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27.03.2013
Auf der Fahrt von Liberec in Richtung Riesengebirge kamen wir durch viele Dörfer, die noch aussahen wie vor 25 Jahren. Kaum kamen wir in den ersten Wintersportort, Harrachov, war wieder alles schick, unglaublich. Harrachov ist vor allem wegen seiner Skisprungschanzen bekannt, war aber eher langweilig (zieht sich an einer einzigen Straße am Berg entlang) und da es plötzlich wieder eisig kalt war, war unser Stopp nur kurz.
Dementsprechend hatten wir auch in Spindlermühle nach unserer Ankunft gegen 18 Uhr keine Lust mehr auf eine Erkundungstour. Und Tochter wollte sowieso lieber sofort den Hotelpool besuchen. Für die 4 Übernachtungen hier haben wir ein Hotel, das ein bissl besser war als das, was wir uns normalerweise gönnen, aber fast dem entspricht, was wir sonst ausgeben. Generell kann man sagen, dass Übernachten und Essen gehen in Tschechien deutlich günstiger ist als bei uns. (Shopping hingegen nicht, mal davon abgesehen, dass man jetzt, wie bei uns auch, Winterschlussverkaufsschnäppchen machen kann, in paar wenige, denn eigentlich ist die Zeit ja schon vorbei.)
Das Hotel hat einen kleinen Pool (den sogar Tochter zu kalt findet, und das will was heißen!), einen kleinen Saunabereich und einen schönen großen Whirlpool, aaaahhhh.
Nach dem Schwimmen sind wir gleich gegenüber des Hotels in einem einfachen Restaurant Essen gegangen, ich nenne es mal solide Hausmannskost mit originell und ungewöhnlich abgewandelten Rezepten. Hat uns prima gefallen, ich fand meine Hühnchen-Basilikum-Nudeln zwar etwas zu ölig, aber der Becherovka zum Nachtisch hat das natürlich wieder wett gemacht.
28.03.2013
Unsere Bedenken, Spindlermühle (ca. 750m ü.M.) könnte Ende März nicht schneesicher sein, waren in diesem nicht stattfindenden Frühling natürlich völlig unbegründet. Also haben wir uns heute Skier geliehen (unsere eigenen wollten wir nicht auf einer 2-wöchigen Rundreise auf dem Dach spazieren fahren) und haben das Skigebiet Svaty Petr unsicher gemacht.
Tolle flache Piste für mich und fast keine Wartezeiten am Lift, das war natürlich traumhaft. Ich habe etwas gebraucht, bis ich mich an die fremden Skier gewöhnt hatte, aber dann ging es. Blöd war nur das Wetter, ununterbrochen leichter bis mittlerer Schneefall, kalter Wind und die Aussicht war vernebelt. Einer der Lifte erforderte etwas Vertrauen in die technischen Errungenschaften der sozialistischen Planwirtschaft. Die süßen Knödel mit Heidelbeeren im (neuen) Skirestaurant waren ein Traum! Der Skibus fuhr auch superpünktlich. Hinauf waren wir morgens mit dem Lift gefahren, der recht nah zum Hotel schien, aber mit Skiern auf dem Rücken dann doch ziemlich weit war. Deshalb bin ich dann nachmittags von einer höher gelegenen Liftstation mit dem kostenlosen Skibus zurück gefahren, weil ich zu feige für den unbeschilderten Waldweg war, den Gatte und Tochter ins Dorf genommen haben. Übrigens, die Liftpreise waren nicht günstiger als in Deutschland (wenn ich mal mit einem ebenfalls eher einfachen Skigebiet wie Grasgehren vergleiche, denn auch Spindlermühle verfügt über keine Kabinenbahn, etc., allerdings muss man sagen, dass die Karte für zwei Skigebiete gilt, die ein kostenloser Bus verbindet.)
Am späten Nachmittag habe ich noch einen kleinen Spaziergang durch den Ort gemacht. Viele große Häuser in dieser ulkigen "Streifenbauweise", also schon ein ganz anderes Ortsbild als in einem Alpendorf. Der Wunsch mal was anderes zu sehen, ist also voll erfüllt.
Anschließend noch eine Runde in den Whirlpool und dann wieder zum Essen beim Nachbarn, wo ich diesmal zum Nachtisch einen Cocktail für weniger als 3 Euro hatte, etwas eigen zwar, mit Dosenobst, aber lecker.
29.03.2013
Och nööo, heute war das Wetter ja noch schlechter. Die Berge lagen total im dichten Nebel und dazu schneite es, aber dummerweise hatten wir die Skier ja nun für 2 Tage gemietet und mochten den Tag auch nicht ungenutzt verfallen lassen. Also sind wir nach langer Entscheidungsfindung an einen kleineren Lift gefahren, nicht so weit oben im Nebel und nicht so teuer (wir wollten ja nun nicht der ohnehin gezahlten Leihgebühr noch mal das dreifache für Liftkarten hinterherwerfen).
Mein Mann hat das Auto mit letztem Schwung auf der schneebdeckten Fahrbahn an eine Stelle gefahren, wo wir parken konnten, aber sicher nicht durften. Den Parkplatz ein paar Meter weiter oben konnte er nicht mehr erreichen, ohne die Schneeketten aufzuziehen.
So zogen wir also Runde um Runde und waren fast alleine auf der Piste. Die Krönung war, dass die Piste und auch der Lift von einer Straße gekreuzt wurden, auf der tatsächlich von Zeit zu Zeit ein Auto fuhr. Das Schild "vorsicht Autos kreuzen" auf der Liftbahn fand ich sehr originell, wie soll ich denn bitteschön in einem Skilift bremsen?? (Jau, klar, hinausfallen und dann auf den Pobacken..).
Gegen Mittag schneestürmte es so dolle, dass wir uns in das einzige Restaurant retten mussten und mit dessen magerer Auswahl vorlieb nehmen.
Am Nachmittag konnten wir vielen Leuten beim Aufziehen von Schneeketten zusehen, meist weniger gekonnt. Aber es hörte irgendwann tatsächlich auf zu schneien. Auf der Piste, die nicht gewalzt wurde, lagen nun mehrere Zentimeter Neuschnee, in den wir einsame Spuren zogen.
Das hat aber Spaß gemacht, die Piste hatte auch die richtige Schwierigkeit für mich (nämlich keine) und so habe ich mir tatsächlich noch einen ordentlichen Muskelkater eingefahren, obwohl wir befürchtet hatten, es bei dem Wetter nicht lange auszuhalten. Auch hier gab es übrigens wieder jede Menge niedlicher vereinzelt stehender Häuser mit Erkern und Türmchen zu sehen und auch eine ordentlich große alte "Baude", nur ein Stück weiter oben verschandelte ein potthäßlicher Hotelkasten das Bild.
Den Muskelkater habe ich versucht in Sauna und Whirlpool zu verschrecken, was aber nur sehr bedingt gelang. Zum Abendessen waren wir wieder in unserer Stammkneipe und danach wollten wir mal einen "richtigen" Cocktail trinken. Die Music Bar gegenüber des Hotels hatte meine Aufmerksamkeit auf sich gezogen, als ich am Vortag mit Skiern auf den Rücken den Berg hinauf gekrabbelt war (das Zentrum von Spindlermühle erstreckt sich steil den Hang hinauf) und zur besten Apres-Ski Zeit Musik von Smokie aus den Lautsprechern tönte. Jetzt, am Abend, gab es allerdings nur grausame elektronische Discomusik. Der Schuppen war ein vollwertige Disco mit Türsteher, DJ, Nebel auf der Tanzfläche usw.. Wundert mich, dass sie Tochter hineingelassen haben, die es natürlich sehr cool fand, in einer echten Disco zu sein, auch wenn zu dieser frühen Stunde keiner tanzte. Nun gut, das war nicht, was wir uns vorgestellt hatten, aber der Pina Colada hatte seinen Namen verdient und als Begrüßungsdrink hatte es auch noch einen Mini-Glühwein gegeben. Und weil
mein Mann mich dann auch noch sehr großzügig mehrmals seinen Cocktail "probieren" ließ, konnte ich dann gar nicht schnell genug ins Bett kommen.
30.03.2013, Ostersamstag
Heute war das Wetter endlich besser und öfters kam sogar die Sonne heraus, ideal eigentlich zum Skifahren (gerade nach dem Schneefall von gestern), aber nun sagten unsere Knochen nein.
Also haben wir zunächst einen Winterspaziergang zur Talstation des Medvedin, also des anderen Skigebietes am Ort (wo wir gestern hätten fahren wollen, wäre der dichte Nebel nicht gewesen) gemacht. Beim Anblick der langen Schlange vor dem Lift fanden wir es plötzlich nicht mehr so verkehrt, dass wir an den beiden anderen Tagen gefahren waren. Ach ja, zuvor hatten wir im Ort, an der postkartenträchtigen weißen Brücke über die Elbe (die hier noch ein sehr kleines Flüsschen ist), Rübezahl getroffen, der sich für ein paar Kronen mit Touristen fotografieren ließ. Liebe Güte, der urig verkleidete Mann mit dem toten Fuchs am Stock war ja mehr als einen Kopf größer als ich!
Wieder zurück an der Brücke stand nun auch ein Kutscher, der Pferdeschlittenfahrten anbot. Der Preis dafür war uns zunächst zu teuer, doch dann kam ein Ehepaar aus Deutschland dazu, die sich mit uns die Kutsche teilten.
Die Fahrt bei Sonnenschein das malerisch verschneite Tal mit dem halb zugefrorenen Bach (äh, pardon, der Elbe) hinauf hat viel Spaß gemacht.
Die Idee meines Mannes, am Nachmittag beim Country Cross Ski Wettbewerb zuzusehen, fand ich nur deshalb gut, weil mich das wieder nach Svaty Petr und somit zu den Heidelbeerknödeln bringen würde.
Aber welche Enttäuschung, die Heidelbeeren waren wohl aus. Der Koch des Selbstbedienungsrestaurants stellte mir auf die exakt gleiche Bestellung wie vorgestern ("Obstknödel") ungerührt Knödel mit Erdbeerfüllung und Vanillesoße hin. Auch nicht verkehrt, aber kein Vergleich mit der Soße mit Heidelbeeren.
Country Cross Ski ist eine seltsame Sportart, bei der die Skiläufer mit Langlaufskiern die alpine Piste hinunter fahren, dann auch ein Stück weit wieder hinauf kraxeln und außerdem über kleine Schanzen springen, wonach sie oft hinfallen, weil ihre Skier dafür nunmal nicht gemacht sind.
Wirklich interessant anzusehen waren zweimal die Verlierer der Rennen, die in Vierergruppen stattfanden. Einer, der gemerkt hat, dass er eh keine Chance hat und auf die Zeit pfeifen kann, hat das Rennen mit einem Salto von der Schanze beendet.
Eine Skiläuferin war ganz zu Anfang gestürzt, wobei offenbar die Bindung gebrochen war. Sie hat tapfer das Rennen zu Fuß zu Ende gebracht, die Skier schleppend, auch wenn sie erst etliche Minuten nach ihren Konkurrentinnen durchs Ziel ging.
Den Abend haben wir wie üblich im Hotelwellnessbereich und dann mit Essen beim Nachbarn verbracht.
31.03.2013, Ostersonntag
Leider war das Hotelfrühstück nicht ganz so brilliant, wie die Kategorie des Hotels vermuten ließ (nur der gläserne Kühlschrank mit den großen Joghurtschüsseln machte etwas her). Und heute am Ostersonntag gab es so gar keine Besonderheiten, keine Tischdeko, keine bunten Eier, nichts. Schade.
Nun war auch schon wieder der Tag der Weiterreise gekommen. Es hat etwas gedauert, bis wir das Auto aus der hoteleigenen Tiefgarage hatten, denn diese verfügte über einen Aufzug für die Autos. Der hat uns zwar schwer beeindruckt, aber er brauchte unendlich lange und da heute auch noch ein weiteres Auto vor uns dran war hieß es Warten.
Die Weiterreise führte und zuerst nach Vrchlabi, wo wir ulkige kleine Häuschen vorfanden, die wir so nirgends sonst gesehen haben: Holzhäuser mit einem Dach, das sich über zwei Stockwerke erstreckt und darunter das Erdgeschoss mit einem Laubengang. Das Schloss von Vrachlabi hat eine Besonderheit: 4 Türme (wie die Jahreszeiten), 12 Eingänge (wie die Monate eines Jahres), 52 Räume (wie die Wochen) und 365 Fenster und Türen.
Dann ging es über Trutnov (bei Schneefall gar nicht erst ausgestiegen) und einen Tank- und Supermarktstopp (Supermärkte waren am Ostersonntag geöffnet, andere Läden nicht) zum Ausgeben der letzten Kronen weiter nach Norden an die polnische Grenze.
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