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Blogtitel: Die Suche nach dem Kinderbetreuungszentrum und das Ende der Radreise für Lukas und Matthi
Granada, Nicaragua
In San Juan haben wir unsere Energiespeicher wieder gefüllt on wir waren wieder back on the road. Diesmal stand eine längere Etappe auf dem Programm. Vom Tourismus-Hotspot San Juan brachen wir auf Richtung Jinotepe. Unser Ziel war das Kinderdorf von Nuestros Pequenos Hermanos, wo wir dem Patenkind meiner (Jakobs) Mama einen Besuch abstatten wollten.
Rückenwind begleitete uns über den Großteil der knapp 100 Kilometer und wir kamen tatsächlich noch in Jinotepe am selben Tag an. Wir machten uns gleich auf die Suche nach dem Waisenhaus, doch niemand wollte die Organisation kennen. Nachdem sich langsam Dunkelheit breit machte und wir in Jinotepe erstmals Nicaragua von seiner weniger touristischen Seite kennenlernten, wollten wir schleunigst ein Nachtquartier auftreiben. Eine Frau vermittelte uns schließlich telefonisch ein Zimmer einer Bekannten, wo wir glücklicherweise bleiben konnten. Der deutsche Schäferhund der Familie akzeptierte uns leider bis zum Schluss nicht wirklich, aber zumindest fanden wir eine billige Unterkunft. Geschwächt von unserer anstrengenden Tour machten wir uns auf Futtersuche. Dabei lernten wir Nicaragua erstmals von seiner richtigen Seite kennen. Obwohl es bereits dunkel war, wurden uns noch allerhand kulinarische Köstlichkeiten auf der Straße angeboten. Generell spielt sich in Nicaraguas Straßen viel mehr Leben ab, als wir das in Costa Rica oder Panama erlebten. Schlussendlich landeten wir in einem kleinen Restaurant direkt an der pulsierenden Hauptstraße Jinotepes und schlugen unsere Mägen mit Platanos verdes y maduros, Quesadillas, ensaladas, Kotelett und Hendl voll. Wir waren beim Zahlen angenehm überrascht über die äußerst moderaten Preise. Auch in Sachen Geld konnten wir den Unterschied zu Costa Rica und Panama nun deutlich spüren.
Nachdem weiterhin niemand die Organisation kennen wollte, ging ich am nächsten Morgen ins Internetcafé um die genaue Adresse (obwohl das hier nicht immer möglich ist) ausfindig zu machen. Dabei durfte ich feststellen, dass wir bereits am Vortag unser Ziel passierten und einige Kilometer weiter bergauf nach Jinotepe fuhren. Auf dem Weg in die alte Kolonialstadt Granada wählten wir unsere Route nun so, dass wir nochmals dort vorbeikamen. Trotz der Adresse war es keine einfache Aufgabe das Kinderdorf zu finden, waren aber nach längerer Suche doch noch erfolgreich. Wir fragten nach Melina, dem Patenkind meiner Mutter. Schlussendlich stellte sich jedoch heraus, dass sie wieder bei ihrer Familie verweilt. Melinas Schwester war aber weiterhin im Kinderdorf, wo ihnen eine schulische Ausbildung ermöglicht wird. Viele der Kinder sind Weisenkinder, andere kommen aus schwierigen Familienverhältnissen, wie auch Melina und ihre Schwester, mit der wir uns eine Weile unterhalten konnten.
Wir machten uns auf den Weiterweg und erreichten unser Ziel Granada bereits am frühen Nachmittag, schließlich war die Etappe mit knapp 50 Kilometern eine gemütlichere. Am Weg dorthin umkurvten wir den Mombacho, einen riesigen Vulkan unweit von Granada. Vor 20 000 Jahren gab es einen mächtigen Ausbruch bei dem der halbe Berg einstürzte und ihm seine heutige auffällige Form bescherte. Nachdem wir in einer billigen und schäbigen Unterkunft in Granada unser Quartier bezogen blieb uns noch Zeit für ein wenig Sightseeing. Als kulturbegeisterte Menschen besuchten wir noch ein paar Kirchen und genossen dabei die wunderschönen Blicke über die Stadt, die von vielen als die schönste Nicaraguas gepriesen wird. Tatsächlich war es hier sehr schön, die restaurierten Kolonialbauten prägen das Stadtbild. Granada liegt am riesigen Nicaragua See, einem der größten Lateinamerikas. Über den Rio San Juan besteht eine Verbindung zum karibischen Meer, was Granada während der Kolonialzeit zu einem beliebten Ziel für Piraten machte. Die Spanier lagerten dort schließlich Unmengen an Schätzen.
Nachdem der Kulturteil beendet war, belohnten wir uns bei einem kühlen Bier für die zahlreichen Radlkilometer der vorangegangen Tage. Als wir von der Happy Hour erfuhren folgte dem Bier der eine oder andere Cocktail. Nachdem wir an diesem Abend auch zu faul zum Selberkochen waren, gönnten wir uns unterwegs auch Hamburger und Hot Dog. Was immer es auch war, irgendwas tat uns nicht besonders gut und wir verbrachten den nächsten Tag im Bett unseres fensterlosen Zimmers. Kollektive Bauchbeschwerden und Fieber begleiteten uns und zwangen uns unsere Weiterreisepläne zu verändern. Nach einem Tag im Bett wagten wir uns wieder aus dem Hostel und besuchten per Bus Masaya. Dort schlenderten wir, noch etwas schwächlich, durch die engen Marktgänge, wo einerseits Kunshandwerk, andererseits heimische Lebensmittel angeboten werden. Sofern es sich nicht um Zwieback handelte, mieden wir jedoch die zahlreichen kulinarischen Angebote.
Nachdem es gesundheitlich wieder bergauf ging, nahmen wir am Tag darauf an einer geführten Bootstour durch die Isletas de Granada teil. Über 300 kleine Inseln hat der Mombacho bei seinem großen Ausbruch in den Nicaragua See gespuckt. Heute sind viele davon im Besitz von Superreichen, die dort ihre prunkvollen Häuser errichteten. Teilweise sind sie aber unbewohnt und dienen nur als Machtdemonstration oder Prestigeobjekt. Eine der Mini-Inseln ist von vier Affen bewohnt, die dort von Touranbietern mit Früchten versorgt werden. Mittlerweile sind sie so an die Früchte gewöhnt, dass sie Bananen kategorisch ablehnen. Auch wir wurden während der Fahrt mit heimischen Früchten versorgt. Zögerlich verabschiedeten wir uns von unserer Zwieback-Diät und genossen Kokosmilch und- fleisch, Mangos, Ojotes und noch viele weitere köstliche lokale Früchte. Vom Boot aus genossen wir die malerische Abendstimmung und den Sonnenuntergang über Granada.
Tags darauf fühlten wir uns wieder fit für eine kleine Probetour und machten eine Rundtour mit Start und Ziel Granada. Die Fahrten ohne Gepäck im Sattel genossen wir immer ganz besonders. Wir besuchten die Stadt Catarina, gelegen hoch über der Laguna de Apoyo. Von dort aus ergab sich ein wunderschöner Ausblick über die Lagune, Granada und dem Vulkan Mombacho. Bei Müsliriegel, Banane und Gatorade sprachen wir über unsere Weiterreise und über Lukas´ bevorstehenden Radverkauf in San José. Dabei kam Lukas auf den Gedanken einer Bekannten, die sich zu diesem Zeitpunkt noch in Costa Rica befand, sein Rad mit nach Hause zu geben. Noch am selben Tag nahm Lukas Kontakt zu Agi auf, die sich dankenswerterweise um seinen Drahtesel annahm. Ihr Rückflug war für Freitag geplant, es war bereits Mittwochnachmittag. So nahm die Radreise für Lukas und Matthias ein vorzeitiges Ende und traten am Donnerstag die Busreise nach San José an um ihre Bikes abzuliefern - Lukas seines an Agi, Hiasi sein geborgtes an Brian. Ich entschied in Nicaragua zu bleiben und noch ein paar Radltage auf der Insel Ometepe einzulegen, während die anderen zwei Panamericanos in San José und Umgebung Zeit verbrachten. Wir trafen Montagnachmittag in unserem fensterlosen Stammquartier in Granada wieder zusammen und starteten von dort weg unsere Reise zu den Corn Islands, einem Paradies in der Karibik. Über die abenteuerliche Anreise und dem Aufenthalt auf der autolosen Insel Little Corn Island könnt ihr in unseren nächsten Blogeinträgen lesen.
Bis zum nächsten Mal!!
Los Panamericanos
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