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03.04.2013
Die nächste Etappe führte uns über Bautzen nach Dresden.
Der erste Stopp war dabei oberhalb von Löbau, wo der einzige gußeiserne Aussichtsturm der Welt steht.
Da wir die Fahrstraße nicht auf Anhieb fanden, parkten wir am romantischen Berggasthof Honigbrunnen, wo ein Schild darauf verwies, dass es noch 500 Meter bis zum Turm seien, was uns ein Klacks erschien. Allerdings ging der komplette Weg steil bergauf und ich kam ganz schön ins Keuchen.
Was ein schwerer Koloß der Turm ist, 70 Tonnen schwer, und jedes Detail, sogar die Stufen, verschnörkelt und verziert. Die Aussicht hingegen war nicht so toll, es war schon wieder trübes Wetter. Der Fußweg nach unten zurück zum Auto war beinahe noch anstrengender als hinauf, aufgrund der Schneeglätte.
Der Ort Löbau war wenig spannend, ein auffallend großes Haus mit Erker-Türmchen an einer zentralen Kreuzung und uns begegnete eine Kutsche mit 6 Pferden, die wohl zu werbezwecken für den örtliche Limonadenhersteller Touristen spazieren fuhr.
Weiter nach Bautzen, auffallend unterwegs, dass die offiziellen Schilder zweisprachig waren, da dies ein von Sorben bewohntes Gebiet ist. Die Straße verlief teilweise unglaublich lang schnurgerade, Volksbank-Werbeleute hätten ihre helle Freude gehabt. Mein Mann musste auf der Fahrt unbedingt seine Silbermond-CD in voller Lautstärke hören (die Band kommt von hier).
Bautzen hat uns, nachdem wir nun aus Görlitz kamen, nicht sonderlich beeindruckt. Sicher, auch hier gibt es ein paar schicke Häuser und eine kleine Fußgängerzone, aber alles einige Nummern bescheidener als in Görlitz.
Die Kälte trieb uns dazu, die meiste Zeit in einem kleinen Einkaufszentrum zu verbringen, zudem war der Bautzener Senfladen natürlich Pflichtprogramm.
Am Nachmittag war wieder Kinderprogramm angesagt, nämlich der Irrgarten in Kleinwelka. Genauer gesagt besteht er aus drei Irrgärten. Der erste ist ein Heckenlabyrinth. Wir mussten ganz schön latschen bis wir hindurch gefunden hatten, was auf dem plattgetretenen glatten Schnee doppelt anstrengend war. Trotzdem (wenn ich mal mit dem völlig verwirrenden Maislabyrinth vergleiche, in dem wir mal auf Föhr waren), man musste zwar die richtigen Durchgänge suchen, hat aber wenigstens nie die Orientierung verloren, da die Wege streng rechtwinklig verliefen und man zudem stets den Blick auf die Rutschentürme hatte. Die gehörten zum zweiten Teil, der ein kleiner Kletterparcours war und den mein Mann und ich ausgelassen haben.
Der dritte Teil war ein Rätsellabyrinth, bei dem der Lösungsbuchstabe jeweils den nächsten Weg markierte. Die Fragen zu Märchen brachten uns ganz schön ins Grübeln.
Anschließend ging unsere Fahrt weiter nach Dresden, wo wir in einer alten Villa direkt am Elbufer gegenüber Schloss Pillnitz untergebracht waren. Das Haus gehört einem Urlaubswerk für Staatsbedienstete und zu jenen Vergünstigungen, die arme unterstützungsbedürftige Beamte wie mein Mann immer wieder bekommen.
Naja, genaugenommen waren wir gar nicht in der alten Villa, sondern in einem schlichten Nebengebäude hinter dem Haus. Trotzdem hätte das tip-top eingerichtete Appartement in Traumlage ein Super-Schnäppchen sein können, wenn, tja, wenn der Vormieter das große Schild mit dem Rauchverbot nicht so dreist ignoriert hätte. Die Bude stank ganz fürchterlich und dann war der Gestank auch noch in unseren Klamotten zur riechen, wenn wir unterwegs waren. Hat mich arg gestört.
04.04.2013
Am nächsten Tag waren wir mit einer ehemaligen Kollegin meines Mannes und ihrer Familie verabredet, die jetzt zwischen Dresden und Pirna wohnt. Gemeinsam haben wir einen Ausflug nach Rathen gemacht, wo wir eine große LGB-Bahn Modellausstellung angesehen haben. Erstreckte sich über die Größe mehrerer Gartengrundstücke und war ganz nett gemacht (obwohl ich die detaillreicheren kleinen (HO) Modellbahnanlagen mehr mag), mit Nachbauten von bekannten Gebäuden aus der Umgebung, darunter nicht nur historische Gebäude, sondern auch ein modernes Schwimmbad oder ein abbruchreifes Gebäude mit kaputten Fenstern.
Die Anlage befand sich in einem Ortsteil von Rathen südlich der Elbe. Wir konnten also zum eigentlichen Rathen (viel kleiner als ich es mir vorgestellt hatte) und der dahinter liegenden bekannten Felsgruppe "Bastei" hinüber schauen und auch ein kleines Stück der Basteibrücke sehen. Da die Fähre aber nur eine Fußgängerfähre war, war es nicht möglich, zur Bastei weiter zu fahren. Zu Mittag haben wir sehr lecker in einem einfachen Gasthaus vor Ort gegessen.
In einem Prospekt hatte ich Werbung für eine "Schokoladenmanufaktur mit Besichtigung der Schokoherstellung" gesehen und dies als nächstes Ziel vorgeschlagen. Wir fanden allerdings nur einen sehr kleinen Verkaufsraum mit einem sehr kleinen Angebot vor und Besichtigungen müssen Wochen vorher gebucht werden. Wobei, mir lief ja schon beim Anblick der für andere Gäste zubereiteten Trinkschokolade (aus echter Schoko aller möglicher Geschmacksrichtungen) sehr das Wasser im Mund zusammen, aber sonst hatte niemand Lust auf eine Kaffee (bzw. Schoko-)Pause, schade.
Im Anschluss haben wir uns das DDR-Museum in Pirna angesehen. Das war ganz schön groß, viele Räume auf langen Fluren in einer ehemaligen Kaserne. Hier ging es um das alltägliche Leben in der DDR und jeder Raum war einem anderen Thema gewidmet, von den eingerichteten Zimmern einer Wohnung, den Themenbereich Rockmusik (mit vielen alten Platten), echten Trabbis, einem Wartburg und einem Lada, bis hin zu einer großen Modellbahnanlage, die einst dem Jugendclub Pirna gehörte. Mein Mann fand natürlich die Zollamtsstube mit den Originaldokumenten interessant. Tochter beigeisterte sich hauptsächlich für die wirklich lammfromme und geduldige Museumskatze, die vermutlich gar nicht von damals war. Vieles in der riesigen Sammlung war jedoch nicht typisch DDR, sondern kannte ich auch aus den 70ern im Westen, habe mit Begeisterung den Boiler über der Badewanne oder das Telefon mit Wählscheibe erklärt, aber Tochter fand das wohl nur mäßig interessant.
Die Innenstadt von Pirna hat viel mehr Altstadt zu bieten, als Läden die sie beleben könnten. Vom Elbufer wird sie durch eine erhöht gebaute Bahnline getrennt, was ziemlich häßlich ist. Die Hochwassermarken von 2002 waren erschreckend weit oben an den Häusern eingezeichnet.
05.04.2013
Heute war Bummeln in Dresden angesagt. Von unserem Außenbezirk sind wir mir der Straßenbahn in die Innenstadt gefahren und haben uns zuerst die Äußere Neustadt angesehen. Ich hatte das Szeneviertel von einem länger zurückliegenden Dresden-Besuch in Erinnerung. Ziemlich bunt, viele Graffitis und viele Läden mit Kunsthandwerk und ähnlichem. Besonders schön ist der "Kunsthof" mit seinen bunten und originell gestalteten Häusern, eines von ihnen hat ein Wasserspiel an der Hauswand.
Danach sind wir mit der Straßenbahn über die Elbe gefahren und dann vom Landtag in Richtung Semperoper spaziert. Die Gegend zwischen Semperoper und Residenzschloss machte auf mich einen sehr bedrückenden Eindruck. Vielleicht liegt es daran, dass ich hier mal in den 90er Jahren eine Ausstellung mit Kriegsbildern sah und mir das Foto vom großen Leichenberg, der auf dem Marktplatz verbrannt werden musste, nie wieder aus dem Kopf ging. Hinzu kommt, dass hier alle Gebäude furchtbar schwarz wirken. Es liegt wohl in der Natur des Sandsteins, dass er sich bei hoher Luftfeuchtigkeit, die wir auch heute wieder hatten, dunkel färbt. Aber auf mich wirkt das immer, als hätte Dresden gerade erst gebrannt.
Weiter führte unser Weg in Richtung Frauenkirche. Hier ist ein komplettes Stadtviertel im historischen Gewand neu aufgebaut. Man ahnt nicht nur an der kompletten Makellosigkeit der Gebäude, dass sie nagelneu sind, sondern in den Baulücken sieht man auch, dass lediglich die Fassade auf alt gemacht ist. Die Symbolhaftigkeit der Frauenkirche strahlt natürlich etwas besonderes aus, hat mich gewundert, dass man ohne Schlange zu stehen hinein gehen konnte (allerdings schob sich ein fortwährender Strom Menschen durch die Kirche). Ich habe Tochter erklärt, dass diese Kirche, als ich zum ersten Mal in Dresden war, gerade in vielen durchnummerierten Puzzelteilen am Boden sortiert wurde...
Dann wurde es Gatte und Tochter auch schon zu langweilig mit dem Stadtbummel und sie haben sich verdrückt und sind am Nachmittag ins Hallenbad in Pirna gefahren. Ich bin, die Freiheit genießend, erst mal lange durch das Einkaufszentrum am Altmarkt gebummelt. Und erlebte dort ein Gefühl, an das ich mich fast schon nicht mehr erinnern konnte: ich begann fürchterlich zu schwitzen. Naja, mit zwei Pullovern und einer tschechischen Winterjacke war ich vielleicht doch nicht so optimal für ein gut geheiztes Einkaufszentrum gekleidet.
Nachdem ich alles gesehen hatte und nichts weiter gekauft als "Dr. Quent´s Russisch Brot" mit Himbeer- und Kokosüberzug bin ich weiter durch die Prager Straße gelaufen. In den 60er in der DDR die Vorzeigemeile für moderne Architektur, hat sie heute...naja...einen etwas eigenen Charme.
Als es Zeit wurde zurück zu fahren habe ich nicht auf Anhieb eine Straßenbahnhaltestelle gefunden und dann wurde es auch schon zeitlich knapp und ich kam gerade noch rechtzeitg zurück zur Ferienwohnung, damit wir pünktlich nach Heidenau starten konnten.
Dort waren wir mit der Famile der Ex-Kollegin in einem supertollen Erlebnisrestraurant verabredet "Tarsuis Welt". Jeder der Kellerräume war thematisch einem anderen Land zugeordnet, Sand am Boden auf den Seychellen, Felle auf den Stühlen in Sibirien, Muscheln unter den Glastischen am Riff, Orchideen auf Borneo, Holzwege über echtes Wasser und vieles mehr (die einzelnen Räume waren über und über dekoriert). Total cool und die Gerichte auf der Speisekarte klangen ebenso originell, sie passten zu den jeweiligen Themen, aber natürlich konnte man in jedem Raum jedes Gericht bestellen. Ich habe mich für das seychellische Nationalgericht "Vanille Huhn nach Art Jabalaya -
in einer Kokosnuss arrangiertes Hähnchen, Shrimps, Curry,
verfeinert mit fruchtiger Tomate, aromatisiert mit Tahiti-Vanille" entschieden. Na gut, am Ende mussten wir schon zugeben, dass die Küche nicht ganz so überrragend war, wie das Ambiente versprach, aber schlecht war es auch nicht. Ich jedenfalls hatte eine echte Aufgabe mit meiner halben Kokosnuss...
Gebackene Heuschrecken hätte es übrigens auch gegeben, aber das haben wir dann doch mal lieber bleiben lassen. Ein Traum war die 7-Köstlichkeiten-Dessertplatte, die Tochter sich bestellt und zum Glück gar nicht alleine geschafft hat! Die Cocktailkarte in Form eines aufklappbaren Liegestuhls fand ich auch sehr originell. Das war doch ein toller Abschluss für unseren Urlaub.
06.04.2013
Am letzten Morgen mussten wir recht früh die Ferienwohnung räumen, so dass wir uns vorgenommen hatten, erst nach dem Auschecken in einer Bäckerei zu frühstücken. Das gestaltete sich auch diesmal als Problem, weil wir die gar nicht so schnell finden konnten, wie der Hunger wuchs und mit ihm die Laune meines Mannes sank. Und so endeten wir an einer Bäckereitheke im zugigen Durchgang eines Supermarktes. Das enttäuschte meine Vorstellungen nun wieder so sehr, dass auch meine Laune hin war. Immerhin konnte ich meinen Mann noch überreden, zum Blauen Wunder zu fahren, weil es da eben nicht nur eine Brücke zu sehen gibt, sondern der Statdteil Loschwitz sehr romantisch sein soll. Im kleinen Ortskern von Loschwitz standen einige kleine Fachwerkhäuser, die eher süddeutsch anmuteten. Zudem gibt es zwei Bahnen auf die unmittelbar angrenzenden Elbhänge, eine Standseilbahn und eine Schwebebahn. Und ein wunderhübsches, vielfach ausgezeichnets Café.....arrrgh!
Der Weg zur Autobahn gönnte uns noch einen Blick auf die Elbschlösser, aber dann lies sich mein Mann, frustriert vom schlechten Wetter und seiner motzigen Ehefrau, die nicht den richtigen Kaffee hatte, durch nichts mehr aufhalten und fuhr nonstop bis ins osthessische Bad Hersfeld. Wo es allerdings auch regnete.
Dort haben wir Familie und so konnten wir am folgenden Tag direkt auf dem Weg noch den 85sten Geburtstag von Uropa "mitnehmen".
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