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Fortan lautet unser Motto: home is where you park it.
Nach einer herzlichen Verabschiedung von Ern & Bella im regnerischen Manly bei 17 Grad freuen wir uns auf die bevorstehenden Eindrücke und Abenteuer in Neuseeland. Nach einem gut 3-stündigen Flug und 2h Zeitverschiebung landen wir definitiv am anderen Ende der Welt in Christchurch. Die erste Nacht verbringen wir im Hotel. Die Gaumenfreude eines Frühstücksbuffets lassen wir uns natürlich nicht nehmen nach so langer Zeit. Schnell sind Scrambled Eggs & Bacon mit viel Wonne verspiesen, die im letzten Moment noch entdeckten Schoggi-Muffins sind ein Traum - so ein Traum, dass sie in Mehrzahl verspiesen werden (natürlich wieder nur von mir) und prompt ein hässliches ‚mir-ist-sooo-üüübel'-Souvenir für die nächsten 6 Stunden hinterlassen. Ich lerne es wohl nie! Schon mein Opi hat immer gesagt: alles mit Mass und Ziel. Er hat mir so vieles beigebracht, aber das mit dem Mass halten hat irgendwie nicht ganz geklappt .
Wie auch immer. Um 10 Uhr werden wir von der Autovermietung abgeholt und zu unserem zukünftigen Zuhause gebracht. Freude herrscht! Endlich haben wir unser ‚4w-slrh' (4wheel-small leading restaurant & hotel) und können losdüsen. Aber halt - natürlich müssen wir das slrh zuerst mal richtig füttern, sonst wird das nix mit dem ‚private restaurant'. Nach 1.5h im Food-Einkaufstempel sind wir gerüstet für 2 Monate Krieg, Sturm, Dürre oder was auch immer und können endlich losfahren. Wir entscheiden spontan entgegen unserer geplanten Route zuerst einen Abstecher in Richtung Norden nach Kaikoura zu machen. Dort gibt's einerseits eine wunderbare Küste die erwandert werden will, und andererseits - wehn wundert's - den besten Crayfish und darauf wollen wir nicht mehr länger warten. Nach zweistündiger Fahrt erreichen wir das hübsche Küsten-Städtchen. Für unseren Neuseeland-Start gönnen wir uns einen Crayfish-Teller in einem hübschen kleinen Restaurant. Obschon wir nachträglich mal wieder sagen müssen, ‚selbst gekocht hätts besser gschmeckt'... Was aber allgemein lässig ist hier in Neuseeland wie auch schon in Australien, sind die vielen BYO-Lokale. Man kann die eigene Flasche Wein mitbringen und zahlt dafür umgerechnet pro Flasche ca CHF 4.-- Zapfengeld. Das macht natürlich Spass, weil jedes Glas Wein vom Restaurant schon mindestens doppelt so viel kosten würde. Nach dem Essen setzen wir uns wieder in unser slrh und suchen uns einen netten Ort zum schlafen. Wir finden ein traumhaftes Plätzchen direkt in einer kleinen Bucht am Armers-Beach. Neben uns stehen noch 2 kleine Campervans in der Nähe aber sonst nur Natur, Wellenrauschen und eine wunderbare Abendstimmung am Himmel.
Nach einer eher schlaflosen Nacht auf etwas zu kurzen, harten und kühlen Betten in der Alkove gibt's einen ersten wärmenden Kaffee direkt am Meer. Schlaf hin oder her - wir würden gegen kein Hotel auf der Welt tauschen wollen! Wer hätte das gedacht... Wer uns kennt (oder vielleicht eher mich, Alex ist ja generell sehr flexibel), hätte es wohl nicht für möglich gehalten, mich eines Tages fürs Camper-Leben begeistern zu können. Aber es ist WUNDERBAR! Wunderbar, wenn man erleben darf, wie sich die eigenen Prioritäten und Wunsch-Destinationen verändern, wie der Wunsch nach Komfort plötzlich drastisch fällt (naja, wir sind ja immerhin noch Komfort-Camper hihi) und ganz andere Werte wichtig werden und erfüllend sind.
Wir machen an diesem Tag unsere erste Küstenwanderung und sind schlicht überwältigt von der Szenerie. Zur einen Seite der grell-türkis-farbene Pazifik, zur anderen Seite den Blick in die hohen weiss-verschneiten Berge, davor Kühe am weiden. Verrückt... Fast wie in der Schweiz aber mit einer riesen Portion Exotik. Die Farben sind komplett anders - es ist einfach wie im Märchen. Es ist Natur pur...
Als wir von unserer Wanderung nach knapp 3 Stunden zurück zum Motorhome kommen, trauen wir unseren Augen kaum. Da hat sich in der kurzen Zeit eine halbe Stadt um unser slrh gebildet. 3 kleine Rolling-Restaurants die Fisch und Meeresfrüchte in allen Varianten gegrillt, frittiert, im Sandwich, als Salat etc. anbieten. Drum herum eine kleine Gartenwirtschaft mit etlichen Tischchen, sowie einen richtigen Latte-Caravan. Ein kleiner Wohnwagen der vom Latte Machiato bis zum Cappucino alles anbietet. Ein wirklich witziger Anblick nach der absoluten Ruhe die wir am Morgen verlassen haben. Leider haben wir es versäumt ein Erinnerungsfoto zu machen. Neben unserem Home steht noch ein Campervan von einem jungen Franzosen-Pärchen. Wir geniessen zu viert noch einen Apero, jeder bringt zu Tisch was er dabei hat, so kommen wir rasch ins Gespräch während wir ein Käse- Fleisch-Plättchen, Bier und Wein geniessen (das Bier lehnen wir nach wie vor dankend ab. Die NZ-Weine sind einfach spitze!).
Am Nachmittag ziehen wir weiter. Wir fahren wieder zurück nach Christchurch und weiter östlich auf die Banks Peninsula nach Akaroa. Ein kleines Stück Frankreich auf dem Boden Neuseelands auf einer Halbinsel. Die Fahrt erstreckt sich entlang den Kraterrändern eines 12 Mio. Jahre alten abgesunkenen Vulkans. Leider ist ‚free camping' da nicht erlaubt und wir müssen wohl oder übel auf einen offiziellen Campground. Es ist schon später am Abend, das Benzin neigt sich langsam dem Ende zu. Wir entscheiden uns für einen etwas alternativen Campground 6km ausserhalb Akaroa's auf der Onuku Farm. Was sind schon 6km, das schaffen wir auch noch, tanken können wir dann morgen. Natürlich war grad gar nirgends geschrieben, dass diese 6km auf und ab, fast einer senkrechten Pass-Strasse entsprechen. Ich hab mal wieder fast einen Herzinfarkt. Hätte mich schon zu Hause mit unserem rassigen 4x4-Auto kaum da hoch getraut. Aber mit diesem Monster-Motorhome?? Ahh..... Aber Alex meistert auch diese Situation wie gewohnt absolut ruhig und äusserst souverän. Auf dem Campground angekommen hat er zwar die Kurve etwas gar scharf geschnitten (2,5cm fehlten und entweder wäre die Farm ohne Dach gewesen oder unser Motorhome horizontal halbiert und wir hätten im Cabrio übernachtet). Aber selbst diesen noch ungewohnten Stress-Zustand lässt Alex (fast) im gewohnten Ruhepuls verharren. Die Sicht von da oben ist unglaublich. Das schöne Wetter der ersten beiden Tage scheint sich langsam zu verabschieden. Es kommt ein bitterer Wind auf der uns einerseits im Hochbett ziemlich hin- und herschaukelt (wer unseren Blog schon länger verfolgt - Andrea und Wind ist eine schlechte Kombination) und andererseits die Heizung auf Hochtouren laufen lässt. Mitten in der Nacht erwachen wir beide weil es empfindlich kühl ist. Die Heizung hat den Geist aufgegeben. Oh Gott... wie war das? Die läuft doch mit Diesel? Uuuh... ist uns nun doch noch das Benzin ausgegangen??? Nun - wir können die Situation mitten in der Nacht nicht ändern, morgen wird es eine Lösung dafür geben. Der Morgen kommt, der Motor springt an, was wollen wir mehr. Nach einem ausgiebigen Frühstück ganz sicher zur nächsten Tankstelle - das war uns eine Lehre - nochmals mit viel Glück davon gekommen.
Das Wetterglück bleibt auf unserer Seite, es ist trocken, wenn auch etwas bedeckt. Zurück im Dorf erkunden wir uns nach schönen Wandertouren. Wir entscheiden uns für die ‚round the mountain'-Tour die herrliche Sicht verspricht. Angegeben mit 4-7 Stunden Laufzeit je nach Kondition, scheinbar ein easy-walk ohne erforderliche Fitness. Nach 15 Minuten stöhnen und keuchen wir fast senkrecht den Berg hinauf und denken nur: OJE... wir sind ja mal gespannt, wie die sportlichen Neuseeländer ‚low condition und good condition' definieren. War aber alles nicht so schlimm und die Mühe absolut wert. Eine gigantische Sicht, einerseits über die Banks Peninsula, auf der anderen Seite wiederum den Pazifik im Blickfeld. Gegen 15 Uhr wird es sogar noch richtig sonnig und heiss, auch in Neuseeland kann jeder Tag 4 Jahreszeiten beinhalten.
Da wir unbedingt Wasser auffüllen müssen sowie Toilette und Abwasser loswerden sollten, entscheiden wir uns für einen offiziellen Campground der alles bietet. Nach der Ankunft lassen wir uns natürlich die Idee eines Aperos in der Sonne nicht nehmen. Die Jobs sind schnell verteilt, ich bin für das Füllen der Weingläser sowie dem Zaubern eines Apero-Plättlis zuständig, Alex sollte rasch rasch die beiden Camping-Stühle und das Tischchen aus unserer Garage zaubern. Lange Gesichter - alles in Einzelteile in Säcke verpackt. Der Tisch umfasst 7 Bauteile ohne Anleitung. Aber schnell verfallen wir in schallendes Gelächter - stellen im Turbo-Eilgang hochprofessionell das komplizierte Tischchen auf. WIESO? Lustige Geschichte. In Botswana im letzten Oktober hatten wir auf unseren Safaris ja jeweils am Vormittag sowie am Nachmittag eine Kaffe-Pause resp. Einen Sundowner-Apero. Alle Guides mussten jeweils für diese Pausen eben genau dieses Modell von Tischchen aufstellen. Wir staunten jedes Mal wie total ineffizient dieser blöde Tisch ist bist der schlussendlich steht. Aber nach 2 Wochen, sprich 28x Zuschauen, konnten wir nun natürlich dieses Modell in geschätzten 48 Sekunden Wackel-Sicher aufstellen.
So verbringen wir den frühen Abend mit harter Arbeit ... Alle elektrischen Geräte wieder aufladen, Alex ist für Wasser -Entsorgung und -Besorgung zuständig sowie fürs Wäsche waschen. Da hab ich es doch schon viel besser. Ich mache mich in der Cuisine zu schaffen, geniesse Strom und fliessend Wasser um allerlei Leckereien vorzukochen und einzufrieren für die Kriegs- und Dürretage abseits jeglicher Zivilisation haha... Am nächsten Morgen ist dann noch der wortwörtliche Scheiss-Job dran. Toilette leeren und reinigen an der Dump-Station. Klar wurde uns erklärt wie das funktioniert, einen DVD mit Anleitung hätten wir auch noch, aber brauchen wir natürlich nicht... Als es dann soweit war - war uns etwas bange. Keiner will das Resultat schliesslich aus versehen über seinen Jeans verteilen. Glücklicherweise ist an der 2. Dump-Station ein Camper-Profi. Wir verstecken uns hinter unserem slrh und beobachten wie die Detektive -aus sicherer Distanz zwischen Seitenfenster und -Spiegel- ganz genau wie er das macht, um anschliessend völlig cool und absolut profi-mässig unsere Toilette zu reinigen. Yess... wir kommen dem absolut relaxten Camper-Glück jeden Tag ein bisschen näher.
Am nächsten Morgen fahren wir weiter südwärts und machen einen Abstecher ins Landesinnere nach Lake Tekapo. Ein ganz speziell schöner See mit einem herrlichen Farbschauspiel. Feinster Felsstaub, durch Gletscherabrieb entstanden und von einem der zahlreichen Gebirgsflüsse in den See geschwemmt, sorgt er für ständig wechselnde Farben. Von leuchtendem Grün, dunklem Blau und strahlendem Türkis, ein echtes Naturspektakel. Wir entscheiden uns hier wiederum für eine Natur-Campsite die ausser einer Plumps-Toilette nichts zu bieten hat. Aber uns gefällts. Viel Natur und nur ein paar wenige low-comfort Camper auf dem Platz. Nach einem herrlichen kleinen Apero-Plättchen mit Feta-Käse, Oliven, Rosmarin-Cracker und Basilikum-Hummus-Dip, mach ich mich ans Kochen. Mitten in der Wildnis geniessen wir ein perfekt leckeres Rindsfilet zubereitet auf dem Gas-Camper-Herd mit frisch gekochtem Ratatouille. Dazu ein Glässchen Rotwein - das Glück ist auf unserer Seite. So lässt sich der Abend anschliessend wunderbar mit Blog-Schreiben beenden. Am nächsten Morgen wollen wir den schönen Lake natürlich noch von oben sehen. So marschieren wir nach dem Frühstück auf den Mount John und geniessen die herrliche Weitsicht. Später geht die Reise weiter nach Glentanner, ca. 18 Km vor dem Aoraki-Mount Cook National Park, wo sich der letztmögliche Campground befindet. Glücklicherweise kommen wir dabei an der über die Region hinaus bekannten Mountain Salmon Farm vorbei. Wir lassen uns diese Chance natürlich nicht entgehen und kaufen uns dort allerbesten, frisch gefangenen Sashimi-Lachs für unser Dinner (auch Campen kann man noch äusserst genussvollJ).
Der nächste Morgen schenkt uns einen stahlblauen Himmel ohne jegliche Wolke. Wir fahren in den National Park und machen eine 3,5h Wanderung. Der Weg ist voll mit allen möglichen Nationen in Wanderschuhen. Doch die Israelis bilden hier heute definitiv die grosse Masse. Wir bestaunen aus nächster Nähe die eisigen Hänge des Mount Sefton sowie in der Ferne die Ausläufe des Tasman Glaciers und geniessen die Sicht auf diverse tiefblaue Bergseen. Was für ein Tag. Am Nachmittag fahren wir wieder in Richtung Küste nach Moeraki. Angekommen wollen wir zuerst die bekannten Moeraki Boulders bestaunen. Doch leider ist gerade High Tide und die kugelrunden Felsen liegen im Wasser was nicht ganz so imposant ist, wie bei Ebbe. Nun, wir haben Zeit und beschliessen einfach morgen nochmals zu kommen. Wir leisten uns heute wieder einmal ein Restaurantbesuch. Das ‚Fleurs Place' in Moeraki, eine kleine äusserst charmante Fischerbeiz ist längst kein wirklicher Geheimtipp mehr, steht das Fleurs doch bereits in fast jedem Reiseführer. Doch das Fischer-Stübchen konnte sich dennoch seinen ursprünglichen Charme bewahren. Von einer sehr sympathischen Familie werden wir kulinarisch mit den besten je gekosteten riesigen Green-Lipp-Mussels verwöhnt. Der Beizer hat uns angeboten, unser ‚Zuhause' für diese Nacht auf dem Restaurant-Parkplatz abzustellen. Ein extrem verlockendes Angebot, näher am Meer geht kaum. Doch ist der Wind so stark, dass dies wohl wieder eine schlaflose Nacht gegeben hätte. Wir entscheiden uns dem Meer für heute den Rücken zu kehren und stellen unser Zuhause in einem schönen dichten Wald ab. Geniessen ein gutes Glas Rotwein und die Ruhe um uns herum.
Morgen geht es weiter südwärts. Wir freuen uns auf weitere Highlights und wünschen euch ein schönes Wochenende.
Herzlichst
Andrea & Alex
- comments
Manuela Heieiei, was für ein Leben!!! Wie im Film! Andrea, du schreibst echt gut und kurzweilig! Komme nicht oft zum Lesen, aber gerade jetzt würde Ich echt gerne mit euch Tauschen;-) Das erinnert mich sooo an unsere Amerika-Reise, als wir noch ledig und kinderlos waren! Alles Gute und weiterhin viele tolle Erlebnisse!!! mmegsj
Claudio ...das macht richtig 'gluschtig' auf mehr - und damit meine ich nicht nur die erwähnten leckereien! Wie war das nochmals mit Campen & cervelat? Geniesst es; ich freue mich auf den nächsten eintrag. Herzlich grüsst euch Claudio
Christian Ciao a tutti! Das ist ein Leben!!! :-), wir reisen gedanklich mit. Wir waren ja ein Jahr in den USA mit einem Camper. Natur pur, tolle Erlebnisse gemeinsam geniessen, schlemmen, improvisieren, die Enge des RV teilen, Routen planen, das Wetter nehmen wie es ist, gute und schlechte Tage zusammen erleben, Was will man mehr! Genau! Immer sooooo weiter machen....
Sandra Surbeck Lieber Alex, liebe Andrea es macht so viel Freude ein bisschen an euren Abenteuern teilzuhaben. Teilweise steigt echt der Neid in mir auf. Die Dumpingstation hat bei uns auch immer viel Spass gebracht. Immer lässig und nicht wie die Anderen Turis mit Handschuhen... Ich freue mich weitere Geschichten. En dickä Drücker us Uschter und nomal es riiiisäää Happy Birthday Sandra