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Nach den tollen Tagen in Huánuco und Tingo María fuhren wir nach Pucallpa weiter, noch tiefer im Urwald, am Ucayali-Fluss, auf nur noch 200 Metern gelegen. Zunächst jedoch mussten wir uns erst einmal ein Colectivo-Taxi in Tingo María besorgen. Davon gibt es an einer Kreuzung etwa zehn, die darauf warten, mit vier Personen beladen zu sein und losfahren zu können. Dementsprechend beliebt waren wir natürlich, es wurde an uns und dem Rucksack gezerrt und gezogen was das Zeug hielt. Gottseidank hab ich mitlerweile auch etwas energischere Worte auf Spanisch gelernt, sodass wir doch irgendwann im Taxi sassen und uns auf die 5-Stunden-Reise machten. Als wir dann endlich in Pucallpa ankamen - mittlerweile hatte es angefangen zu regnen - suchten wir ersteinmal ein Hotel und duschten uns. Aber da wir ja nicht gekommen waren, um nur die Stadt zu besichtigen, sondern auch etwas tiefer in den Urwald wollten, fuhren wir dann gleich nach Yarina, das etwa 20 Minuten im Mototaxi (das sind die dreirädrigen Tuk-Tuks die in der Selva als Hauptverkehrsmittel dienen) am Ufer der Yarinagocha-Lagune liegt und organisierten uns eine Drei-Tages-Tour für den nächsten Tag. Da wir sehr früh starteten und auch noch von der Fahrt müde waren, gingen wir schon nach dem Abendessen ins Bettchen. Am nächsten morgen trafen wir uns wieder in Yarina mit unserem Guide Ken und Fahrer Charly, um aufzubrechen und zunächst die Laguna zu durchqueren. Den ersten Halt machten wir bei einem botanischen Garten am anderen Ufer, wo wir den ersten kleinen "Dschungel-Spaziergang" mit Machete und Mückenstichen hatten. Uns wurde eine Menge zu den verschiedenen Pflanzen erklärt, welche Wirkung sie haben und wie sie noch immer von den Indios der Region genutzt werden. In der Region gibt es sehr viele mehr oder weniger "zivilisierte" Stämme, vornehmlich Shipibo, die noch nach alten Sitten und Bräuchen leben, jedoch alles andere als unberührt sind. Leere Coca-Cola-Flaschen liegen auch hier im Gras herum und die Frauen stellen aus allen möglichen Materialien Kunsthandwerk her, um es entweder in der Stadt zu verticken oder den wenigen Touristen, die sich in diese Gegend verirren, anzubieten. Ausserdem durften wir ein bisschen Tarzan und Jane spielen und uns mit Lianen von A nach B schwingen. Sehr lustig war es auf jeden Fall...Weiter ging es über die Lagune, wo uns immer wieder kleine Delphin-Gruppen besuchten bis zu einem kleinen Kanal, der die Lagune mit dem grossen Ucayali verbindet, bis wir schliesslich nach einigen Stunden Fahrt auf dem Fluss im Urwald-Dörfchen Tacs***ea anlegten, zu Abend assen und uns an einem grossartigen, sternenübersäten Himmel erfreuten. Dann schlüpften wir unter unsere Moskito-Netze, die wir am Strand des Flusses aufgespannt hatten und schliefen zu einigen Urwald-Legenden von Ken ein... Der zweite Tag war so etwas wie der Höhepunkt der Tour. Nach dem Frühstück fuhren wir durch einige enge Seitenarme des Ucayali, genossen die Vielfalt des Urwalds und besuchten das Ureinwohner-Dorf Saposoa. Nach einem kurzem aber heftigen Regenguss fuhren wir mit einem kleinen Holzboot auf der kleinen Lagune des Dorfes hinaus zum fischen. Wir stellten uns gar nicht so schlecht an, ständig biss einer an und oftmals bekamen wir die Angel sogar rechtzeitig und mit Fisch aus dem Wasser. Doch wir fischten natürlich keine "normalen" Fische für das Mittagessen, wir fischten Dutzende Piranhas, die wir - zurück in unserem Boot - serviert bekamen. Ist zwar nicht viel dran, aber sehr gut schmeckten die Piranhas dennoch. Wir hatten sie uns ja auch verdient. Am Nachmittag dann legten wir erneut am Ufer eines der Kanäle an um einen Urwald-Spaziergang zu machen. Die Dichte der Pflanzen ist schon erstaunlich - und wir waren noch nicht einmal im "jungfräulichen" Urwald, der doch noch etwas weiter von jeglicher Zivilisation entfernt ist. Dennoch waren wir schwer beeindruckt. Das galt auch für die Nachtfahrt am Abend unter wieder atemberaubendem Sternenhimmel. Wir machten uns auf die Suche nach Kaimanen. Wir sahen zwar einige am Ufer, doch zu fassen bekamen wir diesmal keinen. Dafür entschädigten die zahllosen Geräusche und Rufe aus dem Wald, die bei Nacht noch eindrucksvoller wirken. Die Nacht selbst verbrachten wir in Patria Nueva ("Neues Vaterland"), einem weiteren Urwalddorf dieser Gegend, beinahe den gesamten dritten Tag verbrachten wir damit, zur Lagune und zum Ausgangspunkt in Yarina zurückzukehren. Wir besuchten lediglich das Dorf San Francisco, das jedoch sehr touristisch und wenig ursprünglich ist. Gegen Nachmittag kamen wir dann wieder in der Zivilisation an. Rückblickend haben sich die drei Tage wirklich mehr als gelohnt. Uns wurde viel gezeigt, wir haben viel erlebt und gesehen und sind uns sicher, dass wir wieder ins Selva-Gebiet Perus zurückkehren werden. Fast unglaublich, dass dies das selbe Land ist, wo sonst Sechstausender, steile Hänge und Lamas in den Hochebenen das Bild prägen. Doch der Urwald nimmt beinahe die Hälfte Perus ein und ist damit ein wesentlicher, wenn auch unbekannterer Teil - des Landes.
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