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Wenn schon keine Gorillas, dann aber Elefanten - die sind auch gross und gefährlich und nicht zu übersehen, sucht man an der richtigen Stelle. Queen Elizabeth National Park. Ursprünglich hiess er Kasenyi NP, dann kam die Queen zu Besuch und er wurde ihr zu Ehren umbenannt. Etwas unpraktisch an diesem Nationalpark ist vielleicht, dass er sehr dezentral organisiert ist. Es gibt verschiedene Orte mit Unterkünften, manche liegen innerhalb des Parks, andere ausserhalb. Wer innerhalb der Grenzen des Parks übernachtet, bezahlt automatisch für jeden dort verbrachten Tag die 40$ Eintrittsgebühr plus Ausfaben für eventuell zu unternehmende Aktivitäten wie eine Bootsfahrt oder einen sogenannten „game drive". Letztere Aktivität hat nichts mit spielen zu tun, sondern mit wilden Tieren (game), die vom Jeep (drive) aus beobachtet werden können.
Mein Glück war, dass Yvonne am Morgen mit einem bereits gemieteten Wagen Richtung Bwindi NP aufbrechen wollte, der Queen Elizabeth NP genau auf dem Weg lag und der Holländer, Jeroen, und ich einfach ein Stück des Weges mitfahren konnten. Quasi im Auto habe ich dann beschlossen, nicht alleine in die Simba Lodge zu fahren, sondern mit Jeroen zusammen nach Katunguru, einem kleinen Dorf mitten im Park theoretisch, aber trotzdem ausserhalb. Die Ortschaften, die vor Schaffung des Parks bestanden, sind schlicht und ergreifend als Nicht-Parkgebiet deklariert worden. So gibt es auch eine Landstrasse durch den Park, die offiziell nicht dazu gehört und mehrere Fischerdörfer. Zum Park aber tatsächlich gehören zwei Seen (George & Edward) und ein natürlicher Kanal, der beide verbindet. Ausser zahlreichen Krokodilen und Nilpferden gibt es wohl ausreichend Fische, damit sich der Fischfang lohnt. Die Frage ist nur: Gehören die Krokodile und Hippos zum Nationalpark und die Fische nicht?
Den Äquator habe ich kurz hinter Kasese überquert. Jetzt bin ich auf der Südhalbkugel. Tiefdruckgebiete drehen sich anders herum, die Sonne steht mittags im Norden und ich warte darauf endlich das „Southern Cross" am nächtlichen Himmel wiederzusehen. Für die nächsten drei Tage war Tembo Lodge direkt am Kazinga Kanal und an der einzigen Brücke darüber unsere Unterkunft. Fünf Zimmer, ein kleines Restaurant und einige Sitzgelegenheiten mit Blick auf den Kanal und ein kleines Stückchen afrikanische Savanne. Ein völlig anderes Szenario als noch in den Bwenzoris. Tagsüber Hitze, nachts angenehm warm. Staubig, ausgetrockneter Busch, Kaktusbäume und elefantenhohes Grass stellenweise. So wie man sich Afrika vorstellt, oder nicht? Unterhalb der Lodge waren die Nilpferde zu hören, obwohl man sie nicht sah, über dem Fischmarkt am Fluss kreissten die Aasfresser.
Der Plan war, einen Tag im Umfeld des Parks zu verbringen und einen Tag lang einen klassischen Game Drive zu unternehmen im Park. Angebote potentieller Fahrer sind immer schnell zu bekommen. Innocent, Vincent oder Henry mit entsprechendem Fahrzeug und natürlich den jeweils besten Preisen boten sich an. Im Prinzip verliefen die Verhandlungen unkompliziert, wir haben uns mit Henry auf einen Preis, das Programm und die Fahrtzeiten geeinigt, nur um später festzustellen, dass ein anderer Fahrer uns das Ganze für 20$ weniger gegeben hätte. So haben wir 50$ pro Person für Fahrer/Auto und 40$ für den Nationalpark bezahlt. Die Eintrittspreise sind schon saftig und unserer Fahrer erzählte, dass sie vor sechs Jahren noch bei 15$ pro Tag gelegen hätten, vor zwei Jahren auf 30$ erhöht worden seien und aktuell eben bei 40$ pro Person und Tag liegen.
Den Tag ausserhalb des Parks haben wir mit einer kurzen Matatu-Fahrt begonnen. Was in Äthiopien noch Mini-Busse waren, heisst hier Matatu. Fünf Kilometer, über die Brücke und bis zum Abzweig zum Hauptquatier des NPs kosteten 2000 Shilling, umgerechnet ca. 60 Cent. Ich habe gerade mal nachgeguckt, für einen Euro bekommt man zur Zeit 3382 ugandische Schilling. Um morgens mit der aufgegehenden Sonne in den Nationalpark zu kommen, wollten wir im Vorraus das Ticket kaufen. Bis vor ein paar Monaten war das noch an den Gates möglich, jetzt nur noch im Hauptquartier. Ein bisschen kompliziert. Ansonsten ist das ganz gut organiert; man bekommt eine Chipkarte, die in dem Moment entwertet wird, wenn man den Park betritt. Also ist der Tag des Eintritts flexibel. Ticket gekauft und weiter ging es in das nächste Dorf mit dem nächsten Matatu, diesmal für 3000 Shilling. Der meiste Teil des Nationalparks ist Flachland und die Seen. An der nördlichen und südlichen Grenze liegen jedoch Gebirgszüge, in denen es einige Kraterseen gibt. Der südliche Bereich liegt ausserhalb des Parks und, obwohl unterschiedliche Karten unterschiedliche Informtionen gaben, haben wir versucht, die Seen zu finden. Zufällig und weil sich ein paar Kinder, die sich begeistert sofort auf uns gestürzt haben, auch meinten „To the lake. To the lake.", haben wir sie entdeckt. Zwei wunderschöne Kraterseen, der eine etwas höher gelegen als der andere, beide von Bananen- und Kaffeeplantagen, und Baumwollfeldern umgeben. Es gab einen Fussweg genau zwischen den Seen hindurch und die Kinder sind ein Stück mitgelaufen. Bis sie meinten, da ginge der Weg nicht weiter, aber das war wohl die Grenze zum nächsten Dorf. Irgendwo hüpften auch Affen herum. So eine Entdeckung war das - ganz ohne Guide, Eintrittsgelder und andere Touristen.
Das Kontrastprogramm stand für den nächsten Tag an. Zwar knubbelte es sich nicht unbedingt mit Touristen, aber man ist einfach nicht alleine auf den Nationalparkstrassen. In der Ferne stieg ein Heissluftballon auf und erst nach etwa einer Viertelstunde verteilten sich die Jeeps merklich auf die verschiedenen Tracks. Schon auf dem Weg zum Gate haben wir die ersten Antilopen gelesen, dann im Park mehr davon. Ein Warzenschwein mit Jungem, ein Elefant kam des Weges und an einer Stelle musste es etwas Besonderes geben, denn hier standen sie wieder alle, die anderen Jeeps. In einer Entfernung von vielleicht 500 Metern lagen zwei Löwinnen im hohen Grass. Naja, die liegen da so rum und sind auch eigentlich sehr weit weg. Und trotzdem starrt man wie gebannt dort hinüber, um zu sehen, ob nicht doch etwas Spannendes passieren könnte. Wäre theoretisch beinahe. Eine kleinere Antilope hatte die Beiden anscheinend nicht gesehen und war gefährlich nach heran gekommen. Bis auf 100 Meter vielleicht. Und plötzlich haben die Löwinnen auch gemerkt, da tut sich was und waren unmerklich ganz tief im Gras verschwunden. Die Antilope hat gespürt, dass irgendwas nicht stimmt und ist wie angewurzelt stehen geblieben. Minutenlang, keine Regung auf beiden Seiten. Schliesslich, ich will's jetzt nicht zu spannend machen, ist die kleine Antilope langsam, ganz langsam davongestakst. Die Löwinnen hatten anscheinend keinen grossen Hunger und haben sich die Mühe nicht gemacht. Als wir ungefähr eine Stunde später an gleicher Stelle vorbei kamen, waren die Löwinnen auf den Beinen und liefen sogar in Richtung des Tracks. Wir waren die Ersten, die anhielten, nach uns kamen direkt vier oder fünf andere Jeeps. Bis auf ca. 200 Meter sind sie an die Autos heran gekommen, nur um sich dann wieder ermattet in's Gras zu legen. 300 Meter Bewegung reichen schliesslich auch, wenn man dabei so intensiv beobachtet wird.
Das waren die Highlights des frühen Morgens. Oh, es gab noch einen Stopp am Lake Edward bei den träge im Wasser herumliegenden Nilpferden. Nach einer späten Frühstückspause hatten wir für den zweiten Teil des Tages einen eher landschaftlichen Schwerpunkt gesetzt. Die Kraterseen auf der anderen Seite und zum Schluss Lake George im Westen. Da die meistn Touristen einfach nur so viele wilde Tiere wie möglich sehen wollen, waren wir am Nachmittag fast alleine unterwegs. Unbegreiflich, dabei sind diese Vulkankrater, manche mit See oder Sumpf oder einfach nur trocken so wunderschön. Vor allem, wenn man oben aus dem geöffenten Fahrzeug herausguckt und einem der Wind um die Ohren weht.
Letzter Stopp war dann Lake George, wo am Nachmittag Elefanten und Büffel an das Ufer kommen zum Trinken. Unbeobachtet sind sie dabei nicht, denn in unmittelbarer Nähe lauern Aussichtsboote, die natürlich den Touristen die allerbesten Fotomotive bieten. Wir haben das ganze beim Mittagessen aus der Ferne beobachtet. Genau dann und dort hat leider meine Kamera teilweise den Betrieb eingestellt. Eigentlich kann sie noch alles, nur keine Foto mehr machen. Sie löst nicht mehr aus. Einfach so. Ziemlicher Schockzustand. Gut, dass ich wenigstens noch Notfotos mit meinem Handy machen kann, aber glücklich bin ich natürlich nicht. Überlegt habe ich mir inzwischen, dass ich am Flughafen in Dubai, wenn ich dort mal wieder zwischenlanden muss auf meinem Weg nach Kapstadt, schlichtweg eine neue Kamera kaufen werde. Vor Weihnachten habe ich nämlich dort ein paar ganz ausgezeichnete Angebote gesehen. Reparieren lässt sich meine Kamera zwar bestimmt, aber ich brauche jetzt eine schnelle und effektive Lösung.
Nach diesem Drama am Nachmittag endete dieser Tag, der übrigens der 31. Dezember war, eher unspektakulär. Zu dritt, Jeroen, eine Taiwanesin und ich, sassen wir um Mitternacht um ein Lagerfeuer in der Lodge herum und haben uns ganz ruhig und gesittet ein frohes neues Jahr gewünscht.
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