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Auch wenn mein Mann jetzt behauptet, es sei seine Idee gewesen, mal in eine Gegend zu fahren, in der wir noch nie waren, so bin ich doch ganz sicher, dass es meine war. Ich war auf der Suche nach einem Kompromiss, mein Mann wollte gerne noch mal Skifahren, wozu sich ja gerade dieses frühe Ostern anbot. Ich wollte alles mögliche, nur ganz gewiss nicht in die Lieblingsskiregion meines Mannes, die zwar recht schneesicher ist, aber so tief in den Tiroler Bergen, dass man dort außer Skifahren wirklich rein gar nichts machen kann.
Auf der Suche nach einem Kompromiss hatte ich lange über Norditalien nachgedacht, eine kleine Rundreise vielleicht, mit netten Städtchen und Seen und ein paar Tage Skifahren. Ganz zufällig las ich dann in einer Zeitschrift über die besten Skigebiete Europas und stieß auf Spindlermühle im Riesengebirge.
Das bot sich super an für eine Rundreise wie ich sie mir vorgestellt hatte. Hinweg über Prag, Rückweg nördlicher über Dresden, womit wir gleich noch ein Problem gelöst hätten, wir bräuchten Uropas 85sten Geburtstag in Nordhessen nicht schwänzen, er lag nun auf dem Heimweg. Für mich lagen nun einige interessante Städte auf der Route: Pilsen, Prag, Liberec, Görlitz, Bautzen, Dresden. Und sie hielt auch etliche Freizeitparks und Mitmachmuseen für Tochter parat, Schwimmbäder sowieso. Meinem Mann gefiel der Vorschlag sofort, nicht zuletzt, weil er dann eine ehemalige Lieblingskollegin in Dresden besuchen könnte.
So ganz schneesicher ist das Riesengebirge Ende März nicht, also gelobte ich meinem Mann, wandern zu gehen, falls der Schnee fehlen würde. Und mit etwas Glück würden wir ja noch mal Schnee haben. Was wir nicht ahnten, als wir im recht milden Januar unsere Pläne machten, war, dass wir den langanhaltensten Winter aller Zeiten bekommen würden.
Und so war Frankfurt in den Wochen vor Reisebeginn mehrmals im Schnee versunken und wir waren gar nicht mehr sicher, ob wir überhaupt noch welchen sehen wollen.
23.03.2013
Die erste Etappe führte uns nach Pilsen und wir legten unseren Zwischenstopp in Nürnberg ein. Auch wenn das Thermometer knappe Plusgrade zeigte, dank eines extrem eisigen Ostwinds wären wir beinahe erfroren.
Nach einem kurzen Ladenbummel (incl. Legoshop, Osterhasenmission erledigt), kamen wir auf den Platz, wo der Christkindlesmarkt ist. Zu meinem großen Erstaunen war er auch diesmal mit Marktständen gefüllt. Ja prima, gefühlte minus 10 Grad und in Nürnberg ist Christkindlesmarkt, passt ja. Seltsam nur, dass der Kalender den 23. März zeigt. Ob das nun ein Ostermarkt oder was anderes war, weiß ich nicht. Leider hatten wir die Parkzeit so knapp bemessen (haben ja von einem Markt nichts geahnt), dass ich nur eine Reihe ablaufen konnte, jammerschade.
Die Strecke von Nürnberg nach Pilsen war nur dünn besiedelt, der Grenzübergang wirkte ziemlich verlassen, die meisten Gebäude waren leer, nur ein paar Wechselstuben und Verkaufsstellen für die Mautplakette gab es.
Als wir in Pilsen ankamen, war es schon fast dunkel. Wir fanden eine Altstadt mit einigen hübschen Häusern, aber insgasamt nicht besonders groß. Nur Marktplatz und Kirche waren groß, auch hier standen Buden, die jetzt aber geschlossen waren. Da der eisige Wind jetzt schon fast weh tat, wollten wir möglichst schnell zum Abendessen einkehren.
Das wurde ein bisschen zur Enttäuschung. Hatte ich mir doch vorgestellt, dass es in Pilsen eine urige Bierkneipe mit böhmischer Küche an der anderen geben muss. Wir fanden so auf die Schnelle nur eine, die meiner Vorstellung entsprach und dort waren bereits alle Tische reserviert. Also verschlug es uns in ein Restaurant im Seefahrer-Stil, wo eich einen Pitta Wrap hatte. Extrem lecker, aber nicht gerade typisch böhmisch.
Das Hotel war in einem Wohnviertel außerhalb und wir drehten einige Extra-Runden, bevor das Navi aufhörte zu zicken. Hätten wir aber ohne nie gefunden, es ging durch ein kleines heruntergekommenes Gässchen und ich begann schon an meiner Wahl zu zweifeln. Aber wir fanden ein wirklich gutes Hotel vor (moderne frische Farben), das wir zu diesem Preis niemals in Deutschland bekommen hätten.
24.03.2013
Die Dame, die abends an der Rezeption saß, hat auch morgens das Frühstück serviert und sie war superfreundlich. Ein kleines Frühstücksbuffet plus ein Gericht (Ei, Speck und Würstchen in allen Varianten oder Obstsalat) a la carte.
Nach dem Auschecken haben wir einen kleinen Spaziergang rund ums Hotel gemacht, die Sonne schien, doch es war immer noch eisig kalt. Zu unserer Überraschung hatte der kleine See, auf dem wir aus unserem Fenster geschaut hatten, eine echte Steilküste und sah tatsächlich irgendwie interessant aus. Ein Stück weiter oben am Berg war ein Spielplatz und ein Neubauviertel mit tollem Blick über Pilsen.
Tochter hatte sich aus dem erstaunlich umfangreichen Flyer "Pilsen für Kinder" das Märchenhaus ausgesucht, hatte ich mir auch interessant vorgestellt, denn schließlich gibt es viele bekannte Figuren und Märchenfilme aus Tschechien. Doch es stellte sich heraus, dass das einfach nur ein Tobehaus mit Betreuungseinrichtung für kleinere Kinder war, also sind wir gar nicht erst rein.
Als Alternative haben wir uns für den Gespensterkeller mitten in der Stadt entschieden und sind daher zunächst auf dem Ostermarkt auf dem Markplatz gelandet. Tolle Sache, ich liebe ja Märkte und dieser machte sich hübsch vor den Häusern im Zuckerbäckerstil. Wurst und Käse sahen irgendwie anders aus als bei uns, nicht unbedingt appetitlicher muss ich sagen... Tochter freute sich über eine kleinen Streichelzoo mit Ziegen, Schafen und einem Esel und wir wären sicher länger geblieben, wenn wir nicht erfroren wären. Unglaublich, wie kann es denn Ende März selbst bei Sonnenschein so kalt sein??
Also schnell in den Gespensterkeller. Von hier aus sollen früher bekannte Gespenster in alle Welt gezogen sein. Naja, nicht dolle gemacht, ein paar einfache Puppen und Figuren ziemlich einfallslos dekoriert. Aber naja, wenigstens waren wir mal in einem der Gewölbekeller, Pilsen soll unterirdische Keller und Gänge von über 20km Länge haben.
Danach sind wir noch einmal durch die Stadt gelaufen (Läden waren aber zu, da Sonntag) und haben zu Mittag in der Gaststätte des Brauereimuseums gegessen. Gewölbte Decke, extrem schlichte Einrichtung, Holztische und Bänke. Erkenntnis: typische tschechische Bierkneipen sind nicht klein und gemütlich, sondern große Hallen. Damit ich als Nichtbiertrinker auch endlich etwas vom Bierfeeling habe, habe ich mir einen "Schwarzbierkäse mit Bierschaum" bestellt, der zwar lecker war, aber gar nicht nach Bier geschmeckt hat, geschweige denn wäre Schaum sichtbar gewesen.
Nach dem Essen sind wir zur Brauerei gefahren, wo wir auf dem Hof rund gelaufen sind aber keine Führung mitgemacht haben. Danach ging es weiter nach Prag, ca 70 km.
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