Profile
Blog
Photos
Videos
Gestern wieder ein Pool- und Strandtag. Im Mini-Club Osterrallye für die Kinder.
Heute Morgen auf dem Weg zum Frühstück sahen wir einen vermummten Mann mit Atemmaske, der eine fürchterlich stinkende Flüssigkeit in die Büsche rund um die Bungalows sprühte. Aha, der Kammerjäger. Wahrscheinlich ist das Zeugs was er da sprüht gesundheitsgefährdend und bei uns längst verboten, wahrscheinlich wird es hier in großen Mengen routinemäßig versprüht, aber trotzdem hatte der Mann eine unglaublich beruhigende Wirkung auf mich, hatte ich doch einige Tage zuvor auf dem Weg vor unserem Haus eine Kakerlake gesehen, die mehr als ein Finger lang war.
Heute war nun endlich der erste Tag mit unserem Mietwagen und ich hatte meinen Mann überredet, einen ausgesprochen schnuckeligen 500er Fiat zu nehmen. Damit hat unsere Tour natürlich doppelt Spaß gemacht und der Blick durch die Frontscheibe war mit dem lackierten Armaturenbrett mit chromblitzenen Teilen noch schöner.
Zuerst ging es in Richtung Teguise, leider hat unser Zeitplan nicht für einen erneuten Abstecher gereicht. Aber den Blick vom Castillo de Guanapay auf die Stadt haben wir noch genossen. Auch den von der Eremita de las Nieves hinunter auf eine einsame Sandbucht, war aber vielleicht doch nicht so spektakulär wie im Reiseführer beschrieben.
Ein kurzer Stopp in Haria im "Tal der 1000 Palmen" wurde teuer, denn ich konnte einem Paar Schuhe in einem Kunsthandwerksladen nicht widerstehen. Hier soll die vegetationsreichste Gegend der Insel sein, naja, alles ist eben relativ.... Die Palmen zwischen den weißen Häuschen machten sich aber wirklich ganz hübsch.
Die Route ergab, dass das erste, was wir uns von Cesar Manrique ansahen, sein Grab war. An seinem Namen kommt man auf Lanzarote auch als Kunstbanause nicht vorbei. Lanzarotes weltbekannter Künstler und Architekt hat die meisten der touristischen Ziele auf der Insel gestaltet und seiner Initiative ist es zu verdanken, dass hier keine Bettenburgen gebaut wurden. Tragischerweise starb er bei einem Verkehrsunfall in der Nähe von Haria, wo er zuletzt gelebt hatte, in einem Kreisel, den er selbst gestaltet hatte. Im Reiseführer stand, dass sein in Manrique-Manier gestaltetes Grab auf dem sonst nüchternen Friedhof von Haria völlig aus dem Rahmen fällt. Nun, genau das Gegenteil war der Fall. Manriques Grab ist eher nüchtern, nur dass eben ein großer Kaktus drauf steht. Fasziniert haben uns die Wände, an denen viele Tafeln angebracht waren. Jede einzelne Tafel anders gestaltet, teils aus Stein, teils mit Holzschnitzereien, teilweise auch mit Vasen für frische Blumen oder mit Bildern der Verstorbenen. Wir hielten das zunächst für Urnengräber, woran wir aber Zweifel bekamen, als wir die noch ungenutzen Wände sahen und feststellten, dass die einzelnen Fächer eine Tiefe von gut zwei Metern haben...
Weiter ging die Fahrt zur nördlichsten Spitze und zum Mirador del Rio. Schon kurz vor dem Aussichtspunkt boten sich atemberaubende Ausblicke auf die vorgelagerte Insel La Graciosa. Der Mirador del Rio ist ein von Manrique gestalteter Aussichtspunkt, der in das Lavagestein hinein gebaut wurde, sich also mitten in einem steil zum Meer abfallenden Felsen befindet. Das schwarze Gestein und die weißen Wände bilden einen tollen Kontrast, wir werden das auch bei den anderen Manrique-Sehenswürdigkeiten wiederfinden. Im Inneren gibt es eine Bar mir riesigen Aussichtsfenstern (und unglaublich leckeren Milka-Muffins), man kann aber auch bis nach oben auf den Felsen auf eine Aussichtsterrasse.
La Graciosa ist nicht weit und man kann tief unten genau den Hafen und die Häuser sehen, die mitten im Sand zu stehen scheinen, da es auf La Graciosa keine Straßen gibt.
Auf unserer Fahrt weiter in Richtung Orzola können wir die Opuntien (eine Kaktusart) mit den Cochenille-Läusen sehen. Aus ihnen wird roter Farbstoff gewonnen, der heute aber nur noch wenig genutzt wird. Orzola ist der Ort an dem die Fähre nach La Graciosa ablegt, an der Hauptstraße reihen sich einige hübsch aussehende Fischrestaurants mit blau-weißen Fronten aneinander.
An der Küste entlang nun wieder Richtung Süden, kurzer Stopp an einem kleinen Strand mit hellem Sand, der mit schwarzen Steinen durchsetzt ist. Unser nächstes Ziel waren die Jameos del Agua, Manriques Vorzeigewerk schlechthin. Eine Höhle im Lavagestein, die von Manrique zum Erlebnisraum umfunktioniert wurde. Es gibt mehrere Bars und das Ganze dient bisweilen wohl als Veranstaltungsraum. Alles ist mit Pflanzen hübsch in Szene gesetzt. In der Höhle gibt es einen Teich, in dem eine seltene vom Aussterben bedrohte Albino-Krebsart lebt, wollen wir mal nicht hinterfragen, warum Manrique ausgerechnet hier einen Besuchermagnet bauen durfte.
Wenn man die dunkle Höhle durchlaufen hat, kommt man auf der anderen Seite zu einem nach oben offenen Bereich, dort ist der Boden weiß gestrichen und es gibt einen Pool mit knallblauem Wasser und Palmen, welch ein Kontrast zur Dunkelheit der Höhle. Alles sehr schick. Einige Treppenstufen führen hinauf auf die Höhe des normalen Erdbodens. Von oben sieht es noch besser aus, weil man nicht nur unten im Loch die Poollandschaft sieht, sondern der Blick auch bis zur Küste und zum Meer schweift. In einigen ganz gewöhnlichen Gebäuden ist eine Ausstellung über Vulkane untergebracht. Wir lernen, dass Lanzarotes Vulkane zu den nicht explosiven zählen und ihre Ausbrüche vorher ankündigen. Beruhigend irgendwie. Die Gegend hier oben im Norden wurde durch einen Vulkanausbruch vor etwa 5000 Jahren geformt. Im Süden ist das allerdings längst nicht so lange her. Wir beobachten noch ein Fotoshooting mit einer Bikinischönheit am Pool.
Weiterfahrt über Arrieta, wo es nicht wirklich viel zu sehen gibt, außer einem seltsamen rot-blauen Haus am Meer, kleinen Gassen und so vielen Einbahnstraßen und Sackgassen, dass wir beinahe nicht mehr heraus gefunden hätten.
Eigentlich hätte noch die Fundacion Cesar Manrique auf unserem Programm gestanden, aber es ist schon viel zu spät geworden, so verschieben wir das auf morgen. Unterwegs werfen wir noch einen Blick über die Mauer in den Jardin de Cactus, ebenfalls von Manrique angelegt. Da wir nicht nur Kunstbanausen sind, sondern auch kein übergroßes Interesse am Pflanzen haben, steht er nicht auf unserem Programm.
Nach dem Abendessen im Hotel sind wir, wo wir nun schon mal ein Auto haben, noch nach Puerto del Carmen rein gefahren. Dort gibt es abends genauso wenig zu verpassen wie tagsüber, eine endlose Promenade mit Souvenirramschläden, Restaurants und englischen Pubs, wo rund um die Uhr ein Fernseher mit Fußballspielen zu laufen scheint. Es ist auch nirgendwo so richtig viel los, ob das im Sommer wohl anders ist? Die Standpromenade ist so endlos lang, dass wir nur einen kleinen Teil davon ablaufen. Tochter hat eines der Kuscheltiere in einem Souvenirshop gefallen und bei der hundertfünfunddreißigsten Erwähnung des Wortes "Backenhörnchen" drohen unsere Nerven zu reißen.
- comments