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Freitag, 26. Januar 2018 - sonnig, Quellwolken, bis 29°
Karte und Wikiloc bringen mich auf den „Sentier des Mille Sources" oberhalb von Mahina. Er beginnt ungefähr dort, wo wir am Montag nach Aussichtspunkten suchten. Auch für diesen Weg ist eine Bewilligung einzuholen, dieses Mal bei der Mairie von Mahina, unweit der Pointe Vénus. Dort schickt man uns aber weiter zum Polizeiposten neben der Feuerwehr. Dieser ist praktischerweise genau dort, wo die Strasse zum Wanderweg abzweigt. Die Polizistinnen scheinen von unserem Anliegen etwas überrascht und beginnen herumzutelefonieren. Man müsse einen Mann aufbieten, der den Schlüssel zum Tor habe, das den Weg absperre. Aber dann heisst es, es sei dort gerade „une équipe" am Arbeiten, das Tor sei offen. Also hinauf mit dem lahmen Twingo bis ans Ende der Strasse auf 600 Metern. Ein Tor zu einem Weg können wir zunächst nicht entdecken, aber beim letzten Haus - an grandioser Lage mit Aussicht über das ganze Tal - sind Arbeiten im Gange, und als ich die Arbeiter frage, erscheint der offensichtlich wohlhabende Besitzer. Ein älterer Herr, Österreicher aus Wien. Hochdeutsch könne er nicht, verkündet er, am besten unterhielten wir uns auf englisch. Auch gut, Wiener Schmäh ist eh schwer zu verstehen. Ja, das Tor sei eine halbe Minute weiter unten, wir seien daran vorbeigefahren. Er müsse auch gleich los, wir könnten ihm folgen. Ein hohes blaues Tor mit senkrechten Stäben, oben zugespitzt, auf der Seite mit Maschen- und Stacheldraht ergänzt. Es ist geschlossen, innen hängt ein Vorhängeschloss. Von einer Equipe irgendwelcher Art keine Spur - eine unsägliche Situation. Wir entschliessen uns, eine Viertelstunde zu warten; vielleicht kommt ja noch wer. Da entdecke ich, dass links im Tor ein Stab fehlt. Der Stacheldraht lässt sich wegdrücken, und die Lücke ist gerade breit genug, damit wir durchschlüpfen können! Oben hängt eine Tafel, „Interdit" usw. und Margrit hat Bedenken, aber schliesslich hat uns ja niemand Geringerer als die Polizei den Zugang erlaubt.
Der Fahrweg führt am schattigen Hang mit wenig Steigung ins Tal hinein und gibt bald grossartige Ausblicke auf die zackige Inselbergwelt frei. So ein toller Weg! Wir können nicht fassen, dass es dermassen schwierig ist, hinzugelangen! Der gestrige Regen hängt noch an der Vegetation, und da der Weg etwas verwachsen ist, sind unsere Wanderschuhe bald wieder vollgesogen. Irgendwo eine Tafel: Wegen möglichem Steinschlag werde empfohlen, einen Helm zu tragen. Gut, aber wo soll man den jetzt hernehmen? Eine Stunde weit wandern wir Richtung Talschluss, mit immer eindrücklicherer Aussicht talauf- und abwärts. Das ganze Tal ist von dichtem Wald bedeckt und wirkt völlig unberührt. Bei einer Schalteinrichtung der Wasserversorgung an einer Aussenkurve machen wir kurz Pause; es ist unser Umkehrpunkt. Seinem Namen wird der Weg nicht gerecht; es ist nämlich keine einzige Quelle zu entdecken. Auf dem Rückweg kommt mir der schreckliche Gedanke, die Equipe sei inzwischen gekommen und habe den fehlenden Stab im Tor wieder eingeschweisst... Der Albtraum wird zum Glück nicht Wirklichkeit. Keine Menschenseele ist uns begegnet. Zurück hinunter nach Mahina und hinaus zur Pointe Vénus für eine Picknickrast am Strand, bevor wir im „Super U" von Mahina eine Kleinigkeit einkaufen und nach Pirae zurückkehren.
Auch heute haben sich „Blumenkohlwolken" über den Höhen gebildet, aber sie haben ihre nasse Fracht nicht abgeladen.
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Christel Mir scheint, das ist keine Insel zum Wandern, vielmehr zum Geniessen der Aussicht. Wünsche euch aber weiterhin viel Glück beim Wandern (auch durch Eisenstangen), passt auf euch auf.
Heini Für die Kommentare herzlichen Dank! Du hast recht, Christel, die Insel ist zum Wandern nicht der Idealfall. Das merkte ich schon beim Recherchieren zu Hause, weshalb ich den Aufenthalt hier auf 3 Wochen (+9 Tage Moorea) kürzte und 3 Wochen Neuseeland anhängte. Ich bin aber gespannt, was in den andern Inselteilen (West und Süd) noch möglich ist.