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In den folgenden Einträgen werde ich die Namen meiner Schüler nicht verwenden, sondern nur den jeweiligen Anfangsbuchstaben schreiben. Und keine Sorge, die Ausführungen zu meiner Zeit in der Schule werden in Zukunft kürzer ausfallen. Dann schreib ich nur noch über wichtige Ereignisse. Aber es war eben meine erste Woche, deshalb...
08.02.16
Heute war mein Schulanfang. Allerdings hatte ich wohl einen weniger sanften Start als die Schüler. Jane, meine zuständige Lehrerin, nahm mich gleich unter ihre Fittiche und zeigte mir den Campus. Chifley Public School ist zwar im Vergleich zu anderen australischen Grundschulen relativ klein, zum Verhältnis zu deutschen Schulen kann man das aber nicht behaupten. Es gibt mehrere kleine Gebäude, einen Schulgarten, Hühner und Bienen (wofür die Bienen gut sind, hat sie mir noch nicht erklärt), einen Breakfast-Club und vieles mehr. Den Breakfast-Club leitet Kate und eigentlich sollte ich da gleich mit einsteigen, allerdings war Kate krank, weshalb das Einlernen verschoben werden musste. Deshalb ging ich mit in Janes zweite Klasse und verbrachte mit ihnen den ersten Tag. Wir sind beide neu in dieser Klasse, da Jane die letzten Jahre nur 5. und 6. Klasse unterrichtet hat und nun erst seit Beginn des neuen Schuljahres (vor einer Woche) mit Klasse 2 wieder zurechtkommen muss. Wir kämpfen uns sozusagen ab jetzt gemeinsam da durch.
Ich persönlich habe noch ein paar kleine Verständnisschwierigkeiten. Glücklicherweise nicht mit den Erwachsenen. Kinder in der Grundschule reden aber manchmal weniger und babbeln mehr, wenn ihnen etwas nicht passt. Das ist sogar für Muttersprachler schwer verständlich, wie ich in deutschen Schulen festgestellt habe. Mal sehn, ob ich das noch halbwegs in den Griff bekomme.
Der erste Tag war also relativ stressig und es war eine Menge los. Danach bin ich auch einfach nur ins Bett gefallen - vermutlich ein verspäteter Jetlag, der bislang noch ausblieb. Die Kids sind allerdings so furchtbar süß und die anderen Lehrer nett, dass es nur noch besser werden kann.
09.02.16
Neuer Tag, neue Herausforderungen. Wie angekündigt, war Jane heute nicht in der Klasse, sondern eine Vertretungslehrerin namens Tanja. Außerdem haben wir noch mehr Unterstützung von einer Aushilfslehrerin bekommen. Sie wird für ein halbes Jahr (two terms) jeden Dienstag hier an der Schule sein. Nachdem wir wieder unsere Dojos verteilt hatten, ging es los mit dem Schreiben des großen und kleinen Ts. Wir haben geklärt, wie man eine Straße richtig überquert und wie man Grafiken und Diagramme auswertet - ziemlich harter Stoff für Klasse 2. Nach der großen Pause ging es allerdings nicht wieder zum Unterricht, sondern mit allen Schülern in die Turnhalle, wo sehnsüchtig die Rabbitohs erwartet wurden. Dane Nielsen und Michael Oldfield sind berühmte Rugby-Spieler bei der Mannschaft von South-Sydney - kein Wunder, dass alle Kids total aufgeregt waren. Die zwei stattlichen Männer redeten mit den Kids über Fitness und gesunde Ernährung. Nach einer halben Stunde mussten sie allerdings weiter zur nächsten Schule und die Kids zurück in die Klasse.
Steve (Gastvater) ist ebenfalls total begeistert von den Rabbitohs. ‚Ich kann ihre Spiele nicht mal live im Fernsehen anschauen, weil ich sonst durchdrehen würde.'
10.02.16
Heute Morgen gab es endlich eine Einführung in den Breakfast-Club von Kate. Allerdings konnten wir heute noch nicht öffnen, da es eine Lehrerkonferenz gab. Danach bekamen die Kids ihre neuen Arbeitshefte und Bücher. Währenddessen habe ich laminiert und ausgeschnitten - ich bin definitiv Praktikant. Einige unsere Schüler haben arge Defizite, EAS (Englisch als Zweitsprache) oder sind das, was wir bei uns als ‚inklusiv' bezeichnen würden. Um diese Kids darf ich mich in nächster Zeit wahrscheinlich öfter kümmern. Allerdings bezweifle ich noch, dass ich dafür die richtige bin. Lassen wir uns mal überraschen. Die ersten Extra-Übungen habe ich mit zwei Jungs bereits durchgeführt. Das war leider eine schwere Geburt. Mit den Mädels N. und R. lief es da doch wesentlich besser. Sie wollten gar nicht mehr zur Klasse zurück. N.s Schwester K. wollte sogar freiwillig mitmachen. Ist also doch besser gelaufen als ich erwartet hatte.
11.02.16
Heute habe ich das erste mal den Breakfast-Club erleben und durchführen dürfen. Hab es mir irgendwie größer vorgestellt, als es in Wirklichkeit ist. Ein paar Kinder kommen morgens zwischen 8:30 und 9:00 zur Kantine und bekommen dort Toast, Milo oder Müsli for free. Die meisten haben zu Hause kein Frühstück. Ohne uns müssten sie bis 10 bzw. 11 komplett ohne Essen überleben. Heute waren drei Kinder da. Viel mehr werden es wohl auch nicht.
Dann ging es wieder ans Laminieren und Ausschneiden, aber nur kurz. Bei meinen Turtles wurden heute Personalpronomen behandelt. Beim Sätzebilden mit den neuerlenten Pronomen wurden auch ein paar Tränchen vergossen. Danach war ich das erste mal in einer anderen Klasse: Jellyfish (Klasse 1). Dort durfte jeder seine Familie malen und die Namen und Relationen der Personen dazuschreiben.
Beim Abendessen unterhalten wir uns meistens darüber, was am Tag so alles passiert ist. Yasu hat erzählt, dass er im Englisch-Kurs eine Präsentation zu einem VIP machen muss. Steve schlug vor, er könne doch den 'King of Matraville' (König von Matraville) nehmen - womit er natürlich sich selbst meinte.
12.02.16
Der Tag begann heute wieder mit dem Breakfast-Club. Es waren diesmal sogar noch ein paar mehr Kinder da. Punkt 9:30 ging es für alle Schüler zur Halle. Freitag ist der Schul-Sport-Tag. Die Softballspieler und andere Sportgruppen gingen auf die Wiese. Klasse 1 und 2 blieben an der Halle und machten an verschiedenen Stationen Sport. Auf dem Weg zurück zum Klassenzimmer, fragte mich K., ob ich für den 14. einen Valentin hätte. Leider habe ich keinen, sie allerdings schon: <3 E.B. <3
Anschließend gingen Kate und ich Bücher suchen um noch mehr Arbeitsaufgaben für Jellyfish und Turtles vorzubereiten. Das war leichter gesagt als getan, aber wir haben uns irgendwie durchgekämpft. Ich wurde heute sogar (während der eigentlichen Mittagspause!) in die große Kunst der Hühnerversorgung eingewiesen. Ist eigentlich gar nicht so schwer, wenn im Gatter keine gefühlten 50° herrschen würden und ich nicht ununterbrochen niesen müsste. Aber die Sechstklässler haben das fast ganz gut ohne mich gemeistert. Nur gegen die Entsorgung tierischer Ausscheidungen hatten sie etwas einzuwenden… Apropos:
Schon seit einer Woche versuche ich die exotischen Vögel mit der Kamera einzufangen, die mich morgens lieblich (manchmal auch eher weniger) aus dem Schlafen holen. Tja, diese wundersamen Tierchen bleiben meistens auch am Wegesrand sitzen wenn ich komme. Sie scheinen nur eine Abneigung gegen mein Handy zu haben. Sobald ich das aus der Tasche hole, sind sie weg. Dass sie nicht auf Fotos stehen, haben sie mir heute deutlich bewiesen: als ich abends auf dem Weg vom Strand nach Hause war, hat ein Vögelchen seine Marke direkt auf der Mitte meines Handydisplays platziert. Die nehmen hier offensichtlich kein Blatt vor den… Mund!
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