Profile
Blog
Photos
Videos
Die Gegend rund um Oberstdorf führt sicher die Liste unserer häufigsten Reiseziele an. Aus dem ganz simplen Grund, dass es von uns aus das nächstgelegene Ziel in den Alpen ist. Hinzu kommt, dass ich es sehr schätze, dort viele kleine Städtchen mit all ihren Möglichkeiten (vom Shopping bis zum Erlebnisbad) zu finden, während ich ganz tief drin in den Bergen, wo es nichts als Berg gibt, nicht ganz so glücklich bin.
Nun bin ich ja wirklich kein Wandervogel und fahre eher bescheiden Ski und liebe das Allgäu eher für seine Kässpatzen als für die alpinen Sportmöglichkeiten. Dennoch muss ich zugeben, dass vom Anblick der weißen Gipfel vor strahlend blauem Himmel eine unbeschreibliche Faszination ausgeht. Ob uns das Wetter wohl auch diesmal diesen Anblick gönnen wird?
In den letzten Jahren sind wir immer öfters zu Faschingszeit im Allgäu gewesen, zum einen eine prima Möglichkeit, dem Meenzer Irrsinn zu entfliehen, zum anderen sind das die einzigen schulfreien Tage, die wirklich in die optimale Skisaison fallen.
Diesmal hatten wir eine kleine Pension in Tiefenbach "Winkel" und schon bei unserer Ankunft staunten wir nicht schlecht. Während bei einem kurzen Stopp in Fischen die Schneemenge noch ganz gewöhnlich war, türmten sich hier, nur wenige Kilometer weiter, ganze Schneewände seitlich der Straße auf. Diese durch das Räumen der Straßen entstandenen Wände versperrten den Blick auf die Häuser, von denen man nur noch die Dachspitzen hervorschauen sah. Direkt am Abzweig zu unserer Pension stand ein kleine Kapelle auf der Straßenmitte, so dass beinahe ein kleines Labyrinth in den Schneewänden entstanden war. Gerade jetzt im Dunkeln wirkte das alles schon fast surreal.
Mittlerweile doch recht hungrig, wählten wir für das Abendessen das nächstgelegene kleine Restaurant im Ort. Eine erste Enttäuschung machte sich breit, als ich feststellte, dass auf der Karte keine Kässpatzen zu finden waren. Also disponierte ich auf Schnitzel um. Da ich weder Pilze noch Kartoffeln vertrage, war zwar weder "Jägerschnitzel mit Spätzle" noch "Zigeunerschnitzel mit Pommes" das Richtige, aber immerhin stand in der Karte ja, dass man Beilagen gerne austauscht. Die Bedienung, die ohnehin das Lächeln verloren hatte und auch wirklich ewig auf sich warten ließ, war da aber entschieden anderer Meinung, die Spätzle gibt´s nur zum Jäger, nicht zum Zigeuner, basta. Auch von meinem Hinweis auf meine Nahrungsmittelunverträglichkeit lies sie sich nicht erweichen. Für mich bliebt dann nur noch ein einziges Gericht der Karte zur Auswahl, die Maultaschen, die auch gar nicht schlecht waren, aber irgendwie war der Abend gelaufen.
Am nächsten Morgen war mit einem einzigen Blick aus dem Fenster alles wieder gut. Der blaue Himmel zeigte nur einige weiße Wölkchen und das tief verschneite Dorf sah einfach nur wunderschön aus.
Unser erster Skitag führte uns in unser Lieblingsskigebiet Grasgehren. Ein überschaubares Skigebiet zu überschaubaren Preisen (alles ist relativ!), die Tatsache dass es dort auch Punktekarten gibt, macht sich vor allem für mich als Wenigfahrer bezahlt. Leider war genau an diesem wettermäßig schönsten Skitag der schlechteste Tag meiner Erkältung, die ich mir ja stets pünktlich zu Urlauben hole. So musste ich schon nach nur zwei Runden auf der Bolgenabfahrt (die schwierigste Piste in diesem Gebiet, die aber auch die schönste Aussicht bietet) eine Pause einlegen. Immerhin konnte ich bei dem Wetter wenigstens die Sonne genießen. Bis zur Mittagspause drehte ich dann noch einige Runden alleine auf der Anfängerpiste und sonnte mich dann bei einem Milchkaffee auf der Terrasse. Und dann gab es endlich Kässpatzen!! Draußen auf der Terrasse und mit Blick aufs Bergpanorama schmeckten sie fast noch besser als sonst.
Von der Terrasse aus wurden wir Zeugen einer Landung des Rettungshubschraubers. Unglaublich, wieviel Schnee er mit seinen Rotorblättern aufwirbelt. Und während der Arzt mit einem Schneemobil den Berg hinauf gebracht wurde, nutzten Tochter und Gatte die Chance, sich den Hubschrauber näher anzusehen, durften sogar hineinschauen. Zum Glück schaute es nicht ganz so dramatisch aus, als der Verletzte gebracht wurde, er konnte sich noch selber aufsetzen.
Den Nachmittag verbrachten wir auf der Piste, die der Hütte gegenüber liegt. Dort ist auch ein Funpark für Snowboarder und die kleine Station in einem Wohnwagen, dessen Dach gleichzeitig eine Sprungschanze ist, war neu für uns. Wir schauten den Snowboardern eine Weile bei ihren kunstvollen Sprüngen zu.
Am späten Nachmittag waren wir noch in einem Café in Fischen und haben ein paar Einkäufe für ein kleines Abendbrot auf dem Zimmer gemacht.
Am nächsten Morgen schneite es und noch während des Frühstücks ging der Schnee in Regen über. Der Wetterbericht sagte, dass sich die Niederschläge am Nachmittag in die Alpen zurückziehen würden. Na prima, sind wir da nicht? Auf unserem Plan stand eigentlich das Söllereck und so beschlossen wir, dort mit einer Zwei-Stunden-Karte zu fahren (reicht um durchnass zu werden) und am Nachmittag ein Regenprogramm einzulegen.
Genau an der Talstation ging der Regen wieder in nassen Schnee über, das war geringfügig besser, man weicht nicht ganz so schnell durch. Mein Mann beschloss, die erste Abfahrt auf der "Höllwies" zu machen und weil ich nicht schon wieder alleine fahren wollte, war ich sehr mutig und fuhr mit. Rot (mittelschwer) gekennzeichente Pisten können sehr unterschiedlich sein und während mir manche nicht besonders schwierig erscheinen, bringen mich andere an den Rand der Verzweiflung. Der Name "Höllwies" ließ erahnen, dass diese hier zur zweiten Kategorie gehörte.
Einige Anstrengung und Verzweiflungsanflüge wurden aber wieder wett gemacht, durch den Anblick des tief verschneiten Waldes, in dem sehr malerisch einige winzige Hüttchen mit viel Schnee auf den Dächern standen.
Leider führte die Piste so weit in Tal, dass es wieder regnete und wir ziemlich nass wurden. Schon war ich wieder schlecht gelaunt. Der Schlepplift zurück nach oben war mit 2 km Länge nahezu unendlich und ließ die Kälte prima durch die nassen Klamotten ziehen.
Als nächstes nahmen wir den Lift zum höchsten Punkt, nur wenige Meter über der Bergstation der Seilbahn, auf Sichtweite. Die Piste führt von dort sehr bequem in einer großen Kurve vorbei an der malerischen Alpe Schrattenwang zurück zur Bergstation. Ich bin dort schon oft gefahren und empfand es immer als einfach. Doch oh weh, diesmal blieben Massen von nassem Schnee unter meinen Skiern kleben, die kaum noch rutschen wollten. Zudem war durch den unaufhörlichen Schneefall kaum noch eine gewalzte Piste erkennbar, ich kam mir bei Wind und Tiefschnee vor wie bei einer Polarexpedition. Mann und Tochter "ich muss mal aufs Klo" rauschten natürlich davon und überließen mich meinem Schicksal. Das letzte Stück musste ich die Skier auf dem Rücken schleppen.
Zum Glück war das zweistündige Drama dann bald um, wir fuhren wieder ins Tal, wo wir in Langenwang Mittag machten. Eigentlich wollte ich ja nicht schon wieder...aber jetzt war der Frust doch groß genug: Kässpatzen!
Während wir lecker gegessen haben und unsere Klamotten langsam trockneten, schneeregnete es draußen unaufhörlich. Unser "Regenprogramm" führte und zur Miniwelt Oberstaufen. In Oberstaufen angekommen, hörte es auf zu regnen. Offenbar waren hier schon nicht mehr die Alpen, in die sich die Niederschläge nun zurückgezogen hatten.
Die Miniwelt ist eine riesige HO-Eisenbahnanlage, auf der hauptsächlich Teile des Rheintals dargestellt werden. Allerdings muss ich sagen, dass sie mit dem (ebenfalls im Allgäu befindlichen, aber von Oberstdorf aus deutlich weiter entfernten) Miniland in Wangen (das wir vor etlichen Jahren mehrmals besucht haben) an Abwechslungsreichtum und Liebe zum Detail nicht mithalten kann. (Gerade verrät mir Google, dass es dennoch sehr klug war, nicht bis nach Wangen zu fahren, denn die dortige Anlage steht inzwischen in München....)
Anschließend ein kleiner Bummel durch Oberstaufen, die Geschäfte leider geschlossen (Sonntag), aber wenigstens kein Regen. Beim Blick in die durchweg exklusiven Schaufenster kann ich meinen Mann allerdings wieder davon überzeugen, dass er eine sehr sparsame Frau hat, die auf Oberstaufen-Shopping gänzlich verzichten kann (ein neues Outfit entspräche dem Wert eines Fluges nach Kanada...). Kaffee Togo in einer Konditorei, in der ich eigentlich lieber die komplette Auslage mit hausgemachten Pralinen und Schokoladen gekauft hätte. Auf dem Heimweg sah die Straße zwischen Obermaiselstein und Tiefenbach mit den nun noch höheren Schneewänden und bei Schneefall und der nun auch weißen Fahrbahn, dazu im Dunkeln, sehr abenteuerlich aus.
Am Montag Morgen hing der Nebel tief in Tal. Für unseren letzten Skitag hatten wir den Hohen Ifen (in einem Seitental des Kleinwalsertals) vorgesehen. Und weil wir hofften, dass weiter oben am Berg kein Nebel mehr ist, machten wir uns wie geplant auf den Weg.
Leider wurde unsere Hoffnung enttäuscht, zudem schneite es dort auch noch. Schon an der Talstation gab es ein Haus zu sehen, das völlig unter den Schneemassen begraben war, wohl auch noch begünstigt durch den Räumdienst, der den Schnee vom Parkplatz davor geschoben hat.
Im Skigebiet gibt es nur Schlepp- und Sessellifte, das erhöht den Frierfaktor natürlich noch. Das charakteristische Massiv des Ifen zeigte sich nur einmal kurz im Nebel. Meine Mittagspause wurde daher sehr ausgedehnt und, man glaubt es kaum, mal ganz ohne Kässpatzen. Anschließend fuhren wir die ellenlange "blaue" Abfahrt ins Tal, die im letzen Winter bei stahlendem Sonnenschein ein ausgesprochender Traum und selbst für mich leicht zu meistern war.
Ganz anders jetzt im dichten Nebel und bei schlecht preparierter Piste. An einer Stelle war der Nebel so dicht, dass wir kaum erkennen konnten, wo die Piste verläuft. Dazu pfiff der Wind eisig und tat im Gesicht weh. Eine Polarexpedition ist gar nichts dagegen. Und es war einsam, andere Skifahrer waren weit und breit nicht zu erkennen. In mir kroch Panik hoch. Im unteren Teil, von der Mittelstation abwärts, ging es dann hauptsächlich durch den Wald und war angenehmer. Und die Strecke war auch wieder belebter. Ich beschränkte mich daher für die nächste Runde auf diesen unteren Teil. Unglaublich, was geänderte Wetterbedingungen aus ein und der selben Strecke machen können. Am Abend zeigte uns das Fernsehen, dass sich die Mainzer beim Rosenmontagszug einen Sonnenbrand geholt hatten. Wie ungerecht.
Am letzen Tag strahlte die Sonne vom lückenlos blauen Himmel, gerade als wollte sie sagen "ätsch, ihr müsst jetzt heim". Nach dem Packen machten wir noch einen kleinen Spaziergang durch die Tiefenbacher Winterwunderwelt. Mein Mann beschloss zu versuchen, unsere Tochter auf Langlaufskier zu stellen und so wurden selbige beim kleinen Skihüttchen vor Ort ausgeliehen. Ich machte in der Zwischenzeit einen kleinen Shoppingbummel in Oberstdorf. Tochter kam übrigens zu dem Ergebnis, dass Langlaufen zu anstrengend und längst nicht so cool wie Abfahren ist.
Aus dem dann geplanten Stopp in einem Fabrikverkauf wurde nichts, er war wegen Faschingsdienstag geschlossen. Viel schlimmer war aber, dass auch mein liebster Gasthof in Fischen wegen Fasching erst abends öffnen wollte. Zum Glück hatte dann auch der Dorfwirt im Zentrum wirklich leckere hausgemachte -es musste einfach noch mal sein- Kässpatzen!
Satt und zufrieden mussten wir uns dann von der weiß-blauen Berglandschaft verabschieden und auf den Heimweg machen. Der uns noch einen wunderschönen Sonnenuntergang und zum Glück eine staufreie Autobahn bescherte.
Links:
http://www.grasgehren.de/
http://www.familienberg-soellereck.de/
http://www.freizeit-sport.eu/miniwelt_oberstaufen.html
http://www.das-hoechste.de/winter/skigebiete/ifen/
- comments