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Liebes Tokyo!
Lass uns ganz von vorne beginnen: die Anreise!
Zuerst sind wir um 11:15 von Wien nach Helsinki geflogen, und zwar mit Finnair. Zu der Airline ist zu sagen, dass der Service zwar nett ist, man aber auf der Kurzstrecke genau einmal etwas zu trinken bekommt - das ist sehr dürftig, wenn man Finnair mit der AUA vergleicht, wo man zumindest ein minimalistisches Sandwich vor die Nase gesetzt bekommt. Der Flug war sehr ruhig und danach hatten wir zweieinhalb Stunden Aufenthalt in Helsinki. Die Zeit haben wir genutzt um in die finnische Wirtschaft zu investieren (die es bestimmt notwendig hat - vielleicht lässt man die Gäste bei Finnair deshalb hungern…). Um ganze 7 Euro haben wir ein kleines Baguette gekauft. Nachdem eine winzige Wasserflasche 4 Euro gekostet hat, fiel die Entscheidung zwischen Hunger und Durst. Danach kam der Flug mit Japan Airlines, der um 17:25 pünktlich Helsinki verlassen hat. Japan Airlines ist zurecht unter den besten Airlines der Welt. Der Service ist gut, das elektronische Unterhaltungsprogramm mehr als ausreichend und das Essen war echt nicht schlecht. Außerdem hat man konstant Grüntee bekommen! Alles war bereits von Anfang an sehr japanisch. Der Flug selbst war ebenfalls sehr ruhig und wir konnten sogar ein wenig dösen.
Die Ankunft in Japan erfolgte eine halbe Stunde früher als erwartet, dementsprechend haben wir einen früheren Zug zu dir in die Innenstadt genommen, liebes Tokyo - das war viel Gehetze und ein erstes Überfordert-sein mit japanischen Ticketautomaten, aber natürlich haben wir diese Hürde gut gemeistert. Der Narita Express (N'EX) kostet ungefähr 18 Euro und bringt einen binnen einer Stunde in dein Herz, wertes Tokyo. Anschließend haben wir uns ein Taxi zu unserem Apartment genommen. Nach einer kurzen Ruhepause haben wir uns direkt ins Getümmel gestürzt und unsere Abenteuerlust hat uns ganze zwei Straßen weiter zum „Kirschblütenbach" gebracht.
Die Erklärung dazu:
Wir wohnen in dem Bezirk Meguro. Durch den fließt ein Fluss, der - Überraschung - Meguro heißt! Am Fluss entlang sind sehr, sehr viele Kirschbäume gepflanzt. Gerade jetzt blühen alle Kirschbäume, auf Japanisch heißt dieser Zeitraum „Hanami" = Blütenschau. Und was für eine Blütenschau das ist! Auf den Fotos wirst du erkennen, dass wir uns viel Zeit für noch mehr Fotos genommen haben - bitte verzeih die exzessiven Ausmaße, die unsere Hingabe für die Kirschblüten angenommen hat. Aber gütig wie wir sind, wollten wir dieses wunderschöne Spektakel so gut wie möglich für unsere Leser zugänglich machen. Aber sei dir sicher: wir sind gescheitert. Hanami ist unvergleichlich und die Bilder werden der Realität nicht einmal ansatzweise gerecht. Abends sind wir in den Stadtteil Nakameguro weitergewandert, wo Hanami am Meguro Fluss noch exzessiver (als kleines Straßenfest) gefeiert wird. Unglaubliche Menschenmassen schlendern und picknicken auf den schmalen Gassen direkt am Fluss - egal ob jung, alt, Tier, Arbeitskollegen, Familie, Freunde, alles tummelt sich unter den Kirschblüten. Es fließt viel Sekt und es wird viel von den kleinen Essensständchen rundherum gegessen, Anstellen inklusive. Wir haben uns einen Hühnernspieß gegönnt und anschließend noch einen Mochi-Spieß mit Kinako. Was ist das? Schau dir die Fotos an und google gegebenenfalls!
Danach haben wir den ersten Tag ausklingen lassen.
Weil wir von der Kirschblütenpracht nicht genug bekommen konnten, haben wir den zweiten Tag mit einem Besuch im Shinjuku Park begonnen, der für seine Vielfalt an Kirschbaumarten bekannt ist. Der Ausflug war einfach nur… wow. Auch hier sind die Fotos exzessiv geworden, aber Hanami ist einfach nur… wow. Eine Unmenge an Japanern war unterwegs. Wie du auf den Fotos sehen kannst, wurde auch hier viel gepicknickt. Japaner picknicken gerne unter blühenden Kirschblüten. Mit dieser Tradition haben wir uns schnell angefreundet.
Nach unserem Parkbesuch sind wir in den Stadtteil Harajuku gefahren, der den berühmten Meiji-Schrein beinhaltet. Der Legende nach leben in ihm die Seelen von Kaiser Meiji und Kaiserin Shouken, die beide sehr viel für Japan getan haben, aber das weißt du bestimmt, liebes Tokyo, nur müssen wir unsere neugierigen Leser informieren! Der Meiji Schrein ist ein Shinto-Tempel (Shinto ist die japanische Staatsreligion, bei der in erster Linie Naturgötter verehrt werden) und wurde am 1.11.1920 eröffnet. Im Zweiten Weltkrieg wurde er zerstört und danach wieder aufgebaut. Wie man auf den Bildern sehen kann, wäscht man sich vor dem Betreten die Hände und den Mund (sehr reinlich!). Wir hatten das Glück und wurden auch Zeugen einer traditionell japanischen Hochzeit!
Danach sind wir durch Harajuku spaziert, und zwar über die berühmte Omotesando-Straße, die auch Champs Elysees Tokyos genannt wird. Alle berühmten Modeketten (wie zum Beispiel Gucci, Dolce & Gabbana, Burberry, Louis Vuitton, BOSS, usw) haben einen riesigen Store und dazwischen sind kleine feine Läden versteckt, wie zum Beispiel das Schokoladengeschäft Max Brenner, wo man diverse Waffeln und Schokofondues und alles andere, was auch nur entfernt Schokolade beinhalten könnte, konsumieren kann. Das klingt nach Saskia, nicht wahr? Leider haben wir aber vorbeigehen müssen, nachdem über 100 JapanerInnen in Reih und Glied vor dem Shop angestellt waren und geduldig auf eine süße Verführung gewartet haben.
Wir sind nach Shibuya weitergefahren. Wie? Mit der U-Bahn. Die ist übrigens wesentlich leichter zu meistern als wir angenommen haben. Japaner denken sich etwas bei dem, was sie tun - was für eine willkommene Abwechslung zu anderen Kulturen (die wir nicht nennen wollen), die sich ein Scheibchen abschneiden könnten. Beinahe alles wird zusätzlich in romanischen Buchstaben angeschrieben und es gibt sehr, sehr viele Durchsagen auf Englisch. Bei der U-Bahn ist es so, dass man sich in Reih und Glied hintereinander bei den am Boden extra markierten Einstiegsbereichen anstellt. Es gibt nie Stau und schon gar kein Gedränge. Alles funktioniert zivilisiert und planmäßig. Die Wiener Linien könnten sich nicht nur eine Scheibe abschneiden - ups, jetzt haben wir doch eine der eben angesprochenen Kulturen genannt…
Zurück zu Shibuya, liebes Tokyo.
Shibuya ist… nicht in Worte zu fassen. Wir wussten gar nicht, wovon wir Fotos machen sollen. Wie Tina so schön gesagt hat: man kann alles fotografieren und gleichzeitig nichts erfassen. Wir haben zwar Bilder gemacht, aber weil das so unzureichend ist, haben wir auch ein Video gedreht - und zwar vom berühmten Shibuya Crossing. Das ist eine riesige Kreuzung, wo jeder während der Grünphase kreuz und quer gehen kann. Generell sind die Menschenmassen in dir, liebem Tokyo, schwer in Worte zu fassen (wie so vieles hier…), aber in Shibuya wird einem das sehr vor Augen geführt. Meistens verlaufen sich die Massen, weil alles sehr weitläufig gebaut ist, aber gerade um große U-Bahnstationen (wie zum Beispiel Shibuya und auch Shinjuku und Nakameguro) wird einem bewusst, dass man sich zurecht in der größten Stadt der Welt befindet. Wir haben also die Kreuzung gesehen und dann auch Hachiko besucht, die Statue eines Shiba Inu. Die Geschichte besagt, dass vor langer Zeit ein Hund über neun Jahre lang bei der Station auf sein Herrchen gewartet hat - er hat nie begriffen, dass sein Herrchen gestorben ist (falls einem die Geschichte bekannt vorkommt hat man sich entweder schon mal mit Tokyo befasst oder den seichten Film „Hachiko" mit Richard Gere gesehen). Hachiko ist der Inbegriff von Treue und Loyalität, zwei Eigenschaften, die in Japan sehr geschätzt sind. Geschätzt wird auch Reinlichkeit. Viele Japaner tragen Atemmasken um andere nicht mit ihren Verkühlungen zu belasten oder gar anzustecken. Gut, um es genau zu nehmen, tragen sie die Masken, um sich selbst vor Pollen zu schützen. Aber wir bleiben lieber bei unserer Interpretation der Geschichte. Saskia würde sich freuen, würde das auch in Österreich gemacht werden (solltest du das nicht verstehen, liebes Tokyo, Saskia ist hypochondrisch…).
Wir haben in einem großen Kaufhaus zu Mittag gegessen, und zwar Ramen (Nudelsuppe) und Curry. Fotos dazu gibt es natürlich im Album. Übrigens werden wir im Laufe der kommenden Tage einen eigenen Eintrag zur kulinarischen Vielfalt Japans verfassen. Natürlich mit einem eigenen Album zur visuellen Unterstützung (obwohl das wohl nicht viel helfen wird). Nachdem wir unsere Energiereserven etwas aufgetankt haben, haben wir das Kaufhaus erkundet, „Shibuya 109". Auch hierfür gibt es keine wirklichen Worte. Das Kaufhaus hat sieben Stockwerke und darin befinden sich gefühlt so viele Menschen wie auf der Kreuzung in Shibuya. Es gibt unzählige verschiedene Läden, die eine völlig andere Mode verkaufen als wir in Europa kennen - aber durchaus gute und interessante Mode! Leider waren wir viel zu überfordert um überhaupt auch nur in Erwägung zu ziehen etwas zu kaufen. Danach sind wir durch Center Gai geschlendert, eine enge, mit vielen Leuchtreklametafeln geschmückte Straße. Auch davon gibt es ein paar Fotos. Anschließend waren wir im nächsten Kaufhaus, „Tokyu Hands". Neun Etagen voller faszinierendem Nichts. Man kann dort wirklich ALLES kaufen und braucht wirklich NICHTS davon. Zum Beispiel gab es alles Mögliche und Unmögliche an Schreibwaren oder Handyzubehör oder Pflanzenpflegeutensilien oder tote Käfer in hübschen Glastuben… du siehst, wo das hinführt. Es war blanker Irrsinn. Wir fanden es toll, liebes Tokyo!
Eine gefühlte Ewigkeit später waren wir wieder am „Tageslicht", mehr oder weniger. Es hat bereits angefangen zu dämmern und leider hat es ein bisschen geregnet. Aber wir sind ja nicht aus Zucker! Im Gegensatz zu den meistern Japanern, die sich offenbar keine Gelegenheit entgehen lassen ihre wirklich stylischen Regenschirme zu zücken. Es gibt normale, langweilige, einfärbige (=europäische) Regenschirme und es gibt japanische Regenschirme, angefangen bei durchsichtig, bunt, mit großen Maschen bestickt, mit Spitze an den Seiten, mit Schnurrbärten, bis hin zu riesigen Griffen.
Und damit ist der erste richtige Urlaubstag zu einem müden und erschöpften Ende gekommen.
Ein erstes generelles Fazit: Tokyo, du bist eine echt coole Stadt und wir wissen bereits jetzt, dass wir nur viel zu kurz hier sind um dein Facettenreichtum gebührend zu entdecken. Aber was wir jetzt schon sagen können ist, dass deine Einwohner nett, freundlich, hilfsbereit, ordentlich, zivilisiert, zuvorkommend und folglich so ganz anders als die meisten Österreich sind.
Wir freuen uns schon auf morgen, da verlassen wir dich kurz, liebes Tokyo, um den Mount Fuji zu besteigen!
Mit lieben Grüßen und bis bald,
Saskia und Tina
- comments
do Es dürfte wirklich ein paar Kirschbäume geben!Freu mich,dass es euch so gut gefällt und von Beginn an schon so eindrucksvoll ist! bussi do
Papa Scheint ja toll zu sein ;-). Ich wünsch euch noch viel Spass! Liebe Grüße aus dem kalten, verregneten Stockerau. Papa
Xandi Ich kann nur sagen, faszinierend und traumhaft! Schön, dass es euch gut geht und ich freue mich auf die nächsten News ;-) Bussi, Xandi
Irmgard Reinwetter Ich bin schon von eurem Bericht erschöpft! am meisten interessieren mich die Kirschblüten. Bin in Gedanken bei Euch!!!Kann mir vorstellen, dass euch die Zeit zu kurz wird. Bussi Irmi Oma