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Verena im Nebel
Wenn man vorher so gar keine Ahnung hat, was einen erwartet, dann kann man ganz schön nass werden dabei. Plan A war Uganda mit etwas einfachem zu beginnen. Murchison Falls. Da fahren alle hin, eine Tour ist einfach von Kampala aus zu buchen, es gibt einen Wasserfall und Tiere zu gucken. Nur, als ich genau das wollte, gab's keine anderen, die das gleiche vorhatten. Also verschoben. Die nette Damen in der Reiseagentur hat schliesslich den Südwesten des Landes als Ausgangspunkt für meine Entdeckungstour durch Uganda vorgeschlagen: Wandern in den Bwenzori Mountains, Tiere gucken im Queen Elizabeth NP, Kanu fahren in Kabale bzw. im Lake Bunyonyi und vielleicht eine Dorfwanderung bei Kisori.
Da ich, wie gesagt, keine Ahnung hatte bin ich erst einmal die Wanderung in den Bergen angegangen. Auch in Uganda fahren morgens um 6 Uhr die Busse ab. Die Abfahrtszeit wurde mir empfohlen, es hätte auch spätere gegeben. Geweckt wurde ich am 1. Weihnachtsfeiertag um 5 Uhr von einem heftigen Gewitter über Kampala. Wie gut, dass ich für die Fahrt zum Bushof ein Taxi gebucht hatte und nicht eines der üblichen Motorradtaxis. Es hat geschüttet wie aus Kübeln. Pünktlich fahren die Busse hier allerdings auch nicht ab, kommen aber trotzdem pünktlich an. Um 14 Uhr in Kasale, nach einem Zwischenstopp in Fort Portal und bestimmt hundert Bodenschwellen später. Bei trockenem Wetter ging es dort mit einem Motorradtaxi hoch in's Tal zum Bwenzori Trekkers Hostel. Ob die 10.000 Shilling, die für den Motorradtrip bezahlt habe, zu viel waren, wird erst meine weitere Reiseerfahrung in Uganda zeigen.
Gebucht hatte ich die Wanderung, die am nächsten Tag starten sollte, bereits in Kampala und deswegen wurde ich im Hostel erwartet. Zu sechst sollte es losgehen, Mathew war schon da und drei Südafrikaner, die allerdings auf eine längere Tour bis zum Gipfel auf über 5000 Meter gehen wollten. Der Rest unserer Gruppe, eine australische Familie (Nigel, Joan, Isabel und Richard) wurde erst für den nächsten Morgen erwartet.
Der Morgen brachte dann stabil aussehendes Wetter, den Rest unserer Gruppe und eine Heerschar von Trägern, die nicht nur unser Essen, sondern auch unsere Rucksäcke durch die Berge tragen sollten. Meine Trägerin war Joyce. Das war das erste Mal, dass ich eine Frau in diesem Job gesehen habe. Das ist doch mal was! Sie geht eigentlich noch zur Schule und macht den Job als Ferienjob; es sind ja Weihnachtsferien.
Die erste Stunde der Wanderung bis zum Eingang des Nationalparks führte uns langsam bergauf und durch landwirtschaftlich genutzte Felder und kleine Dörfer. An Kaffeebäumen sind wir vorbeigekommen bis eine als Grenzlinie gepflanzte Reihe von Eukalyptusbäumen den Nationalpark ankündigte. Alle Nationalparks in Uganda sind richtige „money making machines", für die Bwenzori Mountains sind 35$ am Tag zu zahlen und das ist nur der Eintritt und hat mit den Guides, Trägern, der Verpflegung und der Unterkunft in Hütten nichts zu tun. Ein Fahrer hat mir später erzählt, dass die Preise in den letzten Jahren extrem angezogen hätten. Der Queen Elizabeth NP hätte vor sechs Jahres noch 15$ an Tageseintritt gekostet und liegt jetzt bei schlappen 40$. Für eine Permit des Bwindi NP, in dem die berühmten Berggorillas zu finden sind, bezahlt man 600$!
Sobald wir die Nationalparkgrenze überschritten hatten, wurde der Wald schlagartig zum Dschungel. Dicht, feucht, ausserhalb des Weges undurchdringlich. Zunächst blieb die Steigung angenehm, nach der Mittagspause ging es jedoch ordentlich bergauf. Einige Flüsse mussten wir durchqueren und der Pfad wurde zunehmend rutschig. Jetzt weiss ich, dass die Bwenzoris genau dafür bekannt sind: viel Matsch und Schlamm und richtig schön rutschige Wege. Bergauf geht ja noch, aber für den Rückweg würde das bestimmt lustig werden. Wie auf's Stichwort fing es um zwei Uhr an zu regnen. Die Wolkenberge hatten sich zuvor schon vielversprechend über den Bergen aufgebaut und dann regnete es wieder aus Kübeln. Als wir kurz nach drei an unserer ersten Übernachtungshütte ankamen, waren alle ordungsgemäss patschnass. Aber nach kurzer Zeit gab es heissen Tee und Plätzchen und die Möglichkeit sich in die Hütte und in den Schlafsack zum Aufwärmen und Ausruhen zurück ziehen zu können. Zu dieesm Zeitpunkt habe ich mir allerdings ernsthafte Sorgen gemacht, ob meine Haare in den nächsten drei Tagen wohl ab und zu mal trocken sein würden. Am Abend haben die Guides mit viel Geschick, Geduld und mit reichlich nassen Holz ein Lagerfeuer gezaubert, an dem man hervorragend T-Shirt verbrennen konnte bei dem Versuch, sie trocken zu bekommen. Ist nicht mir, sondern Nigel passiert. ;-)
Ähnlich wie am Kilimanjaro kamen wir beim Aufstieg in den Bwenzoris durch verschiedene Vegetationszonen. Dem zunächst gemischten Regenwald folgte die Bambuszone, darauf die Heidebaumzone. Höher sind wir nicht gekommen, aber der Gipfel Margherita Peak ist tatsächlich schneebedeckt; ich habe aktuelle Fotos gesehen. Heidebäume - das sind bei uns diese im Vergleich putzig kleinen Ericapflanzen, die im Nebelwald zu Baumgrösse heranwachsen. Behangen sind die Bäume mit etwas, dass in Uganda „old man's beard" genannt wird. Aus Amerika kenne ich das als „Spanish moss" - wie heisst das denn auf Deutsch? Ergänzt und zu etwas Besonderem wird die Landschaft durch hereinziehende Nebelschwaden, die der ganzen Szenerie etwas fast Gespenstisches gegeben haben. Meist kamen sie sehr schnell und hielten sich lange. Tiere haben wir dagegen auf der Wanderung kaum gesehen. Am zweiten Morgen besuchten uns ganz in der Nähe der Hütte zwei Affen (blue monkeys) und am letzten Tag haben die Guides uns stolz zwei verschiedene Arten von Chameleons gezeigt. Ein paar hübsche Schmetterlinge am Wegesrand und viel gruselig aussehende Bäume eben. Wenigstens am letzten Morgen war der Himmel anfangs makellos wolkenfrei und damit endlich der Blick runter in's Tal möglich bevor es zurück ging genau dahin.
Anstrengend war die Wanderung eigentlich nicht. Die Tage waren relativ kurz, an zwei Tagen haben wir es vor dem nachmittäglichen Regen zur Hütte geschafft und richtig tricky war lediglich der Abstieg am letzten Tag, als es überwiegend über rutschige Wurzeln und Blätter ging. Alle haben sich dabei regelmässig auf den Hintern gesetzt, aber passiert ist nichts. Die Guides und Träger haben sofort immer „I'm sorry, I'm sorry!" als ob sie für die matschigen Wege verantwortlich wären.
Wieder angekommen am Trekker's Hostel im Tal haben sich meine Gruppenmitglieder schnell verabschiedet, während ich geplant hatte eine weitere Nacht vor Ort zu planen, um am nächsten Tag in Ruhe zum Queen Elizabeth Nationalpark aufzubrechen. Und abends habe ich dort noch Jeroen und Yvonne kennengelernt, die am selbsten Tag von der 8-Wanderung vom Gipfel gekommen waren. Yvonne kommt aus Süd-Afrika und hat mir ihre Kontaktdaten gegeben, damit ich sie in Stellenbosch besuchen kommen kann. Es ist nett zu wissen, das man in einem Land, in das man erst noch reist, schon Bekannte hat. Ausserdem habe ich von einem anderen Süd-Afrikaner bereits viele begeisterte Tipps bekommen, wo ich dort wandern gehen könnte. Das hört sich alles sehr gut an, meine Vorfreude auf diese nächste Etappe wächst, obwohl ich natürlich in Uganda noch einiges an Schönem vor mir habe.
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