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Jetzt, wo der Hochsommer zurück war, wollte mein Mann sich noch mal richtig die Berge geben. Wir fuhren Richtung Garmisch und hatten eine Familienwanderung mit Seilbahnfahrt und megacooler Aussichtsplattform geplant. Doch am Autobahnende bei Eschenlohe ging nichts mehr. Im Stau hat sich so wenig bewegt, dass wir schließlich enttäuscht beschlossen haben aufzugeben und umzukehren. Am Kochelsee haben wir Zeitvertreib und Abkühlung (und wie!! puh war der eisig!) gesucht. Am späten Nachmittag ging es nach Friedberg bei Augsburg, überwiegend auf Landstraßen, denn wir wollten den Feierabendverkehr auf dem Münchner Ring meiden. Das war eine elende Gurkerei, da der Verkehr auch in den kleineren Orten öfters stockte und es immer wieder Umleitungen gab.
Die Altstadt von Friedberg thront auf einem Hügel und ist von einer Stadtmauer umgeben, die bebaut ist. In einer langgezogenen Kurve geht es an der Stadtmauer entlang steil hinauf zum Marktplatz. Hier waren vor ein paar Stunden die Radler zum Etappenziel gestrampelt, am Ende der Kurve hing an der Stadtmauer ein riesiges Plakat: „Fast g´schafft!" Wir fuhren bequem mit dem Auto hinauf, aber fühlten uns annähernd so K.O..
Unser Hotel befand sich mitten in der Altstadt über dem begrünten Dach einer kleinen Passage. Der Wirt war super nett und verriet uns, dass es auch heute erst wieder um 21 Uhr los geht, er habe Gäste vom Bayrischen Rundfunk („naa, der Sir Bob Geldof schläft net hier…").
Nachdem die Künstler der Radltour-Events veröffentlich waren, erschienen mir die Boomtown Rats auf Anhieb der interessanteste Auftritt. Natürlich gehört „I Don´t Like Mondays" zu den ganz großen Klassikern aus meiner Teeniezeit. Und natürlich ist Bob Geldof eine waschechte Legende, nicht zuletzt natürlich, weil er Initiator von Live Aid war, dem wahrscheinlich großartigsten Benefiz-Konzert aller Zeiten. Andererseits….die Boomtown Rats….mir war durchaus klar, dass Punk und New Wave nicht so ganz meins sind.
Sehr exzentrisch gab sich Bob Geldof auf der Bühne. Im Schlangenlederanzug und mit Sonnenbrille vollführte er merkwürdige Bewegungen, gab den irren Blick oder krächzte heiser ins Mikrofon. „Ich trage Schlangenleder - und ihr? Nur alte T-Shirts". Er stellte dann aber doch ganz schnell klar, dass das Leder nicht echt ist. Die Show war voller Energie und durchaus sehenswert. Einige der Songs gefielen mir auch ganz gut- andere wiederum gar nicht.
Nachdem Geldof ein furioses Mundharmonika-Solo hingelegt hatte und sich dabei auf dem Boden und über dem Gitarristen wälzte, begrüßte der das Publikum. Und wurde dabei ein völlig anderer. Ein natürlicher Typ, der auch mal lächelte.
Lediglich zum Song „Banana Republic" sagte er ein paar Worte, er wurde Anfang der 80er über die korrupte irische Regierung und tatenlos zusehende Organisationen geschrieben.
Ein echtes Highlight war „I Don´t Like Mondays", bei dem das Publikum natürlich textsicher war. Über den traurigen Hintergrund des Songs machte sich niemand Gedanken, es wurde jetzt eine super Konzertstimmung gefeiert und es war einfach toll. Angeblich sollen es wieder 12.000 Zuschauer gewesen sein, auf dem Gelände eines Möbelhauses, mir kam alles jedoch eine halbe Nummer kleiner als gestern vor. Egal, auf jeden Fall reichte es für Gänsehautfeeling, wenn die Masse das „ooh- ooh- oh" vor dem Refrain sang. Und dann diese langsame Strophe, wo Geldof nur vom Klavier begleitet wird…. War übrigens Montag heut.
Danach gab es ein Medley mit punkigen Coversongs. Ein anderes meiner Highlights war „Looking After No 1", das ich liebe, seit ich diese Platte von dem irischen Self Aid Festival gekauft hatte, das übrigens der letzte Auftritt der Boomtown Rats war - im Jahr 1986. Erst seit 2013 sind sie wieder zusammen und haben erst wenige Konzerte in Deutschland gegeben.
Nach dem Konzert mussten wir das „Alp d´Huez der Radltour" zu Fuß erklimmen, dabei zog eine seltsame Lichtinstallation am Kirchturm (Künstlerin Elisabeth Brockmann) den Blick auf sich, wo ein riesiges Gesicht eines traurigen Mädchens auf die Stadt schaut. An nächsten Morgen gab es noch einen ausführlicheren Bummel durch das hübsche Städtchen und auf der bebauten Stadtmauer.
Mehr Fotos und Infos: http://www.offexploring.com/sunsetrock/albums/tyrol-and-bavaria-2015
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