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Schon nach zwei Monaten Arbeit hier bei Latina Real Tours gab es ein paar Tage Urlaub. Allerdings war dabei nicht so viel an richtigem Urlaub zu denken; vielmehr waren es Umfragen für die Diplomarbeit, die Ann und mich zunächst ein paar Tage nach Puerto Maldonado und später für ein paar Tage in den Norden Perus, Trujillo und Chiclayo trieb.
Meine Diplomarbeit ist schon am enstehen, ein Konzept steht und die ersten Kapitel sind verfasst. Es geht vor allem darum, wie man den Tourismus in Peru zu einer gerechteren Verteilung verhelfen kann - einerseits unter den Naturräumen Küste, Hochland und Urwald, andererseits unter den 25 Departamentos des Landes. Es ist doch schon ziemlich auffällig, dass sich der Tourismus beinahe vollständig auf die Hochburgen Lima, Cusco, Arequipa und Puno verteilt. Dabei haben die restlichen Regionen doch auch viel zu bieten, es fehlt da eben am Marketing. Um Lösungen zu erarbeiten, habe ich eine Umfrage ins Leben gerufen, die in je einer Stadt der drei Naturräume stattfinden sollte. Aus Zeitgrunden haben wir die Umfragen für Cusco teilweise in Arequipa, teilweise in Lima am Flughafen, teilweise in Cusco am Flughafen gemacht.
Dennoch ist es natürlich nicht so, dass wir nicht auch ein wenig Urlaub hatten. Los ging es mit einer 9-Stunden-Fahrt von Arequipa nach Cusco, wo wir direkt vom Busterminal zum Flughafen sind, uns dort in der Cafeteria postiert und allen möglichen Leuten unsere Zettel in die Hand gedrückt. Da fast alle Touristen, die Peru besuchen, auch Cusco besuchen, war dies auch nicht so schwer und wir hatten innerhalb von kurzer Zeit 30 Umfragen zusammen. Dann ging unser Flieger, der uns nach Puerto Maldonado bringen sollte, die wichtigste Stadt im südlichen Urwald und Ausgangspunkt für Touren in den Dschungel. Dort angekommen und den Temperatur-Schock überwunden, konnten wir am ersten Tag kaum Umfragen machen. Das Problem ist, dass fast alle Touristen nichts von der Stadt selbst sehen, sondern direkt vom Flughafen in eine der Urwald-Lodges gekarrt werden. Also haben wir uns einen leckeren Obstsalat gegönnt und dazu ein Bier am Flussufer des Madre de Dios und ein wenig die Wärme genossen, die wir in Arequipa in letzter Zeit ja kaum hatten. Am Montagmorgen ging es dann aber los: Zum Glück spielte die Flughafen-Leitung in Puerto Maldonado mit und liess uns zum Gate. Hier war es leicht, viele viele Umfragen zu machen, da die Leute ja nichts zu tun haben, während sie auf ihren Flieger warten. Ausserdem war Hochsaison, also gab es genug "Opfer". Da es nur am Morgen vier Flüge von Pto. Maldonado nach Lima gibt, hatten waren wir fortan drei Vormittage am Flughafen, die Nachmittage hatten wir quasi frei. In der Stadt selbst gibt es jedoch kaum etwas zu sehen, ausser einem Aussichtsturm. Von dort oben sieht man ganz deutlich, dass Maldonado wirklich nur eine kleine Insel im endlosen Wald ist, um die Stadt herum ist nur grüne Hölle zu sehen. Ansonsten gab es kaum etwas zu entdecken, sodass wir uns an den Nachmittagen damit die Zeit vertrieben haben, schonmal die ausgefüllten Umfragen in den PC zu tippen...
Am Donnerstag ging dann selbst unser Flug von Puerto Maldonado über Cusco nach Lima, wo wir am Flughafen direkt einen Weiterflug nach Trujillo in den Norden fanden - zum Glück, denn wegen dem Nationalfeiertag am 28. Juli waren fast alle Busse schon ausgebucht. Wir kamen also am Abend in Trujillo an - endlich durfte ich also auch den Norden Perus kennenlernen. Dies war eine der wenigen Regionen, die ich noch nicht kannte. Trujillo selbst wird als die "Stadt des ewigen Frühlings" bezeichnet; jedoch liegt die Küste im Juli besonders Vormittags unter einem Wolkenhimmel. Touristisch ist der komplette Norden eher noch "Entwicklungsgebiet", obwohl sich mit der Ruinenstadt Chan Chan Hinterlassenschaften der ältesten Kulturen des alten Peru hier finden.
Auch an der Hilfsbereitschaft der Leute haben wir es gemerkt: Man war zwar überall interessiert an den Themen meiner Arbeit, wirklich helfen konnte oder wollte uns jedoch kaum einer. Besonders ärgerlich war es, dass die Flughafen-Chefin eine kleine, sich für viel zu wichtig haltende Frau ist, und uns kein bisschen half. Auch in einigen Restaurants im Strandort Huanchaco, wo täglich viele Touristen zu Mittag essen, stiessen unsere Fragen nach Erlaubnis auf mehr oder minder taube Ohren. Also beschlossen wir, nicht mehr zu fragen sondern einfach zu machen - und schwupps ging es. Wir rannten den Touristen (von denen es dort nicht viele gibt) förmlich hinterher. Von einem Restaurant zum anderen, von dort zu den Busstationen und teilweise auch in unserem Hotel haben wir dann in 3 Tagen doch immerhin knapp 100 Umfragen ausgefüllt bekommen. Als wir dann weiter nach Chiclayo gefahren sind - in der Annahme, dass beinahe alle Touris, die Trujillo besuchen auch nach Chiclayo fahren, waren wir voller Hoffnung, hier etwas mehr Glück zu haben. Irrtum. Zwar hatten wir die Erlaubnis, in den Flughafen zu gehen, dies brachte uns jedoch nichts, weil es hier einfach keine Touristen gibt!!! Zumindest keine Ausländer und nicht zu dieser Zeit des Jahres. Innerhalb von zwei Tagen haben wir nicht einmal 10 Umfragen ausgefüllt bekommen. Nicht weil wir keine Ahnung hatten, wo die Touristen sind - sondern einfach, weil die Stadt so ziemlich frei von Touristen ist. Also beschlossen wir, dass wenigsten wir Touristen sein sollten und schauten uns die wichtigsten Sachen an.
In Chiclayo und Umgebung ist da zunächst einmal der Señor de Sipan zu nennen - das Grab, das 1985 entdeckt wurde, war ein Volltreffer und gilt heute weltweit als einer der bedeutensten Funde der letzten Jahrzehnte. Dem Señor ist im Ort Lambayeque auch ein ganzes Museum gewidmet, das zu den 10 besten der Welt gehören soll. Und tatsächlich wurden wir begeistert. Originale Grabbeigaben, ausführliche Erklärungen und viel Anschauliches lässt staunen. Dazu gab es einen sehr gut gemachten Film über den aktuellen Stand der Forschungen. Gleich daneben befindet sich das Museum Brünning, das einem deutschen Archäologen gewidmet ist, der viel zur Ausgrabung von Kunstschätzen in der Gegend beigetragen hat - auch ganz interessant, aber längst nicht so wie das Musem "Tumbas Reales del Señor de Sipan".
In der Stadt selbst gibt es ausser dem unglaublich interessanten Markt "Mercado Modelo" - der wohl prächtigste und originellste Markt Perus - nichts sehenswertes. Im Markt selbst gibt es von allen möglichen Kräuterm über Obst, Fisch, Spielsachen und Handarbeiten auch einen kleine Hexerei-Abteilung, wo es alles gibt, was für alle möglichen Wehwehchen helfen könnte oder auch nicht.... Auf jeden Fall sehr interessant. Da es in der Stadt nicht wirklich mehr zu sehen gibt, sind wir etwas raus gefahren, zuerst nach Pimentel, einem kleinen und ruhigen Strandort. Hier fischen die Menschen noch mit den traditionellen Schilfbooten "Caballitos del mar" (Seepferdchen), die überall am Strand herumstehen. Damit fahren die Fischer paddelnd hinaus, fangen ihre Fische und Krebse mit einem kleinen Netz und verstauen den Fang dann in einer Vertiefung im "Caballito". Sehr ursprünglich das Ganze.
Überhaupt ist die ganze Region sehr, sehr ursprünlich. Besonders beeindruckend haben wir dies im kleinen Ort Monsefú gesehen, wo an diesem Wochenende eine Art Messe war, wo es allen möglichen sinnvollen und sinnlosen Kram gab, sowie eine Unmenge an Süssigkeiten. Die Region Trujillo/Chiclayo ist neben Fisch auch für Süssigkeiten und Nachspeisen bekannt.
Auch in Trujillo gab es an jeder Ecke eine andere Leckerei und wir mussten uns schon sehr zurückhalten, nicht ständig etwas neues zu probieren - wobei das meiste Zeugs ziemlich süss ist und man relativ schnell genug davon hat. Da kommt dann mal ein Wachtelei dazwischen ganz recht. In Trujillo haben wir ansonsten neben Chan Chan, das eindrucksvoll im Wüstensand liegt und Hauptstadt der alten Chimú-Kultur war, auch noch die Huacas del Sol y de la Luna besucht; religiöse Stätten einer anderen Kultur, der Moche nämlich. Auch hier wurde deutlich, warum der Norden und besonders die angesprochene Region als Kultur-Schatzkammer bekannt ist. Und wer weiss, was noch alles unter dem Sand verborgen liegt...
Alles in allem also ein erfolgreicher Ausflug - zunächst einmal wegen der vielen (sehr schwer wiegenden) Umfragen (mein armer Rücken). Aber wir haben auch eine neue Region des Landes kennengelernt und kamen mit neuen Eindrücken und Geschichten nach Arequipa zurück...
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