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Nun beginnt der Ernst des Vorscherlebens. Wir verlassen das sichere Krankenhausumfeld mit den bereits behandelten, gut eingestellten Patienten und wagen uns hinaus in die Dörfer des Ulanga Bezirkes mitten im Herzen Tanzanias. Um die Aufmerksamkeit der Bevölkerung auf unser Vorhaben zu lenken, haben wir einen kleinen Radiowerbespot aufgenommen, der zwei Mal am Tag ausgestrahlt wird. Darin verspricht der Daktari wa Udschermani (also der Dokta aus Deitschlaund) und seine studentischen Helferlein alle Leute mit Epilepsie, besonders die Kinder mit der „Nickkrankheit" anzuschauen. Es werden auch 4 Termine und Dorfnamen angekündigt, wo man den „fahrenden" Wunderheiler treffen kann. Nachdem wir ein Fahrzeug mit Fahrer (wurde ausgetauscht, wegen übersohrgehauenwerden Gefahr) gefunden hatten, unsere übersetzenden, maskulinen Krankenschwestern eingepackt haben und uns mit Medikamenten und Luftballons ausgerüstet hatten, gings auch schon los.
Zu unserer Überraschung hatten wir gleich am ersten Tag ein gigantisches Patientenaufkommen, trotz der Tatsache, dass sich das Dorf am Arsch der Welt befand. Aber ja, wenns nur einen Radiosender gibt und geschätzte 10 Mal mehr Epilepsiepatienten auf 1000 Einwohner als in Deutschland oder Österreich, könnte ein Klugscheißer behaupten: „Des häd i eich gleich sogn kina!"
Egal, wir adaptierten unser Arbeitsteilungssystem auf die Flut an Menschen und schafften es mit klassischen Triagemethoden aus der Notfallmedizin dem Chaos mehr oder weniger Herr zu werden. Wir schafften ugf. die Hälfte der Kranken (die nicht immer über neurologische Probleme klagten, sondern mit allen möglichen Wehwehchen zu den Heilern aus dem Norden kamen… aber man schickt ja keinen weg von den armen Häuten) und bestellten die anderen für nächste Woche ein. Auch an dem Tag boten sich wieder neue Herausforderungen und Überraschungen. Ich lernte zum Beispiel die Klinikratte kennen, die sich gekonnt an den Stromleitungen von Raum zu Raum hangeln konnte. Die übrigen Dörfer -unterschiedlicher hätten sie nicht sein können- hielten uns die restlichen Tage auf Trab. In der nächstgrößeren Krankeneinrichtung wurde Teresa Zeuge, dass der europäische Standard im Geburtswesen noch lange keinen Einzug in das afrikanische System finden wird. In einem weiteren Dorf machten wir Bekanntschaft mit der wohl widerlichsten Toilette der Welt (ich verrate nicht, ob sich wer draufgesetzt hat) und zum Abschluss erklommen wir einen malerischen Bergpfad mit dem Jeep, an dessen Ende sich eine Kirche mit einem bekannten Gesicht und jede Menge nickender Kinder auf uns warteten. An diesem Tag wurden wir mit einem Abstecher zu einem netten, kleinen Wasserfall belohnt.
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binders oma und opa wünschen dir alles liebe zum geburtstag