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Fjordland / Te Anau - Manapouri
Nach unserem Milford-Sound Ausflug wurde das Wetter noch viel schlechter. Es ist zwar Hochsommer, aber am nächsten Morgen sind die Bergzipfel verdächtig weit runter weiss verschneit. Es ist empfindlich kalt, aber glücklicherweise haben wir eine kleine Heizung im Camper. Trotz dem üblen Wetter wagen wir uns kurz an die frische Luft. Machen am Vormittag einen ‚Dorf-Rundgang', kochen uns einen feinen wärmenden Risotto zum Lunch und gönnen uns anschliessend mal wieder ein Mittagsschläfchen. Der Tag ist ja noch lange für all die ‚Pendenzen' die wir an diesem Schlechtwettertag in Angriff nehmen wollten (und da gibt's so einige .... Vor allem liegt mein Italienisch-Grammatik-Büffel-Buch seit anfangs Dezember nie weiter als 1 Meter von mir entfernt und wartet. Und wartet. Grrrr... - die Zeit rennt und ich bin waaaaahnsinnnnnig guuuut im Ignorieren. Da würde ich IMMER den 1. Preis gewinnen) ...
Am Nachmittag wird es dann endlich minim wärmer und der Wind legt sich mal etwas zur Ruhe. Also keine Zeit für Pendenzen. So nutzen wir die Chance, überwinden unseren Schweinehund und laufen noch etwas am See entlang. Wir haben uns vorgenommen bei jedem Wetter möglichst täglich mind. 10 Kilometer zu laufen oder zu wandern oder was auch immer. Weniger Wein - Mehr Bewegung. Und die Zeit ist das einzige, was (uns davon) rennt hahaha....
Der nächste Tag beginnt endlich wieder mit freundlichem Wetter, aber der eiskalte Wind ist wieder unser Begleiter. Da gibt's nur eins: schnelles Wandern - das wärmt! Wir fahren nach Manapouri zum gleichnamigen See und lassen uns von einer kleinen alten Wucher-Kröte (sorry, ich kann dieses KIWI-Manndli nicht anders nennen) für 20 Dollar p.P. auf die andere Fluss-Seite motorböötlen. Ca. 50 Meter Luftlinie - 40 Dollar für 2 Personen!!!! Aber ein Ruderboot mieten bei dieser Strömung wäre definitiv KEINE gute Idee gewesen, abgesehen von den sicher sehr unterhaltsamen Zeilen die es in den Blog geschafft hätten, hätten wir das Abenteuer überhaupt überlebtJ.
Auf der anderen Seite angekommen starten wir unsere Lookout-Kurzwanderung. Angegeben mit 3-4 Stunden - es ist kalt, wir sagen der Wucher-Kröte er soll uns genau in 3 Stunden wieder abholen. Das schaffen wir schon. Ich hab keine Lust in dieser Kälte total verschwitzt an seinem kleinen Wucher-Böötli-Anlegeplatz auf die Kröte zu warten... Also LOS geht's... ich hab schon nach 10 Minuten das Gefühl, dass die drei Stunden nie reichen werden! Also Tempo erhöhen hihihi... der Weg ist wirklich wie vorgewarnt veeeeeerrryyy steeeeeep!! Wir ziehen uns im bestmöglichen Ferrari-Tempo die Sträucher am fast senkrecht aufsteigenden Berg hoch, durch 100 matschige Tümpel, immer schneller, immer höher, immer schnaubender, immer röter - aber irgendwann sind wir oben. Oh.... wir haben gut 1.5 Stunden gebraucht - trotz vermeintlichem Ferrari-Tempo und der Rückweg ist einiges weiter. Also Energie-Riegel rein und zack-zack-zack den Berg wieder runter.
Ha. Wir haben noch 10 Minuten Vorsprung vor der Kröte. Sie kommt auch pünktlich. So hat sich unser 40-Dollar-Sport-Ausflug wenigstens gelohnt. Nach einem Zmittag im Camper ist Alex aber grad so ‚out-of-order', dass er die Gelegenheit nutzt sein Bett zu küssen während ich schnell im Supermarkt einkaufe. Anschliessend sind wir beide wieder tief befriedigt. Alex hat 30 Minuten Schlaf gekriegt, ich meinen vollen Kühlschrank. Die Ehe-Harmonie ist wieder voll Ying und Yang
Back in Queenstown/Arrowtown
Wir beschliessen dem eisigen Fjordland-Wind zu entkommen und fahren zurück in Richtung Queenstown. Kurz nach unserer Abfahrt sehen wir von weitem mal wieder einen Autostöppler am Strassenrand. Sieht etwas aus wie ein ‚Reserve-Heiland' (Äxgüsi... aber ist wirklich so). Langes, sehr langes dunkelblondes Haar, langer dunkelblond verfilzter Bart, einen riesenlangen Holz-Wanderstock und ein Monster-Rucksack. Alex ist etwas skeptisch... Ich sag: ‚hey wir waren schon dreimal soooo froh hat uns jemand mitgenommen, der wird uns schon nicht überfallen.' Sicherheitshalber überlasse ich aber dem Pilgerer charmant meinen Beifahrersitz und verkrieche mich in den hinteren Teil des Campers. Sollte er auf Alex los gehen, hätte ich noch unsere Küchenwaffen griffbereit. Er ist aber ein ganz harmloser, ultracooler, wen auch nicht ganz so wahnsinnig fein riechender Typ (mit ziemlich schönen Augen - wie ich aus der hinteren Camper-Ecke beobachten kann während er mit Alex schnattert. Hmmmmmm.. ‚buschpriges' knackiges Bürschchen unter der Dreckschicht hihihi). Ja Alex - das nächste Mal nehmen wir ein junges Girl mit - aber nur eine, die auch mit fettigem übelriechendem Haar in den Camper kriecht.
Ein Australier der als Outdoor-Trainer arbeitet und gerade auf Weltreise ohne Geld ist. Total unabhängig. War gerade 10 Tage alleine laufen im Outback. Hat nicht mal ein Zelt mit dabei sondern nur eine Blache die ihn gegen den schlimmsten Regen schützt. Als Bett sucht er sich jeweils ein schönes Moos-Plätzchen in den Wälder. Reisen tut er nur als Autostöppler, Geld für Busse oder so hat er nicht. Und er erzählt uns aus seinem Leben. Das war ganz witzig. Ich war aber auch froh, als wir ihn und seinen leicht muffeligen Rucksack der bestimmt noch nie eine Reinigung in den letzten 10 Jahren erlebt hat, wieder absetzen durften. Wir waren ja sooooo cooool, dass wir den mitgenommen haben. G'day mate.... Awesome!!!!!!!
Unser Tag neigt sich dem Ende entgegen. Wir suchen uns ein lauschiges Freecamp-Plätzchen zwischen den Bäumen am Lake Hayes. Wunderbar. Wenn nur die Äste im Wind nicht so fies an unserem Dach kratzen würden. Wir fallen trotzdem bald in einen herrlichen Tiefschlaf.
Am Samstag- Morgen machen wir auf unserer Weiterfahrt nochmals Halt in Arrowtown. Da haben wir, oder besser Alex, noch eine Mission. In Arrowtown gibt's eine Filiale vom ‚Patagonia' (ihr wisst ja mittlerweile - das Schoggi- und Kalorienhaus). Aber nix gibt's umsonst: mit dem ‚weniger Wein' klappts erst mässig, mit den 10 km-Bewegung sieht's auch nicht besser aus - also Patagonia = Wandern. Wir machen eine schöne rund 8 Kilometer lange Runde zum Aussichtspunkt über Arrowtown und anschliessend geht's zum Crème Brülleee-Genuss (für Alex) ins Patagonia.
Central Otago
Wir fahren weiter durchs Gibbston-Valley, eine ziemlich bekannte Weingegend mit vielen wunderschönen Weingüter (die nebst Tastings natürlich auch leckere Speisen anbieten). Aber nix da, wir haben unsere Vorsätze schon wieder gebrochen (feine Desserts, keine 10km-Läufe) da bleiben wir doch wenigstens beim Weintasting hart. Also noch etwas schneller fahren und keinesfalls rechts und links gucken... Die Gegend ist auch alkoholfrei absolut schön! Nach dem Gibbston Valley kommt aber die grosse Öde der Region Central Otago. Eine riesige Fläche, zwei Stunden Fahrt, sehr karg, das sind wir uns gar nicht gewohnt von Neuseeland. Das im Lonely Planet gelobte Dörfchen ‚Clyde' entpuppt sich als totales Altersheim, sämtliche Einwohner sind grad beim Bowling-Spiel und ausser einem Café aus dem letzten Jahrhundert gibt's hier wirklich gar nichts Erwähnenswertes. Wir fahren weiter bis nach Naseby - ebenfalls grad wieder zum vergessen - aber hier hat's einen schönen Campground am Waldrand. UND ES IST WARM. RICHTIG WARM. T-SHIRT TEMPERATUR BIS SPÄT IN DEN ABEND.
Der Sonntag - 26. Januar - beginnt wie vorausgesagt mit starkem Nieselregen. Das ist etwas ganz ekliges hier. Es regnet nicht in richtigen Tropfen, sondern eher so ein starker Sprühregen der dann aber von allen Seiten kommt. Wir packen unser ‚Wärli' zusammen und fahren los. Heute haben wir wieder eine Mission. Und sie ist wie geschaffen für einen verregneten Sonntag. Wer unseren Blog seit der ersten Neuseeland-Reise verfolgt, dem sagt ‚Fleurs Place' allenfalls etwas. Ja!! Unser Lieblings-Restaurant an der Küste in Moeraki. Wir feiern am 28. Januar unseren Hochzeitstag. Da dies ein Dienstag ist, hat das Restaurant leider geschlossen. So feiern wir vor. Für einen guten Restaurantbesuch brauchen wir im Moment etwas zu feiern, sonst sparen wir uns das Geld lieber (wenigstens hier versuchen wir vernünftig zu sein).
Nach einem wunderbaren Lunch (und einem herrlichen Mittagsschläfli) verlassen wir die Küste wieder - unsere heutige Mission können wir ja abhacken- und fahren landeinwärts bis nach Otematata. Das heutige Wetter ist wieder so, dass wir den Camper nur für Notfälle (wie Restaurant-Besuche hihi) verlassen. WIEDER nichts mit dem 10 Kilometer Tagesmarsch, schön blöd. Dafür haben wir abends viel Zeit um in Erinnerungen an unsere letzte Neuseelandreise zu schwelgen. Da fällt uns doch zufälligerweise ein, dass heute der 26. Januar ist!!!! Genau vor einem Jahr haben wir uns entschieden, definitiv und Hals über Kopf in die Schweiz zurück zu fliegen um ins Piemont zu düsen und uns die Cascina Grassi anzuschauen.
Am 26. Januar 2013 haben wir Nägel mit Köpfen gemacht und schon mal komplett überstürzt unser ganzes Bank-Konto leer geräumt und davon Euros gekauft. Zu gross war die Panik, dass wir aufgrund eines Euro-Kursanstieges die Cascina gar nicht mehr kaufen könnten wenn wir denn wollten. So habe ich an diesem Morgen vor einem Jahr Alex mit einer halben Herz-Baracke geweckt mit den Worten: ‚Schaaaatz ich han grad mit allem wo mir händ Euros kauft!' uuuuuh... Das war eine Früh-Morgen-Handlung die seinesgleichen sucht. Die Moral von dieser Geschichte? HA, wir hatten ja noch einen ganz anderen Grund im ‚Fleurs Place' fein zu essen und eine Mission zu erfüllen, dafür mussten wir ja noch gar nicht unseren Hochzeitstags ‚Essensgutschein' verbrauchen.
Lake Benmore / Lake Pukaki / Lake Tekapo
Der Montag beginnt zum Glück mit strahlend blauem Himmel. Wir fahren zum nahegelegenen ‚Lake Benmore Dam' und kraxeln da den Hügel hoch um die unheimlich schöne Rundum-Sicht zu geniessen. Unser Programm geht dann eigentlich schon weiter mit der nächsten Mission. Ja wieder was Kulinarisches! Aber unsere beiden Gourmet-Tempel in Neuseeland liegen ja nun halt leider sehr nahe beieinander und den Hochzeitstag-Schlemmer-Gutschein haben wir ja glücklicherweise nun doch noch. Unser nächstes Ziel ist der Lake Pukaki. Da steht neben der Touristen-Information der ‚Aoraki Salmon Farm'-Shop mit den aller- allerbesten Lachs-Sashimi die wir je irgendwo gegessen haben. Also ist das Lunch-Menü auch für heute bereits wieder eine fest beschlossene Sache. Wir schwelgen im Lachs und werden noch ganz lange von dieser Qualität zu Butterbrot-Preisen träumen...
Da unser Vormittags-Spaziergang eher was für unsportliche Rentner war, müssen wir heute schon nochmals ein bisschen los. Wir wandern noch ein Stündchen oberhalb des wunderschönen, türkisfarbenen Lake Pukaki und geniessen die unheimlich klare Fernsicht zum tief verschneiten Mount Cook. Unser Tag endet auf dem Campground in Twizel in der Hoffnung, dass auch die kommenden zwei Tage wirklich so schönes Wetter bringen wie versprochen!
Unser Hochzeitstag mit ‚Anlauf-Schwierigkeiten'
... Es ist endlich Sommer in Neuseeland - Hurra! Unser Hochzeitstag startet mit wolkenlosem Himmel. Endlich ein Tag an dem wir es wieder einmal schaffen werden unseren selbstauferlegten 10 Kilometer-Fussmarsch zu absolvieren. Alex hat uns sogar eine fiese 21 Kilometer lange Wandertour auf den Pyramide Saddle inkl. dessen Umrundung mit zwei Flussdurchquerungen ausgesucht. So etwas richtig richtig Fieses für einen Feiertag. Voller Vorfreude (trotzdem) fahren wir zum Parking und Start der Wanderung. Die Sonne brennt schon früh morgens stark vom Himmel. Als wir uns frohen Mutes auf den Weg machen stellen wir relativ rasch fest, dass die ersten 4-5 Kilometer (und somit auch die Letzten) einer kerzengeraden Strasse folgen, quer durch die landschaftliche Einöde ohne jegliches Pflänzchen, Bäumchen oder Büschchen in der Nähe. Neeee.... Uns wird bewusst, dass wir von den vorgesehenen 21 Kilometer fast die Hälfte und somit gegen 2 Stunden einfach nur auf dieser langweiligen Strasse laufen werden. Wir schauen uns an und sind uns einig: das kann's nicht sein! Also zurück zum Auto und direkt zum Ausgangspunkt der Wanderung, die eigentlich für den nächsten Tag vorgesehen war.
Der Weg dahin führt uns über 6 Kilometer schmalste und kurvenreiche Gravel-Road entlang des Sees. Wenn uns da nur niemand entgegen kommt. An ein Aneinander-Vorbeikommen wäre hier nicht zu denken! Wir haben Glück und bleiben alleine. Auf dem Parkplatz wo die Wanderung beginnt angekommen, ist die Freude gross. Die Aussicht auf den Mount Ben Ohau sieht schon von unten super aus, auch die Vegetation sagt uns zu. Das wird ein steiler aber schöner Aufstieg. Wir folgen den ersten drei Wanderweg-Marker und stehen dann weiter ratlos da. Bereits 400m entfernt vom Parkplatz wissen wir nicht mehr weiter. Keine weitere Wegmarkierung mehr. Wir suchen eine volle Stunde nach dem weiteren Weg da wir uns einfach nicht nochmals geschlagen geben wollen. Nix. Überall wo wir hinlaufen enden wir entweder vor einem sehr hohen Stacheldraht-Zaun oder vor einem buschigen Wald der so dicht ist, dass wir nicht mal roppend unter den Büschen durchkämen. So was gibt's nicht! Wir müssen tatsächlich zum zweiten Mal aufgeben an diesem Tag. Von unserem ursprünglichen Wanderstart um 08.30Uhr sind wir weit entfernt, mittlerweile ist es fast 11.30 Uhr, die Sonne brennt und die Wander-Ideen sind uns ausgegangen. Ziemlich enttäuscht machen wir dafür nochmals Halt bei der Sashimi-Salmon-Farm und trösten unseren Frust mit SashimisJ. Die Stimmung hebt sich dann rasch wieder. Schade, dass an diesem total wolkenlosen Tag unser 10-Km Marsch wieder ins Wasser fallen wird aber wir beschliessen in diesem Fall halt weiter zu fahren ins nächste Wandergebiet. Unsere Hoffnung bleibt, dass auch der nächste Tag nochmals sonnig und warm wird.
Nach dem schönen Lake Pukaki erreichen wir nach 45 Minuten Fahrt den fast ebenso schönen und türkisfarbenen Lake Tekapo. Da waren wir vor zwei Jahren im Herbst schon einmal, an einem niesel-regnerischen, grauen und windigen Tag. Wir erinnern uns, dass wir damals auf den Mount John gelaufen sind um etwas warm zu kriegen. Wir entscheiden spontan, dass wir ja wenigstens schnell da hochlaufen könnten um oben einen Cappuccino zu trinken. So wären wir doch wenigstens noch etwas gelaufen. Nach 45 Minuten erreichen wir das Café oben auf dem Mount John, das 360 Grad -Panorama ist einfach gigantisch. Wir entscheiden uns dafür den Rückmarsch über den Lakeshore-Weg in Angriff zu nehmen. Eine schöne kleine Tour entlang des Sees und dank diesem Zusatz-Marsch erreichen wir heute tatsächlich 11,73 Lauf-Kilometer - Juhui - es hat wider einmal geklappt mit unserem Vorsatz und schön war's auch noch - und ziemlich abwechslungsreich - der heutige Hochzeitstag.
Wir sind nochmals in den schönen Peel Forrest nähe Geraldine zurückgekehrt. Hier wollen wir heute eine Rundwanderung auf den Little Mount Peel starten. Der Wanderbeschrieb hat uns sehr gereizt mit den Hinweisen; sehr ‚steep' und nur für ‚experienced trampers' geeignet. Wir müssen doch wissen, was die KIWIS damit meinen.
Das Wetter zeigt sich bereits morgens um 9 Uhr von der hochsommerlichen Seite, so steht unserem Vorhaben nichts im Weg. Nach den ersten 10 Minuten kommen wir zwar mal wieder ins Rotieren was den Wegverlauf betrifft, aber irgend so ein schlauer Wanderer hatte wohl Mitgefühl mit den Wanderkollegen die verzweifelt nach dem richtigen Weg suchen ohne vorhandene Markierung und hat deshalb Plastiksäcken an die Bäume gebunden. Aha. Wir sind also nicht falsch und müssen tatsächlich ein Stückweit im Bachbett runter laufen. IM nicht neben. Im.. Das ist ganz normal in Neuseeland und man sollte lieber erst gar nicht versuchen, KEINE nassen Füsse zu kriegen, denn dann wird man ganz bestimmt Ganzkörpernass mit einer Bauchlandung im Bachbett. Also einfach durchmarschieren als wär's eine normale Strasse!
Nachdem wir zum zweiten Mal einen kleinen Fluss durchquert haben geht's dann wirklich aufwärts. Aber so richtig. Beinahe senkrecht den Wald hinauf. Der nächste Tritt ist nicht selten hüfthoch, wir sind dankbar für alle Wurzeln und Lianen-ähnlichen Gewächse am Weg. Nach einer Stunde lassen wir den schattigen Wald hinter uns. Wir haben bereits 500 Höhenmeter bewältigt und stehen am Grad der Bergkette. Fortan geht es von Hügel zu Hügel der Ridgeline entlang hinauf. Im Ganzen benötigen wir vier anstrengende Stunden für den Aufstieg und bewältigen am heissesten Sonnentag knapp 1300 Höhenmeter. Bis auf die erste Stunde im Wald treffen wir nur noch auf Buschland ohne jeglichen Schutz vor der für einmal gnadenlos runter brennenden Sonne. Die Aussicht ist während der ganzen Buschwanderung absolut überwältigend. Doch gilt unsere Aufmerksamkeit zu 100% dem nicht ganz einfachen Weg. Die Büsche sind meist hüfthoch, den schmalen Weg (zwei Füsse breit) sieht man zwischen den Büschen kaum. So stolpern wir eher dahin als galant den Berg rauf zu laufen. Mit dem ersten Fuss unbemerkt auf die langen Halme treten, um sich dann mit dem zweiten Fuss direkt darin zu verhedern und fast ständig zu stolpern wie ein Trottel. Das kostet Energie. In den letzten 45 Minuten bis zur Hütte wird dann meine nicht ganz vorhandenene Schwindelfreiheit arg geprüft. Mein Blick konzentriert sich angestrengt auf den Weg und nur auf den Weg. Rechts und Links geht es fast senkrecht runter ins Tal, hinter uns ebenfalls. Das geht fast in die Kategorie ‚Free Climbing'. Von Stein zu Stein kraxeln wir uns mit Füssen und Händen nach oben. Die Erleichterung ist gross als wir das Mini-Hüttchen welches auf einem Felsvorsprung steht, erreichen. Noch selten hat ein Sandwich und eine Tafel Schoggi so gut geschmeckt!
Das war eine wirklich ganz schöne, aber äusserst anstrengende Tour. Etwas grenzwertig auch bez. Wasserverbrauch. Wir dachten, 4 Liter sollten da ausreichen, aber 3.5 Liter brauchten wir schon bis wir oben waren. Die zwei Stunden Marsch auf dem glücklicherweise technisch sehr viel einfacheren Rückweg waren dann doch fast ein Spaziergang gegenüber dem Aufstieg. Aber 1300 Höhenmeter müssen trotzdem erst einmal wieder runter gelaufen werden.
Der Mittwoch-Morgen zeigt sich wieder von der kreativen neuseeländischen Wetterseite. Bei strahlendem Sonnenschein, Shorts und T-Shirt wasche ich schnell unsere Frühstücksteller und -Tassen ab und als ich fünf Minuten später aus der Küche komme, weht mir ein garstiger Wind entgegen und der Himmel hat sich dunkelgrau überzogen. Gut, wir lassen weitere Wanderungen Wanderungen sein und beschliessen einen weiteren Reisetag zurück an die Küste einzulegen.
Mittagspause und ein Schläfchen gibt es am Waikuku-Beach. Hier ist auch ein schöner Küstenwanderweg aber der Wind rollt uns schon die Söckchen runter wenn wir nur einen Schritt aus dem Auto machen. Also Wanderung gegen ein Mittagsschläfchen eintauschen - das klappt wunderbar - wir werden vom Wind in den Tiefschlaf geschaukelt.
Weiter geht die Fahrt bis nach Gore Bay. Ein total abgeschnittenes Küsten-Dörfchen bestehend aus Ferien-Batches der KIWIS und einem einfachen Campground. Hier gibt's keine fremden Touristen. Diese blochen die Fahrt von Christchurch jeweils bis Kaikoura direkt durch, gemäss Reiseführer und Strassenatlas gibt's eigentlich nichts zu sehen auf dieser Strecke. Unser Glück. So kommen wir immer mal wieder zu unentdeckten Plätzchen. Den nieselregnerischen Abend ohne Mobile- und WIFI-Empfang funktionieren wir kurzerhand in einen Kinoabend um. Wir nehmen unseren Laptop hoch in unser Schublädli und schauen einen italienischen DVD-Film welchen wir extra mitgenommen haben, um unsere mühsam erlernten Italienischkenntnisse nicht grad wieder ganz zu vergessen weil wir hier nur englisch sprechen. Dummerweise ist der Film wohl italienisch gesprochen, hat aber nur deutsche Untertitel zur Verfügung. So bleibt der erwünschte Lerneffekt dann doch eher aus.
Kaikoura
Unser nächstes Ziel heisst Kaikoura. Kaikoura ist hauptsächlich bekannt als Zwischenstopp für Wal- und Delphin-Schiffsausflüge sowie den leckeren Crayfish den es entlang der Küste von Kaikoura bis nach Blenheim überall fangfrisch zu kaufen und zu geniessen gibt. Wir geniessen ein etwas bescheideneres Mittagessen mit Fish & Chips und Green-Lip Mussels und fahren anschliessend weiter bis kurz vor Blenheim zur Marfells Beach. Hier gibt es einen wunderbaren Campground vom DOC direkt am Meer, weit weg von der Strasse. Und das Wetter ist eindeutig besser als in Kaikoura wo wir eigentlich zum wandern hin wollten.
Über die nächsten zwei Tage gibt es nicht so viel zu berichten. Wir warten immer darauf, dass sich unser Wanderziel ‚Mount Fyffe' endlich von den grauen Wolken und dem Nebel befreien kann, damit wir eine aussichtsreiche Wanderung in Angriff nehmen können. Wir schaffen unser Vorhaben mit den täglichen 10 Kilometer wandern oder laufen knapp oder eher nicht, jeweils aber wenigstens mit 300 -500 zurückgelegten Höhenmeter je Kurzwanderung. Am einen Tag haben wir gut 7 Kilometer erreicht, wollten es aber unbedingt noch auf die 10 Kilometer schaffen. Es ist uns dabei nix schlaueres in den Sinn gekommen, als abends vom Campground noch ins Städtchen zu laufen um ein Glas Wein zu trinken. Che bravi... wir haben es auf 10.2 Kilometer gebracht an diesem Tag und haben dafür unser Vorsatz vom weniger Trinken wieder über den Haufen geworfen. Wir können's drehen und wenden wie wir wollen - unsere Vorsätze sind irgendwie nicht kompatibel miteinanderJ.
Wenn es schon von unseren Grau-Wetter-Tagen nichts Interessantes zu Berichten gibt, so wenigstens ein paar Dinge die uns an den Neuseeländer aufgefallen sind:
- der neuste ‚Schrei' ist momentan der ‚Drive-In' oder ‚Drive-through'. ALLES kann man via Drive-In oder -through machen... Beispiele:
Tomatoes 4 sell -> drive in!' oder ‚fresh farm eggs - welcome drive through' Liquor Market- Drive In! - Überall kann man mit dem Auto direkt rein fahren ohne auszusteigen. Das ist der neue Fitness-Trend hier!
- Zum Thema Umweltbewusstsein gibt's ein paar Minus-Punkte. So sehr die KIWI's ihre Natur lieben, so wenig kümmern sie sich um sonstigen Müll und -Umweltverschmutzungen. Da muss ich grad lachen, wenn ich jeweils die Plastik-Tütli-Diskussion -Verbot oder nicht Verbot - in der Schweiz verfolge. Wenn wir hier einkaufen gehen, ignoriert jede Kassen-Dame mitgebrachte Tragtaschen generell. Es gibt IMMER NEUE. Und zwar NICHT eine. Sondern die 6-er Schachtel Eier kriegt einen Sack, 1 Liter Milch und Orangensaft kommen ebenfalls in einen eigenen Sack, die zwei kleinen Käselein sowieso und die neue Büchse Kaffe kriegt auch einen eigenen Sack - der würde sich ja sowieso nicht gut mit O-Saft oder Käselein verstehen... Die spinnen hier wirklich! Es gibt keinen Tag wo wir nicht mindestens mit 5-7 neuen Plastik-Tragtaschen zurück in unser Camper kommen und unsere bescheidenen Einkäufe ausräumen.
- Und dann gibt's da noch die leidige Geschichte mit dem laufenden Motor (wobei wir uns das ja ein bisschen von den neuen Tschinggeli-Freunden gewohnt sind). Wenn ein Kiwi mit seinem Wagen anhält und weiss, dass er spätestens in 15 Minuten wieder weiter fährt kommt der defintiv nicht auf die Idee, den Motor in dieser Zeit abzustellen. Ganz unabhängig davon ob wir 1 Meter dahinter gemütlich in unseren Campingstühlen sitzen und grad die frische Luft von Neuseeland so gelobt haben.
Und wenn ich schon am motzen bin dann muss ich mal wieder das Camping-Volk tadeln... Echt Leute... Camping ist ja easy und total unkompliziert. Und wir haben uns alle gerne und sind automatisch alle ‚Freunde'. Aber biiiitteeee...! Muss das wirklich sein, dass ihr alle eure ältesten schlabber-schlubber-liebestöter Pijamas überstreift, lange bevor ihr ins Bett geht? Hüfteschwingend und lächelnd im verschlampten Kartoffelsack-Outfit zur Toilette schlarpt? Ein kleines bisschen Stolz und Stil kann man sich doch selbst beim Campen erhalten. Ich mein, es ist ja nicht so, dass ihr euch jetzt vorstellen sollt, wie ich jeweils im seidenen Nachthemd über den Campingplatz stolziere. Nein auch ich mag's bequem und unkompliziert. Aber die ältesten Stoff-Fetzen kann man sich ja auch noch nach dem Zähneputzen überstreifen - Nicht? Ach einfach üüüübel dieser Anblick wohin man schaut ...
So fertig gelästert. Es ist Montag-Morgen und der Himmel zeigt sich tatsächlich von der wolken- und nebellosen Seite, inkl. unserem Mount Fyffe - unserem heutigen Tagesziel. Er steht da vor uns in höchster Pracht - ziemlich imposant. Klar klingen 1600 M.ü.M. nicht gerade nach einem hohen Berg. Aber es gilt immer zu bedenken, dass wir hier an der Küste sind und unsere Märsche bei 0m.ü.M. beginnen!
Wir stehen extra früh auf und laufen bereits um 06.45 Uhr los. Heute gibt's einen heissen Sommertag, da wollen wir möglichst vor der grossen Hitze oben sein. Die Route ist mit 5 Stunden für den Aufstieg gekennzeichnet, mittlerweile haben wir ziemlichen Respektvor solchen Zeitangaben, da wir die Richt-Laufzeiten selten unterbieten können. Aber die Strecke ist technisch ausnahmsweise mal extrem einfach, ein strassenähnlicher Weg führt fast bis zum Gipfel welchen wir in 3h20 relativ ‚frisch' und entspannt erreichen. Die Aussicht da oben ist einfach gigantisch! Nach einem frühen Lunch geht's wieder runter. Und da können wir trainieren wie wir wollen - bei 1600 Höhenmeter abwärts spüren wir einfach unser fortschreitendes Alter in den Knien und Hüften. Aber schön war der Tag und das geduldige Warten aufs schöne Wetter hat sich echt gelohnt!
Wir senden Euch herzliche Sommer-Grüsse vom anderen Ende der Welt,
Andrea und Alex
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