Ich will wieder zurück auf die Straße ...
Schon um fünf Uhr heute nacht war ich hellwach und habe mir auf meinem Gaskocher einen Chai-Latte aus der Tüte fabriziert. Die Ureinwohner in der Nachbarschaft waren auch schon laut am "kommunizieren" und ein paar streunende Hunde gaben eine "Bellsonate in Kläff-moll" zum Sonnenaufgang von sich.

In Katherine läuft es eben anders ab morgens ...

Um halb acht habe ich noch für die nächsten Tage im Supermarkt eingekauft, Snacks, Getränke und Obst (dazu später mehr).

Den Bullie habe ich noch bis zum Stehkragen mit günstigem Sprit befüllt, weil im Outback steigen ja leider die Preise immer etwas.

Gegen halb neun rollte dann die Bullie-Parade in Richtung Western Australia auf dem Victoria Highway gemütlich los.

Eigentlich darf man auf dieser einspurigen, teilweise überfluteten Schlaglochpiste 130 Stundenkilometer schnell fahren. Rein physisch ist das mit entgegenkommenden Roadtrains, kreuzenden Rindern und Känguruhs eine Wahnsinnsgeschwindigkeit.

Ich finde das manchmal brenzliger als bei uns auf der dreispurigen Autobahn 230 Sachen zu fahren.

Gegen 11:00 Uhr hat mich dannn auch noch die Müdigikeit gepackt und ich musste erstmal zwei Stunden auf einem schattigen Rastplatz BuBu machen bevor es weitergehen konnte.
Ich denke die schlaflose Bali-Rückflugnacht hängt mir noch nach.

Also gegen 13:00 Uhr ging es dann weiter nach Westen ins Victoria River Escape, einer Flußlandschaft mit roten Felshängen, dem Victoria River, Sümpfen und den sehr urig aussehenden "Bottle-Trees" deren Stämme teiweise ausserirdisch wie aufgeblasene Riesenballons aussehen. Die Bäume können in diesen Stämmen anscheinend Flüssigkeit für die Trockenzeit speichern. Einige kontrollierte Buschbrände gab es auch wieder zu sehen.
Mein Fahrzeuginneres roch danach immer wie ein Pfadfinderlager.

Gegen 15:00 Uhr habe ich in Timber Creek im Croc-Inn eine Kaffepause mit "Presskaffee" gemacht. Die gute alte "Bodrum-Methode". Heisses Wasser auf das Kaffepulver und dann langsam das Sieb in der Glaskanne nach unten pressen. Das ergab knapp zweieinhalb Tassen Kaffee für 2 Dollar - Echte Balipreise also heute im Outback. Nur leider nicht beim Sprit. Die Landschaft wurde von Minute zu Minute "australischer" Rote Felsen, bizzarre Bäume und unheimliche Wasserläufe (Krokodile ???)

Um 16:30 war es dann soweit die Grenze zu Western Australia kurz vor Kununarra war erreicht.
Die Grenzkontrolle fiel hier sehr ungewöhnlich aus.
Ich wurde freundlichst und ausgiebig begrüßt ( Ich war ja auch der Einzige weit und breit) und vom Officer eingehend nach evtl. mitgeführtem Sattgut, Obst, Pflanzen, Blumenerde, Honig, Ochsenfröschen, Kuhzecken etc. befragt.

Ich sagte ihm, daß ich nur ein Kilo Birnen, 250 Gramm Kirschtomaten und ein Pfund kernlose Trauben von meinem morgentlichen Einkauf im Kühlschrank hätte, das aber alles beste, stolz in Australien hergestellte und verpackte Produkte seien. Nütze mir aber trotzdem nix - Der ganze Vitaminkomplex wurde konfisziert und mein Bullie vom Officer gründlich und eingehend untersucht. In alle Schränke und Bänke hat der Mann reingelugt. Ich kam mir vor wie an der ehemaligen innerdeutschen Grenze bei Helmstedt im Winter 1984, nur es war schöneres Wetter heute. Nach dem Ende der Rohkost-Razzia verabschiedete der Officer mich noch freundlich und hat meine schönen Einkäufe in sein Zollhäuschen geschleppt.Der Kerl leidet bestimmt nicht unter Vitaminmangel und seine Ehefrau macht abends für das ganze Dorf tonnenweise Obstsalat. Naja - s*** happens !!!
Nach ein paar Kilometern geht es links ab zum Ord River Dam und dem aufgestauten Lake Argyle.
Die Strecke dahin führt durch eine wunderschöne Landschaft. Hier wurden unter anderem die Aussenaufnahmen zu dem Film "Australia" mit Nicole Kidman & Hugh Jackman gedreht.

Am See angekommen habe ich bei Sonnenuntergang um halb sechs ( hier wird die Uhr wieder 90 Minuten vorgestellt ) noch ein paar tolle Fotos gemacht und danach meinen Campingplatz am See direkt für zwei Nächte gebucht.

Nach einem Steakburger und einer Dose XXXX Gold werde ich nun auch schon wieder müde.

Morgen früh werde ich eine dreistündige Bootstour auf dem Stausee unternehmen und nachmittags nochmal ein bischen trekken. (Ich bin ja schon ganz eingerostet)

Gute Nacht und bis morjen.

Gerd