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Neu in Cape Town
Als ich so mitten drin in Äthiopien war, habe ich mich auf das ordentliche und organisierte Kapstadt gefreut. Darauf wieder Salat essen zu können, zuverlässiges Internet zu haben um endlich meine Bilder hochladen zu können, nicht mehr als faranji aufzufallen, alles kaufe zu können, was man so in einem gewöhnlichen Supermarkt kaufen kann, sich nicht in frühmorgenliche Busse quetschen zu müssen, immer bei Bedarf eine heisse Dusche haben zu können, hygienisch unbedenkliches Essen zu bekommen, Leitungswasser trinken zu können und so vieles mehr. Seit einer Woche habe ich alles das. Natürlich hat sich das Ersehnt schnell abgenutzt, vor allem, weil eines durch Uganda bereits „entschärft" worden ist.
Doch schon am ersten Tag fallen all die Dinge auf, die auch in Südafrika nicht perfekt sind. Nicht verwunderlich, schliesslich hat man von diesem Land schon im Vorfeld ein konkreteres Bild als von zum Beispiel Äthiopien. Zwar ist Südafrika das wohlhabendste Land Afrikas südlich der Sahara, aber damit kommen die gleichzeitig die grössten innergesellschaftlichen Unterschiede zum Tragen. Vergleiche ich die Lebensbedingungen der Schwarzen in den Townships mit denen der reichen Weissen oder Schwarzen sind die Unterschiede gewaltig und ungerecht. Vergleiche ich, von weitem betrachtet, diese Townships mit den Slums von Kampala oder den Hütten der Landbevölkerung in Äthiopien, sind die südafrikanischen fast „Luxus-Slums". Schon auf dem Weg vom Flughafen in Kapstadt zur Innenstadt kommt man an ihnen vorbei. Doch, was auffällt, es sind die gleichen Wellblechhütten, doch hier gibt es Stromleitungen, vereinzelt Satellitenschüsseln, die Hauptstrassen sind asphaltiert, entlang der Aussenränder gibt es reihenweise Dixi-Klos. Alles trotzdem ein trostloser Anblick, aber ich könnte mir vorstellen, dass in den meisten anderen afrikanischen Ländern viele von solchen Umständen nur träumen können.
So wohnen die Armen. Die Reichen wohnen hinter hohen Mauern und Reihen von Stacheldraht. Es herrscht ein Klima von Misstrauen. Jeder, der nicht weiss ist, erscheint als eine potentielle Gefahr. Geschürt wird dieses Misstrauen weiter von den Medien, in denen Kriminalität eines der entscheidenen Themen, haben mir schon die Südafrikaner erzählt, die ich in den Bwenzoris getroffen habe. Vielleicht fallen diese Unterschiede sogar in Kapstadt besonders auf. Die Stadt wirkt zunächst als könne sie genau so gut in Australien oder Kalifornien liegen. Sportlich, gesund aussehende junge Menschen, Yoga-Institute, sehr gut besuchte Restaurants an jedem Tag der Woche, viele VWs, BMWs, Mercedes, Fiat 500 …vielen geht es hier sehr gut. Aber noch mehr Leuten geht es nicht gut. Die vielen Parkplatzeinweiser, Bettler, Andenkenverkäufer, Obdachlose, Unter-Bäumen-Sitzende. Noch nie bin ich an solch penetrante Bettler geraten. Das Wort „penetrant" muss an dieser Stelle wirklich benutzt werden. Wenn man fünf Minuten lang von einem Menschen mit flehendlichen Bitten um Geld im wahrsten Sinne des Wortes verfolgt wird, ist das mehr als unangenehm. Was er zu sagen hatte, ist alles traurig, - keine Frage - aber mit ein paar Mümzen sind seine Probleme nicht zu lösen.
Das sind die negativen Gefühle, die die ersten Eindrücke von Südafrika ausgelöst haben. Aber es gibt natürlich noch die andere Seite. Es muss diese andere Seite geben, sonst wären die Backpacker Hostels nicht zum Bersten gefüllt und hätte man nicht das Gefühl an jeder zweiten Ecke eine Form von Deutsch zu hören. Nein, und hier verwechsel ich nicht Deutsch mit Afrikaans, das sich vom Klang und von der Melodie her ein bisschen so anhört. Nein, Afrikaans hört sich natürlich noch mehr an wie Niederländisch, da kommt es ja auch her. Ich kann mich daran erinnern, vor ein paar Jahren in einer Jakobspilgerunterkunft in Leon in Spanien zwei junge Männer mit einander haben reden hören in einer Sprache, die sich so sehr wie Niederländisch anhörte ohne es zu sein. Wer so nah an der niederländischen Grenze aufgewachsen ist, meint ja die Sprache mehr oder weniger verstehen uu können. Und Afrikaans hört sich doch so an(!) und trotzdem ist kein Wort zu verstehen.
Jetzt bin ich abgeschweift; ich wollte von der Sonnenseite Südafrikas erzählen. Die Sonne, das Licht, der angenehme Wind vom Ozean her zum Beispiel. Viel frische Luft, ein Wetter, das jeden Tag etwas Neues zu bieten hat, Wolkenspielereien um den Tafelberg herum, die einen den ganzen Tag beschäftigen können. Der Tafelberg überhaupt. Diese einzigartige Kulisse von Kapstadt. Gestern war ich in Table View, ein Ort Kapstadt in einer Bucht gegenüberliegend. Von dort aus wirkt die Stadt mit dem Tafelberg im Hintergrund eher wie eine Fata Morgana als wie ein wirklicher Ort. Fantastisch.
Fantastisch sind auch die vielen aus-ge-zeichneten Restaurants. Auch davon haben mir wchon meine südafrikanischen Bekannten erzählt. Wie hervorrandend man in Kapstadt und Umgebung essen gehen kann. Vereinfacht werden die Restaurantbesuche durch ein Preisniveau, das in Deutschland unvorstellbar ist. Wenn man mit zwei Personen leckerst isst, dazu eine Flasche Wein trinkt und mit Trinkgeld es nicht schafft mehr als 50€ auszugeben, ist das nicht zu glauben. Selbst halbwegs vernünftiges Brot gibt es.
Zu ksufen ist natürlich alles, was man sich wünscht. So ziemlich der erste Laden, den ich in einer Querstrasse vom Hostel entdeckt habe, war ein Kamerareparaturladen. Na, brauchte ich den nicht unbedingt. Zwar habe ich mir tatsächlich am Flughafen in Dubai eine neue gekauft, aber die Alte ist ja kein Müll. Inzwischen ist meine alte Kamera wieder funktionstüchtig und ich bin bestens kameratechniwch für den nächsten Teil meiner Reise vorbereitet. Eine Anmerkung am Rande: Als ich gestern (Freitag) den Fotoapparat abholen wollte, um 17:45 Uhr wollte, war der Laden bereits geschlossen. Eine freundliche Dame aus dem Haus meinte, freitags wären die immer schon um 16 Uhr weg und samstags würde nicht immer gearbeitet. Interessante Öffnungszeiten, ungewohnt und in einem Fall etwas unpraktisch, da ich morgen (Sonntag) schon auf dem Weg Richtung Namibia bin. Also wusste ich Freitagabend nicht, ob ich meine Kamera einen Tag oder erst sieben Wochen später, wenn ich wieder in Kapstadt bin, wieder bekommen würde. Sie hatten heute auf. Glück gehabt.
Aber viel spannender jedoch, als meine ersten Eindrücke von Südafrika in dieser Woche, war, dass Hugo mich spontan für eine Woche und nur mit einer Woche Vorlaufzeit, hier besucht hat. Perfekt, oder was? Ich war am Freitag da, er am Sonntag. Inzwischen sitzt er zwar bereits wieder im Flugzeug, momentan im Anflug auf Dubai glaube ich, aber wir hatten eine wunderschöne Woche zusammen. Nach anderhalb Tagen in Kapstadt hatten wir für fünf Tage einen Mietwagen und haben eine kleine Runde durch die Kapregion gedreht. Am ersten Tag ging es runter zum Kap der Guten Hoffnung, vorbei an Pavianen und Pinguinen. Am zweiten Tag haben wir uns in der Weinregion um Stellenbosch und Franschhoek umgesehen und am dritten und vierten Tag haben wir in einem Beach Camp innerhalb eines kleinen Naturreservats verbracht. Hier gab es viele Seevögel, Flamingos und Robben zu beobachten. Unglaublich wie schnell die Woche vorbei war, es war so genial.
Wenn ich nicht morgen um 6:15 Uhr aufstehen müsste, könnte ich noch endlos von diesen ersten Tagen in Südafrika weiter erzählen. Morgen aber geht es schon weiter zum nächsten Abenteuer. 20 Tage lang geht es auf einer organisierten Tour hoch an der Westküste Südafrikas, durch Namibia und Botswana zu den den Viktoriafällen in Zimbabwe, dann zwei schnelle Tage bis runter nach Johannesburg. Der Rucksack ist gepackt, die Wäsche gewaschen, alle elektronischen Geräte aufgeladen. Morgen kann es los gehen.
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Joachim A. Liebe Verena, mein Geographielehrer schwärmte von Kapstadt und, da er gleichzeitig mein Sportlehrer war, verstanden wir uns gut - er muss ein "Geo"-Heft oder ähnliches gelesen haben. Als dann ein Freund meines Bruders in Kapstadt arbeitete und erzählte, wie brutal Weiße und 'Krausköpfige' sich verhielten, habe ich einige Male Ärger in der Schule bekommen. Ich genieße deine Berichte und sie spülen Vergangenheit an die Oberfläche all the very best for you and thanks a lot