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Hola muchachos
Weihnachten und Neujahr in Cusco waren toll in jeder Hinsicht. Waehrend Weihnachten schon beinah "europaeisch" gefeiert wird, so ist die Neujahrsnacht nicht fuer Herzpatienten geeignet:
Die ganze Stadt versammelt sich gegen Abend auf der Plaza des Armas und jeder verschiesst mitten aus der Menge heraus soviel Feuerwerk wie nur irgendwie moeglich. Gleich nach einem ohrenbetaeubenden Countdown um Mitternacht setzt sich dann die Menge in Bewegung denn jeder moechte 12mal um den Platz herumlaufen - ein mal fuer jeden Monat. Mittendrin schaffte ich es irgendwie im Gedraenge keine Verbrennungen vom Feuerwerk davonzutragen und auch meine 12 Umrundungen waren nach knapp 2h schubsen und geschubst werden geschafft.
Nach Neujahr hiess es dann Abschied nehmen von Cusco und ich fuhr mit dem Nachtbus nach Lima, von wo aus ich nach Quito flog, der Haupstadt Ecuadors und Startpunkt des naechsten Hoehepunktes meiner Reise: Den Galapagos-Inseln.
Am naechsten Morgen flog ich zusammen mit meiner Mutter, welche mich auf diesem Teil der Reise begleitet, von Quito via Guayaquil nach Baltra Island, einem der beiden Flughaefen auf den Galapagos. Nach einer 45min. Busfahrt und einer Faehrueberfahrt erreichten wir Puerto Ayora auf Santa Cruz, wo wir unser Schiff fuer die naechsten 8 Tage bestiegen. Nach dem Mittagessen an Bord fuhren wir allerdings zurueck ins Hochland der Insel Santa Cruz, wo wir Land-Schildkroeten in freier Wildbahn besichtigten und durch einen Lava-Tunnel gehen konnten. Diese Tunnel entstehen, wenn heisse Lava ueber laengere Zeit einen Hang hinabfliesst: Die aeusserste Schicht erstarrt und bildet einen Tunnel, in welchem nach dem Abfliessen selbst Autostrassen Platz haetten.
Kaum zurueck auf dem Schiff legten wir ab und fuhren die Nacht ueber ostwaerts zu den Inseln Plaza & Santa Fe Und als wir am naechsten Morgen aufwachten ankerten wir im ehemaligen Vulkankrater von Plaza. Nach dem Fruehstueck stand dann unser erster Landgang an und nach einer kurzen Fahrt im Zodiac erreichten wir den Anleger. Was uns erwartet war ein kleines Paradies: Auf dem Bootsanleger sonnten sich Marine-Iguanas, am Strand schlummerte ein Seeloewen-Baby friedlich neben seiner Mutter und am Himmel zog ein Albatros ruhig seine Kreise. Das Beste daran? Die Tiere liessen sich durch unsere Anwesenheit ueberhaupt nicht stoeren!
Am Nachmittag konnten wir dann das erste mal schnorcheln und sahen Schildkroeten, Seeloewen, Iguanas und allerlei Fische hautnah.
Nach Plaza und Santa Fe badeten wir bei einer Seeloewen-Kolonie auf Floreana, mussten auf Espanola aufpassen, dass wir auf keine Iguanas treten, besichtigten die Hauptstadt der Galapagos auf San Cristobal, fotografierten Pinguine und Seehunde auf North Seymour und schnorchelten auf Bartolome mit Riffhaien. Jetzt, wo ich diesen Eintrag schreibe, faellt es mir schwer, meine Eindruecke in Worte zu fassen - die Galapagos sind einzigartig und Worte werden einem Paradies einfach nicht gerecht. Ich werde bald Fotos hochladen, auf welchen ihr euch ein besseres Bild machen koennt. Die Zeit auf den Galapagos verging viel zu schnell und hinterlaesst mich ziemlich nachdenklich: Man bekommt einen Eindruck, wie es wohl vor 300 Jahren vielerorts auf der Erde war und es zeigt einem auf, wie fest der Mensch der Natur schon geschadet hat. Wenn es nun strenge Gepaeckkontrollen braucht, sodass das moderne unterhaltungssuechtige Partyvolk (jawohl, das gibt es auch auf den Galapagos) davon abzuhalten, noch mehr Schaden anzurichten, dann kann es mit der Lern- und Anpassungsfaehigkeit des Menschen nicht sehr weit her sein - ein zynischer Gedanke am Geburtsort der Evolutionstheorie!
Ich wurde von einigen von euch gefragt, wie das Reisen mit dem Rucksack in Suedamerika denn eigentlich so ist. Die Antwort darauf ist nicht einfach und bedarf eines kleinen Beispiels:
Reisen in Suedamerika ist wie eine Busfahrt: Du steigst in den Bus und siehst, dass dein Sitzplatz in der vordersten Reihe von einer Grossfamilie in Beschlag genommen wurde und du daher vom Stewart umgebucht wurdest: Hinterste Reihe gleich neben dem Klo. Doch du kommst sofort mit deinem Sitznachbar ins Gespraech und innert Minuten fuehrst du mit Haenden und Fuessen die Grundsatzdiskussion "Real Madrid vs FC Barcelona", waehrend du bei jedem Stopp panisch versuchst herauszufinden, ob dies denn dein Ziel ist. Endlich angekommen verabschiedest du dich kurz vor dem aufziehenden Fussball-Klub-Ideologie-Krieg herzlich von deinem Sitznachbarn (und neuesten besten Amigo) und bist heilfroh, wenn du dein Rucksack wieder in den Haenden haeltst.
Nun musst du dich nur noch durch die Empanadas-Verkaeuferinnen hindurchschlagen, den Armbaendeli-Verkaeufern ausweichen und dann dem Taxifahrer klarmachen, dass du WIRKLICH in das von dir reservierte Guesthouse willst und nicht in das vom Fahrer vorgeschlagene, welches schoener, guenstiger und ueberhaupt besser sei und ausserdem seinem Schwager gehoert.
Endlich im Guesthouse angekommen freust du dich auf die Dusche, doch das Wasser ist eiskalt und kommt ueberhaupt nur sehr spaerlich. Und das soll ein Ventilator sein? Toent ja wie ein Helikopter!! Danach meldet sich dein Magen und bewaffnet mit einer Karte machst du dich auf den Weg zum Food-Market. Dann verlaeufst du dich, dein Blutzucker stuerzt in den Keller und deine Laune folgt ihm aus reiner Sympathie gleich nach. Nach einigem Rumgefrage bei den Locals findest du dann den Food-Market doch noch und versuchst mit dem Fruchthaendler ueber den Preis zu handeln. Doch du verstehst kein Wort was er sagt und irgendwann wird der Hunger zu gross und du bezahlst mit dem Gefuehlt, gerade ueber den Tisch gezogen zu werden.
Aber wenn du dann im Schatten einer wunderschoenen Kathedrale in die dir unbekannte Frucht beisst und dich der Geschmack einfach aus den Socken haut, dann war dieser eine Moment alle Strapazen wert.
Mit freundlichem Gruss aus Quito
Jonas
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