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12.03.16
Samstag Nummer 5 - Yasus Englischkurs ist schon vorbei und er wird heute den Flieger zurück nach Japan nehmen. Unglaublich, wie schnell die fünf Wochen vorbei waren. Sein Taxi sollte gegen 7:30 kommen, ich habe mich aber schon vorher verabschiedet, da ich den Tag nutzen wollte um eine ‚kleine' am Mount Keira zu machen. Ich nahm also den Zug nach North Wollongong und begann mein Dschungelabenteuer.
Mein Weg führte mich über den Ken Ausburn Track zum ersten Lookout. Danach ging es über viele weitere Stufen hinauf den Mount Keira. Den Mount Keira Track zu finden, den ich eigentlich laufen wollte, war nicht ganz einfach. Als ich eine Infotafel erreicht hatte, wurde mir ziemlich schnell klar, dass meine Tour nicht ganz so funktionieren würde wie geplant, da einige Abschnitte auf dem Track gesperrt waren. Grund dafür sind die Steinbrüche, die in der Vergangenheit schon zu mehreren Unfällen geführt haben. Das heißt also, ich kann nur die Hälfte des Tracks laufen um zum Mt Keira Lookout zu gelangen und muss dann denselben Weg wieder zurück nehmen.
Wie das Leben manchmal so spielt, hab ich natürlich genau die falsche Richtung genommen und bin zu dem Abschnitt gelangt, der gesperrt ist. Ein anderer Weg führte wieder zurück ins Tal, den hab ich also nicht genommen. Nicht sonderlich erfreut darüber, versuchte ich mich an der Strecke, die eigentlich als dangerous (gefährlich) ausgeschrieben war. Für den Notfall hab ich meiner Freundin eine Nachricht geschickt: ‚Falls ich mich innerhalb der nächsten Stunde nicht melde, ist mir wahrscheinlich was schreckliches passiert.' So begann ich also meine illegale Reise zur Spitze des Berges. Schon nach 200m wurde mir klar, dass das so nicht funktionieren würde, da der Weg entlang der Felsen tatsächlich schon zur Hälfte in die Tiefe gestürzt war und die zweite Hälfte auch nicht sonderlich vertrauenswürdig aussah. Nein, mein Leben war mir dieser Berg dann doch nicht wert. Ich kehrte also um und lief die komplette Strecke zurück. Was dann passiert ist (Ich hoffe ihr sitzt alle, denn das könnte lustig werden) hat mich fast zur Verzweiflung gebracht. An irgendeiner Stelle bin ich im Kreis gelaufen und war nun wieder an der gesperrten Strecke. Wieder zurück. Noch eine Stunde verloren. Endlich habe ich die Infotafel erreicht und habe nun den Weg in die andere Richtung um den Berg genommen.
Endlich, denkt man. Doch dann musste ich vom Mount Keira Track auf den Dave Walshs Track. Nächste Herausforderung. Die Strecke war wieder gesperrt. Diesmal war mir alles egal. Ich wieder auf den gefährlichen Pfaden, bis ich feststellte, dass es die falsche Richtung war. Wieder umkehren. Dann auf dem richtigen Weg - KLETTERN, die Felsen hinauf! Ich war kurz vorm Sterben, da mein Wasser langsam zur Neige ging (war nicht auf einen 4,5 stündigen Aufstieg vorbereitet). Doch endlich, völlig fertig aber zufrieden, erreichte ich die Spitze des Berges. Bevor ich den Ausblick genoss, musste ich mich erstmal frisch machen und mein Wasser auffüllen. Auf dem Mount Keira Lookout war ich offensichtlich nicht die Einzige. Eine Hochzeitsgesellschaft war angereist und die Fotografen schossen noch die letzten Fotos, bevor es wieder zurück zur Party ging.
Liebe Leute, meine Fotos sind sicher nicht mit der Realität vergleichbar, aber ihr solltet euch zumindest ungefähr vorstellen können, welch überragenden Blick man von dort oben aus genießen kann.
Mein Abstieg war zeitlich betrachtet ein Witz. 1,5h um wieder ins Tal zu gelangen. Und obwohl ich den halben Tag im Wald verbracht habe, gab es wieder keine Schlangen zu sehen. Raupen, Blutegel, Vögel und Eidechsen gab es dagegen in rauen Mengen.
Da mir der erste Zug vor der Nase weggefahren ist, hab ich stattdessen den Bus genommen, denn trotz völliger Erschöpfung, wollte ich noch nicht nach Hause fahren, sondern nur ein paar Stationen weiter nach Thirroul. Ja, da war ich schon eine Woche zuvor. Da ich jeden Tag in der klugen Voraussicht lebe, dass ich die Orte vielleicht das letzte Mal zu Gesicht bekomme und die Zeit deshalb nutzen muss, wollte ich nochmal an meinen heimlichen Lieblingsstrand. Ach was soll's: an den Ort wo ich vermutlich wohnen würde, hätte ich die Wahl hier zu bleiben.
Mehr als das untere Drittel von mir ist allerdings nicht ins Wasser gegangen, da das Wasser aus mir unerklärlichen Gründen unglaublich kalt war.
Schlussendlich musste ich mich unter Schmerzen von diesem wunderbaren Ort trennen und wieder Richtung Sydney fahren.
Fazit des Tages: Auch der kürzere Weg ist nicht immer der beste, weil er zum längeren Weg wird, wenn man wieder umkehren muss.
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