzuholen. Und es ist eh alles anders irgendwie. Wobei ich ja auch sonst viel mit Freunden chatte. Aber gerade ist das umso wichtiger. Denn ich sehe ja live niemanden mehr groß. Einkaufen will ich auch nicht öfter als nötig. Weniger Kontakte = weniger Risiko. Aber dieses Wochenende war bei uns irgendwie nichts groß mit chatten. Hatte mich wirklich schon die ganze Woche drauf gefreut, aber irgendwie passte es nicht. Schade. Hoffentlich bald wieder. Dafür war ich mit Alex verabredet: Spaziergang in der Sonne mit Sicherheitsabstand. Schon komisch. Aber es tat gut, mal wieder einen engen Freund live zu sehen und zu sprechen. Überhaupt einen bekannten Menschen zu sehen. Den Sonntag davor war ich noch bei Malte und seiner Freundin Kuchen essen, auch schon draußen bei großer Kälte und auf Abstand. Aber wir drei dürften uns aktuell gar nicht mehr zu dritt sehen. Alles komisch. Und sehr einsam. Ich versuche jeden Tag mit jemandem zu telefonieren, damit ich nicht total vereinsame. Ihr wisst, ich bin ein sehr sozialer Mensch. Ich brauche Menschen um mich und Gespräche, um mich wohl zu fühlen. Auf dem Schiff wollte ich nie ins Bett, weil ich nichts verpassen wollte. Nach Wochenenden bei der KAS oder mit dem DAV war ich wie auf Entzug danach, erschlagen von der Stille zuhause. Ja, ich kann Stille und Zeit mit mir selber. Sehr gut sogar. Aber nicht als Dauerzustand.
Vor einigen Tagen hat Neuseeland die Grenzen dann auch dicht gemacht und mir hat es fast das Herz gebrochen. Vergangenen Samstag begann dort die Rückholaktion der Bundesregierung. Ich selbst bin nur 10 Wochen vorher von dort zurückgekommen. Aber irgendwie ist es wie eine andere Welt, wie ein anderes Leben. Es ist alles wie ein schlechter Film mit viel zu pessimistischem Drehbuch. Wann werde ich wieder reisen dürfen, wann darf ich wieder zurück in mein geliebtes Neuseeland? Das wird alles noch sehr lange dauern fürchte ich. Und dann wird nichts mehr sein wie es einmal war. Die Wirtschaft wird sich verändern, die Politik, die Menschen, die Art wie wir uns begegnen. Alles wird anders sein. Fürchte ich.
Klar, es gibt Lichtblicke, manche meiner Telefonate sind riesige Lichtblicke, sie sind Momente voller Freude, große Lacher, kleine Anekdoten, riesige Zeitgeschenke, zum Teil von Freunden mit Kindern, die zuhause auch viel Trubel haben, an mich, die ich hier alleine sitze und ich weiß jedes einzelne davon wirklich sehr zu schätzen. Auf diesem Wege vielen vielen Dank all meinen Freunden, die sich Zeit zum Chatten und Telefonieren nehmen, mit denen ich gemeinsam grübeln und lachen, diskutieren und in Erinnerungen schwelgen darf!!! Ohne euch wäre das alles so viel schwerer auszuhalten.
Aber ich will nicht zu sehr jammern, denn immerhin arbeite und verdiene ich aktuell noch Vollzeit. Das ist wirklich ein Geschenk, denn viele um mich rum sind schon auf Kurzarbeit runter, ja sogar der Rest meiner Familie ist schon zuhause oder wird ab nächster Woche zuhause sein. Das ist wirklich hart. Dass ich voll arbeiten kann ist also ein Geschenk, ein Privileg. Das weiß ich. Denn es hilft nicht nur dem Konto, sondern es hilft vor allem auch dabei, dass der Tag rumgeht. Nach vielen Monaten Arbeitslosigkeit weiß ich sehr genau wie es ist, wenn man arbeiten will, aber nicht darf. Es ist furchtbar und sehr zermürbend. Ich wünsche mir so für meine Freunde und Familie, für uns alle, dass es bald wieder bergauf geht!!!
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