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Das Grüßen und Begrüßen ist hierzulande sehr wichtig und kann sich oft zu einem minutenlangen Ritual entwickeln. Besonders wenn man als Ausländer in der Landessprache „Hallo!" sagt, freut das die meisten sichtlich sehr und man wird gleich weiter ausgefragt über Gott und die Welt, worauf man dann meistens nur freundlich Nickend „Danke!" sagen kann, weil man kein Wort verstanden hat. Wenn man eine andere, unbekannte Person passiert, reicht es meistens eine der zahllosen Grußformeln zu verwenden: Abgesehen von den Standardfloskeln für jede Tageszeit gibt es auch noch viel Sprüchlein, die sich auf der Beziehungsebene bewegen. Einen Touristen fragt man „Mambo?" also „Wie geht's dir?", worauf man das gleiche antwortet. Basic! Um zu zeigen, dass man sich schon ein wenig mit dem Kiswahili beschäftigt hat, kann man die richtigen Vorsilben (in dieser Sprache funktioniert so ziemlich alles mit Prefixen oder Postfixen, die man zu langen Wortketten aneinanderreiht und somit in einem Wort schon das meiste vom Satzes drinnen hat) verwenden. Ein "Ujambo!" oder „Sijambo!" zum Beispiel. Da wissen die Leute dann schon: „Aha, der bemüht sich wenigstens". Die Einheimischen grüßen meistens mit einem „Habari?", was so viel bedeutet, wie „Nachrichten?", worauf man dann im Idealfall „Nzuri!" sagt, was „Gut!" heißt. Schwierig wird's, wenn man sich auf genannter Beziehungsebene bewegen will. Eine ältere Person begrüßt man mit „Shikamoo!". Sehr respektvoll bedeutet das „Ich umarme deine Füße!". Geantwortet wird darauf entweder „Marhaba!", wenn man von sich auch glaubt, dass man die ältere und/oder weisere Person ist oder eine andere Formel (sorry, ist mir gerade entfallen), wenn man sich da eben nicht so sicher ist, wer jetzt wen respektvoller Begrüßen soll. Ein kleiner Geheimtipp: Wenn man keine Ahnung hat, was man auf eine spezifische Grußformel antworten muss, sagt man einfach „Salaama!". Das heißt Friede und passt immer ;-)
Dies nur ein kurzer Auflug in das Reich der Sprache…
Noch schwieriger wird's dann, wenn man jemanden kennt oder er dich jetzt kennen lernen will. Da bleibt man auf jeden Fall stehen (auch mit dem Auto oder man lässt den angeheuerten Motoradfahrer anhalten) und jongliert alle Begrüßungen hin und her -ein immer länger werdendes Zaubersprüchlein- und gleichzeitig (WICHTIG) gibt man sich die Hand. Aber nicht einfach immer gleich, wie bei uns daheim, sondern, wie es ja auch für jede Situation die richtigen Worte gibt, existiert auch ein spezieller Handschlag dafür. Ein förmliches, manuelles „Grüß Gott!" oder ein „Servas, wie geht's da oides Haus!" in Fingerform und noch viel mehr Handakrobatik gibt es. Von der Gangsterfaust über Daumenstreicheln und mehrstufige Wechselhandschläge bis hin zu minutenlangem Händchenhalten sieht man im täglichen Leben alles, was das Herz begehrt. Der Verstand (der Europäer) aber braucht eine gewisse Zeit, bis er sich daran gewöhnt hat und sich gekonnt einfügen und beteiligen kann und man nicht mehr verdutzt und peinlich berührt zu Boden blickt, weil man nach dem Standardhandschlag vom Gegenüber festgehalten wird, um die Brachialzeremonie abzuschließen, aber nicht weiß wie und ein Händewirrwarr produziert!
PS:
Ohhh, hab ich ganz vergessen. Es gibt auch noch die Stammessprachen in Tanzania. Da freuen sich die Leute total, wenn man sie mit einem "Mokadschina!" begrüßt. Das ist das "Hi!" bei den Pogoros, dem größten Stamm in der Gegend hier.
Und noch ein Funfakt. Die Kinder lernen in der Schule, den weißen Mann brav mit einem "Good morning!" zu begrüßen. Das hat zur Folge, dass -welche Tages- oder Nachtzeit auch immer- man immer mit einem herzhaften "Guten Morgen!" adressiert wird... sooo lustig!
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