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9. Rundbrief
Liebe Freunde, Verwandte und Bekannte,
der 1. April hat dieses Jahr ganz ohne Scherze angefangen, obwohl der Brauch eines kleinen Späßchens am ersten Tag des Monats durchaus auch hier gepflegt wird. Trotzdem hat es in diesem arbeitsreichen Monat nicht an Spaß gemangelt. Da es weder Feiertage noch Ferien gab, beschränkte sich unserer Freizeitprogramm auf das Wochenende. Ich habe Bischkek und vor allem das ganze kulturelle Programm noch mal ganz neu kennengelernt. Mittlerweile ist man mit den verschiedenen Angeboten schon ganz gut vertraut und weiß wo man suchen muss. Highlights waren der Besuch im Ballett „Giselle" und ein Jazz-Festival mit Weltklasse- Musikern.
Ein weniger erfreulicher Tag war 07.04 April, an diesem Tag jährte sich die blutige Revolution von 2010. In den Medien wurden die Bilder der Straßenschlachten gezeigt, bei denen in Bischkek fast 100 Demonstranten von der Polizei erschossen wurden. Natürlich war dieses Thema in aller Munde und auch auf dem Hauptplatz versammelten sich Angehörige und trauerten um ihre Opfer (meist noch Kinder und Jugendliche).
Auf der Arbeit gab es wie immer viel zu tun und Langeweile war nicht in Sicht. Uns wurde die Aufgabe zugeteilt ein Musikseminar für die Mitarbeiter von Nadjeschda abzuhalten und Conny und ich machten uns gleich an Samstagvormittagen auf der Suche nach unserem musikalischen Talent. Nach zahlreichen Proben hatten wir ein ordentliches Programm zusammen und konnten die ersten Freitags- und Samstagsseminare erfolgreich absolvieren. Auch unter der Woche gab es noch eine neue Aufgabe: Jeder Freiwillige arbeitet jetzt noch zwei Abende im Monat in einer der Wohngruppen von Nadjeschda.
Des weiteren Stand nun auch wieder vermehrt Gartenarbeit auf dem Plan um den Garten wieder aus dem Winterschlaf zu wecken. So pflanzten wir Bäume, Blumen und räumten mal wieder richtig auf.
In meiner Klasse gab es auch Neuerungen: So konnten wir gleich drei neue Schüler/inne begrüßen, die nicht unterschiedlicher sein könnten. Ein Kind mit einer starken psychischen Erkrankung, ein nur körperlich behindertes Kind und ein sowohl geistig als auch physisch eingeschränkter Schüler. Mittlerweile hat man aber schon Routine und sieht die Aufgaben gelassen und freut sich auch auf neue Kinder. Insgesamt haben sich aber alle,nach den gewöhnlichen Startschwierigkeiten, sehr gut eingewöhnt.
Auch in Kirgistan beginnt nun langsam der Frühling. Man kann von richtigem Aprilwetter sprechen. Die Temperaturen schwanken zur Zeit zwischen 27 und 10 Grad. Vor meinen Fenster blüht ein Flieder und Tulpen wachsen an jeder Ecke. Bald wird es wieder richtig heiß...
Langsam wird mein russisch so gut, dass ich mehr und mehr auch Zeitungen im Internet lesen und im Radio die Nachrichten verstehen kann. Da in westlichen Medien Zentralasien generell zu Kurz kommt, hier die wichtigsten Neuigkeit aus Kirgistan:
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Der Eurowechselkurs steht 1 Euro zu 72 Som (Im September noch 1 zu 65), was für uns gut ist macht den Kirgisen schwer zu schaffen: Steigende Preise und Importprodukte werden teurer.
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Die Koalition der Regierung ist geplatzt und eine neue musste gebildet werden (so wie ich das verstanden habe, war ein korrupter Spitzenpolitiker der Grund).
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Die Grenzsituation zu Tadschikistan bleibt schwierig. Kleinere Konflikte sind an der Tagesordnung (Grenzverletzungen).
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Russlands Präsident Putin hat Kirgistan besucht: Beide bekräftigten ihre enge Partnerschaft, im Ukrainekonflikt hält Kirgistan klar zu Russland.
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Friedliche Demonstration rund um den Tag der Revolution.
So viel zu diesem Monat...
Viele Grüße
Euer Jonathan
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