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Wir liessen Valparaiso hinter uns, obwohl es schwer fiel uns von dem idyllischen Plätzchen und der gute Gesellschaft loszureissen.
Die Fahrt Richtung argentinischer Grenze war wunderschön, Obstplantagen, Reben und Palmen wechselten sich mit kleinen Dörfchen ab. Danach begann der Aufstieg auf 3200 m.ü.M. auf den Paso Los Libertadores. Linkerhand zeigte sich der Aconcagua, der höchste Berg der westlichen Hemisphäre. Die Lastwagen kämpften sich die Serpentinen hoch. Diejenigen, die etwas mehr Kraft haben, fahren unbekümmert an den unübersichtlichsten Stellen auf der Gegenfahrbahn um mind. 3 ihrer langsameren Kollegen (alle mit Anhänger) zu überholen. Wir hatten Glück und wurden nicht Zeuge eines Frontalen. Sobald es wieder runter ging, beschleunigten sie zum Teil auf mind.100 km/h und rasten in völliger Dunkelheit (es war inzwischen Nacht geworden) die kurvige Passstrasse hinab. Randbemerkung: es waren natürlich ausschliesslich argentinische LKW's.
Der Grenzübertritt war mit einem schmerzlichen Verlust für Jazzy verbunden. Vorsorglich hatten wir noch Dinge eingekauft, die es in Argentinien nicht gibt: Pepino dulce, Kaktusfeigen und eine spezielle Paltasorte. Die Argentinier haben sich zuvor noch nie für Früchte und Gemüse an der Grenze interessiert. Zu unserem Pech war dies aber ein riesiger, moderner Drive-in-Grenzübergang mit effizienter Abwicklung der Tramités von beiden Ländern gleichzeitig. So effizient, dass den vielen Angestellten langweilig war und sie das Auto durchsuchten. Wir mussten alles pflanzliche abgeben oder essen. Der Beamte wollte uns aufheitern und meinte dass wir das alles 2 km später in der Fruteria wieder kaufen können. Trotzig assen wir gemütlich wenigstens noch einen Pepino. Kurz darauf näherte sich ein junger Polizist der argentinischen Seite mit "una pregunta..." Was das denn sei, was wir hier essen. Er habe das noch nie gesehen (womit die Hoffnung, dies in Argentinien zu finden, auf 0 sank). Wir erklärtens ihm, schwärmten davon und waren kurz davor, ihm einen Pisco mit Pepino anzubieten (was wir aber sicherheitshalber unterliessen). Es tat ihm wirklich leid für uns, dass wir unsere Errungenschaft abgeben mussten.
Die nächst grössere Ortschaft war Uspallata. In der Dunkelheit schlossen wir uns Franzosen mit Camper an, um einen Campingplatz zu finden. Dort angekommen, löffelten wir eine Quick-Soup und gingen schlafen.
Am nächsten Morgen klopfte es an die Heckscheibe. Was soll denn das jetzt? Doch kurz darauf drang ein "Guetä Morgä" zu uns rein. 5 min. später waren Namen, Herkunft und Route geklärt und Luc sprang aus dem Bett um den Landcruiser von Paddy und Petra aus Luzern zu inspizieren. Beim Kaffee wurden die aktuellen technischen Probleme besprochen und sogleich beschlossen, einen Maintenance-Day einzulegen. Während die Männer den Dachträger verstärkten und neu packten, tranken die Frauen Maté und genossen die warme Sonne auf 2'200 m.ü.M.
Als Abschluss des Tages gönnten wir uns ein Raclette-Asado. Wir fanden sogar halbwegs authentischen Raclettekäse, den wir in unseren Rechaud-Racletteöfelis schmolzen. Dazu gabs nebst den Kartoffeln 1.5 kg Bife de chorizo. VOM FEINSTEN! Ein Hauch Salz, sonst nichts benötigte dieses Fleisch. Hier war er endlich: der argentinische Traum... Den Abend liessen wir im Landcruiser mit Appenzeller und Standheizung (aaaah....) ausklingen.
Da gerade die Ostern vor der Tür standen, entschlossen wir uns, über diese Tage zu Viert die Gegend zu bereisen. Wir fuhren Richtung Parque Leoncito. Auf dem Weg dorthin passierten wir einen ausgetrockneten See und sofort wurden die Szenen für Foto- und Videoaufnahmen besprochen: Frauen in den Landcruiser, Männer in Paji. Die erste Filmaufnahme musste wiederholt werden, weil Jazzy vor lauter Schwatzen ihren Einsatz verpassten und Paji umsonst in vollem Garacho, im Kampf gegen die starken Windböen, über den See donnerte. Als die Aufnahmen im Kasten waren, öffneten Jazzy und Petra blöderweise gleichzeitig die Türen des Landcruisers. Alles was nicht festgeschraubt war oder kein hohes Eigengewicht hatte, wurde aus dem Auto gewindet. Vorallem die Strassenkarten. Es begann eine Verfolgungsjagd quer über den See. Als der Abstand zwischen Jasmin und der Karte immer grösser wurde, versuchte Petra mit dem Auto aufzuholen. Erst am Ufer blieb die Karte, bzw. jetzt die Kartenstücke, im Gebüsch hängen. Resultat: die beste der Karten zerfetzt und eine röchelnde Jazzy (merke: ein 500 m Lauf auf 2000 m ist nicht ohne).
Im Parque Leoncito richteten wir uns ein und fuhren um 20 Uhr hoch zum lokalen Observatorium. Trotz bewölktem Himmel konnten wir an hand der Erklärungen des Astronomen die meisten Sternbilder erkennen. Ganz anderst präsentiert sich der Nachhimmel hier auf der Südhalbkugel. Die Sternbilder heissen Kreuz des Süden, Skorpion und ebenfalls Orion, denn wir von uns auch kennen. Die Region ist bekannt für ihre trockenen und klaren Nächten was natürlich optimal ist für ein Observatorium. Dieses hier war ausgerüstet mit einer Kamera die überwältigende tausend Megapixel fotografiert. Nach dem wir uns bei Kaffee und einigen Bildern auf dem Beamer etwas aufgewärmt hatten ging der Vollmond auf. Es war überwältigend zu beobachten, wie er sich Stück für Stück hinaufhob. Mit dem Teleskop konnte jeder Krater bis ins Detail beobachtet werden. Fasziniert und zitternd vor Kälte machten wir uns auf den Rückweg.
Tags darauf beschlossen wir eine kurze Wanderung im Park zu unternehmen und die Nacht nochmals im Park zu verbringen. Der Marsch führte uns bis auf ca. 2500 m.ü.M hinauf und liess unseren Atem etwas stärker gehen als normal. Bevor wir am nächsten Tag Richtung San Juan losfuhren, besichtigten wir noch den Wasserfall im Park und sahen dort die ersten wilden Meerschweinchen. Hier landen sie nicht im Kochtopf und sind wohl deshalb nicht scheu. Da Ostern waren, war halb Argentinien unterwegs. Zu siebt oder acht plus Babies schälten sie sich aus den Kleinwagen, alle im legeren Trainerdress. Während die Frauen umherschlenderten, blieben die Männer beim Auto. Der Motor blieb natürlich laufend, das Autoradio aufgedreht.
Die Route nach San Juan war wunderschön, wir konnten nicht aufhören die bizarren Felsformationen zu fotografieren. Das Gestein wechselte die Farbe schichtweise von rot über grün zu gelb. Dazwischen sahen wir in der steppenartigen Landschaft Pferde weiden und Schlangen und Vogelspinnen davonhuschen.
In San Juan fanden wir nach einigen erfolglosen Versuchen endlich einen geöffneten Campingplatz. Es war schon spät, wir holten so rasch wie möglich Tische, Stühle und Bier raus und begannen das Znacht vorzubereiten. Da tauchte ein Mann mit zehn Hunden auf, begrüsste uns und meinte dann, dass wir nicht hier bleiben könnten. Autos dürfen nicht innerhalb des Campingbereichs stehen. Zuerst versuchten wir es mit der Begründung, dass die Autos wie Zelte seien und wir darin schlafen. Das interessierte ihn nicht und er erzählte was von Polizei und dass wir die Autos auf den Zufahrtsweg stellen sollen. Da wurde Paddy leicht gereizt und zeigte ihm vor, dass kein Auto mehr passieren kann, wenn wir uns dorthin stellen. Das interessierte ihn wiederum nicht. Das war zuviel für Paddy und er liess eine Welle schweizerdeutsche Fluchwörter über ihn ergehen. Und das so laut, dass alle umliegenden argentinischen Autoradios übertönt wurden. Das half... Während Paddy sich abwandte, versuchte Luc zu erklären, dass wir eben nach einem langen Tag gestresst und hungrig seien. Der Mann lenkte ein und erklärte, dass er ja auch nur seinen Job machen müsse und wir ja auch nichts dafür können, wenn wir nicht von Anfang an darüber informiert wurden. Wir können bleiben. Innerlich jubelnd boten wir ihm ein Bier an, das er dankend ablehnte, er trinke nicht während der Arbeit. Zigarette und Coke zero nahm er hingegen an, strahlte und meinte, falls uns jemand Probleme mache, sollen wir die ruhig zu ihm schicken. Super, der Abend war gerettet!
Am Ostersonntagmorgen war Paji mit Schoggiostereili dekoriert und Paddy und Petra verwöhnten uns mit einem kräftigen Cholesterinfrühstück: Rührei und gekochte Eier für den Eiertätsch. Dass sie doch noch nicht ganz hart waren, bemerkten wir erst nach dem "Tätsch".
Am Nachmittag machten wir uns auf Bodega-Tour. Leider war Ostersonntag und die Bodegas, die überhaupt offen hatten, schlossen bereits wieder um 13 Uhr. Dafür waren wir natürlich zu spät. Wir fanden dann aber doch noch zwei Weingüter, die uns degustieren und kaufen liessen. Das Weingebiet San Juan ist nicht so gross und noch nicht so bekannt wie das in Mendoza. Dafür um einiges sympathischer. Paddy und Petra berichteten, dass in Mendoza die Touren sehr teuer waren und oft nur ein einziger Wein probiert werden konnte. Hier war alles gratis und bei der Bodega „Las Marianas" wurden wir vom Besitzer selbst geführt. Wir kauften eine kleine Auswahl an Weinen ein und freuten uns schon, den regionentypische Syrah zu geniessen.
Unterwegs blieb unser „Leitfahrzeug" plötzlich etwas ausserhalb eines Ortes mitten auf der Strasse stehen. Wir sahen kurz darauf die Ursache: ein winziges rot-weisses Kätzchen versuchte die Strasse zu überqueren. Es lief noch ganz zittrig und rief laut und hungrig nach Rettung. Petra half ihm über die Strasse. Unser Verantwortungsgefühl sagte uns, dass wir das kleine Kätzchen doch nicht einfach am Strassenrand sich selbst überlassen können. Wir beförderten es wieder auf die andere Strassenseite, wo sich ein eingezäuntes Areal befand. Hier vermuteten wir, aufgrund der Sicherheit vor streunenden Hunden, die Mutterkatze. Damit das Kleine sicherlich genügend Energie hatte zurückzukehren, gaben wir ihm etwas Milch, die es gierig trank. Wir hofften das Beste für das Kätzchen, mitnehmen konnten wir es ja schlecht (obwohl Jasmin dies gerne getan hätte...)
Am Abend bekamen wir bei unserem Abschluss-Raclette erneut Zuwachs. Dieses Mal war es ein etwa 10 Wochen altes Kätzchen, das schon alleine unterwegs war und bei uns Zuflucht vor den Hunden und Eseln suchte. Es verkroch sich sofort bei jemandem von uns, sobald ein verdächtiges Geräusch zu hören war. Die ganze Nacht blieb es unter Paji auf einem Tischtuch liegen und sprang am Morgen erfreut hervor, als wir aufstanden. Auch dieses kleine Kätzchen konnten wir leider nicht mitnehmen...
(Um den Fokus des Blogs wieder von den Katzen zum reisen zu verlagern:) Das Raclette war super und ein weiteres mal gingen wir vollgefressen und zufrieden zu Bett. Mittlerweile war es so warm, dass wir uns bereits überlegten nur mit Decke zu schlafen und nicht mehr mit den Schlafsäcken. Wir wählten aber die sicherere Variante und zogen nochmals die Schlafsäcke über obwohl wir damit dann fast zu heiss hatten.
Am nächsten Tag verabschiedeten wir uns von Petra und Paddy, da sich unsere Wege nun trennten. Schade, aber vielleicht treffen wir uns in Bolivien oder spätestens in der Schweiz wieder...
Unser Weg führte uns nach Mendoza, um einen Mech für die Kupplung zu finden. Paddy und Petra haben uns einen empfohlen, den wir natürlich auch fanden. Nur, Kupplungen sind nicht sein Ding. Er wechselt nur Flüssigkeiten und die dazugehörigen Verbrauchsteile. Da wir sowieso einen Ölwechsel benötigten bezogen wir den gleich bei ihm und erkundigten uns nach einem Mechaniker der solche Sachen gut erledigt. Da gab es einen meinte er und der sei nur einen Block weiter. Tatsächlich war dort der Mech und der erkannte auch sofort was das Problem an der Kupplung war. Er riet uns jedoch dies in Chile zu erledigen, da dort die Teile dafür billiger wären. Wir würden das schon noch schaffen bis dorthin. Auch für unsere Problematik mit der Federung (Paji hing hinten konstant durch, weil die Federung für das Gewicht zu schwach war) hatte er eine Lösung in Form einer Adresse eines Typen der mit "Elasticos" arbeitet. Der Typ kroch kurz unters Auto und kalkulierte den Preis auf einem "Blöckli". Der Preis passte ins Budget und so wurde Paji aufgebockt. Während dem die Blattfedern eingebaut wurden, schlenderten wir etwas umher. Leider befanden wir uns mitten im Industriequartier so dass wir nicht wirklich behaupten können, wir hätten Mendoza gesehen. Dafür konnten wir verschiedene andere Sachen kaufen wie beispielswiese einen neuen Wagenheber. Schlussendlich fanden wir dann - wie schon so oft - Zuflucht an der YPF-Tankstelle. Bei Cortados und WiFi ging die Zeit schnell vorbei und bald war es Zeit, Paji abzuholen und einen Übernachtungsplatz zu suchen. Doch dabei haben wir nicht mit Sergio gerechnet. Der Chef der Garage war inzwischen auch vor Ort und hat sich zum Ziel erklärt, uns hilflosen Touristen bei allen Problemen (vorhandene und nicht vorhandene) weiterzuhelfen. Wir sassen eine Stunde in seinem Büro, immer wieder erklärend, dass wir die Iguazu-Fälle sicherlich auch schön finden würden, diese aber nicht auf unserem Wege lägen. Er beharrte jedoch darauf und erklärte uns mind. 10 mal den Weg zum Oficina de turismo, wo wir für nur 500 Dollar einen 5-Tage-Trip dorthin buchen könnten. Dann gab er auf und versuchte uns für die Karibik zu gewinnen. Er selbst nämlich, sei schon dort gewesen. In der Dominikanischen Rebublik. Wir staunten und lächelten. Als wir erwähnten, dass wir noch die Ruinen der Quilmes besuchen wollten, fragte er: „Quilmes. Das Bier?" Nein, Quilmes, das Volk, nachdem das Bier benannt wurde. Er schüttelte den Kopf, noch nie gehört. Dann erzählte er, wie gefährlich es hier sei, was ihm schon alles gestohlen wurde und dass die Präsidentin sich nur um die untere Schicht kümmere, nicht um Leute der Oberschicht, wie er einer sei. Während er plapperte wartete die ganze Mannschaft darauf uns zu verabschieden, damit auch sie nach Hause können. Das interessierte den Chef natürlich nicht. Als wir es endlich bis ins Auto schaffte, machte er sich plötzlich Sorgen, wir fänden den Weg zum Camping nicht. Unsere Ausflüchte, dass wir ja ein Navi haben und alles kein Problem sei, liess er widerum nicht gelten. Er bestand darauf, dort anzurufen und nach dem Weg zu fragen. Wir hofften, dass wir nachher gehen können und liessen ihn dies tun. Wir staunten nicht schlecht, als er dem Gesprächspartner am anderen Ende erklärte, hier seien Touristen aus der Schweiz, die sich erkundigen möchten, wie sicher der Camping nachts sei. Was die dort wohl von uns dachten? Als er aufhängte, erklärte er uns den Weg dreimal im kleinsten Detail. Und seine Nummer sollen wir auch noch aufschreiben, falls irgendwann mal etwas sei. Auch wenn die Argentinier Plapperis sind, sie meinen es alle doch nur gut... (übrigens: den Camping fanden wir erst nach einstündiger Suche, weil wir nach dem Navi und nicht nach seiner Erklärung fuhren)
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Doris und Xavi Wir haben so dä Plausch über eure Abenteuer zu lesen. Ja eigentlich gönnen wir euch alle Zwischenfälle von Herzen (so lange sich nicht schlimm sind, natürlich), denn wieso soll es euch besser gehen als uns auf unseren Reisen in Südamerika? Am Samstag gehts los nach Vancouver. Unsere Homepage: www.brand-travelbook.ch Grüessli und Saludos