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Donnerstag, 25.07.2013
Mit dem Linienbus fahren wir in einen der kleinen Ferienorte zwischen Cavtat und Dubrovnik: Mlini. Direkt vom Ufer aus steigen die Berge hier ja steil an und die Straße verläuft recht weit oberhalb. Da wir nicht wissen, ob die vielen kleinen Treppchen bis ans Meer oder nur zum nächsten Appartmenthaus führen, müssen wir ein ganzes Stück an der Hauptstraße (ohne Bürgersteig und in unübersichtlich Kurven) entlanglaufen, bis wir an eine breit ausgebaute Treppe kommen, von der wir sicher sind, dass sie ein öffentlicher Weg ist. Wir kommen durch einen großen Park zum Strand. Park meint riesige Bäume, vertrocknete Wiese und Parkbänke, also keine angepflanzenten Blumen oder sowas. Der Strand besteht wie meistens hier aus grobem Kies. An der Strandpromenade ist jedes zweite Haus verlassen und verfallen, aber dennoch sind Strand und Promenade sehr belebt. Aber dass der Ort schon bessere Zeiten erlebt hat, ist offensichtlich. In Cavtat und Dubrovnik sieht man keine Spuren des Krieges der 90er Jahre mehr, allerdings sind in Dubrovnik Gedenktafeln aufgestellt. Schon eine erschreckende Vorstellung, dass die Menschen unseres Alters, die hier leben, einen Krieg erlebt haben. Ob die Häuser hier in dieser Bucht direkt dem Krieg zum Opfer fielen oder auch nur der Pleite aufgrund ausbleibender Touristen, bleibt unklar.
Man sieht, dass über die Landzunge im Süden ein Weg führt, also schauen wir doch mal, was sich dahinter befindet. Von oben schauen wir in die Bucht, die einen wirklich merkwürdigen Anblick bietet. Ein belebter Strand, der mit seinen Palmenwedel-Sonnenschirmen einen sehr hübschen Eindruck macht und auch wenn es hier immer noch nicht wirklich Sand gibt, es ist wenigstens der feinste Kies, den wir bisher hier gesehen haben. Aber direkt dahinter die Betongerippe mehrerer verfallener Hotels. Dieselben, die mir bei der Schifffahrt von Dubrovnik schon aufgefallen waren. Drei große Hotelkomplexe, auch zu guten Zeiten sicher Bettenburgen aus Beton und dazwischen ein schuckeliges Kurhotel aus einer sehr viel älteren Zeit. An wenigstens einem der Hotels lassen sich deutlich Einschusslöcher ausmachen, hier hat wohl wirklich der Krieg getobt. Später im Internet finden wir heraus, dass in der Bucht von Kupari einige der luxeriösesten Hotels von Jugoslawien standen. Staatsbedienstete und Militärangehörige machten hier Urlaub, vielleicht war es auch deshalb ein lohnendes Ziel für einen serbischen Angriff, der von der See her erfolgte. Mein Mann traut sich sogar in eines der Hotels und die geschwungene Treppe hinauf, außer den Fliesen in den Bäder war aber nichts mehr vorhanden, wohl alles geplündert. Im ehemaligen Grandhotel, dem altehrwürdigen Gebäude, lässt sich noch ein verfallener Rezeptionstresen ausmachen. Uns ist das alles zu bedrückend, um den Tag an diesem Strand zu verbringen und wir gehen zurück in die andere Bucht und machen es uns im Park bequem. Bei einem Spaziergang finde ich heraus, dass diese gar nicht zu Mlini, sondern zum Ort Srebreno gehört. Also treten wir unseren Heimweg an, indem wir noch eine Bucht weiter nach Mlini laufen. Die Strandpromenade ist durchgehend befestigt (zwischen den Buchten felsig) und es gibt einen schönen Spielplatz mit Kletterparcours, der auch für unser großes Kind noch interessant ist. In Mlini sieht es schon deutlich besser aus. Hübscher Dorfplatz mit einem großen alten Baum, einer steinernen Brücke an einem kleinen Fluss, daneben pastellfarbene Häuser (zwei scheinen allerdings leer zu stehen) und im verwilderten Vorgarten halten ein paar ältere Damen ein Kaffeekränzchen. Tochter findet die streunenden Babykatzen spannender. Dummerweise hatten wir bei Ankunft nicht geschaut, wann der stündliche Bus fährt. Mein Mann überschlägt, dass es bald sein könnte, und so laufen wir schnellen Schrittes die ziemlich lange steile Treppe zur Hauptstraße hinauf. Ziemlich geschwitzt kommen wir zeitgleich mit dem Bus an. Puuh, Glück gehabt.
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