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Liebes Osaka!
Du wirst es kaum glauben, aber wir haben unsere erste Reise mit dem Shinkansen überlebt! Zwar haben unsere dezenten Gepäcksstücke einen eigenen Sitzplatz eingenommen und somit einige skeptische und amüsierte Blicke auf sich gezogen, aber wir haben es heil zu dir geschafft, Osaka! Zum Shinkansen ist generell zu sagen, dass es mehrere verschiedene Linien gibt und der Rail Pass (ein praktisches Zugticket für Ausländer) nicht für alle gültig ist. Das macht aber keinen großen Unterschied. Die Frequenz der Züge ist zwar nicht ganz so häufig, aber der Shinkansen fährt so schnell, dass es sowieso kaum einen Unterschied macht. Und er fährt WIRKLICH schnell. Die Sitzplätze schauen alle in Fahrtrichtung. Links gibt es drei Sitzplätze nebeneinander, rechts zwei. Man hat wahnsinnig viel Beinfreiheit: zum einen, damit man Gepäckstücke problemlos bei sich behalten kann, zum anderen weil die Zweisitze komplett umgedreht werden können um einen Vierersitz wie man sie von der ÖBB kennt, zu kreieren. Sehr modern. Sehr anpassungsfähig. Sehr japanisch.
Liebes Osaka, du bist anders als Tokyo - du bist die zwölftgrößte Stadt der Welt, gleich nach Paris, aber gerade wenn man an deine größten Stationen denkt, wie zum Beispiel Shin-Osaka oder gar Umeda und Namba, dann kannst du locker mit Tokyo mithalten. So viele Menschen. So unglaubliche viele verschiedene Geschäfte. Leider können wir wirklich keine ordentlichen Bilder davon machen, die Ausmaße sind nicht festzuhalten. ABER: wir haben den Dreh raus, wie man sich nicht von den Massen und den Eindrücken erschlagen lässt. Man konzentriert sich immer auf eine Sache oder schaut alles sehr oberflächlich an. Und man darf sich nicht stressen lassen, von nichts und niemandem. Das haben wir von den Japanern bereits gelernt. Alles ruhig und alles ordentlich und so funktioniert das Leben am allerbesten.
Unser erster Tag bei dir, Osaka, hat uns gleich mal von dir weggeführt, und zwar nach Kyoto. Deine Nachbarstadt kann man mit dem Shinkansen bequem in 15 Minuten erreichen. Leider hat es bei unserer Ankunft geschüttet, aber tagsüber hat sich das Wetter dann gebessert. Nachdem sich Saskia für eine gute Stunde in eine Geisha verwandelt hat, haben wir das ehemalige Geishaviertel Gion erkundet. Möglicherweise ist das einigen Lesern ein Begriff: die bekannte Romanverfilmung von „Die Geisha" spielt in Gion. Kyoto besteht eigentlich nur aus Tempeln und Schreinen. Das ist sehr nett. Außerdem blühen auch hier noch die Kirschbäume, was der Stadt natürlich noch extra viel Flair verleiht. Nachmittags waren wir dann bei dem sogenannten „Miyako Odori", dem Frühlingsfest, das seit Jahrzehnten in Gion gefeiert wird: es ist ein Tanz, der von Geishas vorgeführt wird. Dazu gleich mehr.
Generell ist über Kyoto zu sagen, dass es eine sehr schöne Stadt mit einem „typisch japanischen Flair" ist. Man hat enge, dunkle Gassen, es gibt Holzhäuser, es gibt gepflasterte Steinwege, und so weiter und so fort. Hier kommt aber ein großes ABER. Kyoto ist wahnsinnig touristisch und das merkt man leider extrem. Viele japanische und chinesische Touristen tragen Kimonos und Yukata und posieren an jeder sich bietenden Hausecke, außerdem wird viel Kommerz betrieben und die Touristen werden schnell und konsequent zu all den Attraktionen Kyotos gebracht und auch wieder von ihnen entfernt. Alles wirkt ein wenig… gezwungen japanisch. In Kyoto wird das Image, das Japan im Ausland hat (Geishas, Kimonos, Kirschblüten, Tempel, Essenskultur, etc), streng bewahrt. Als Beispiel hierfür dient das Miyako Odori. Früher war der Frühlingstanz DAS kulturelle Highlight der Stadt und sehr wichtig für Gion. Heute ist es eine Massenabfertigung von Touristen. Wir hatten Tickets, die eine Teezeremonie beinhaltet haben. Normalerweise finden Teezeremonien in kleinen Gruppen statt. Normalerweise dauern sie ein paar Minuten. Nur nicht beim Miyako Odori, wo Touristen wie Schafherden durch die Gänge eines umgebauten Schreins getrieben werden - man kommt in einen großen Saal und bekommt ein Stück Mochi (undefinierbarer Teig mit Bohnenfüllung) und eine Schale Grüntee hingeklatscht. Während die einen schon trinken und essen, haben sich die anderen nicht mal noch hingesetzt, während auf einer kleinen Fläche in der Mitte des Raumes eine Geisha ab und an in zwei Teeschalen herumrührt und hübsch anzusehen ist. Das hat relativ wenig mit Tradition und Kultur zu tun. Anschließend fängt das Miyako Odori pünktlich auf die Sekunde an, egal ob alle sitzen oder nicht. Die Türen zum Saal werden zugeschmissen, es wird in schönen Kimonos getanzt, während in einer weniger schönen Singstimme einer älteren Geisha für die musikalische Untermauerung gesorgt wird. Diese Gesangsstimme ist so bezaubernd, dass Tinas Sitznachbar während der 40minütigen Vorstellung dreimal eingeschlafen ist. Kaum ist der letzte schiefe Ton verklungen und die Vorhänge wackeln noch, werden die Türen des Saales aufgerissen und man wird weitergescheucht und wird durch einen Souvenir-Laden wieder ins Freie geleitet. Da blutet einem schon ein wenig das Herz, wenn man weiß, was das für ein kultureller Verfall ist. Nachdem wir uns von dieser fast schon traumatischen Vorstellung erholen mussten, haben wir entschieden zur Ausnüchterung eine Stunde durch das weniger schöne Wetter zu spazieren und ein paar Kirschblüten zu fotografieren. Wir sind uns sicher, liebes Osaka, du kannst es kaum erwarten diese Kirschblütenbilder zu sehen!
Oder halt! Interessierst du dich mehr für deine eigenen Kirschblüten? Die haben wir uns nämlich heute angesehen! Angeblich ist heute (Donnerstag, 2.4.) der letzte schöne Sonnentag, der uns in Japan gegönnt ist. Den haben wir natürlich genutzt um dich zu erkunden, liebes Osaka. Zuerst sind wir nach Umeda gefahren, dem Herzen des Geschäftsviertels, wo auch das Umeda Sky Building steht. Das Umeda Sky Building beinhaltet die längsten Rolltreppen, die in derartige Höhe von einem Turm quer über gähnenden Abgrund zum anderen führen - nichts für schwache Nerven! Man muss aber fairerweise sagen, dass man von der Höhe nicht viel mitbekommt. Die Aussicht war aber super!
Aber so richtig erwähnenswert ist Osaka Station, sozusagen der Hauptbahnhof in Osaka. Das Gebäude ist riesig und darin gibt es unzählige Läden. Gerade heute hat ein neues Einkaufszentrum eröffnet und wir haben uns mehr oder weniger freiwillig ins Getümmel gewagt. Schnell haben wir aber einen Platz bei Starbucks ergattert und haben uns das Treiben aus respektabler Entfernung angesehen. Beste Idee des Tages! Japaner sind ein faszinierendes Volk, und das im positiven Sinne.
Anschließend haben wir uns auf den Weg zur deiner Burg gemacht, liebes Osaka! Das war definitiv einer der schönsten Orte, den wir bisher in Japan gesehen haben! Die Burg wurde ursprünglich von Toyotomi Hideyoshi erbaut, einem der Reichseiniger in Japan. Den drei Reichseinigern (Toyotomi Hideyoshi, Ieyasu Tokugawa und Oda Nobunaga) ist es im 16. Jahrhundert gelungen das gespaltene japanische Reich zu einigen - doch wir wollen nicht zu geschichtlich werden. Die drei Namen sollte man kennen, wenn man an japanische Geschichte denkt! Zurück zur Burg: sie ist dazwischen mehrmals abgebrannt und zerstört worden, aber man hat sie immer wieder neu errichtet und sie sieht spektakulär aus, wie man auf den Bildern durchaus ein wenig ausnehmen kann. Außerdem ist der Garten um die Burg herum ein sehr beliebter Platz für Hanami - dort sind SO VIELE MENSCHEN und es ist SO eine coole Stimmung! Und obwohl dort jeder isst und trinkt und feiert und lustig ist, hinterlässt absolut niemand Müll. Das steht hier in Japan völlig außer Frage. Dieses Volk hat noch ein paar Werte, an denen es festhält. Daran könnten sich andere Völker ein Beispiel nehmen.
Und das waren auch schon wieder unsere ersten Eindrücke von deiner Umgebung und dir, liebes Osaka! Wir hoffen, dass uns das Wetter keinen zu großen Strich durch die Rechnung macht und freuen uns, mehr von dir zu sehen!
Liebe Grüße,
Saskia und Tina
- comments
do Nach eurer Reise werde sogar ich noch ein Japanexperte-hoffe für euch,dass das Wetter weiter mitspielt-lt. meinem Wetterdienst ist es bis Mittwoch regnerisch (osterwetter in Japan???)aber dann wird wieder besser! BUssi
Papa Pfff - ich bin überwätigt! Durchaus kein Japan-Fan aber wenn ich das lese, kommt doch eine gaaanz leichte Überlegung auf, dieses Land doch einmal zu besuchen. Ganz toller Bericht! So und jetzt schau ich mir die Bilder an. Ganz liebe Grüße!
Stocki-Oma Ich hab mir euren Bericht heute nochmal in Ruhe durchgelesen und hab mich gefreut, was ihr alles sehen könnt. Ich warte ja nur bis euch ein echter Samurei begegnet, weil Geisha war ja schon! Was den Zug anbelangt hab ich gegoogelt, fährt 28o km/h, ganz schön tät ich sagen!! Und ich sags wieder einmal, ich freu mich schon auf den nächsten Bericht, von den Bildern will ich gar nicht reden, wie immer SUPER! Liebe Grüße -Granny
Irmi Oma kann man bei der Fahrt mit dem Shinkansen überhaupt aus dem Fenster etwas erkennen? Ich hoffe, ihr habt noch Gelegenheit, eine ordentliche Teezeremonie zu erleben! Im Übrigen, das Buch: Die Geisha habe ich gelesen und zu Hause .Osaka muss eine sehr intererssante Stadt sein. Die Touristen muss man sich halt wegdenken