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31.03.2013
Quer durch Zgorzelec, den polnischen Teil der Stadt (mit einem großen Einkaufszentrum, an dem man von außen die Namen aller in Deutschland ansässigen Ketten lesen konnte), haben wir über die Grenze auf der Neißebrücke (immer noch bei unaufhörlichem Schneefall) Görlitz erreicht. Die Pension, die wir am Vortag übers Internet gebucht haben, war in einem alten Fabrikgebäude (soll wohl eine Haferflockenproduktion gewesen sein) dirket am Neißeufer gelegen.
Sie erwies sich als guter Griff, trotz des recht günstigen Preises war unser Dreibettzimmer sehr geräumig. Eigentlich waren es sogar zwei Zimmer, nur dass der Durchgang keine Tür hatte, dazu ein großer Flur mit Kühlschrank und natürlich ein Bad, sogar mit Wanne, die wir aber mangels Stöpsel nur als Dusche nutzen konnten. Die Möbel waren noch recht neu, was einen sehr gepflegten Eindruck machte, auch wenn die Einrichtung schlicht und zweckmäßig war. Und von hier bis zur Altstadt waren es nur ein paar Schritte, wirklich alles perfekt.Die Zimmer hatten Blick auf die Neiße und das gegenüberliegende polnische Ufer, an dem eine sehr malerische bunte Häuserzeile stand.
Von dort drüben lachte uns ein Haus mit der Aufschrift "Pizzeria" an, also sind wir über die einige Meter weiter gelegene Altstadtbrücke (eine Fußgängerbrücke, die übrigens erst 2004 eingeweiht wurde) hinüber gestapft. Das einzige, was hier drauf hin deutet, dass man die Grenze überschreitet, sind die auffallend vielen Zigarettenkioske auf der anderen Seite. Unsere Pizzeria war allerdings leider so voll, dass wir keinen Platz mehr bekamen. Die Vermutung liegt nahe, dass die Tatsache, dass hier die Preise niedriger sind als im deutschen Teil, ganz gut für Zulauf sorgt. Da es in der Nähe auch nichts weiter zu geben schien, mussten wir wieder zurück nach Deutschland latschen, wo ins Hunger und Kälte ins erste Restaurant am Beginn der Altstadt trieben. Das war ein gemütliches Kellerrestaurant mit vielen einzelnen kleinen Gewölbekellerchen, die durch enge Gänge verbunden waren. Die Kellnerin sächselte sehr und Tochter staunte, dass "no" hier "ja" heißt.
01.04.2013, Ostermontag
In den Wintersportorten fanden wir es ja noch ganz schick, dass sich der Winter dieses Jahr so hartnäckig hält, aber den Besuch des Freizeitparks "Kulturinsel Einsiedel" hatten wir uns definitiv anders vorgestellt. Neben einer Dinnershow (die wir nicht besucht haben), einem Baumhaushotel (nee, schon gar nicht) und einigem anderen hat die "Kulturinsel Einsiedel" am östlichsten Punkt Deutschlands auch einen übers ganze Gelände verteilten Abenteuerspielplatz mit knallbunten und lustig schiefen Klettergeräten aus Holz. Da alles bei Schnee nur eingeschränkt nutzbar ist, hat man einen reduzierten Eintrittspreis angeboten.
Die Geschichte von dem vergessenen Volk, dessen Lebensweise im Park veranschaulicht wird, wird teilweise so überzeugend erzählt, dass Tochter schwört, dass sie wahr ist und auch mein Mann ins Zweifeln kam, ich jedoch bin davon überzeugt, dass das alles nur die Idee eines findigen Herstellers von Holz-Großspielgeräten ist.
Herzstück des Parks ist ein phantasievolles, großes, lilanes Kletterschloss. Ich fand auch eine Kletterreihe hoch oben in den Baumwipfeln toll (nur Anzusehen natürlich, zum Ausprobieren habe ich Tochter vorgeschickt), bei der man kleine Häuschen in den Bäumen durchlaufen konnte, verbunden durch käfigartige Gänge. Auch einige Tiere gab es auf dem Gelände, u.a. ein Hengst, der ungefähr so groß war wie sein Nachbar, das Kamel. Auch ein kleineres Pferd war da und Tochter wurde von einer Mitarbeiterin gefragt, ob sie mal drauf sitzen möchte. Natürlich mochte sie und wurde eine Runde im Kreis geführt, sicher der Tatsache geschuldet, dass bei dem Wetter so wenige Besucher da waren. (Erwähnte es es schon? Auch heute schneite es fast unaufhörlich).
Im Baumstammlokal, wo wir uns endlich aufwärmen konnten, gab es originelle Namen für die Gerichte, die mit originellem Geschirr serviert wurden. Und es wurde Ostereiermalen angeboten. Na bitte, einmal Ponyreiten, einmal exklusive Bastelbetreuung und die Frühstückseier für die nächsten Tage, das war doch gar kein schlechter Schnitt für den reduzierten Eintritt.
So haben wir uns auf der "Kulturinsel Einsiedel" doch länger aufgehalten, als wir bei dem Wetter erwartet hatten. Den späten Nachmittag und Abend haben wir dann ausnahmsweise vor dem Fernseher im Zimmer verbracht, wo uns das Osterprogramm nette Filme bescherte. Unterbrochen von einem gut einstündigen Bummel durch die Altstadt (Läden waren ja leider aufgrund Feiertag geschlossen), bei dem sich, welch ein Wunder, doch noch mal für 5 Minuten die Sonne zeigte, gerade als wir in der schicksten Straße waren. Görlitz ist wirklich wunderschön, so viele prächtige Bauten aus Barock und Renaissance. Man kann sich kaum vorstellen, welche Leistung die Sanierung nach der Wende gewesen sein muss. Ich habe gelesen, dass die Altstadt so verfallen war, dass in den DDR-Plänen der Abriss bereits vorgesehen war, erschreckend. Kommt man ein kleines Stücken weiter in die Nebenstraßen, trifft man dann auch auf ganze Straßenzüge mit ebenso prächtigen Gebäuden, die jedoch auf ihre Sanierung noch geduldig warten.
02.04.2013
Der heutige Tag begann mit einer unerwarteten Erscheinung: die Sonne! Nach dem Frühstück (kleiner einfacher Frühstücksraum, im Nebenraum ein kleines Buffet aufgebaut, nicht sehr umfangreich, aber mit netten Extras wie Mozzarella und Tomate) sind wir in Richtung Zittauer Gebirge gestartet. Und weil wir unterwegs von weitem sehen konnten, dass selbiges im Nebel lag, haben wir beschlossen, erst mal ganz schnell die Sonne zu geniesen, zumal neben der Straße ein See lag. Selbiger entpuppte sich als ein riesiger Baggersee, resultiert aus dem Braunkohle-Tagebau und war erst in den letzten Jahren mit Waaser geflutet worden. Na klar, endlich scheint die Sonne, also ab an den Baggersee. Wir machten einen kleinen Uferspaziergang, schwimmen war wohl doch noch nicht so ratsam. Auf der Weiterfahrt sahen wir einen wahnsinnig großen Schaufelradbagger (ok, dann werde ich nicht mehr behaupten, dass der in Merkers groß ist, allerdings wurde dieser hier ja auch über Tage eingesetzt), der dort zu Besichtigungszwecken steht, aber erst ab Mai begangen werden kann.
In Zittau angekommen war die Sonne weg und wir haben schon wieder furchtbar gefroren (dabei tragen wir ja mittlerweile standardmäßig zwei Pullover und lange Unterhosen). Zittau hatte nicht besonders viel zu bieten, ein paar historische Häuser und ein Rathaus, dass ungewöhnlich groß für die kleine Stadt ist und wie ein Schloss ausschaut. Eine Passantin empfahl uns auf Nachfrage eine Pizzeria, die war ganz nett mit stuckverzierter Decke, war früher mal ein Cafe. Und wir hatten Glück, es war "Pizza-Tag" (preisreduziert). Nach unserem Essen hatte es die Sonne endlich auch nach Zittau geschafft.
Wir fuhren weiter in den südlichen Zipfel, das Zittauer Gebirge. Am berühmten Bahnhof Bertsdorf, dem einzigen der Welt, aus dem zwei Schmalspurbahnen gleichzeitig ausfahren (fahrplanmäßig zu den beiden Sackbahnhöfen Jonsdorf und Oybin, jeweils an der tschechischen Grenze), hatten wir immerhin das Glück, gerade eine Schmalspur-Bahn zu sehen, allerdings nur ein Zug und er hatte nicht mal eine Dampflock.
Oybin liegt vor einem eindrucksvollen Felsen. Der Blick über die Umgebindehäuser (für diese Gegend typische spezielle Fachwerkbauweise) am Fuße, die Kirche auf halber Höhe und die Burgruine oben auf dem Fels ist sehr fotogen. Wir sind den Fels bis zum Kassenhäuschen der Burg hinauf gekraxelt (wegen Geiz nicht weiter) und haben die Aussicht genossen (tatsächlich bei Sonnenschein). Genaugenommen sind wir sogar zweimal hinauf gekraxelt, weil der zuerst gewählte Weg durch die enge "Ritterschlucht" auf den allerletzen Metern aufgrund von Eisglätte unpassierbar wurde.
Die Kirche ist bemerkenswert, da sie so in den Fels gebaut ist, dass man, wenn man hinein kommt (wie bei Kirchen üblich von hinten), bereits auf Höhe der ersten Empore steht. Die Bänke sind dann wie auf einer Tribüne angeordnet, also von hinten nach vorne immer ein Stück tiefer, so dass man von überall gute Sicht zum Altarraum hat, der sich unten befindet. Zudem ist der Innenraum reich mit Holzmalereien verziert, also durchaus sehenswert.
Zum Abschluss einen Blick auf den schnuckeligen Bahnhof und ein Besuch in einem Eiscafé. Auf dem Rückweg wieder durch Zittau, wollte ich nun unbedingt noch das Dreiländereck (Deutschland, Polen, Tschechien) sehen, das unmittelbar an die Stadt grenzt.
Kurz vor der Grenze wurden wir von der deutschen Polizei zur Ausweiskontrolle angehalten. Da ich Tochters Kinderausweis nicht dabei hatte (nicht hier, er lag im Hotelzimmer...) befleißigte ich mich, dem Polizisten zu erklären, dass wir die Grenze gar nicht überschreiten wollen, sondern nur einen Blick auf den Dreiländerpunkt werfen. Der Polizist meinte, dass das ohnehin gar nicht hier entlang geht, sondern eins weiter hinten in die Seitenstraße, dann in die kleine Gasse abzweigen und an der Gartenkolonie vorbei.... Er war so in die hilfsbereite Erklärung vertieft, dass er unsere Ausweise dann auch nicht mehr sehen wollte.
Allerdings war der Weg tatsächlich so absurd und rein gar nicht ausgeschildert, dass wir ihn ohne diese zufällige Kontrolle niemalsnicht gefunden hätten. Die Polizei, dein Freund und Helfer.
Das letzte Stück des Weges war für KfZ nicht erlaubt und da es jetzt kurz vor Sonnenuntergang schon wieder lausig kalt war, habe ich mich mit einem Blick auf die drei Flaggen aus der Ferne begnügt.
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