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Ich stand heute Morgen barfuß am Waschbecken, meine Tochter saß hinter mir auf Toilette, als sie plötzlich schrie "Iiiiiiihhhhhh, die Riesenkakerlake!!!" Mit einem Satz konnte ich mich aus dem Bad retten. Mein zur Hilfe gerufener Mann hatte wie immer gar keine Eile. Mein Kind saß weinend auf dem Klo und ich mit angezogenen Beinen auf dem Sofa. Jener Instinkt, der Mütter dazu veranlasst, sich selber in Gefahr zu begeben, um ihr Kind zu retten, versagte bei mir völlig. Ich brachte nichts weiter zu stande als meinen Mann anzuschreien: "Mach endlich was!!!" "Ach die", bemerkte er nüchtern, "die hatte ich doch gestern schon mal in der Dusche". Mit Hilfe eines Pfannwenders versuchte er, das Monster abermals aus dem Haus zu tragen, sie entkam jedoch und huschte hinter das Sofa. Während Tochter erklärte, dass sie nie wieder dort schlafen wird, sahen wir die Riesekakerlake über den Boden in Richtung Tür rennen und sich selber nach draußen zu retten.
Ich persönlich glaube ja nicht im geringsten daran, dass es sich dabei um "die" Riesenkakerlake handelt. Es wäre mir völlig neu, dass Kakerlaken stets vereinzelt auftreten. Vielmehr denke ich, dass es sich mindestens um die zweite Kakerlake gehandelt hat, nach der, die mein Mann gestern offenbar still und heimlich (seine Frauen besser unwissend lassend) aus der Dusche gefangen hat. Und wer weiß schon, ob die Kakerlake, die selbst den Weg zur Tür gefunden hat, tatsächlich die Kakerlake war, die hinters Sofa huschte?
Nachdem ich also bereits einige Nerven gelassen hatte, starteten wir den zweiten Teil unserer Tour mit dem schnuckeligen 500er Fiat. Zuerst ging es nun zur Fundacion Cesar Manrique, die sich in seinem einstigen Wohnhaus befindet. Manrique hatte sich tatsächlich ein Haus in einigen Lavablasen gebaut. (Kleine Höhlen die entstehen, wenn die Lava an der Oberfläche schneller erkaltet als in tieferen Schichten.) Das sah schon sehr cool aus, besteht im Westenlichen aus drei runden Blasen in denen sich jeweils runde Sitzgruppen befinden (alle Lavablasen haben ein Loch in der Decke, in einer wächst eine Palme durch das Loch nach draußen) und einer oben komplett offenen Blase, in der sich ein kleiner Garten mit Grillecke und Pool (wieder weißer Boden und blaues Wasser) befindet. Bemerkenswert finde ich, dass Manriques Sitzgruppen mit extrem häßlichen orangebraunen Plastikbezügen bezogen waren. Ja schon, das war in den 70ern nunmal sehr angesagt, aber er als sonst so schöngeistiger Künstler, hätte er nicht merken müssen....
Über den Wohn-Lavablasen gibt es aber noch ein gewöhnliches Haus, in dem sich heute eine Ausstellung mit Manriques Werken und Bildern befindet. Als echte Kunstbanausen waren wir da aber sehr schnell durch. Interessant war ein großes Fenster, das dirket in einen größeren Lavabrocken eingelassen war. Also der Lavastein war sowohl innen als auch außen.
Weiter führte uns unser Weg nach Timanfaya, zu den "Feuerbergen". Hier im Süden fanden die großen Vulkanausbrüche 1730 statt, dauerten sechs Jahre und formten die Landschaft völlig neu. Rein erdgeschichtlich gesehen, war das also gerade eben erst.
Am Eingang zum Nationalpark sahen wir bereits eine unendlich lange Autoschlange und beschlossen, später noch einmal wieder zu kommen. Ein Stückchen weiter werden Kamelritte durch die Vuklanlandschaft angeboten. Tochter wollte das natürlich unbedingt machen, durfte sie natürlich auch, und sie sagt, es habe riesig Spaß gemacht. Jedes Kamel trägt dabei ein Holzgestell, das jeweils auf beiden Seiten einen Sitz für eine Person hatte. Für uns sah die Sache wenig spektakulär aus, den man konnte sehen, dass die Gruppe, die jeweils aus ca. 8 Kamelen bestand, nur einen kleinen Hügel hinauf und wieder hinunter geführt wurde.
Zurück zum Eingang des Nationalparks, wo sich die Autoschlange leider gar nicht verkleinert hatte. So mussten wir etwas 20 Minuten warten, bis wir hinauf zum Restaurant El Diavolo fahren durften. An dieser Stelle herrscht immer noch vulkanische Aktivität unter der Erde. Das wird auf zweierlei Weise demonstriert. In ein Erdloch, vielleicht einen guten Meter tief, wird Stoh gesteckt, dass sich dann aufgrund der großen Hitze selbst entzündet. Außerdem gibt es kleine Rohre, die 6 Meter tief in den Boden führen. Dort wird ein Eimer Wasser hineingegossen, der sofort verdampft und explosionsartig wieder nach oben schießt.
Außerdem ist im Eintritt eine Bustour durch den Nationalpark inbegriffen, auf eigene Faust betreten darf man ihn nicht. Eine Landschaft aus großen schwarzen Lavabrocken, feinerem bräunlichen Staub und einigen gut erkennbaren Kratern. Außer einer Algenart, die dem ganzen stellenweise einen grünlichen Schimmer verleiht, scheint hier wirklich nichts zu leben. Unsere Fahrt durch das "Tal der Stille" wird mit entsprechender Musik untermalt. Wir haben das Gefühl, in der absoluten, bereits seit Jahrhunderten währenden Einsamkeit angekommen zu sein. Einfach nicht dran deken, dass sich hinter der nächsten Kurve sicher der nächste Bus voller Touris befindet.
Das Restaurant "El Diavolo" (natürlich -Ihr werdet es erraten- von Manrique gestaltet, sehr intessante Bratpfannen-Kunstwerke) hat einen Grill, der von der Hitze des Vulkans gespeist wird. Der Anblick von halbgarem Grillgut auf einem Rost, der vermutlich seit dem großen Ausbruch 1730 nicht mehr gereinigt wurde, lies uns aber schnell den Plan verwerfen, ein original Vulkanwürstchen zu essen.
Nach dem Timanfaya Nationalpark besuchten wir die Klippen "Los Hervideros". Als solche nicht besonders spektakulär, ganz interessant der Fußweg auf den Klippen, der wiederum durch schwarzes Lavagestein führt (hier ergoß sich der Vulkan ins Meer) und immer wieder von Spalten durchzogen ist, durch die man runter aufs Meer schaut, das in zwei Höhlen in den Fels strömt.
Von dort nur eine kurze Fahrt bis zur grünen Lagune bei El Golfo. Zunächst aber Kaffeepause in einem der wirklich netten Restaurants direkt am Meer im kleinen Ort El Golfo, der am Ende einer Sackgasse zwischen den Lavafelsen liegt. Ich: "Do you have iced coffee?" Kellner: "You mean coffee and vanilla ice cream?" Ich: "Yes". Ähhh, no, was ich bekam war ein kleiner, starker, schwarzer und natürlich heißer Kaffee (bäh) und extra einen Becher mit zwei Kugeln Vanilleeis. Große Enttäuschung, hatte mich so auf einen Eiskaffee gefreut, aber dafür passte das natürlich original zu dem Gefühl, hier in der Sackgasse zwischen der Lava am Ende der Welt zu sein. Irgendwie auch romantisch.
Vom Ortsrand von El Golfo schaut man auf einen grüne Lagune, die eigentlich ein Kratersee ist. Das Meer hat die eine Hälfte des Kraters abgetragen, so dass der kleine See jetzt nur von einem schmalen schwarzen Strand vom Meer getrennt wird. Hinter dem See türmt sich aber die verbliebene Hälfte des Kraters als steile Felswand mit interessanten Mustern auf. Toller Anblick. Man kann auf einem schmalen Weg aus Geröll zum Strand und zur Lagune hinunter laufen, auf Birkenstock Sandalen eine eher grenzwertige Erfahrung.
Auf dem Rückweg zum Hotel fuhren wir noch durch das Tal La Geria (hier wird mühsam Wein angebaut und jedes einzelne Weinreblein ist durch ein rundes Mäuerchen aus Stein geschützt, so ein Weinberg ist also ein sehr seltsamer Anblick) und durch den Ort Puerto Calero mit seinem modern angelegten Yachthafen.
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