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Blog 17.03.2012 bis 24.03.2012
How is it going?
Wie schon am Ende des letzten Blogs angekündigt, ging es am nächsten Morgen mit David auf den regional berühmten Wochenmarkt in Nelson, wo mir trotz all der Angebote, kein Händler Geld entlocken konnte. Viel mehr brachten mich einige auf die Idee selbst Nahrungsmittel herzustellen. Vom Hostel aus ging es mit vollem Gepäck in Richtung Highway 6 um einen Lift zu bekommen. Und der sollte nicht lange auf sich warten lassen. Bevor ich überhaupt an meiner ausgekorenen Stelle angekommen bin, hatte mich schon ein Kiwi Gentlemen eingesammelt und mich an den Standrand gefahren, von wo aus Hitchhiken einfacher ist. Nach einer halben Stunde nahm mich ein chronischer Raser mit, der mich im Rekordtempo nach Murchinson brachte, von wo aus ich wiederrum bei einem Tschechen mitfuhr, der 10 Jahre früher 2500km mit einem Kumpel von Prag nach Murcia getrampt ist. Das Ganze war ein kleiner Wettstreit mit 3 weiteren Zweierteams. Coole Sache, die ich gerne auch einmal ausprobieren würde! Von Westport aus nahm mich dann ein sehr nettes, aber auch etwas seltsames Paar mit nach Punakaiki. Ihre Art erklärte sich, als mir der Mann als „Abschiedsgeschenk" den Watchtower der Zeugen Jehovas in die Hand drückte. Etwas neugierig war ich ja schon, und daher habe ich ihn nicht direkt weggeworfen um später etwas darin zu blättern. Ende vom Lied ist, dass ich nicht bekehrt wurde und nun interessante Interpretationen der Zeugen Jehovas kenne, die inzwischen bestimmt schon von Grund auf erneuert wurden, da das Heft schon etwas älter war. Punakaiki ist bekannt für seine raue Küstenlinie und besonders für die Pancake- Rocks und Blowholes. Die besuchte ich auch direkt, da es um ehrlich zu sein nichts anderes dort zu bestaunen gab und verbrachte nach einem wundervollen Sonnenuntergang und dem Betrachten des Nachthimmels die Nacht direkt an den Pancake- Rocks.
Morgens geriet ich in ein Gespräch mit zwei Deutschem, das neben vielen Infos und einigen Erfahrungsberichten auch einen starken Kaffee bot! Guter Start in den Tag… und es sollte noch besser werden. Einige Stunden später kam ich am Lake Pearson zwischen Arthur's Pass und Christchurch an und genoss die Einsamkeit. Die hatte ich auch dringend nötig nachdem ich davor 2 Stunden mit einem Klischee- Trucker gefahren bin, der neben seinem obligatorischen wohl gerundeten Bauch (muss am ununterbrochenen Essen liegen…), verwirrter Art und Unappetitlichkeit, auch ein Herz für Tramper hat. Lake Pearson bietet nicht viel, außer einem freien Campingplatz und die Landschaft, daher machte ich mich auf eine kleine Erkundungstour und… traf zwei Deutsche, die ganz zufällig mit Marinas bester Freundin befreundet sind und ausgerechnet an einem verlassenen See in Neuseeland campen. Zufälle gibt es - so klein ist die Welt. Wir verbrachten den Abend mit Lagerfeuer und Essen (Stockbrot, Nudeln, Kartoffeln, mehr Stockbrot) und ich und um ehrlich zu sein, hat mir das gemütliche Sitzen am Feuer mehr Freude gemacht als Silvester, Rugby Worldcup Finals und Weihnachten.
Nach einer nassen Nacht, sehr kaltem Morgen und Frühstück gingen wir wieder getrennte Wege. Basti und Vale fuhren nach Christchurch und ich wartete geschlagene 2 Minuten (!) Mitten im Nirgendwo auf einen Lift. Wenn es doch immer so schnell gehen würde! :) Zurück im Arthur's Pass informierte ich mich über die lokalen Wanderwege und lief einige Kilometer auf Shortwalks im ganzen Tal entlang, da das Wetter Wandern über der Buschlinie nicht zuließ. Die Highlights des Tages waren die Devils Punchbowl Falls und der Bealy Valley Track, bei dem man 2/3 des Weges ein Flussbett entlang kraxelt. Ich übernachtete auf einem DOC Campingsite und traf dort die Deutschen vom Pancake-Rocks-Frühstück wieder und wir setzten unsere Unterhaltung fort. Irgendwann ging es dann todmüde ins Bett und ich schlief so gut, dass ich nicht mitbekam, dass ein Kea mein Zelt und meine Kameratasche auseinander nahm.
Am nächsten Morgen staunte ich nicht schlecht, wie krass diese Vögel sind, sammelte meine leere Brot Box von der Wiese ein und räumte mein Hab und Gut in die Hütte. Durch diesen Zwischenfall hat mein Zelt ein paar blaue Gaffer- Tape Verzierungen und Keas sind für die nächsten 5 Wochen nicht mehr meine Lieblingsvögel. Leben geht bekanntlich weiter und es tat es mit einem 2,5- stündigen Aufstieg auf den 1100 Höhenmeter entfernten Gipfel des Avalanche Peak, einigen eisigkalten Minuten auf dem Gipfel und dem Abstieg. Gott sei Dank hatte ich brillantes Wetter an dem Tag und konnte nach all den wolkigen Tagen zuvor endlich die Szenerie des Arthur's Pass Nationalpark genießen. Noch am gleichen Tag ging es zurück an die Westküste, Hokitika um genau zu sein, woran die Keas sicherlich nicht ganz unterschuldig waren. Ich war zwar zu spät um Gaffer- Tape zu kaufen, aber pünktlich zum Sonnenuntergang und Souvenireinkauf. Am Sunset Lookout Point genoss ich den Sonnenuntergang und machte mich danach auf den Weg zu einem kleinen bewaldeten Gebiet um mir einmal wieder Glowworms anzuschauen. Schließlich ist es schon mehr als 6 Monate, dass ich die Letzten sah. Gegen 22 Uhr legte ich mich dann an den Strand, sah in den Nachthimmel und schlief nach kurzer Zeit unter freiem, wolkenlosen Himmel ein.
Am nächsten Morgen zeigte der „Kalender" (alias Handy) den 21. März an und somit feierte ich im Unterbewusstsein mein 9- monatiges Jubiläum. Mit Gaffer- Tape bewaffnet wartete ich ca. 1 Stunde bis mich Dave mit zum Franz Josef Glacier nahm. Mittags kam ich im gleichnamigen Dorf an und ich buchte zunächst eine geführte Tour auf dem naheliegenden Fox Glacier für den nächsten Morgen. Daraufhin gab ich mein Gepäck im Visitor Centre ab und machte mich zu Fuß zum Franz Josef Glacier. Vom Punkt an dem der Gletscher 1867 aufhörte, läuft man heute eine ganze Weile durch die Endmoräne des Gletschers bis man 400 Meter vom Gletscher entfernt nicht mehr näher rankommt, Fotos macht und erst Mal schön gepflegt zu Mittag isst. Das Besondere an den Gletschern Fox und Franz Josef ist die Tatsache, dass sie direkt neben subtropischen Regenwald verlaufen und ihre Enden auf grob 300 Höhenmeter liegen. Eine Stunde später stand ich dann schon wieder vorm Visitor Centre und hielt meinen Daumen in den Wind um nach Fox Glacier Village zu kommen. Und wie durch ein Wunder hielt ein Ehepaar aus Hamilton nach 3 Minuten an, mit dem ich einige Zeit in Hokitika verbrachte und die ich am Franz Josef Glacier dem Weg zum Helikopter-Startplatz sah. Beide Töchter der beiden sind alleine durch Europa gereist und daher durfte ich mir schon am Abend zuvor anhören, wie wichtig es ist den Angehörigen alle paar Tage ein Lebenszeichen zu geben. Zusammen mit den beiden ging es die 23 Kilometer zum Fox Glacier Village und ohne große Umschweife direkt zum Lake Matheson. Lake Matheson ist der einzige See von dem man die Reflektionen von Mount Cook & Tasman im See sehen kann und liegt nur 6 Kilometer vom Dorf entfernt. Wir liefen eine Stunde um den See und machten fleißig Bilder der beiden höchsten Berge Neuseelands und deren Reflektionen im Wasser. Die beiden chauffierten mich bis zur Einfahrt des Hostel und wünschten mir noch alles Gute für meine Zukunft und versprachen Frankfurt bei ihrem nächsten Besuch mehr als 4 Stunden Aufmerksamkeit zu schenken. Während langsam die Sonne Anstalten machte unterzugehen, flickte ich mein Zelt und setzte mich den Rest des Abends in die dortige Lounge.
Eine weitere gemütliche Nacht im Zelt später, stand ich relativ früh am nächsten Morgen auf, um ohne jegliche Hektik meine Sachen für die Fox Glacier Tour zusammenzupacken. Das Wetter war inzwischen von supersonnig zu Dauerregen gewechselt und daher vielleicht nicht der beste Tag für die Tour. Aber da ich die 160 Dollar schon bezahlt hatte, gab es kein Zurück. Nach einer kleinen Einführung und dem entsprechendem Einkleiden für den Gletscher, ging es relativ fix zum Glacier und wir liefen zu einem schönen Aussichtspunkt und von dort aus zu dem „Gletschereingang". Mit dem Betreten des Gletschers fiel die Temperatur um gefühlte 20°C und der Regen und Wind nahmen schlagartig zu. Wir verbrachten 5 Stunden auf dem Gletscher und sahen allerlei Eishöhlen, Steinbrocken, kleinere Steinrutsche und riesige Eissäulen. Bei gutem Wetter wäre es sicherlich ein gigantisches Erlebnis gewesen und der Guide hätte mich vom Gletscher ziehen müssen, aber aufgrund der Witterungen waren alle Beteiligten zumindest ein wenig froh aus ihren sumpfigen Schuhen, durchweichten Regenjacken und nassen Klamotten herauszukommen und der Kälte zu entfliehen. An einem sonnigen Tag wäre die Tour bestimmt etwas angenehmer gewesen, aber es hatte auch positive Aspekte im Regen zu laufen, da durch den Niederschlag viele kleine Flüsse und Wasserfälle auf dem Gletscher entstehen und man viel mehr blaues, reines Eis sehen kann, dass noch nicht von Sonnenlicht und Sauerstoff entfärbt wurde. Zurück im Hostel ging es ans Trocknen der Klamotten, da ich lieber meine eigenen Sachen benutzten wollte, was sich in Form von triefendnassen Klamotten und Schuhen rächen sollte. Der Hostelmanager war so freundlich und zündete kein Kamin an und wollte dies auch nach mehreren Anfragen nicht tun. Während meine Klamotten auf einem kalten Kamin trockneten, setzte ich mich in die Sauna und schwitze für eine halbe Stunde, nachdem ich wenige Stunden zuvor noch fröstelnd auf dem Fox Glacier stand. Die Sauna sollte beim Kleidertrocknen eine nicht ganz unwichtige Rolle spielen. ;)
Neuer Tag, neues Glück war die Devise des nächsten Tages und zumindest das Wetter zeigte direkt Verbesserung. Nach einem relativ gemütlichen Zusammenpacken wartete ich einige Zeit bis mich zwei Israelitinnen nach Wanaka mitnahmen. Leider waren die beiden nicht sehr gesprächig, zumindest nicht auf Englisch, und daher hörten wir auf den Weg nach Wanaka Musik und ich machte es mir zwischen dutzend Gläsern Tomatensauce und kiloweise Pasta gemütlich. Die beiden schienen sich nicht grade abwechslungsreich zu ernähren. Der Himmel war gesprenkelt mit Wolken, aber die Sonne fand glücklicherweise immer einen Weg durch die Wolkendecke und so fuhren wir bei gutem Wetterdurch den Mt. Aspiring National Park, der einfach wundervoll schön ist. In Wanaka angekommen, informierte ich mich zunächst über Wanderwege, Wettervorhersage, Skydiving und aufgrund des angekündigten Regens auch über Indoor-Aktivitäten. Die Überraschung des Tages saß, dann in der Lounge des Hostels. Sein Name ist Raffael und abgesehen von seinem etwas wilderen Aussehen hat er sich nicht geändert. Wir verbrachten den Nachmittag und Abend zusammen im Hostel und Supermarkt, aßen ein Festmahl und spielten mit zwei netten Leuten aus Kalifornien Karten. Anfängerglück sei Dank, gewann ich Beenie/ Beanie (?) relativ souverän und schlief dann schnell, im ersten Bett seit 4,5 Monaten, ein.
Der Markt in Nelson brachte mich u.a. auf die Idee Müsliriegel selbst zu backen und so stellte ich den nächsten Vormittag ein gutes Dutzend Müsli-Riegel und Müsli-Brötchen her. Da das Wetter nicht viel draußen zu lies, blieb ich den Rest des Tags relativ faul und hoffte inständig auf besseres Wetter für den nächsten Tag auf den ich mich schon seit Monaten freute. Raffael hatte sich in der Zwischenzeit mit den beiden Amerikanern in Richtung Fox Glacier gemacht.
Beste Grüße
Sebastian
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