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8. Rundbrief
Liebe Freunde, Bekannte und Verwandte,
schon wieder ist ein weiterer Monat vergangen und es gibt wie immer viel zu berichten:
Der internationale Frauentag am 8. März, wurde mit einem kleinen aber feinen Fest im Kindergarten gefeiert. Conny und ich durften ein bisschen Theater spielen und wie immer viel, viel essen. An diesem Tag werden alle Mütter, Lehrerinnen, Schwestern und Freundinnen geehrt. Auch bei uns durften sich unsere Mitbewohnerinnen über ein Überraschungsfrühstück freuen.
Am Wochenende ging es dann ins Yssik (heiß) Atta Tal, wobei „heiß" etwas übertrieben war. Mit 1.5 Metern Schnee hatten wir nicht gerechnet und so gestaltete sich die Wanderung als echte Herausforderung. Während in Deutschland schon die ersten Blumen blühten, kämpften wir hier noch mit Schnee und Nässe. Leider waren die heißen Quellen im Tal geschlossen, dennoch hatten wir einen schönen Ausflug mit echter Winterlandschaft.
In der Schule ging alles soweit seinen Gang. Aufgrund der schlechten Witterung habe ich eigentlich nur in meiner Klasse gearbeitet und alle Arbeiten die Draußen anstehen, bis auf weiteres verschoben. Mittlerweile hat man schon Routine bei der Arbeit und kann auch eigene Projekte verwirklichen, was erfüllend ist und viel Spaß macht. Mann kennt seine Kinder mittlerweile so gut, dass eine individuelle Förderung immer leichter fällt.
Da das nächste verlängerte Wochenende schon anstand, beschlossen wir zusammen mit unserem Freund Ormon in die südlich gelegene Stadt Osch zu fahren. Osch ist die zweit größte Stadt Kirgistans und ist nur mit dem Flugzeug oder Taxi zu erreichen. So fuhren wir Donnerstags abends mit einem eigenen Fahrer alle zusammen los und kamen nach 700 km, zwei 4000 Pässen und 14 Stunden Fahrt morgens in Osch an. Unserer Fahrer hat unglaubliches geleistet und ist die ganze Zeit mit kurzen Raucherpausen durchgefahren (und zwar ziemlich gut!), während wir die Fahrt großteils geschlafen haben. Angekommen in Osch ging es dann gleich zu den Feierlichkeiten des "Нооруз" Fests. Dabei handelt es sich um das kirgisische Neujahr am 21.03. Sowohl in der Schule, als auch auf den Plätzen der Städte wird dieses Fest ganz im kirgisischen Stil gefeiert und ist deshalb besonders interessant gewesen. Zu dieser Zeit waren wir, wie gesagt, in Osch und schauten uns in einer Arena Reiterspiele an, die ich ja schon mal in einem vorausgegangenen Rundbrief beschrieben habe. Am Nachmittag ging es dann noch auf einen Berg, der mitten in der Stadt steht und von dem man eine wunderbare Sicht auf dies Stadt hat. Osch gilt als die Verbindung zwischen Kirgistan und den angrenzenden Ländern wir z.B. China, Tadschikistan, Usbekistan und das entferntere Afghanistan. Auch deshalb handelt es sich um einen Umschlags platz für Waren und Drogen, die von hier aus bis nach Amerika gelangen. Leider kam es im Jahr 2010 zu blutigen Unruhen zwischen Kirgisen und Usbeken (sie stellen eine große Minderheit dar). Insgesamt wurden um die 1000 Usbeken bei diesem Genozid getötet. Wenn man heute durch Osch läuft ist davon aber nichts zu bemerken und Usbeken leben scheinbar friedlich mit Kirgisen zusammen. Am nächsten Tag machten wir einen Ausflug zu einem Wasserfall der ungefähr nochmal drei Stunden von Osch entfernt gelegen ist. Dort ließen wir selbst mitgebrachte Produkte zu einem leckeren Mittagessen zubereiten.
Schließlich ging es am Sonntag schon wieder zurück nach Bischkek, wobei wir auf der Fahrt noch ein paar kleinere Zwischenstopps einlegen und die wunderschöne Natur betrachteten.
Die Woche nach Osch verbrachte ich im Janus-Korcak-Zetrum mit einer Streichaktion, bei der zwei Zimmern neuer Glanz verliehen wurde. In der Schule waren zu dieser Zeit Ferien.
Außerdem hatten wir noch Besuch von Freiwilligen aus Kasachstan, die sich eine Woche lang Bischkek und Umgebung anschauten. Am Freitag fuhren wir dann noch in eine Partnerorganisation „Sozialdorf Manas" von Nadjeschda, in der alle älteren Menschen, die die Schule bei Nadjeschda beendet haben, in einem Sozialdorf zusammen wohnen. Auch hier arbeiten zwei Freiwillige aus Deutschland. Nähere Informationen unter: http://www.sozialdorf.org/de/willkommen.html
Des weiteren schauten wir uns noch zwei Wahldorfkindergärten in Bischkek an. Am Samstag wurden meine Mitbewohner und ich zu Benedikts Komuslehrer (Komus: kirgisische Gitarre) eingeladen. Uns erwartete ein fünf stündiges Festmahl mit Konzerteinlagen seiner Kinder. Ein weitere Beweis für die unglaubliche Gastfreundschaft vieler Kirgisen.
Mittlerweile ist auch bei uns der Frühling angekommen. Heute war einer der bisher schönsten Tage mit Temperaturen von bis zu 20 Grad. Der Sommer kann kommen...
Viele Grüße
Euer Jonathan
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