Profile
Blog
Photos
Videos
Erster Tag in Afrika, erster Tag in Addis Abeba. Dinge, die sich als erste Eindrücke eingeprägt haben: der fremde Geruch schon als ich die Gangway zum Flughafengebäude gelaufen bin, der Vogel vor dem Flughafen, der nachts um 2 gesungen hat, die leeren und dunklen Straßen nur wenig später. Es ist zwar schade mitten in der Nacht in einem neuen Land anzukommen, aber dann es eben andere Dinge, die einem auffallen.
Glück habe ich außerdem gehabt bei der Ankunft, weil ich noch direkt im Flughafenbebäude Fredy aus England getroffen habe, der zum gleichen Guesthaus musste und wir uns ein Taxi teilen konnten. Heute haben wir auch direkt die Stadt gemeinsam erobert, herausgefunden, wo man Bustickets kaufen kann und der Bus nach Harer morgens um 5 Uhr anfahrt, wie viel eine Flasche Wasser im Supermarkt kostet und wo man lecker lokal essen kann.
Addis liegt auf 2300 Metern und hat deswegen tags wie nachts angenehme Temperaturen. Im T-shirt am Tag und jetzt gerade ein Fleecepulli passt perfekt. Nach nur vier Stunden Schlaf ging es trotzdem gut ausgeruht hinein bzw. Hinauf in die City. Über holprigen, das heißt ungeplasterte Bürgersteige und über die eine oder andere vielbefahrene Strasse. - Äthiopien hat eine der höchsten Unfallwagen in Afrika. - Fredy hat sein Busticket schnell und problemlos kaufen können; mein Eindruck ist, dass alle, die mit Touristen irgendwie zu tun haben, ausreichend gutes Englisch sprechen.
Im Reiseführer wird mehrfach erwähnt wie sehr sich Äthiopien in den letzten 20 Jahren verändert hat, zum Positiven. Und es geht weiter. Es wird fleißig daran gearbeitet. Überall wird an den den Straßen ausgebessert und es entsteht gerade eine sehr modern aussehende Straßenbahnlinie. Sehr schick, also müsste man hier auch nochmal in weiteren 20 Jahren vorbei schauen. Heute sind die Straßen noch staubige und die Autos abgasintensiv. Nein, nicht alle Autos sind altes Ladys, es gibt alles von scheintot bis „very flashy". Aber auch Mercedesfahrer bekommen Strafprotokolle. Schade nur, dass keiner für Fußgänger hält. Manchmal gibt es einen Zebrastreifen, manchmal eine Ampel, manchmal braucht man viel Mut, aber am effektivsten sind polizeiliche Verkehrsordner. Den Job wollte ich nicht haben, aber wie verfügenn auf jeden Fall über Autorität und Durchsetzungsvermögen.
Von außen besichtigt haben wir die St. George Cathedral, erbaut 1911, allerdings nur von außen. Rein darf man wohl nicht. Auffallend waren die weißen Kopftücher, ein meist locker um den Kopf geschlungener Schal, der betenden Frauen. Sie sassen hauptsächlich um die Kirche herum. Ein Ort der Ruhe. Der plötzlichen Ruhe, denn man betritt einen runden Platz, auf dem die runde Kirche steht, umgeben von Bäumen und der gesamte Straßenlärm versinkt im Nichts. Sehr erholsam. Im Anschluss an das sakrale Programm ging es zum profanen Mittagessen im Restaurant eines Mittelklasse-Touristenhotels. Äthiopisches Buffet. Allerdings weiß ich bei solchen Restaurants nie, ob ich mir es damit nicht etwas zu einfach mache, das Reiseleben. Schließlich geht es doch um die besondere Erfahrung etwas einheimisches, unverfälschtes kennenzulernen. Diese Touri-Restaurants sind schön, zu schön, ausschließlich auf die Bedürfnisse der Touristen ausgerichtet, Einheimische habe ich kaum gesehen. Bequem ist dann aber und es hat eine schöne Atmosphäre, man kann den Salat essen, die Toiletten sind okay. Bezahlt haben wir für äthiopische Verhältnisse wahrscheinlich viel (65 Bier pro Person), für europäische sehr wenig (2,60 Euro).
Auf dem Rückweg sind wir vermehrt von irgendwelchen Leuten und ziemlich aggressiv bettelnden Kindern angesprochen worden. Dass heißt, hauptsächlich Fredy ist angesprochen worden:" Mister, Mister!!", ich weniger „Sister!".
Was ist mir noch aufgefallen? Nur sehr wenige Frauen fahre Auto, über der Stadt kreisen zahlreiche Geier den ganzen Tag über, die Strassenhunde liegen als lethargische Knäuel auf dem Boden herum, manchmal genauso auch Männer, Äthiopier sind hübsche Menschen, besonders die Frauen, richtig schön ist die Stadt nicht, auch wenn der Lonely Planet so begeistert über sie schreibt. Naja, vielleicht muss man diesen Enthusiasmus in die richtige afrikanischen Relationen setzen.
Während ich dies schreibe sitze ich übrigens im Schein einer Kerze in meinem ansonsten dunklen Zimmer. Den ganzen Abend schon, mit einigen kurzen Unterbrechungen, gab es keinen Strom und damit kein Internet. Mal gucken wie lang mein Akku hält. Alles was mit Technik zu tun hat, ist so eine Sache für sich hier.
- comments
Susanne Gruselwusel schreiben bei Kerzenschein kligt irgendwie gemütlich... Weiterhin fröhliches Überleben (was anderes tun wir hier eigentlich auch nicht :o)
Joachim A. Liebe Verena, wenn du schreibst:"...also müßte man hier auch noch mal in 20 Jahren vorbei schauen"! und du es tatsächlich tust, dann werde ich dich von ganz oben beobachten und dir diverse Engel schicken, die die Tram dann lenken. Ich danke dir für die umfangreichen Einblicke and may the wind always stay at your back Joachim A.
ute Vor ein paar Tagen hat einer meiner zahlreichen Geschwister - meine Mutter hätte Äthiopierin sein können - mir Honigwein mitgebracht...wohl in Äth. erfunden?, Meine Tochter trägt den Namen der ersten Frau der Menschheit -, deren Skelett aus Äthiopien stammt . Die Reggae-Band, in der mein Mann seit Jahren erfolgreich in der Aachener Region unterwegs ist, hat äthiopische Songs (wegen des letzten Kaisers Heile S./ Rasta Fari) im Repertoire...Du siehst, liebe Verena, da muss ich unbedingt auch mal hin... nur: mich hält die politisch- wirtschaftlich sehr schräge Situation tatsächlich davon ab... Freue mich, wenn du mir demnächst vielleicht Mut machst, es trotzdem "zu tun".... LG Ute
Ute F. Jetzt wollte ich mich eigentlich meiner Freude wegen mit den fünf Sternen anfreunden, aber dilettantisch lassen sich jetzt plötzlich die aus Versehen und Unwissenheit berührten zwei Sterne nicht erweitern. Also fünf Sterne für meine Freude von dir zu hören. Meine älteste Tochter war mehrere Jahre mit einem Äthiopier zusammen. Ich durfte dessen Familie kennen und bewundern lernen und habe heute zum Glück noch Kontakt zu ihm. Genieß dieses Land und diese schönen Menschen und versuch dieses Land zu verstehen, denn es hat eine harte Geschichte und das Essen, das nicht touristische, ist oberlecker aber wahnsinnig scharf. Gute Reise, alles Liebe Ute