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Hallo, hallo!
Heute erwartet Sie: Die vorerst letzten Tage in Wellington, die Marlborough Sounds, Nelson, Abel Tasman und ganz exklusiv die Golden Bay! „Ist das was?!"
Die letzten Tage in Wellington bestanden zu ca. 50% aus Packen, „Planen" und Vorfreude. Die restliche Zeit bestand aus Arbeit und Schlaf. Als ich dann sonntags Abend im Restaurant meine letzte Mahlzeit schlürfte und mit einer Kollegin zusammensaß, konnte ich es nicht glauben, dass meine letzten Stunden im GP geschlagen hatten. Aber sie hatten es, und daher befand ich mich kurze Zeit später auf dem Weg ins Hostel um mich schnell frisch zu machen, um später auszugehen. Aus dem Ausgehen wurde im Endeffekt nichts, da Sonntagnacht Wellingtons Straßen relativ leer sind. Aber für ein paar Bier hat es aber dennoch gereicht und wenn ich es zeitlich schaffe, wird die Sause mit meinen Arbeitskollegen nachgeholt, wenn ich wieder in Wellington bin.
Nicht verkatert und höchst motiviert ging es am folgenden Morgen ans letzte Packen, Ausmisten, Einkaufen, Verschenken und „Gepäck-im-GP-lagern". Abends noch schnell ein Rösti gemacht und ab ging es ins Bett. Da ich um 5 Uhr aufstehen musste, tat ich dies auch relativ früh und wachte am nächsten Tag früh genug auf um Freunden eine gute Nacht zu wünschen. Auf dem Weg zur Fähre wäre ich dann beinahe das erste Mal kollabiert. Ich hatte extrem schlecht gepackt und das rächte sich auf den 4 Kilometern. Ich weiß auch um ehrlich zu sein nicht, wie ich durch Australien reisen soll, wenn ich all mein Gepäck plus die Überreste im GP schleppen muss!
Pünktlich um kurz vor 8 Uhr kam ich an der Fähre an und bezog direkt Position auf dem Sonnendeck. Windige 3,5 Stunden später, einige Bilder der Sounds reicher und relativ planlos kam ich mittags auf der Südinsel, genauer gesagt in Picton, an und suchte ein Hostel mit Zeltplätzen. Ich landete in einem Hostel, deren Besitzerin mich sehr an eine Bardin erinnerte. Zu den Aktivitäten im Hostel gehörten unter anderem auch Jonglieren und Alles was dazugehört. Ich buchte zunächst mein Wassertaxi für den Queen Charlotte Track und begab mich daraufhin auf Erkundungstour durch Picton, welche mich in die Victoria Domain und auf einen Ausguck oberhalb der Stadt brachte. Der Ausblick war nett um einen Eindruck von Sounds zu erhalten, die ca. 20% der neuseeländischen Küste ausmachen. Und: dichtbewaldete 500m- Berggipfel wenige Hundertmeter vom Wasser entfernt schinden trotz Wolken ordentlich Eindruck! Bei der Victoria Domain handelt sich um eine Halbinsel die einige Kilometer in den Queen Charlotte Sound hineinragt und dem Geräuschpegel entsprechend zu geschätzten 99% von Grillen bewohnt wird. Ich wanderte gut 10 Kilometer um weitere Eindrücke von den Sounds zu bekommen und ließ mich nach kurzer Zeit lieber von Musik volldröhnen als vom terrorartigen Grillenzirpen. Zu dem Zeitpunkt wusste ich noch nicht, dass auf dem Queen Charlotte Track fast genauso krass weitergehen sollte.
Am nächsten Morgen hieß es wieder früh aufstehen um noch ein paar Pfannenkuchen als Wegverpflegung zu backen und um halb 9 Uhr am Hafen zu sein. Es folgte eine Wassertaxifahrt zur Ship Cove von wo aus der Track startet und die damals von James Cook des Öfteren angesteuert wurde. Die folgenden 3 Tage legte ich 71 Kilometer mit vollem Marschgepäck zurück, ließ mich von Grillen nerven, von Sandflies stechen und von so manchem Aufstieg quälen. Leider spielte das Wetter nicht so mit und daher wurden neben eindrucksvoller Soundlandschaft hauptsächlich Wolken fotografiert. Am zweiten Tag lernte ich Thomas einen deutschen Weinleger aus Stuttgart kennen, mit dem ich auch die weiteren Tage verbringen sollte. Wie schon gesagt, machte ich während diesen drei 20+-Kilometeretappen meine ersten Bekanntschaften mit Sandflies und um ehrlich zu sein - ich mag sie wirklich überhaupt gar nicht! Am ersten Abend wollte ich mich nur kurz ins Zelt legen, was aber aufgrund der Belagerung von kleinen Viechern, in einem 14 Stunden Zeltaufenthalt endete.
Von Anakiwa ging es Freitagnachmittag zurück nach Picton zum Erholen ins Hostel.
Thomas hatte mir angeboten am nächsten Morgen mit nach Nelson zu fahren, wo wir gegen 10 Uhr ankamen. Das Wetter hatte sich glücklicherweise verbessert und ich konnte noch ein paar schicke Bilder von den Sounds machen. In Nelson angekommen, besuchten wir zunächst das dortige i-Site und buchten eine Kajaktour im Abel Tasman für den nächsten Tag. Außerdem besuchte ich David, der in Nelson als Managervertretung in einem kleinen sehr gemütlichen Hostel arbeitet. Dort konnte ich dann auch ein wenig Gepäck lassen und nach nur 3 Stunden in Nelson fuhren Thomas und ich in Richtung Abel Tasman Nationalpark. Auf dem Weg wurden noch ein paar interessante Örtlichkeiten abgeklappert, wodurch ich Nelsons größten Strand, Rabbit Island, Nelsons ältestes Weingut inkl. Wein & Motuekas Fruchtstände kennenlernte. In Marahau buchte ich noch fix Campingplätze für meine Wanderung im Abel Tasman Nationalpark und ab ging es in das anliegende Hostel um ein wenig Schlaf zu bekommen, bevor wir am nächsten Morgen zum Kajaking aufbrachen.
Um es kurz zu machen: Das Kajakfahren war super - aber es regnete ununterbrochen von morgens bis abends, was die Veranstaltung etwas trübte. Dennoch konnten Thomas und ich einen tollen Eindruck vom Küstenverlauf des Nationalparks gewinnen und neben Fotos von Robben auch ermüdete Muskulatur sehen, als wir nachmittags wieder warm und trocken im Hostel saßen. Thomas fuhr noch am selben Tag in die Golden Bay und ich blieb bis zum nächsten Morgen im Hostel bevor ich mich auf den 56+ Kilometer langen Abel Tasman Coast Track machte.
Der Abel Tasman Nationalpark ist traumhaft: lange gelbe Sandstrände, zerklüfte Felsen, große Vielzahl an Vögeln und alle paar Meter ein Foto wert. Und strahlend blauer Himmel verstärkt diese Effekte nur noch mehr! Glücklicherweise sollte ich die nächsten 5 Tage allesamt von Sonne verwöhnt werden. Am ersten Tag lief ich gut 26 Kilometer durch Buschlandschaft, die ab und zu Platz machte für unglaublich schöne Strände, Klippen und kristallklares Wasser. Ich lief auch ein paar extra Abstecher zu kleineren „Attraktionen" neben dem eigentlichen Track und sah daher noch Cleopatras Pool (Fluss mit vielen großen Felsen, Stromschnellen und Wasserfällen) und einen Wasserfall, der mitten im Busch lag und die 3 Kilometer zusätzliche Strecke nicht wert war! Erschöpft aber glücklich kam ich abends am Campingplatz „Bark Bay" an.
Der Track beinhaltet außerdem mindestens zwei Abschnitte die man nur bei Ebbe überqueren kann und da Ebbe zeitlich unpassend lag, lief ich am zweiten Tag „nur" 12 Kilometer nach Awaroa. Das war aber auch genug, da ich mir direkt morgens bei der Überquerung einer Bucht nasse Füße geholt hatte. Geplant war ein fauler Nachmittag am Strand, aber ausgerechnet als ich mich faul in die Sonnen legen wollte, frischte der Wind auf, eine Wolkenfront schob sich vor die Sonne und Sandflies fanden Gefallen an meiner Haut. Was macht man in dem Fall? Man baut sein Innenzelt auf, zieht genügend an und genießt die freie Zeit, so gut es geht. Wenn man geschätzte 5 Stunden dort am Strand liegt, merkt man erst wie viele Touristen mit den Wassertaxis sich rumkutschieren lassen und vor allem wie viele von diesen Deutsche sind. Zusätzlich kann man Teil haben an grandiosen Feststellungen dieser Touristen. Mein Favorit ist folgende Feststellung: „Oh, da liegt ja einer in einem Zelt!" eines schwerbeleibten Bayers mit ebenso schweren Akzent, dem nur Lederhosen fehlten um einen Clique- Bayern darzustellen. Die Wahrscheinlichkeit, dass seine Begleiter mich nicht gesehen hatten, war sehr gering, da am Strand nichts Anderes stand, außer meinem Innenzelt. Als die Flut wieder zurückging, legte ich meine letzten Kilometer zum Zeltplatz zurück und verbrachte dort eine ruhige Nacht.
Am nächsten Morgen waren alle Wolken verschwunden und ich begann den Tag mit der Überquerung des Awaroa Inlets. Dieses Inlet ist eine ca. 1 Kilometer breite Bucht, die bei Flut voll Wasser steht und bei Ebbe nur 3 kleinere Rinnsaale beherbergt. Sehr beeindruckend wie stark die Gezeiten am Abel Tasman wirken. Die folgenden 20 Kilometer gingen in den nördlichen Teil des Nationalparks der weniger stark besucht ist und dessen Strände immer häufiger zerklüften Klippen Platz machen. Nach einem Mittagssnack am Seperation Point, wo u.a. Robben leben, ging es auf die letzten Kilometer zum Wainui Carpark, der das Ende des Wanderwegs darstellt und von dem mich ein deutschen Paar im Camper mit nach Takaka in der Golden Bay nahmen. Ich hatte mir die Tage zuvor schon ein Sorgen gemacht, dass ich nicht vom Parkplatz wegkommen könnte, da die Straße seit vielen Sandrutschen Mitte Dezember, weniger befahren wurde und nur wenige Wanderer den gesamten Track liefen. Glücklicherweise gab es aber genügend Tageswanderer die sich den Park vom Norden aus anschauten. In Takaka angekommen, ließ ich mich zunächst im i-Site beraten, frischte meine Nahrungsmittel auf und fuhr bei einem spanisch-irischem Paar mit zum Campen nach Onekaka, was nördlich von Takaka lag und somit auf dem Weg zum Farewell Spit. Das tolle am Hitchhiken sind die Gespräche mit dem Fahrer oder insgesamt den Insassen und speziell mit dem Iren habe ich mich echt prächtig verstanden. Nach zwei Gläser Bier, begaben die beiden sich auf ein Konzert in einem anliegenden Pub, während ich mich zu Bett begab.
10 Stunden später stand ich wieder „Daumen-raushaltend" an der Straße und wartete auf nette Leute, die nichts Besseres zu tun haben als mich in den Norden der Golden Bay zu fahren. Problematisch wird es nur wenn teilweise 5 Minuten lange kein Auto kommt. Nichtsdestotrotz befand ich mich gegen 11 Uhr in Puponga und startete den Hilltop Track vom Wharariki Beach über Cape Farewell (nördlichster Punkt der Südinsel) zum Farewell Spit (25 Kilometer lange Lagune, die eigentlich relativ öde ist und Vögeln aller Art eine Heimat bietet). Der Weg geht über extra steiles Weideland, entlang gigantischer Klippen und den einen oder anderen Hügel/ Berg hoch. Bei Windböe mit über 100km/h weht es da einen mitsamt Backpack mal fix die Klippen runter, was mir Gott sei Dank erspart blieb. Dennoch lief ich große Teile des Weges gegen den Wind gestemmt, taumelte nach dem einen oder anderem Windstoß und presste mich gegen Gipfelkreuze um „in Ruhe" zu fotografieren. Dabei sammelten meine Schuhsohlen kiloweise Schafkot und andere Hinterlassenschaften - krass wie viel diese Tiere ausscheiden! Immerhin blieb mir auf dem Farmland der Sand erspart der mit am Wharariki Beach ins Gesicht wehte und auf die Dauer echt nervte. Aber: ich konnte an einem windstillen (!) Ort Robbenbabys in kleinen Pools spielen sehen (Ladies: Das ist der Zeitpunkt an dem ihr alle: „Oh, wie süüüß!" denken solltet.) Aufgrund der relativ offensichtlichen Einöde des Farewell Spits betrat ich diesen nur am Besucherzentrum und ich war auch ganz froh darum, dass es dort nichts Interessantes gab, da ich nach dem Wanderweg ein wenig gerädert war und ich schon genügend Sandstürme auf der Tagesordnung gehabt hatte. Per Anhalter ging es zurück nach Motueka und von dort aus mit einem Musiker der abends ein Konzert in Nelson gab, nach Nelson. Die Frage des Tages stellte ich mir, als ich über eine Schafweide lief/ taumelte und Schafe vor mir davonliefen. Ich muss schon sagen - es ist kein schlechtes Gefühl, dass andere Lebewesen Angst vor einem haben, obwohl man zu dem Zeitpunkt, von Windböen geplagt und total erschöpft, kaum vom Fleck kommt. Dieses Gefühl verschwand genauso schnell wie es gekommen war, als ich bemerkte dass eins dieser Schafe, während es vor mir davon lief, meinen Pfad mit kleinen, frischen Kotkügelchen pflasterte und ich mir überlegte: „Machen die das absichtlich?"
Der heutige Tag bestand grob genommen nur aus Reorganisieren des Gepäcks und ein paar Kleinigkeiten. Ich kam dazu mein Tax Refund zu beantragen, lief 15 Kilometer durch Nelsons Innenstadt, durch die Queen Gardens und ins Maitai Valley, das von einem kleinen Fluss durchzogen wird und leider für Jogger besser geeignet ist, als für Wanderer. Ansonsten verbrachte ich ein paar Stunden mit David in dessen Hostel, spielte Jenga, backte zwei fantastische Laib Brot und schreibe nun grob 2,5 Stunden an diesem Blogeintrag.
Morgen geht es, nach einem Marktbesuch in Nelson, hoffentlich fix an die Westküste von der ich in den letzten Tagen nur tolle Beurteilungen gehört habe. Punakaiki ich komme!
Ich verbleibe mit einem franziskanischen: „Gute Reise!" - „Gute Besserung"
Basti
Nelson, den 16.03.2012
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