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Good bye Ocean hiess es für den nächsten Teil unserer Reise. Von Puerto Madryn aus gings Richtung Las Plumas durch die ewigen Weiten der patagonischen Provinz Chubut! Zuerst fuhren wir südlich auf der Routa 3 bis Trelew und bogen dort ab ins Landesinnere nach Gaiman. Dort sind vor langer Zeit eine Horde Waliser sesshaft geworden, was man heute an den englischen Parkanlagen und dem typischen Baustil erkennen kann. Ausserdem ist Gaiman berühmt für seine Teehäuser wo man natürlich Tee und auch Kuchen bekommt und das all you can eat. Da wir allerdings schon spät dran waren und das Erlebnis nicht ganz günstig war legten wir nur einen Tankstopp ein und fuhren weiter Richtung Las Plumas. Wir übernachteten auf einem Camping unterhalb eines Staudammes am Rio Florentino Ameghino. Nach einer, ausnahmsweise windlosen Nacht (nicht weil es kein Wind gab sondern weil wir in einem tiefen und schmalen Tal waren. Oben in der Eben weht der Wind stark wie eh und je.) gings weiter Richtung Las Plumas in der Hoffnung dort bereits auf spektakuläre Felsstrukturen zu stossen. Wir mussten allerdings noch etwa 100 km weiter Westlich fahren bis wir das Valle de los Altares erreichten wo wir wunderbare Farbspiele der verschiedenen Felsschichten bewundern konnten. Nach einer wunderbaren Fahrt erreichten wir die Ortschaft las Altares und entschieden, uns wieder nach Süden zu wenden in Richtung Comodor Rivadavia. Das bedeutete gut 300 km Schotterpiste auf einer verlassenen Route. Kein Problem für uns mit 4x4 und genug Diesel ausgestattet. Um ca. 19 h schlugen wir dann in einem Kiesbett unser Nachtlager auf. Weit und breit war kein Mensch oder eine Behausung zu sehen und auf der ganzen bisher zurückgelegten Strecke kam uns kein Fahrzeug entgegen. Als wir auf der Krete unserer Kiesgrube am Strassenrand standen und den Sonnenuntergang genossen erhielten wir Besuch vom "Nachbarn". Scheinbar hat der Gaucho der nächstgelegenen Estancia unser Auto kommen sehen und wie er uns erklärte seien Autos hier sehr selten. So verbrachten wir die Nacht im Niemandsland irgendwo in den Weiten von Chubut unter einem unglaublichen Sternenhimmel zwischen Guanacos und einigen Schafen.
Am nächsten morgen gings weiter auf unserem Weg nach Süden und wir folgten ein kurzes Stück wieder der Routa 3 bis wir in Caleta Oliva wiederum ins Landesinnere abzweigten um ab Pico Truncado durchs Hinterland zu den versteinerten Bäumen vorzustossen. 50 km nach verlassen der Ortschaft übernachteten wir erneut etwas abseits der Strasse und wiederum waren wir um die Dienste des Allrads froh der uns sicher über den Hügel und weg von der Strasse brachte.
Am Morgen in aller Frühe (etwa um 9 Uhr, und das war früh für unsere Verhältnisse) brachen wir auf um die restlichen 150 km bis zur Nationalparkgrenze hinter uns zu bringen. Die Strasse wurde immer schlechter aber das war auch nicht weiter verwunderlich, kamen wir doch quasi durch den "Hintereingang" in den Park. So hatten wir dann auch die Gelegenheit, Guanacos und Südamerikanische Straussen aus nächster Nähe zu betrachten, da diese hier im Schutzgebiet nicht gejagt wurden und daher fast keine Angst vor Menschen hatten.
Die Schotterpisten haben so ihre Tücken... So war aus der hinteren Seitenscheibe nach einem besonders lauten Knall ein schönes Mosaik aus Scherben geworden. Steinschlag. Nach einigen Kilometern mehr, als wir in Puerto San Julian ankamen, hing sie dann schon richtig nach aussen und wir mussten sie entfernen. Da die Argentinos gerade ein 4-tägiges Wochenende genossen (dieses Jahr haben sie erstmals zwei Feiertage "Carnaval"), mussten wir uns selber helfen und das Fenster mit Folie und Isolationsmaterial abdichten. Später in Rio Gallegos werden wir sicherlich zu einer Scheibe kommen...
Von Puerto San Julian aus machten wir einen Abstecher zur Estancia La Maria. Anscheinend soll es dort Höhlenmalereien zu bestaunen geben. Die Fahrt dauerte mit 3 h länger als erwartet. Hoffentlich lohnt es sich wenigstens, dachten wir, als unser Klebfenster gerade vom Wind wieder abgerissen wurde. Auf der Estancia angekommen, sprachen wir einen Jugendlichen an. Ja, es gebe hier Höhlen, er müsse zuerst noch etwas erledigen und komme dann. Wir wurden daraufhin von seiner Schwester auf einen Kaffee mit Guetzli und Mantecol eingeladen. Die Besitzer seien momentan im verlängerten Wochenende, aber sie können uns die Höhlen zeigen. Daraufhin wurde die Preisliste präsentiert. Die beiden strahlten und meinten, wir können uns dann eines der Übernachtungshäuser (es waren eher Geräteschuppen) aussuchen und dann können wir gemeinsam Nachtessen und reden. Ihre Enttäuschung war unübersehbar, als wir erklärten, nicht hier übernachten zu wollen. Sie wären hier draussen wohl froh um Gesellschaft gewesen. Aber 200 USD für einen Schuppen?? Danach gings los, begleitet wurden wir vom 4-monatigem Pit Bull "Leon". Wir stapften durch das Steppengras zwischen roten, aalglatten Felswänden. Als erstes wurde uns ein toter Graufuchs präsentiert. Leon und ein anderer Hund sollen ihn vor ein paar Tagen getötet haben. Dann ein totes Schaf. Das war der Puma, erfahren wir. Dann findet Leon etwas im Busch... Beim näheren Hinsehen entpuppte es sich als toten Puma, der schon getrocknet war. Der Kopf fehlte. Wahrscheinlich vom Finder als Trophäe entfernt, bevor er den Körper in den Busch warf. Pumaköpfe und -pfoten waren bis zu 2'500 CHF wert. Dann drangen wir kletternd zu den Höhlen vor. Die Felswände waren von Hunderten von Höhlen durchlöchert. Ebenerdig und in 10, 20 oder 50 Meter Höhe. In 81 dieser Höhlen wurden Malereien gefunden, die sich - vor Wind und Niederschlägen geschützt - schon seit 16'000 Jahren dort befinden. Am häufigsten sind die Handabdrücke der ehemaligen Bewohner zu sehen. Weiter gibt es Jagdszenen und Tiere, z.b. Guanacos, und Sonnen in unterschiedlichen Formen zu sehen. Die Farben sind noch so deutlich zu sehen, dass man meinen könnte, dass nachgemalt wurde. Doch das hätten wohl die regelmässig anwesenden Archäologen schon aufgedeckt. Die haben übrigens vergangenen Montag hier den Zahn eines Ur-Löwens entdeckt. Am Schluss, zurück in der Estancia, durften wir noch die kunstvollen Bilder, die aus Dutzenden Pfeilspitzen erstellt wurden, bewundern. Alle Pfeilspitzen wurden hier auf dem Gelände gefunden. Danach machten wir uns bei Sonnenuntergang auf den 3-stündigen Heimweg, der sich als Slalom zwischen selbstmörderischen Hasen auf der Schotterpiste entpuppte und wir waren froh als wir zurück in San Julian waren.
Tags darauf gings dann direkt nach Rio Gallegos wo wir hofften eine Scheibe für den Paji zu finden. Nach einigem herumfragen fanden wir zumindest einen Mitsubishivertreter was jedoch wenig half, denn weder die Vertretung noch seinScheibenlieferant waren im Besitz dieses Teils. Wir sollten jedoch am nächsten Tag nochmals beim Scheibenmann, der glücklicherweise in der Stadt war vorbei gehen um zu sehen ob sich etwas machen liesse. Gesagt getan (die Hoffnung stirbt ja bekanntlich zuletzt), jetzt mussten wir nur noch ein Ort für die Nacht besorgen und das erwies sich als nicht ganz einfach, denn es gab nur einen Camping und wir wollten ja das Auto nicht vor irgendeinem Motel stehen lassen da eine Scheibe aus Bauplastik doch relativ schnell offen ist. Als wir dann als wir ihn gefunden hatten erfuhren, dass man Fahrzeuge nicht mit auf den Platz nehmen dürfe. Etwas frustriert beschlossen wir einfach aus der Stadt in Richtung Meer zu fahren und dort irgendwo wild zu campen, denn die Ausrüstung hatten wir ja. Etwa 10 km ausserhalb fuhren wir plötzlich an einem Schild vorbei auf dem ein Camping angepriesen wurde. Wir bogen ein und trafen in der Einfahrt einen Jungen der im Auto vor dem Haus sass. Auf die Frage ob man hier campen könne und was es kostet meinte er: ja man könne und kosten würde es nichts. Hoch erfreut suchten wir uns einen Stellplatz aus, froh das wir doch noch was gefunden hatten. Der günstige Übernachtungspreis stellte sich als berechtigt heraus denn es gab weder Wasser noch Toiletten. Aber das war uns egal! An diesem Abend wurde es erstmals richtig kalt. Uns wurde aber schnell wieder warm, als wir uns gegen ein zutrauliches Stinktier verteidigen musste. Es hüpfte über die Wiese ohne Scheu auf uns zu. Wir warfen allerlei nach ihm, um es zu verscheuchen. Da es aber meinte, wir werfen ihm Futter, war es nur umso erfreuter und kam immer näher. Erst als Luc den Campingstuhl über Kopf schwang und dabei brüllte, war es dem kleinen Stinktier doch nicht mehr so wohl zumute und es machte sich aus dem Staub.
Am nächsten Tag suchten wir den Scheibenmacher auf, der nach halbstündiger Suche mit diversen Seitenscheiben wieder auftauchte. Natürlich passte keine einzige. Er könne auch keine zuschneiden, weil da eine gewisse Rundung rein müsse, die er nicht machen kann. Die einzige Möglichkeit sei Plexiglas. Na gut, besser als gar nichts. Als Übergangslösung sicherlich nicht die schlechteste. Unverzüglich machte man sich an die Arbeit, klaubte die übrig gebliebenen Scherben raus und probierte unterschiedliche Plexiglas-Vorschnitte aus. Immer wieder wurde hier und da etwas abgeschnitten, wieder eingepasst, wieder rausgenommen, wieder geschnitten... Nach ca. 1.5 Stunden war das ganze drin und kostete uns ca. 30 Franken. Den restlichen Tag liessen wir uns durch Rio Gallegos blasen. Entweder trug einem der Wind durch die Strassen oder man musste sich dagegen ankämpfen. Nach kurzer Zeit war einem ganz wirr im Kopf, sozusagen richtig durchgewindet... Wir leisteten uns ein schönes Hotel im Zentrum und gönnten uns als erstes eine sehr heisse Dusche.
Das Frühstück am Folgetag war ausgezeichnet. Im Hintergrund lief der Fernseher und wir erblickten eine Art überschwemmte Landschaften. Die eingeblendeten Headlines sprachen aber von „Onda", also Welle. Welle? Es dauerte eine Weile bis wir realisierten, dass sich in Japan ein Erdbeben mit anschliessendem Tsunami ereignete. Im Internet holten wir uns alle Informationen und sahen auch, dass Chile sich auf eine Welle vorbereitet. Und wir wollten eigentlich heute nach Chile, d.h. dem chilenischen Teil von Tierra del Fuego weiterreisen. Vorhersagungen gaben aber für diesen Teil Entwarnung, da die Auswirkungen vorallem in Zentral- und Nordchile sowie alles was weiter nördlich ist, bemerkbar sein sollen. Wir lassen uns aber nicht aufhalten und fuhren südwärts, nahmen die Fähre nach Tierra del Fuego mit Ziel Porvenir.
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