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Da unsere Lust auf Stadt im Moment nicht so gross war, verzichteten wir auf einen tiefgründigeren Besuch von Mendoza und fuhren Richtung Parque Ischigualasto. In Vallecito, dem Wallfahrtsort der Difunta Correa, legten wir einen Stopp ein. Schon auf der ganzen Strecke in ganz Argentinien sahen wir immer die Gedenkstätten am Strassenrand, die mit gefüllten PET-Flaschen verziert waren. Die Frau Correa ist nämlich 1841 in der Wüste verdurstet, als sie ihren im Bürgerkrieg verschleppten Mann suchte. Das Aussergewöhnliche daran ist, dass ihr Kind, an ihrer Brust saugend, überlebte bis es gefunden wurde. Die Difunta Correa wurde zur einer Art Schutzpatronin der Autofahrer (warum auch immer), weshalb vorallem LKW-Fahrer nicht an einer Gedenkstätte vorbeifahren, ohne eine Flasche Wasser dazulassen. Am Wallfahrtsort Vallecito geht es sogar noch weiter. In kleinen Kapellen wird die Difunta Correa um alles mögliche angebettelt und für alles mögliche verdankt. Es gibt z.B. die Kapelle der Autos, wo diejenigen, die dank der Correa ein Auto bekommen haben, als Dank ein Foto oder ein Modell desselben hinterlegen. Das gleiche geschieht mit Häusern, Universitätsabschlüssen, Kindern und Hochzeiten. In dieser Kapelle hängen sogar die Hochzeitskleider der Beschenkten. Wir wollten wenigstens ansatzweise auch einen Beitrag leisten und kauften an einem der Souvenirstände ein Aufkleber "Difunta Correa, protege mi auto" und ein rotes Band "Difunta Correa, protege mi Mitsubishi". Jetzt kann ja nichts mehr schiefgehen... (Wie wir uns geirrt haben, erfuhren wir erst später...)
Wir übernachteten in San Agustin de Valle Fertil. Das Valle Fertil wirkt wie eine grüne Oase inmitten der gebirgigen Wüstenlandschaft. Ab hier mussten wir uns sprachlich umgewöhnen. Man verstand uns nicht mehr, als wir nach einer bestimmten „Casche" (Calle) fragten. Hier spricht man wieder von „Caje". Dafür wird das „R" ge-sch-t. Also z.B. die „Schuta" (Ruta). Wir übernachteten auf einem kleinen Camping unter Feigen- und Zitronenbäumen. Der Besitzer gesellte sich im Laufe des Abends zu uns und hielt eine kleine (bzw. sie wurde dann eine längere) Lektion über dieses Tal, den Park und Dinosaurier ab. Er war nämlich hauptberuflich Lehrer, was für uns immer einleuchtender war. Als er zu immer späterer Stunde immer noch in palaäntologischen Details aufging, waren wir froh, als das Thema zu seinem Beruf überging. Er holte ein Fotoalbum und zeigte uns Fotos von seiner Schule, den Schülern und seiner Señora. Natürlich war auch eine Beschwerde über die Präsidentin inklusive: sie wisse gar nicht, wie es hier im Norden zugehe. Die Lehrer müssen beispielweise selber für die Instandhaltung der Räumlichkeiten finanziell aufkommen. Nach vielen interessanten Einblicken ins nordargentinische Leben verabschiedete er sich, um einen Elternabend vorzubereiten und wir legten uns in Bett.
Wir nutzten den folgenden Morgen, um das Valle Fertil genauer zu besichtigen. Hier werden keine Brücken gebaut, man fährt einfach durch die Flüsse durch. Im Moment ist gerade die trocknere Jahreszeit. Man kann sich gar nicht vorstellen, wie die Leute in den kleinen Siedlungen hinter den Flusswindungen in der feuchten Jahreszeit überhaupt vom Fleck kommen. Wir treffen dann auch tatsächlich einen Lastwagen, der im sandigen Flussuntergrund steckengeblieben ist. Hilfe lehnte er dankend ab. Er schien sich diese Situation gewöhnt zu sein und wusste genau, wo er noch Steine unterlegen musste, um raus zu kommen. Auf dem weiteren Weg wuchsen die Kandelaberkakteen am Wegrand immer weiter in die Höhe. In dieses wüstenartige Bild schienen die Loros, die wir in einer Gruppe von einigen Hundert Stück fanden, gar nicht hineinzupassen. Es waren sehr farbenprächtige Papageien in grün und blau, die sich kaum fotografieren liessen. (einen Versuch haben wir trotzdem im Fotoalbum abgelegt)
Vor lauter Loros merkten wir kaum, wie die Zeit verging. Der letzte Einlass in den Parque Ischigualasto fand um 16 Uhr statt und das war schon bald so weit. Also rasten wir dem Park entgegen und kamen gerade noch rechtzeitig an. Dort wurden wir mit anderen Touristen gruppiert und fuhren dann mit einem Guide im Konvoi durch den Park. Das war einerseits sehr lehrreich, andernseits doch auch etwas mühsam, man konnte kaum ein Foto ohne irgendwelche farbigen Käppis oder Shirts machen. Wir waren uns diese Touristenattraktionen irgendwie nicht mehr gewöhnt. Der Park selbst war aber unglaublich: die unterschiedlichen Gesteinsfarben leuchteten in der Abendsonne und die Felsformationen waren beeindruckend. Der Pilz, das U-Boot, die Sphinx, die Boccia-Bahn und die Mondlandschaft (weshalb der Park auch „Valle de la Luna" genannt wird). Danach wurden im Museum die neusten Funde aus dem Park präsentiert. Ein kleines Skelett von einem neu entdeckten Saurier wurde vor einiger Zeit gefunden, der dann auch gleich den Namen des Parks erhielt.
Wir konnten gleich bei der Guardaparque-Station campieren, wo auch zwei englische Landies stationiert waren. Zwei pensionierte Ehepaare bereisten damit Südamerika. Beeindruckend, wie auch sie aus einem normalen Auto ein Mini-Camper formen konnten. Beim Nachtessen wurden wir von zwei Füchsen umzingelt, die nur darauf warteten, bis wir etwas fallen liessen. Sie kam bis auf einen Meter zu uns hin, sobald man aber nur laut atmete verschwanden sie sofort wieder. Wie wir erfuhren, waren sie bei den Engländern erfolgreich und haben die Barbeque-Reste aus dem Müllbeutel ergattert.
Unsere Fahrt setzte sich durch den Parque Talampaya fort, den wir aber nach langem Überlegen ausliessen. Wenn wir so weiter machen würden, wären wir bis am Schluss noch in Argentinien, ohne etwas von Peru oder Bolivien gesehen zu haben. Wir fuhren also weiter bis nach Belen. Die Sonne brannte heiss auf uns nieder und eine gewissen Müdigkeit trat auf. In Belen zeigte eine Temperaturanzeige 37 Grad an. Obwohl das sicher ein Extremwert in der prallen Sonne war, waren es doch immer noch ziemlich grosse Tag-Nacht-Temperaturunterschiede, die wir erlebten. Mal ganz abgesehen von den up-and-downs der Höhenmeter, die ebenfalls einiges abfordern...
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