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25.03.2013
In Liberec angekommen, wollten wir uns erst mal im Supermarkt mit einem Abendessen versorgen. Was am Stadtrand wie ein kleines Fachmarktzentrum aussah, entpuppte sich als riesiges Einkaufszentrum. Auch der zugehörige Supermarkt war extra groß und hatte eine tolle Auswahl. Ich musste daran denken, wie die Besucher aus dem Osten nach der Wende staunend in unseren Läden standen. Ich glaube, ungefähr so tat ich es jetzt bei ihnen.
Auf der Hotelsuche im Internet hatte ich gesehen, dass es in Liberec ein ganz außergewöhnliches Hotel gibt. Auf einem seltsamen spitzen Berg, der wie ein Kegel aus der Landschaft ragt, steht ein Fernmeldeturm und in diesem ist ein Hotel mit unbeschreiblicher Aussicht. Darauf war ich sehr neugierig und ich habe es für eine Nacht gebucht. Womit ich nicht gerechnet habe war, dass wir Ende März mit Schnee und sibirischer Kälte zu kämpfen haben würden.
Mein Mann ignorierte das Schneekettenschild und steuerte das Auto trotz Schnee und Eisplatten routiniert den Berg hinauf. Das Thermometer sank dabei bis auf minus 10 Grad. Oben angekommen konnte ich vor lauter Wind kaum die Tür öffnen. Gefühlt waren es mindestens minus 50 Grad. In meiner Hektik habe ich nicht gleich den Eingang gefunden und den Turm eine dreiviertel Runde umrundet, gegen den Wind, das arme Kind hinter mir her. Dann fand ich endlich einen Durchgang, der zunächst hinter einen Windschutz führte. Mein Mann kam mir entspannt entgegen. Er hatte in Ruhe alles aus dem Auto geräumt, was nicht einfrieren darf, und war den direkten Weg gekommen (eine Limoflasche hatte er allerdings vergessen, die zum Glück halbleer und daher nicht geplatz war, aber der Inhalt war am nächsten Morgen bomenfest gefroren). Mir waren inzwischen beim Tasche schleppen die Finger taub gefroren, kein Witz! Eine schwere dunkle Tür war der Eingang zum Hotel, irgendwie wirkte das alles, als sei hier kein Mensch, der der sibririschen Kälte trotzt. Und auch seit 50 Jahren keiner gewesen, denn die Halle hatte den Charme der 60er Jahre.
Doch drinne war es warm und hinter der Rezeption tauchte eine schmächtige, freundliche, junge Dame auf (nicht gerade der Typ
Mensch, von dem ich erwartet hätte, dass er hier oben den Widrigkeiten der Natur trotzt).
Ich hatte im Internet schon gelesen, dass das Hotel einst in den frühen 70ern ein Luxushotel war, allerdings seither nicht mehr nennenswert modernisiert oder renoviert wurde. Und demzufolge heute nicht mehr unbedingt gehobenen Ansprüchen genügt.
Im Warmen konnte ich endlich den Ausblick auf Liberec genießen, wow!! Das ist wohl das coolste Hotel, in dem ich je gewesen bin!
Die Zimmer waren gerade mal in der 5ten Etage, denn nach oben bestand der Turm ja nur noch aus Antenne, aber durch die Lage auf dem spitzen Berg fühlte man sich, als sei man unglaublich hoch. Im Flur vor den Zimmern waren Hängesessel, die Tochter natürlich sehr cool fand (ist sie doch jetzt im angehenden Teenageralter und das aktuelle Lieblingswort heißt "chillen").
Unser Zimmer war recht groß. Durch die schrägen Fenster und die runden Wände fühlte man sich, als sei man auf einem Raumschiff. Das Bad hingegen war winzig (klar, nach innen hin wird das Zimmer ja schmaler), na, so ist das halt auf einem Raumschiff. Die Einrichtung war tatsächlich original 70er und die Polster schon etwas abgenutzt. Aber wenn das all die Jahre überstanden hat, muss es wohl sehr sorgsam behandelt worden sein. Sehr sauber war es auch, aber Rost an Fensterrahmen und im Bad zeigte ebenfalls den dringenden Renovierungbedarf.
Ziemlich k.o. vom Prag-Sightseeing sind wir früh ins Bett. Das Heulen des Windes und das Krachen des Außen abrutschenden Eises waren dirket etwas unheimlich. Tochter bestand darauf, mit Papa das Bett zu tauschen, und kroch neben mich.
26.03.13
Am nächsten Morgen konnten wir die Aussicht endlich bei Tageslicht genießen. Leider zeigte unser Zimmer nicht zur Stadt-Seite, aber wir hatten einen tollen Fernblick, obwohl das Wetter gar nicht so besonders klar war.
Das Restaurant, in dem es Frühstück gab, verlief rund um den Turm. Nun konnten wir uns an einen Fensterplatz zur Stadt hin setzen. Direkt bis zum Turm führte auch eine Seilbahn (so steil, dass man vom Turm aus nur das Dach der Station sieht), die unten Anschluss an die Straßenbahn Endhaltestelle hat und direkt steil nach unten verläuft eine Skipiste, weitere Lifte und Pisten sind in der Nähe und erste Skifahrer waren schon unterwegs. Auch hier im Restaurant original 70er Einrichtung, ich erinnerte mich, diese gräßlichen Plasikkugel-Lampen auch bei Manrique auf Lanzarote gesehen zu haben. Muss wohl damals sehr exquisit gewesen sein.
Das Frühstück a la Carte war unglaublich reichhaltig und die Kellnerin superfreundlich. Beim Verputzen all der Leckereien (wie Schokocremerolle mit Mousse aus frischen Erdbeeren, natürlich für Tochter, ich habe nur mal probiert...) habe ich mich gefühlt wie Honecker auf Staatsbesuch.
Beim Auschecken gestand der Herr an der Rezeption, dass der Zustand des Hotels langsam an den Punkt kommt, an dem die Gäste ausbleiben, dass die Fernmeldegesellschaft den Turm verkaufen will und dass superdringend ein Investor gesicht wird. Das wäre ja wirklich ein Jammer, wenn dieses besondere Hotel nicht erhalten wird. Für uns stand schon jetzt fest, dass dies eines der Highlights des Urlaubs war.
Nach einem kurzen Winterspaziergang ein Stück weiter unten am Berg (oben war es wirklich vor Kälte nicht auszuhalten) sind wir in die Innenstadt von Liberec gefahren und haben den Tag mit Shopping verbracht.
Liberec hat einen schicken Marktplatz (auch hier wieder Ostermarkt) mit prächtigem Rathaus und zwei kleine, bunte Fußgängerzonen. Am oberen und unteren Ende jeweils ein modernes Einkaufszentrum (zusätzlich zu dem riesigen am Stadtrand), war wohl dann auch etwas viel, eines stand halb leer. Trotzdem machte das Shopping hier gleich viel mehr Spaß als in Prag, der typische Souvenir-Krams war wesentlich günstiger und die Wege viel kürzer. Unter anderem gab es für Tochter eine echt außergewöhnliche Shirtjacke mit Monstergesicht und neonfarbenen Drachen-Zacken auf der Kapuze, die sie fortan nicht mehr auszog.
Die kommende Übernachtung war noch nicht vorgebucht und so klingelten wir bei einer Pension in einem nett aussehenden Holzhaus mit Erkern und Veranda. Entpuppte sich dann als Mini-Fewo im Souterrain, eng und einfach mit eisigem Fußboden, aber für die eine Nacht war es ok und günstig war es auch.
Am Abend sind wir noch in das Erlebnisbad im Centrum Babylon gefahren. Das Freizeitzentrum Babylon ist regelrecht eine Stadt in der Stadt, mit dem Aquapark, einem Vergnügungspark, einer Wissenschaftsausstellung, Labyrinth, Indoor-Minigolf, Hotel, Restaurants und Ladenzeilen, alles Indoor.
Im Aquapark gab es neben normalen Wasserrutschen auch eine Trichterrutsche, die jedoch so wenig Wasser führte, dass mein Mann sich regelrecht die Haut verbrannt hat, zum Glück aber nicht schlimm. Die mit wechselnden Farben beleuchteten Grotten sahen auch nett aus, mir war das alles jedoch ganz entschieden zu kalt, nicht nur das Wasser, sondern aich die Lufttemperatur, aber vielleicht habe ich das auch nur so empfunden, weil ich seit Tagen nicht mehr aufgehört hatte zu frieren. War nur kurz im immerhin einigermaßen warmen Whirlpool und habe mich dann schnell wieder warm angezogen. Tochter hingegen hatte viel Spaß und eine Plantschkameradin aus Deutschland kennen gelernt.
27.03.2013
Am Vormittag haben wir den IQ-Park im Centrum Babylon besucht. Eine Mitmachausstellung mit physikalischen Experimenten, ganz schön umfangreich, meine beiden haben mit Begeisterung "gespielt" und waren nach fast 4 Stunden immer noch schwer loszueisen.
Danach ging unsere Reise weiter ins Riesengebirge.
Fotos siehe Album "Tschechien 2013"
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