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Liebe Freunde, Verwandte und Bekannte,
Die Zeit fliegt so dahin und Monate vergehen wie im Handumdrehen. Bis zum Besuch meiner Familie und der anschließenden Kirgistanreise bleiben nur noch ein Monat und langsam muss man sich schon an den Gedanken des nahenden Abschieds gewöhnen.
In Deutschland warten neue Aufgaben und Herausforderungen und meine Zeit in Kirgistan neigt sich dem Ende entgegen. Doch verbleiben zwei hoffentlich schöne und spannenden Monate, die ich noch ganz genießen will...
Der Monat Juni zumindest war ein äußerst vielversprechender erster Sommermonat, den ich fast ausschließlich in Bischkek verbracht habe. Gleich zu Anfang stand eine abwechslungsreiche und interessante erste Woche an. Nadjeschda und VIA entsandten mich als einzigen Nadjeschdafreiwilligen auf das zentralasiatische Waldorfseminar in Bishkek. In einer angemieteten Schule trafen sich viele Pädagogen und Interresierte aus ganz Zentralasien (hauptsächlich Kasachstan und Kirgistan), um sich über die Waldorfpädagogik auszutauschen und Workshops durchzuführen. Die Dozenten kamen aus Deutschland, Russland und Kasachstan und auch ich hatte Aufgaben zugewiesen bekommen. Unter anderem war ich als Helfer in einem Workshop eingeteilt, übersetzte ein Seminar mit deutschem Dozent ins Russische und war für Technik und Auf- bzw. Abbau zuständig. Eine anstrengende aber hochspannende Woche, in der ich viele Leute auch aus anderen Ländern kennen lernen konnte.
Anschließend ging es wieder zurück in den Schulalltag, allerdings mit etwas anderen Spielregeln. Im Juni wurde kein richtiger Unterricht mehr abgehalten, sondern das so genannte Sommerlager fand statt: Da in Kirgistan die Ferien eigentlich von Anfang Juni bis September gehen wurde auch bei uns nicht mehr unterrichtet, sondern die Zeit anders gestaltet. Es blieb viel Zeit um mit den Kindern Klavier zu spielen, zu singen, Übungen zu machen, zu malen und Ausflüge durchzuführen. Unter anderem gingen wir ins Kino, machten einen Ausflug zu einem nahegelegenen Fluss und die Freiwilligen organisierten einen Ganztagsausflug zum Buranaturm. Da viele Kinder und auch Lehrer aus finanziellen Gründen nur selten die Möglichkeit haben, sich Dinge außerhalb von Bischkek anzuschauen, entschieden wir uns als Freiwillige diesen Ausflug als Abschlussgeschenk den Kindern zu schenken. Für die allermeisten war es das erste Mal, dass sie den Buranaturm sehen konnten und allen hat es gut gefallen. Wir Freiwillige haben zwei Minibusse gemietet und uns um das Picknick gekümmert. Insgesamt ein gelungener Ausflug. Am Freitag hieß es dann auch schon Abschied nehmen von den Kindern, die nun auch in die Ferien gehen. Großteils können die Kinder zu ihren Eltern nach Hause fahren, alle anderen bleiben in der Wohngruppe. Der Abschied fiel mir schwerer als gedacht und war richtig traurig. Über die Zeit sind mir die Kinder sehr ans Herzen gewachsen, was ich am Anfang und vor meinem Jahr nicht gedacht hätte. Für viele ist die Zukunft ungewiss, aber ich werde sie bestimmt mal besuchen können und sehen was für Fortschritte sie gemacht haben.
Trotz der Arbeit blieb auch noch Zeit für Freizeitgestaltung, die wir auch wieder gut genutzt haben. Der erste kleine Ausflug war aber weniger erfreulich als schockierend. Wir besuchten die Müllhalde von Bishkek und wollten uns mal selbst ein Bild vor Ort machen, da wir immer wieder von schrecklichen Zuständen dort gehört hatten. Leider bewahrheiteten sich die Befürchtungen. Es handelt sich um teilweise brennende riesige Plastikberge in denen Menschen nach Müll suchen und sogar wohnen. Eigentlich sollte so eine Situation ja nicht überraschen, dennoch ist das Gefälle zwischen Arm und Reich in Kirgistan immer wieder erschreckend.
Eine weitere Aktion drehte sich auch um das Thema Müll. Eine Gruppe japanischer Freiwilliger veranstaltete eine Müllsammelaktion auf einem der Aussichtspunkte von Bischkek. Innerhalb kürzester Zeit sammelten wir einen ganzen Lastwagen voll Müll und eine Ende war noch nicht absehbar.
Des weiteren genossen wir das milde Klima im Juni und machten eine große Grillparty in unserem Garten mit vielen Bekannte und Freunden. Wie immer hatten wir in der Wohnung viele Gäste und hielten uns auch oft in unserem kleinen beschaulichen Garten auf. Mein Mitbewohner gingen dann noch für eine Woche auf Reisen und ich hatte das erste Mal seit neun Monaten die ganze Wohnung für mich allein, was schon irgendwie ein komisches Gefühl war. Dank viel Besuch wurde es aber nicht langweilig.
Schließlich bekam ich nach längerem warten endlich das Usbekistanvisum in meinen Pass geklebt und meine Flugtickets liegen auch schon im Schrank. So kann es am 1. Juli zusammen mit meinem kirgisischen Freund Ormon endlich für sechs Tage losgehen.
Meiner Reise steht nichts mehr im Wege...
Viele Grüße und einen schönen Sommer!
Euer Jonathan
- comments
Till Sehr fesselnder und emotionaler Bericht. Freu mich sehr darauf die Stadt kennen zu lernen!
Monika Kompliment Jonathan , deine Berichte und deine Aktivitäten sind großartig. Viel Spaß in Usbekistan und wir freuen uns schon sehr auf unsere gemeinsame Zeit. Vielen Dank für Deine Rundbriefe