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25.03.16
Mit dem 7:32 Uhr Zug ging es am Karfreitag Richtung Süden. 900km um genau zu sein. Ich hätte auch das Flugzeug von Sydney nach Melbourne nehmen können, allerdings waren die billigen Flüge am Osterwochenende bereits Wochen vorher ausgebucht. Also hieß es für mich 10h Zugfahrt, was nicht schlimm war, da ich endlich mal ein bisschen entspannen und ein Buch lesen konnte. Im Zug traf ich auf eine nette indische Familie mit einem süßen, kleinen Jungen, in den ich mich sofort verliebt habe. Nach der Hälfte der Strecke - in Albury - stieg Mad, ein Basketballspieler zu und nahm den Platz neben mir ein. Obwohl in diesem Zug reichlich Platz war, hatte Mad Probleme, sich bequem hinzusetzen, da er einfach VIEL zu groß war. Er hatte dann auch noch eine nette Auseinandersetzung mit einer Dame vom Zugpersonal, da er illegalerweise Bier im Zug getrunken hat. Erst als sie ihm mit der Polizei drohte, gab er seine letzten zwei Dosen ab. Er ist aber eigentlich ein ganz netter. Neben seinem Job als Basketballer, arbeitet er mit Menschen mit Behinderung. Mein Reserveakku hat ihm an diesem Tag das Leben gerettet, da sein Handyakku leer war und er spontan eine 3,5h Reise antrat, ohne einen Plan oder Platz zum Schlafen in Melbourne. Glücklicherweise konnte er noch jemanden erreichen und unsere Wege trennten sich am Bahnhof. Ich habe dann meinen kurzen Spaziergang zum YHA Central angetreten, wo ich die beiden Nächte vor und nach der Great Ocean Road Tour verbracht habe.
Dort angekommen, checkte ich ein, brachte meine Sachen aufs Zimmer und drehte erst noch eine kleine Runde durch die Stadt, damit ich den Treffpunkt am nächsten Morgen schneller finden konnte. Nach einem schönen Sonnenuntergang holte ich mir noch eine Pizza bei Domino's und ging auf mein 3-Bett-Zimmer, wo ich auf Antonia traf. Noch eine Antonia, die allerdings aus Oberösterreich kommt. Sie erzählte mir, dass sie nur für 2,5 Wochen Urlaub bei einer Freundin macht und ein bisschen herumreist. An diesem Tag hatte sie ebenfalls die Great Ocean Road Tour gemacht. Die 1-Tages-Tour war allerdings ziemlich stressig und viel Zeit zum Genießen bleibt nicht, wenn man so viel wie möglich sehen will. Schauen wir mal, was mich in den beiden Tagen erwartet.
26.03.16
7:35 - Urban Central. Todd, unser Fahrer und Guide für die nächsten zwei Tage, traf pünktlich mit dem Kleinbus am Treffpunkt ein. Jessica aus Holland saß bereits im Bus, ich war also der zweite Fahrgast. Wir sammelten ‚schnell' noch die 18 anderen Mitfahrer ein und los ging es - in die falsche Richtung. Nicht, weil sich Todd verfahren hätte, aber am Samstag des Osterwochenendes starten wohl mehr als 40 Tourbusse und noch einige 100-1000 Privatfahrzeuge die Great Ocean Road Tour, weshalb wir die Strecke quasi von hinten angegangen sind. Obwohl es zwischendurch immer mal etwas geregnet hat, kam die Sonne immer dann raus, sobald wir einen Stopp gemacht haben. Die ersten 2h sind wir allerdings nur durchs Outback gefahren. Felder, Schafe, Kühe und Bäume. Diesen Anblick kannte ich bereits von der Zugfahrt.
Fakten über den ersten Tourtag:
Mortlake Avenue of Honor: An der sogenannten ‚Allee der Ehre' stehen Bäume für jeden gefallenen australischen Soldaten des Vietnamkriegs. Am Boden sind Platten mit den Namen der Soldaten angebracht.
Bus Quiz: Da wir die lange Fahrt ohne große Zwischenstopps am ersten Tag hinter uns brachten, gab uns Todd ein Bus Quiz, mit Fragen zu Australien. Vieles war zu verschiedenen historischen, politischen und sportlichen Themen. Zwei wundervolle Dinge habe ich dabei gelernt:
Ø Auf den australischen Dollar Münzen befinden sich Emus und Kängurus. Der Grund: beide Tiere können nicht rückwärts laufen. Es steht für die ständige Vorwärts-Entwicklung des Landes.
Ø 9 von 10 der giftigsten Schlangen der Welt leben in Australien. 3 von diesen 9 kann am an der Great Ocean Road finden. Inzwischen ist es allerdings zu kalt für Schlangen…
Logan's Beach: Unglücklicherweise einfach nur ein Strand, der mit seinen Dünen ein bisschen an Sylt erinnert (laut Jessica aus Baden-Württemberg, die ebenfalls an der Tour teilnahm).
Tower Hill: Ein inaktiver Vulkan, der inzwischen zu Hause für viele Kängurus, Koalas und Emus ist. Im Krater befindet sich außerdem ein Picknickplatz, den wir für unseren Mittagsstopp angesteuert haben. Die Emus waren begeistert von unserem Essen. Die Koalas haben wieder 20h durchgängig nur Eukalyptus gegessen. Und die Kängurus waren einfach nur verwirrt von den komischen Figuren, die versuchten ein Foto von ihnen zu schießen. Gott sei Dank, hatte es geregnet und es war kälter als vor einer Woche noch, denn normalerweise kommen die Kängurus nur bei feuchten, kühleren Temperaturen aus ihren Verstecken. Hab ich im Zoo erlebt: bei 30° liegen die nur völligst fertig unter Bäumen rum. Meine Premiere also - die ersten wildlife Kängurus und Koalas.
Ø Als die ersten Briten nach Australien kamen, waren sie völlig begeistert von den hüpfenden Tieren. Sie fragten die Aboroginies, wie diese Tiere heißen. Ihre Antwort: ‚Kang a roo' was so viel bedeutet wie: ‚Ich versteh dich nicht.' Wundervoller Name für die Hüpfer.
Cheeseworld: Fern von der Wildnis, haben wir eine kleine Käseverkostung in der Käsewelt gemacht.
Bay of Islands: Die ‚Inselbucht' ist atemberaubend und war an diesem Tag besonders spektakulär, da die Wellen mit voller Wucht gegen die Felsinseln geschlagen sind.
Bay of Martyrs: Die Farben der Felsen an diesem Strand ist nicht mal mit den Blue Mountains zu vergleichen.
The Grotto: Ein Loch im Berg - perfekte Szene für hübsche Bilder.
London Bridge: Sieht der London Bridge tatsächlich ein bisschen ähnlich. Zu diesem Felsen gibt es auch eine lustige Geschichte… schaut euch dafür das Album an.
Port Campbell Hostel: Nicht das billigste aber dafür das schönste Hostel in der Umgebung. Nach dem Fast-Food (das Grillen musste schnell gehen) gegen 18 Uhr ging es aber noch weiter.
12 Apostles: Eigentlich sind es keine 12 sondern nur noch 7 Apostel, die man hier bestaunen kann, denn über die Jahre sind einige ‚Apsotel' entlang der Great Ocean Road eingestürzt. Der Sonnenuntergang ist unglücklicherweise etwas weniger schön und ziemlich windig ausgefallen. Dafür konnten wir etwas anderes bestaunen, das die 1-Tages-Tour nie zu Gesicht bekommen wird:
Fairy Penguins: Da dieser Begriff politisch inkorrekt ist (die homosexuelle Lobby ist hier ganz groß), nennt man sie jetzt Little Penguins. Ich hab allerdings etwas gegen sinnlose Namensänderungen, weshalb ich die nicht mal 30cm großen Pinguine auch weiterhin als Fairy Penguins bezeichnen werde. Nach dem Sonnenuntergang kommen diese süßen Tierchen an den Strand der 12 Apostles um dort die Nacht zu verbringen. Fotos gibt's nach Sonnenuntergang leider keine mehr, da das Blitzlicht sie nur zurück ins Wasser getrieben hätte. Stellt euch einfach vor, wie kleine Puppen von den riesen Wellen an Land gespült werden und dann dort entlang watscheln. Unbezahlbar!
Port Campbell Hotel Pub: Einige Teilnehmer unserer Reisegruppe waren noch in den einzigen Pub von Port Campbell gegangen, um mit unserem Guide das Spiel der Sydney Swans zu sehen. Ausnahmsweise kein Rugby- sondern ein Football-Spiel. Da Todd ein kleines ‚Gambling-Problem' (er wettet einfach zu viel) hat, zog er uns mit in den Strudel der Verderbnis. Viele von uns haben - auf Todds Kosten - einige Wetten auf Pferde- und Hunderennen abgeschlossen. Ich wurde ebenfalls genötigt und war mit meinem Tipp näher dran als alle anderen. Gewonnen habe ich leider nichts. Nur Todd war zumindest bei einer Runde erfolgreich. Die ‚Locals' (Einwohner von Port Campbell) im Pub, die größtenteils männlich waren, waren nicht ganz unglücklich über den weiblichen Touristen-Zuwachs. Lange blieben wir allerdings nicht, denn am nächsten Tag ging es ja wieder früh raus.
27.03.16
Wie ich so bin, wollte ich eigentlich den Sonnenaufgang über Port Campbell erleben und habe schnell geduscht, bevor ich um 6:15 das Hostel für einen kleinen Osterspaziergang verlassen habe. Irgendwie war die Sonne nur etwas später dran als erwartet, weshalb mein Zwischenstopp an der Bucht ziemlich dunkel ausgefallen ist. Auf sie warten konnte ich nicht, denn um 7:15 begann unser ebenfalls schnelles Frühstück, um 8:00 mussten dann alle im Bus sitzen.
Hier die Fakten über Tag Nummer 2:
Loch Ard Gorge: Bucht, Strand, Felsen, Höhlen - Schaut euch einfach die Bilder an. Eine andere Gruppe verrückter Menschen haben mich dazu gebracht, in eine eigentlich gesperrte Höhle zu gehen. Und es war echt super! Ich lebe sogar noch. Die zweite Höhlentour habe ich allerdings nicht angetreten und das war eine durchaus weise Entscheidung. Grund: Der Eingang wird bei starken Wellen vom Wasser geflutet. Ist also unter Umständen eine ziemliche Sauerei dort raus und rein zu kommen. Habe Henry (er war sowas wie der Leiter der verrückten Gruppe) und die anderen aber beobachtet und es war einfach eine wahnsinnig witzige Show. Ich hab ihnen die Bilder von ihrer Flucht vor dem Wasser in facebook geschickt. Neue australische ‚Freunde' - was für ein Glück.
Ø Es war einmal… ein Schiffsunglück, bei dem 45 Menschen starben und nur zwei Menschen überlebten: Tom (18) und Eva (18), die beide mit ihren Familien aus Großbritannien nach Australien kamen um dort ein neues Leben zu beginnen. Tom wurde an der Loch Ard Gorge an Land gespült. Eva jedoch, konnte nicht schwimmen und klammerte sich verzweifelt an einem Felsen fest. Tom springt heldenhaft ins Wasser und rettet die holde Maid. Die beiden retten sich in die besagte Höhle (die, in die ich nicht gegangen bin) und wärmen sich von innen mit einer Flasche Brandy, die das Schiffsunglück glückicherweise ebenfalls überlebt hat. Was die beiden taten, damit sie äußerlich nicht frieren mussten, kann man sich denken… Die Romantiker unter euch muss ich jetzt leider enttäuschen - die tragische Liebesgeschichte der beiden endete bereits nach drei Monaten. Das mit dem neuen Leben in Australien hat für die beiden nicht funktioniert und sie gingen beide zurück nach Europa. Eva heiratete einen anderen, sie bekamen neun Kinder. Das erste kam neun Monate nach dem Schiffsunglück auf die Welt…
Gibson Steps: Endlich ein Weg von der Spitze der Klippen bis hinunter an den Strand. Von den angekündigten 1000 Stufen habe ich nur 45 gezählt - Todd übertreibt manchmal. Die Wellen waren trotzdem ziemlich tückisch, weshalb ich dann auch mit einer komplett nassen Hose wieder zum Bus musste. Keine Sorge, Wechselsachen hatte ich natürlich dabei. Anindita, unser kleines indisches Engelchen, die manchmal mehr, manchmal weniger Glück auf dieser Reise hatte, wurde tatsächlich am Rand der Klippen von einer Riesenwelle überrascht (damit würde auch keiner rechnen, wenn die Wellen normalerweise noch 15m vor der Klippe enden) und war nun von Kopf bis Fuß durchnässt.
12 Apostles Helicopter Flight: Ja, ich hab es tatsächlich getan. Man kann hier 10, 15 oder 25 Minuten Helikopterflüge entlang der Küste genießen. Da die ganze Sache etwas kostspielig ist, habe ich den 10-Minuten-Billigflug genommen, der für unsere Gruppentour sogar billiger war. 10 Minuten können extrem schnell vorbei sein… Aber auch extrem besonders! Kann ich jedem nur empfehlen. Und lustige Menschen kann man auch treffen. Beispielsweise einen Japaner der Werbung für einen faszinierenden Kamerastick macht.
Great Otway National Park: Ein kurzer Spaziergang durch den echten Regenwald Australiens mit Riesenfarn und hohlen Bäumen. Große Gebiete wurden bei den Bränden im Dezember 2015 zerstört.
Apollo Bay: Hübsches kleines Örtchen, in dem wir unsere Mittagspause einlegten. Gegessen haben wir im Nautigals (ich hatte einen Falafel Wrap) und anschließend gab es noch ein ziemlich spezielles Eis: Vegemite und Skittles Icecream. Skittles kennt vielleicht der ein oder andere auch aus Deutschland. Das war fantastisch! Das vegemite könnt ihr probieren, sobald ich wieder zurück bin. Wenn ihr euch dann vorstellt, dass es davon auch eine Eissorte gibt, werdet ihr vermutlich das Gesicht verziehen. War aber weniger schlimm als erwartet. Den Mann mit dem Kamerastick (vom Helikopterflug) hab ich dort auch wiedergesehen.
Sursprise: Da an dem Strand, wo wir eigentlich gutaussehende und begabte Surfer beobachten wollten, eine Surf-Meisterschaft stattfand und der Eintritt wohl doch etwas höher war, beschloss Todd, uns an einen Platz zu bringen, wo seine Gruppentouren sonst nicht hingehen. Ich sag nur: Jack (schaut euch das Fotoalbum an).
Auf dem Weg zurück nach Melbourne machten wir außerdem Halt an gestapelten Steinen, einem Leuchtturm und einem Golfplatz mit Kängurus.
- - - Ende der besten Tour in Todds (und unserem) Leben. - - -
Da Anindita (unsere Inderin) auch im YHA übernachtet hat, sind wir am Sonntagabend noch gemeinsam essen gegangen. In meinem neuen Zimmer war Iris (das ist eigentlich nicht ihr richtiger Name, aber ihren chinesischen Namen kann keiner aussprechen) und ein Mädchen aus Boston/USA. Iris lebt seit einigen Jahren in Perth und studiert dort Jura. Das Mädchen aus Boston (hab ihren Namen leider vergessen) macht ein Praktikum in Sydney - ganz in meiner Nähe sogar. Sie arbeitet für die Sydney Roosters, ein verfeindetes Rugby-Team unserer Rabbitohs.
28.03.16
Die Zugfahrt zurück nach Sydney hat diesmal sogar 11 Stunden gedauert. Aber auch das hab ich gut überstanden. Auf dem Weg ist mir sogar noch ein Kangoroo begegnet...
Insgesamt hab ich an dem Wochenende ca. 2300km mit Bus und Bahn zurückgelegt.
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