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Der Colca-Canyon ist mit 4158m (nach neuesten Messungen) die tiefste Schlucht der Welt. Allerdings gibt es keine Straße, die bis dahin führt und so muss man sich das eben vorstellen, wenn man am enger werdenden Canyon (mit 1200m Tiefe) steht. Wir sind mit einer gut (!) organisierten Tour mit lauter LateinamerikanerInnen unterwegs. Nur wir haben Sitzplatzkampf und Wechselgeldwarterei - aber die anderen Tourbeteiligten kümmern sich um uns und fragen immer wieder nach, ob wir alles verstanden haben. Und außerdem schlagen wir uns mit dem besser werdenden Spanisch und großem Charme immer besser…
Auf der Hinfahrt sehen wir wieder uns bekannte Kleinkamele im National Reserve und beim Bauer, wir erreichen am Pass unsere bisher größte Höhe (4910m), trinken dort einen Kräutertee aus Coca, Munjo und Cachachacoma (die Pflanzen entdecken wir dann auch in der Andenvegetation…) und erblicken von dort den Mismi-Vulkan (Amazonas-Quelle), den Ampato (auf dem das Eismädchen Juanita entdeckt wurde) und den Vulkan Sabancaya. Dieser ist überhaupt nicht zu übersehen, denn der ist seit einigen Jahren wieder aktiv und pufft alle 20 Minuten eine gehörige Vulkanasche-Wolke aus, die dann quer über den Himmel zieht. Es duftet leicht nach Schwefel - aber der Tourguide behauptet, der Vulkan sei überhaupt nicht gefährlich und wir würden den bald noch viel besser - weil näher - sehen…
Im 1300m tiefer liegenden Colca-Tal werden wir in das Natur-Thermalbad nach Yanque in die heißen Quellen gekarrt. Das muss man sich dann so vorstellen: Wir liegen mit Blick auf dem Colca-Fluss im angenehm heißen Wasser, die tiefstehende Sonne färbt alles Golden ein, das Wasser rauscht, die umliegenden Berge/Vulkane sind schneebedeckt und die Luft ist klar, die Blumen blühen gelb, dazwischen tauchen verrückte Felsformationen auf, das Bier kostet 8 Soles und die Menschen um uns rum sind zurückhaltend, leise und gut gelaunt.
Bei Abendessen im Restaurant spielt eine peruanische Folkloregruppe. Die können mit einer Hand Flöte spielen und mit der anderen trommeln (und die Rassel besteht aus Lama-Klauen…). Dazu werden uns die verschiedenen Trachten des Tales tänzerisch vorgeführt. Prachtvoll.
Am nächsten Tag geht´s früh los und wir fahren verschiedene Städtchen im Tal an: In Anchoma sehen wir den Ostereinzug in die Kirche mit Blaskapelle und Bürgermeisteransprache, daneben einen weiteren Folkloretanz für die Touristen. Am nächsten Stopp in Maca kommen wir gar nicht bis zur Kirche, da wir in der Blumenrabatte Kolibris entdecken. Dabei ein grünschillernder, kleiner Frecher und den größten Kolibri, den es überhaupt gibt.
Und am „Cruz del Condor", die für uns engste Talstelle, lassen sich die größten Vögel Amerikas im Aufwind nach oben ziehen. Mit einer Spannweite von 3,5 m sind sie fast so groß wie die Albatrosse. Welche Dimension das ist, sehen wir erst, als Herr und Frau Kondor direkt über die Menschenmasse segeln: Doppelt so groß!
Der Andenadler erscheint auch (ist aber eigentlich ein großer Busshard) und zwischen den vielen verschiedenen Kakteen in diesem Tal, den alten, bestellten Anbauterrassen und den vielen gelben Korbblütlern sirren die Finken ihr Geschrei. Hier fehlt uns jetzt Zeit und ein Bestimmungsbuch.
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