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Hola Damas y Caballeros!
Von Kuba aus flog ich zurück nach Panama-City und schon beim Landeanflug sah ich den Grund, warum diese kleine Nation ohne Armee so wichtig für den Welthandel und deshalb Lieblings-Spielball der CIA ist: Schiffe jeglicher Form und Grösse liegen vor der Kanal-Einfahrt auf Reede und warten.
Die Idee eines Kanals wurde bereits 1524 im Auftrag von König Carlos V verfolgt, und auch Kaiser Napoleon III beschäftigte sich mit der Idee. Während des kalifornischen Goldrausches 1846 nahmen zehntausende Goldsucher lieber die Route durch die moskito-verseuchten Sümpfe Mittelamerikas als sich der Gefahr von Indianerangriffen im amerikanischen Westen auszusetzen. Im Jahr 1878 wurde im Licht des eben fertiggestellten Suezkanals der Fanzose Ferdinand de Lesseps von der kolumbianischen Regierung mit der Konstruktion eines Kanals beauftragt. Die Arbeiten begannen 1881, doch wie schon alle seine Vordenker hat auch de Lesseps die Bedingungen krass unterschätzt. Bis die französische Compagnie 1889 bankrott ging starben über 22'000 Arbeiter an Malaria, Gelbfieber und Unfällen.
Die Vereinigten Staaten sahen im französischen Scheitern eine lukrative Geschäftsidee und drängten die Franzosen die Bau-Lizenz zu verkaufen. Nachdem sich die kolumbianische Regierung gegen diesen Verkauf wehrte begann eine lange Kette von US-amerikanischer Einmischung in Mittelamerika: Am 3. November 1903 erklärte eine Junta Panama für Unabhängig und wurde sofort von den USA anerkannt.
Mit einem weiteren Schachzug sicherten sich die USA mit der Hilfe eines bestochenen Botschafters, welcher ohne Rücksprache einen gültigen Vertrag unterzeichnete, nicht nur die Baurechte sondern auch die komplette Kontrolle des späteren Kanals, eine 8km-Militärzone auf beiden Seiten des Kanals und grosse Mitspracherechte bei inner-panamaischen Angelegenheiten. Dieser Vertrag wurde erst am 31.12.1999 vollständig rückgängig gemacht.
Obschon dieses Vorgehen auf grossen Widerstand stiess wurden die Bauarbeiten 1904 wieder aufgenommen und bereits am 15. August 1914 befuhr das erste Schiff die 80km lange Wasserstrasse mit den 3 Schleusenwerke sowie dem riesigen künstlichen See. Heutzutage passieren jedes Jahr 14'000 Schiffe diese Verbindung zwischen Atlantik und Pazifik und im Schiffsbau sind die Schleusen-Masse 305m x 33.5m eine feste Grösse - wer grösser ist macht einen wochenlangen Umweg ums Kap Hoorn! Die Schiffe bezahlen ihre Passage gemäss ihrer Wasserverdrängung, im Durchschnitt US$ 30'000.- pro Passage. Den grössten Betrag von US$200'00.- bezahlte 2001 das französische Kreuzfahrtschiff "Infinity", den kleinsten Betrag wurde Richard Halliburton in Rechnung gestellt: Er durchschwamm den Kanal 1928 und bezahlte dafür US$ 0.36 an Schleusenkosten.
Von Panama aus flog ich dann nach San Jose, Costa Rica und fuhr mit dem Bus weiter nach Puerto Viejo, einem kleinen Dorf an der Karibikküste. Die folgenden 2 Wochen waren vollgepackt mit Surf-Lektionen, einem Kochkurs und kurzen Nächten.
Mein nächster Stopp hiess dann La Fortuna, beim Vulkan Arenal. Dieser Vulkan ist aktiv und speiht immer mal wieder Lava aus. Doch zur Zeit hat er wohl eine ruhigere Phase, ausser ein bisschen Rauch war nichts zu sehen. Und da einfache Aktivitäten wie ein Besuch in den lokalen heissen Quellen mehr als US$ 40.- gekostet hätte ging ich schon bald weiter nach Monteverde. Dieser Ort liegt mitten im Nebelwald und ist ein Mekka für Canopy-Walks und Zip-Lining. Doch auch hier lässt sich die Wirtschaftskrise nicht blicken: Der Spaziergang über die Hängebrücken durch die Baumkronen kostet US$ 25.- und für den Adrenalinkick auf der Seilbahn legt man schnell mehr als US$ 50.- hin.
Ich machte mich deshalb bald auf den Weg nordwärts quer durch Nicaragua und Honduras nach Copan, der südlichst gelegenen Maya-Ruine. Die ehemalige Grosstadt konnte lange Zeit mit anderen Maya-Zentren wie Chichen Itza und Palenque mithalten, bevor sie aufgrund ihrer geografischen Lage immer schlechter zu versorgen war und mehr und mehr in der Bedeutungslosigkeit versank. Beim Eintreffen der Spanier war die Stadt dann nur noch von wenigen Familien bewohnt. Heute hebt sich Copan von den anderen Ruinen-Stätten hauptsächlich durch seine Inschriften ab: Während die Mayas normalerweise nur wenige Schriftzeichen auf ihren Bauwerken hinterliessen, welche hauptsächlich Auskunft über Zweck oder Erbauer des Gebäudes gaben, wurde in Copan an Schrift nicht gespart. Unter anderem verzierten sie eine Treppe Stufe für Stufe mit wichtigen Informationen über neue Herrscher, gewonnene Schlachten und astronomische Beobachtungen.
Die Eindrücke aus Copan waren noch frisch, als ich früh am nächten Morgen bereits wieder im Bus mit Ziel El Remate in Gatemala sass. Dieses Hippiedörfchen liegt am Ostufer des Peten-Itza-Sees und während die Sonne ultra-kitschig über einem blutroten See unterging plante ich beim Abendessen den nächsten Tag wie eine Kommando-Aktion: Tikal!
Tikal war die grösste Maya-Stadt und sowohl militärisch als auch spirituell sehr wichtig für die Mayas. 250 n.Chr. gründete König Yax Moch Xoc die Herrscherdynastie, welche jeden Herrschers Tikals bis zu dessen Untergang 900 n.Chr. stellte. König Jaguarpfote erfand um das Jahr 300 neue Kriegstaktiken (Giftpfeile, Wurfspeere und andere Nettigkeiten) mit welchen er Tikals Einfluss und Macht rasch vergrösserte. Warum genau Tikal aufgegeben wurde ist nicht klar doch nach 1000 n.Chr. wurde die Stadt langsam wieder von der Natur zurückerobert. Als die Spanier dann im 16. Jahrhundert ein Exempel statuieren wollten und ein benachbartes Königreich auslöschten, töteten sie alle, welche noch um diese Ruinen wussten. Erst 1848 sandte die Regierung eine Gruppe Forscher aus um den Gerüchten nachzugehen. Als dann nach und nach die wahre Grösse der Anlage bekannt wurde machte sich 1877 auch ein gewisser Dr. Gustave Bernoulli nach Guatemala auf um bei den Ausgrabungen dabei zu sein. Von seiner Expedition brachte er viele Exponate mit, welche noch heute im grenznahen Ausland der Schweiz, im Völkerkundemuseum in Basel, ausgestellt sind.
In einer dünn besiedelten Region im Nordosten des heutigen Guatemala gelegen ist die Anlage zu grossen Teilen vom Urwald bewachsen, einzig ein paar Pyramiden ragen über das Blätterdach. Das Gelände ist so weitläufig, dass man 10km zu Fuss zurücklegen muss um alles zu sehen. Und da spaetestens nach 10 Uhr die Touristen-Horden ueber die Ruinen herfallen muss die Zeit davor genau geplant werden:
04:30Uhr: Aufstehen
05:00Uhr: Per Hitchhiking eine Mitfahrgelegenheit bei einem der Angestellten ergattern
05:30Uhr: Deinen neuen Amigo dazu ueberreden, dich vor der offiziellen Oeffnungszeit reinzulassen
05:45Uhr: In der aufkommenden Daemmerung auf den Tempel II klettern und dann den Sonnenaufgang geniessen.
06:00Uhr: Die zentralen Gebaeude
07:30Uhr: Fruehstueck auf dem Tempel IV
08:30Uhr: Aufbruch zum Tempel der Inschriften (liegt ziemlich abseits)
10:00Uhr: Beim Eingang sitzen, Kaffee trinken und der langen Reihe der grossen Bussen zusehen, wie sie Touristen aus den Resort-Staedten bringen
11:00Uhr: In der Haengematte des Hostels liegen und dringend benoetigten Schlaf nachholen.
Eine weitere 14h-Busfahrt brachte mich dann nach Playa del Carmen in Mexiko. Hier werde ich bis zum 29.03. beiben, wenn ich weiterfliege in die USA. Von dort aus wird dann auch mein naechster Blog-Eintrag sein.
Viele Gruesse aus Mexiko
Jonas
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