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Eine Kajak-Tour mit Guide zur nächsten Bucht, morgens um acht Uhr, war die Planung. Der Guide fehlt, Ron - unser Nachbar, Chef des Tourismusbüros und Flossenverleiher - versucht es mit Whatsapp, telefonieren und mit persönlicher Ansprache. Nach einer Weile taucht ein Mensch auf, das ist aber nicht der Guide, aber der Geldkassierer. Markus baut mittlerweile einen zusammengebrochenen Teil einer Lavasteinmauer auf. Er benötigt jetzt Beschäftigung und schichtet Stein um Stein passgenau nach oben auf. Dann taucht Tino auf, der Guide, der spanisch spricht, aber nicht englisch. Kein Problem für uns: Markus hält sich raus oder quatscht auf Deutsch rein, Bettina versucht alles und holt das Beste an Sprachvermögen und Geduld aus sich heraus und Tino wird immer redseliger. Ob er zum Schluss Zeit schinden will um mehr zu verdienen, altes deutsches DM-Geld zeigen oder eintauschen will, ob er über etwas ganz anderes redet, ob er uns unterhalten will oder gar mag - wir wissen es nicht. Es bleibt im spanischen Sprachdunkel für immer verborgen.
Jedenfalls hat er uns sicher durch Brandung, Untiefen (haha) und starke Strömungen bis fast aufs offene Meer geleitet und uns den besten Blick vom Meer auf Floreana ermöglicht. An der Bucht „La Loberia" entdecken wir drei Galapagos-Pinguine - ganz kleine, pfeifende, blitzschnelle Kerlchen. Wie schön - bisher kennen wir die nur von den Arbeitsblättern in der Schule! Immer wieder mal taucht ein Wasserschildkröt-Kopf neben uns auf und wir werden kurz betrachtet.
Zurück am Haus gibt es ein zweites Frühstück und danach machen wir uns zu Fuß auf den Weg zu dieser Bucht. Da geht es über erkaltete Lavaströme zur kleinen Halbinsel mit Muschel-Korallenstrand und wir schnorcheln die Felsen ab. Irgendwo müssten wir doch einen Meer-Iguanodon beim Algenfressen entdecken können… haben wir aber nicht. Dafür haben wir die Pinguine wiedergesehen, eine Meeresschildkröte beim Schlafen, kleine Riffhaie, viele, viele große und kleine bunte Fische, zwei Rosa Flamingos,Braune Pelikane, ein Geschwader Blaufußtölpel beim Fische jagen, durch die Luft gleitende Fregattvögel, Finken, Heuschrecken und Lavaeidechsen. Aber keinen Mensch, nur wir. Sogar der Fotoapparat ist heute im Streik.
Als es dunkel wird, zeigt uns Ingrid (unsere Vermieterin) das familieneigene, kleine Museum über die mysteriöse und halsbrecherische Geschichte der Familie und wir lernen Mutter Wittmer kennen (eine sehr förmliche Dame mit deutschen Werten aus den 1930er Jahren). Diese hat im Hochland Fleisch besorgt, unserer „Zwangs-WG" frisches Hackfleisch geschenkt und so beschließen unsere beiden russischen Mitbewohner heute für ein gemütliches Abendessen zu sorgen. Sie kaufen teuren Rotwein (billigen gibt es auf der Insel nicht), kochen Nudeln mit Hackfleischsoße, zünden die Kerzen an und decken liebevoll den Tisch. Und so verbringen wir den Abend mit globalen Reisethemen, den deutschen und russischen Problemen (und fehlenden Lösungen) und finden uns plötzlich in einer ganz anderen Welt wieder. Ja, man könnte auch mal nach Russland fahren…
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