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Heute führt uns unser Weg zu Chinas wohl bekanntester Sehenswürdigkeit, die hierzulande auch gern als das achte Weltwunder bezeichnet wird: die Armee aus zweitausend menschgroßen Statuen, die das Grab des ersten Kaisers Chinas bewachen. Vor über zweitausendzweihundert Jahren bestand das heutige Land aus sechs verschiedenen Königreichen, die Kaiser Qinshihuang zu einem Reich zusammenfasste, einheitliche Münzen wurden eingeführt und das alte China war geboren. Das Leben nach dem Tod spielte eine wichtige Rolle im Glauben und Denken des Herrschers, sodass früh die Konstruktion seines Mausoleums begann, das größte, das die Menschheit bis dato kennt. Als Person von oberstem Rang umgab sich der Machthaber mit ganzen achttausend Leibwächtern, die ihm auch in den Tod folgen sollten, um ihn im nächsten Leben weiterhin zur Seite zu stehen. Zur Erleichterung der historischen Bodyguards entschied sich der Kaiser auf einen Rat hin aber für eine Alternative zum Massenmord: lebensgroße Statuen seiner treuen Wächter sollten angefertigt werden, jede einzigartig, jede mit ihrem eigenen Gesicht. So begann die feine Anfertigung der achttausend Figuren, von denen uns heute rund ein Viertel mit ruhiger Miene entgegenblickt. Ein faltiger Mann schüttelt uns die Hand, es ist der Bauer, der 1974 beim Graben eines Brunnens Terrakotta Scherben gefunden hatte, woraufhin Archäologen Ausgrabungen begannen, und aus dem Staunen nicht mehr heraus kamen. Körper für Körper wurde aus den vielen Teilen wieder zusammengesetzt, ein wütender Nachfolger des verstorbenen Kaisers hatte den größten Teil der ungewöhnlichen Grabbeilage zerstört. In der metertiefen Grube stehen sie in Reih und Glied, ihre Hände scheinen unsichtbare Waffen zu greifen, zwischen den Reihen finden sich auch Pferde des braunen Materials. Die menschengleichen Funde erzählen eine uralte Geschichte von Macht und Verlustangst, Leben und Tod. Woran Kaiser Qinshihuang am Ende gestorben ist, ist ironisch: er hatte ein geheimnisvolles Mittel gefunden, das ihm Unsterblichkeit verleihen würde - dachte er zumindest.
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