Lieber Fuji-san!

Zuallererst: viele nennen dich ja Mount Fuji oder Fujiyama, aber wir bleiben bei deinem ursprünglichen Namen, wenn es dir recht ist.

In aller Herrgottsfrühe haben wir uns nach einer kleinen U-Bahnfahrt mit der lieben Naomi getroffen, eine Freundin von Tina. Sie war so nett und hat ein Auto gemietet, mit dem wir aus Tokyo hinausgefahren sind, und zwar in die Präfektur Yamanashi. Nach einer zweistündigen Autofahrt haben wir dich zum ersten Mal erblickt! Du bist von fünf Seen umgeben, die in der Region allgemein als Ausflugsziele beliebt sind, deshalb hat es sich angeboten mit dem Auto beim Kawaguchi See zu halten. Da um dich herum auch mehrere kleinere Berge (Hügel, im Vergleich zu dir!) stehen, haben wir mit einer (uralten) Seilbahn einige hundert Höhenmeter überwunden um eine ungetrübte Aussicht auf dich zu genießen - das Wetter war auch absolut perfekt. Wolkenlos und warm genug um ohne Jacke herumzulaufen. Eine willkommene Abwechslung nach dem langen Winter zuhause. Du bist so einnehmend, dass wir etliche Bilder von dir gemacht haben. Bitte verzeih uns, aber kein Bild ist für uns auch nur ansatzweise weniger schön als das andere, deshalb wollen wir unsere Eindrücke mit unseren Lesern und Leserinnen teilen! Und wer mit dir alleine nicht genug hat, der bekommt dich mit Naomi und uns zu sehen! ;)

Unser zweiter Stopp war ein Freiluftmuseum ganz in der Nähe vom Kawaguchi See. Neben einigen traditionellen Handwerken gab es auch einen Workshop um Papier selbst herzustellen und um selbst einen Fächer zu verzieren. Wir haben uns für letzteres entschieden, wie du sehen kannst. Danach haben wir zu Mittag gegessen, und zwar einen Suppentopf mit Kürbis und Houtou, einer eigenen dicken Nudelart (ähnlich Udon), für die Yamanashi bekannt ist.

Anschließend ging es zum Minobusan Kuonji, dem größten und prächtigsten Tempel in der Region, der vor allem in der Kirschblütenzeit viele Einheimische und Touristen anzieht - und ja, viele wissen, was das heißt: Kirschblütenfotos! Wir können noch immer nicht widerstehen. Neben den besonders großen und wunderschönen Sakura-Bäumen hat aber auch die eigentliche Tempelanlage viel zu bieten. Alles fängt damit an, dass man theoretisch sehr viele, sehr steile Stufen hinaufsteigen muss. Und das waren wirklich viele und steile Stufen - 278! Auf den Fotos ist kaum auszunehmen, wie steil das wirklich war, lieber Fuji…

Aber hier hat sich deutlich gezeigt, dass die ältere Bevölkerung Japans gut zu Fuß ist. Es gibt zwar eine „leichtere" Möglichkeit über einen breiten Trampelpfad in Serpentinen zum Tempel zu gelangen, aber kaum ein altes Großväterchen oder ein altes Großmütterchen hat darauf zurückgegriffen, ganz im Gegenteil. Die sind da rauf und runter wie nichts! Ganz zum Schluss haben wir sogar einen Jogger gesehen, der die erste Stufenetappe hinaufgesprintet ist! Das war sehr beeindruckend - kein Wunder, dass die Lebenserwartung in Japan so hoch ist. Wer da leicht raufkommt, den bringt so schnell nichts um.

Du weißt es vielleicht nicht, lieber Fuji, aber damals in Amerika sind Tina und ich so ziemlich in jedem Stau gestanden, der sich finden hat lassen - offenbar hat sich das bis dato nicht geändert, denn auf dem Nachhauseweg sind wir im Stau zurück nach Tokyo gekrochen.

Morgen endet unsere Zeit in Tokyo vorläufig, denn wir machen uns weiter zum nächsten Teil unserer Reise: Osaka. Deshalb werden wir diesen Brief an dich jetzt zu Ende bringen, weil wir unseren Schönheitsschlaf brauchen!

Mit lieben Grüßen,

Saskia und Tina