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Damit war die Chris-Tour dann zumindest für mich vorbei und Anfang September ging es dann zur Abwechslung mal mit der Familie auf Konzert-Trip. Die A-Rock-Night war, wie der Name schon vermuten lässt, gesponsert von Mercedes-Benz, die das 20-jährige Jubiläum ihres Werkes in Rastatt gefeiert haben. Deshalb gab es die Tickets zu einem echten Freundschaftspreis, zudem waren mit Rea Garvey und Sunrise Avenue zwei Acts angekündigt, die wir alle ganz gerne hören. So sind meine beiden Lieben also mitgekommen, nicht ohne dass mein Mann einen Wandernachmittag im Schwarzwald heraus gehandelt hat, natürlich.
Wir hatten für die Nacht ein Hotel in Karlsruhe und haben den Samstag Nachmittag genutzt, um uns die Stadt anzusehen, wo wir im Schlossgarten noch in eine Bier-Messe geraten sind (probieren hat sich natürlich verboten, schließlich wollten wir noch etwas vom Konzert haben). Besonders spektakulär fand ich Karlsruhe allerdings nicht. Auch das Konzert im Autowerk gewährte keine besonderen Einblicke, auch wenn uns der Weg vom Parkplatz ellenlang an geschlossenen Hallen vorbei führte. Das Konzertgelände war der Platz, auf dem sonst die Neuwagen auf ihren Weitertransport warten, und auf der Fläche nebenan konnte man auch noch einige Autos sehen. Ca. 18 Tausend Besucher waren da und lustigerweise habe ich die Mädels, mit denen ich in Kanada war (ich wusste, dass sie auch da sein würden), trotzdem einfach so getroffen, obwohl auf dem Gelände kein Handyempfang war. Facebooknachrichten vom Chris-Konzert im strömenden Regen in Landshut lösten eine gewisse Schadenfreude aus, während in Rastatt die untergehende Sonne die wenigen Wölkchen rosa färbte.
Das Konzert selbst war ganz nett, so nett wie ein Konzert eben sein kann, wenn man dem Kind zu liebe am hinteren Ende von 18TSD Menschen steht und man die Bands nur so vom Radio her kennt, doch immerhin waren deren größte Hits ja dabei (sieht man davon ab, dass Rea Garvey erwartungsgemäß keine Reamonn-Songs gesungen hat), die Lichtshow sah auf die Ferne auch toll aus und Leinwände gab es ja auch. Sunrise Avenue haben dem Veranstalter zu ehren eine Version von Janis Joplins „Mercedes Benz" dargeboten.
Am nächsten Morgen haben wir uns zunächst das Städtchen Ettlingen angesehen, das sehr hübsch ist, ganz typische süddeutsche Altstadt. Dann ging es weiter nach Bad Herrenalb (über Kloster Frauenalb, das mit der Klosterruine und den wenigen Häusern ein wenig wirkte, als sei die Zeit stehen geblieben). Bad Herrenalb hat uns weniger gefallen, bis auf wenige hübsche Ecken (auffallend die vielen verschindelten Villen, eigentlich nicht so typisch für die Gegend) weht doch ein arg modernisierungsbedürftiger Charme der 70er Jahre. Das Örtchen Loffenau mit seinen top gepflegten Fachwerkhäusern an der Durchgangsstraße war eigentlich ein Zufallsstopp, weil der Magen knurrte, aber ich hatte dort die besten Maultaschen aller Zeiten (mit Speckschmelze, hmmm…).
Dann haben wir uns einfach den nächstbesten Turm als Wanderziel ausgesucht und es sah wirklich nach einem harmlosen Spazierweg aus. Dabei hätten mich die Namen "Teufelsmühle" und "Großes Loch" stutzig machen sollen… Mein Mann hat ja irgendwie ein Händchen dafür, der Weg führte durch eine steile Schlucht, die mir ordentlich den Schweiß auf die Stirn trieb! Schließlich habe ich (mangels Ausschilderung keine Ahnung wie weit es wohl noch ist) kurz vor dem Ziel abgebrochen und bin meinen beiden Wandervögeln mit dem Auto zum Gasthaus „Teufelsmühle" gefolgt. Von dort ergab sich ein toller Ausblick über den nördlichen Schwarzwald, der besonders interessant war, weil man bei der Wetterlage die Sonnenstrahlen wirklich als Stahlen sehen konnte. Mein Mann ist danach tapfer zu Fuß wieder nach unten gelaufen, denn es konnte ja nicht sein, dass ich am Ende mehr gelaufen wäre als er.
Auf dem Heimweg haben wir noch einen Abstecher nach Baden-Baden gemacht. Dort war gerade Kurparkfest und zwischen all den vornehmen Leuten mit Federhüten kam ich mir mit meinen verschwitzen Wanderklamotten und den abgelatschten Birkenstocks doch reichlich underdressed vor. Aber viel Abwechslungsreiches haben wir doch erlebt an diesem Wochenende.
Meine Herbst-Konzerte waren nicht wirklich „Trips", da nicht allzu weit von zuhause entfernt. Roger Hodgson (die Stimme von Supertramp) noch mal im Amphitheater Hanau, Nickelback in der Frankfurter Festhalle, Magnum (nein, kein Eis und kein schnurrbärtiger Privatdetektiv, sondern Fantasy-Rock vom Feinsten) im Colos-Saal in Aschaffenburg und ein tolles Beinahe-Akustik-Konzert von Milow im Capitol in Offenbach, das früher einmal eine Synagoge war und auch heute eine faszinierende Innenausstattung hat, die klassische und moderne Elemente vereint. Nicht unerwähnt bleiben darf natürlich -alle Jahre wieder- der Lollsrock, aber das Lullusfest in meiner alten Heimat wäre eigentlich ein ganz eigenes Thema und ist natürlich kein Konzert-Trip. Der Abend des Nickelback-Konzertes hat allerdings bewiesen, dass die 25 Kilometer von Frankfurt nach Hause durchaus zum Abenteuer-Trip werden können.
Nach dem Konzert wollten mein Mann und ich den gemeinsamen kindfreien Abend weiter genießen und noch nett was trinken gehen, allerdings nicht in der Nähe der Festhalle, sondern in der Berger Straße, mit der U-Bahn quer durch die Stadt. Was ja prinzipiell keine verkehrte Idee von meinem Mann war, weil es dort eine nette Ausgehmeile hat. Seinem Vorschlag „Irish Pub" habe ich zunächst zugestimmt, weil ich auf noch mehr Livemusik gehofft habe. Aber dort gab es keine Livemusik und da fiel mir natürlich auch wieder ein, dass ich Guinness gar nicht mag und doch viel lieber einen Cocktail hätte. Mein Mann hingegen hatte sich schon sehr auf das Guinness gefreut und deshalb schnell eins weggezischt, bevor er nachgegeben hat und mit mir ein paar Häuser weiter in die Cocktailbar gegangen ist.
Inzwischen machte der Zeitplan es erforderlich, dass wir die allerletzte Zugverbindung nach Hause nehmen mussten. So musste mein Mann nach dem Guinness auch noch seinen Cocktail recht zügig trinken und war dann schon ein bissl lustig.
Ich hatte ja von Anfang an ein schlechtes Gefühl,mich auf die letze Bahn zu verlassen, denn wenn die U-Bahn zu spät käme, würden wir den Anschluss an unsere letzte S-Bahn verpassen. Es kam wie´s kommen musste! Die U-Bahn war am Gleis schon angezeigt, als die Wartedauer plötzlich leise und unauffällig von 3 auf 11 Minuten umsprang!! Das hätte dann nicht mehr geklappt mit unserem Anschluss. Also im Galopp hoch zu den Taxis, wenigstens war mein Mann nun wieder schlagartig nüchtern und konnte rennen. Per Taxi an die Umsteigehaltestelle zu fahren war nun natürlich auch denkbar knapp, aber zum Glück liebte der Fahrer die Herausforderungen seines Jobs und ist in bester James-Bond-Manier durch Frankfurt geheizt. Wir haben auch gefragt, was die Fahrt bis ganz nach Hause kosten würde, wurden bei der Antwort aber leicht blass. Es stellte sich heraus, dass der Fahrer in unserem Ort wohnte, und er hat uns sogar angeboten, uns nach seinem Feierabend kostenlos mit nach Hause zu nehmen. Das wäre aber in den frühen Morgenstunden gewesen und weil wir die Nacht dann doch lieber im kuscheligen Bett verbringen wollten, wurde die Taxifahrt durch Frankfurt zu einem echten Adrenalinschub. Aber James Bond hat es geschafft, uns rechtzeitig an der Konstabler Wache abzuliefern. Puuuhh….
Ende November ging es dann noch einmal mit der Familie nach Köln. Schon vor mehr als einem Jahr hatte ich die Karten für die Nachmittagsvorstellung von Tabaluga gekauft und damals gehofft, den Ausflug mit dem Kölner Weihnachtsmarkt verbinden zu können. Der begann aber aufgrund des Totensonntages genau einen Tag zu spät, das war ein ganz schlechtes Timing vom Herrn Maffay. „Tabaluga und die Zeichen der Zeit" hat mich weniger aufgrund seiner Story (der kleine Drache trifft in loser Reihenfolge Gestalten, die über das Thema Zeit philosophieren) oder der Musik (ein paar tolle Balladen waren aber doch dabei), sondern mehr aufgrund seiner aufwendigen und bunten Inszenierung fasziniert. Von der großen Bühne aus führte ein Steg zu einer kleineren Bühne, die sich etwa in der Mitte der Halle befand. Ich fand unsere Plätze in der ersten Reihe am Steg toll, denn wir hatten zu beiden Bühnen nicht weit und ab und zu blieben die Akteure auch mal mitten auf dem Steg stehen und sangen direkt vor unserer Nase. Im Grunde wurde zu jedem Song jeweils den kompletten Steg entlang gelaufen. Manchmal versanken die Akteure am Ende auch im Nebel auf der kleinen Bühne und dann hörten wir jedes Mal unter dem Steg einen Wagen rattern, mit dem sie wohl zurück gefahren wurden. Im hinteren Bereich des Innenraums waren übrigens noch zwei separate kleine Bühnen, auf denen immer mal ganz kleine Szenen stattfanden, meist parallel zur Haupthandlung. Die Darsteller liefen auch immer mal quer durchs Publikum. Es war also oft an mehreren Ecken und Enden gleichzeitig was los. Und das Bühnenbild und die Kostüme waren schön bunt, es gab weiße Wölfe mit Eisgitarren, tanzende Bienen mit Stachel am Po und noch viel mehr. Peter Maffay machte vor allem das Finale zu einem riesigen Happening, es ging immer wieder unerwartet von vorne los und als Zugabe gab es mit „Nessaja" noch einen ganz alten Tabaluga Song.
Der Zufall wollte es, dass am gleichen Abend Franz Benton 50 Kilometer weiter in Ratingen spielte. So hetzte ich mich ziemlich ab, um von einem Konzert zum nächsten zu kommen (in Deutz war das Gleis für die S-Bahn nicht ausgeschildert und am Hotel musste ich das Auto ausladen und unser Gepäck alleine in den 3. Stock schleppen…), während meine Lieben gemütlich in der Kölner Altstadt ein Altbier trinken waren (also, Tochter natürlich nicht).
Franz ist ja hauptsächlich im tiefsten Bayern unterwegs und es schien schon so, als käme er auf seiner Abschiedstour absolut nicht in meine Nähe, dabei hätte ich ihn doch so gerne noch einmal gesehen. Und dann sah ich, dass er am Tabaluga-Tag gar nicht weit weg ist. Wieso er im so gar nicht bayrischen Ratingen spielt, wusste ich zu dem Zeitpunkt nicht. Erst am Konzertabend erfuhr ich, dass er in Ratingen geboren wurde. Es war daher ein sehr persönliches Konzert und deshalb doppelt schön. Ein Erinnerungsfoto zusammen mit ihm konnte ich dann auch noch machen. Und überhaupt, Franz Benton als Abschluss des Konzertjahres, war es nicht oft so und muss es so nicht sein?
Der nächste Tag war sehr stürmisch und bei unserem kurzen Besuch auf der Hohenzollernbrücke (Liebesschlösserbrücke) mussten wir fast Angst haben, dass wir herunter gepustet werden. Zuvor waren wir in einem Vorort namens Vingst (nie gehört) in einer Bäckerei mit einer ganz sensationellen Frühstücksauswahl in den Tag gestartet. Danach waren wir in der Spielscheune auf dem Krewelshof (wo wir ja im Sommer schon einmal waren), weil wir ja Schlechtwetterprogramm eingeplant hatten. Dort kam aber überraschenderweise die Sonne raus, so dass ich mit meinem Mann einen schönen Spaziergang machen konnte, während Tochter in der Scheune zum Plätzchenbacken war.
Am Nachmittag haben wir eine ehemalige Ausbildungskollegin von meinem Mann in Bonn besucht und mit ihr zusammen sind wir zur Burg Lede gefahren, wo ich dann doch noch meinen Weihnachtsmarkt bekommen habe. Und zwar einen sehr schnuckeligen, wenn auch ziemlich klein. Zur kleinen Burg (halb Stein, halb Fachwerk) führte eine steinerne Brücke, die mit Kerzen beleuchtet war und über sie blickte man auf den Burghof mit dem riesigen Weihnachtsbaum. Die Weihnachtszeit hat also doch noch plangemäß begonnen, perfekt.
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