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Elephant! Buffalo! Uganda kob! Lion! Baboons!!
Die sollte es alle zu sehen geben. Jeden zweiten Tag bricht eine Gruppe vom Red Chilli Hostel auf Richtung Murchison Falls National Park. Allein an dieser Tatsache merkt man, dass es eines der Top-Ziele in Uganda sein muss. Ausserdem ist bemerkenswert, dass Safari nicht nur im Luxussegment zu haben ist. Die Leute vom RCh haben sich ein gutes Angebot ausgedacht, mit einem Hostel in Kampala und je einem Safari-Camp in den beiden wichtigsten Nationalparks des Landes.
Der Park ist benannt nach den einzig nennenswerten Wasserfällen, die der Nil (hier der Weisse) auf seinem Weg zum Mittelmeer erlebt. Wobei die eigentliche Attraktion des Parks die Tiere sind. Für einen Aufpreis von 80$ hätte man bei RCh sogar eine Big Five-Tour buchen können, die garantieren soll, dass man Elefanten, Löwen, Leoparden, Büffel und Nashörner zu sehen bekommt - zumindest ein Exemplar von jeder Sorte. Das Potential ist also da für die Grossen, ausserdem gibt es Krokodile, Hippos, Giraffen, Krokodile, viele Vögel und die üblichen Antilopen zu sehen.
Drei Tage, zwei Nächte, Unterkunft im Red Chilli eigenen Rest Camp, Fahrt mit dem Mini-Bus zum Park, zwei Game Drives, eine Bootsfahrt auf dem Nil, kurze Wanderung zu den Wasserfällen, Mahlzeiten nicht inbegriffen, im Camp aber zu erhalten. Meine Gruppe bestand mit mir aus sechs Personen, Nigel aus Sydney, zwei jungen amerikanischen Peace Corps Volunteers (Kaysha und Jamie), einem sehr jungen amerikanisch-ugandischen Pärchen und einem älteren irischen Paar aus Dublin. Eine gemischte Truppe also und so ein richtiges Gruppen-Feeling kam irgendwie nicht auf. Muss ja nicht immer sein.
Auf dem Weg in den Norden zum Nationalpark mussten wir uns zunächst durch den morgendlichen Stau von Kampala wuseln. Dabei ging es auch durch einige etwas noblere Gegenden, in denen sich die UNO in verschiedenen Formen, einige Botschaften oder andere überregionale Organisationen angesiedelt hatten. Überhaupt würde mich mal interessieren, wie viele NGOs sich in einem Land wie Uganda tummeln. Ein Guide, der uns bei dem Spaziergang zu den Wasserfällen später begleitet hat, fragte mich „And which NGO do you work for?" Vielleicht sind im Augenblick die NGO-Mitarbeiter zahlreicher als die normalen Touristen.
Gerne würde ich wissen, wie viele Nichtregierungsorganisationen sich in Uganda tummeln. Auch interessiert mich, wie effektiv die Arbeit der einzelnen Projekte denn ist. Kaysha habe ich nach ihrer Arbeit gefragt. Sie erzählte, dass zunächst das Auswahlverfahren, um als Freiwillige vei Peace Corps zu arbeiten, sehr langwierig ist und sich über ein Jahr hinzieht. In dieser Zeit musste sie zahlreiche Essays schreiben, um zu erläutern, warum sie diesen Dienst antreten wollte, dazu kamen Interviews und Beratungsgespräche. Schliesslich verpflichtet man sich für 27 Monate, wo von drei Monate am Anfang und am Ende als Übergabezeit zwischen Vorgänger und Nachfolger auf dem Posten sind. Das macht Sinn. Ob die Programme im Allgemeinen aber Sinn machen, ist etwas, das ich mich frage. Kaysha hat selber für sich Besonderheiten und Herausforderungen erkannt. Sie arbeitet in einer Schule in einem kleinen Ort in der Nähe von Kabale. Ihre Aufgabe ist es sowohl Schüler als auch deren Eltern vom Sinn einer kontinuierlich erworbenen Schulbildung zu überzeugen. Zum einen hat sie grosse Feiheiten, denn es gibt kein vorgeschriebenes Curriculum. Zum anderen jedoch sieht sie nur langsame und manchmal kaum merkliche Fortschritte. Ernteeinsätze oder Familienfeiern sind oft wichtiger als die Schule, manchmal müssen Familienangehörige gepflegt werden und wer einmal über einen längeren Zeitraum gefehlt hat, empfindet es als noch schwieriger zum Unterricht zurückzukehren. Als eine persönliche Herausforderung hat Kaysha die Einsamkeit und Isolation vezeichnet, in der sie weit weg von anderen Volunteers in ihrem kleinen Dorf lebt. Richtige Freundschaften und gute Gespräche mit Einheimischen würden sich nur selten ergeben.
Letzte Woche habe ich Florence kennengelernt, eine Uganderin, die festangestellt bei einer irischen NGO ist. Sie beschreibt aus ihrer Perspektive: Es sind hauptsächliche junge Frauen die kommen, Anfang 20, nach kurzer Zeit haben sie einen einheimischen Freund und spätestens dann geht es hauptsächlich darum, eine schöne Zeit in Uganda zu verbringen. Das Business hat wohl viele Seiten.
Kontinuietät ist sicherlich ein wichtiger Faktor. Gilt in einem Land die Lage als unsicher, werden alle Freiwillige natürlich sofort abgezogen. In Uganda hat das Peace Corps seine Arbeit erst vor sechs Jahren wieder aufgenommen. Veränderungen lassen sich aber nur langsam und über einen langen Zeitraumhinweg erzielen. Kaysha kannte aber auch das Besipiel von einem Entwicklungshelfer, der in den 70ern im Land war, und damals an einer Schule gearbeitet hat. Als dieser Mann nach 30 Jahren zurückgekehrt ist, hat er festgestellt, dass einer seiner ehemaligen Schüler, aus ganz armen Verhältnissen stammend, heute Polizeipräsident von Kampala ist. Die Mühlen malen langsam. An einem Abend in Murchison habe ich mich mit einem der Fahrer unterhalten, der meinte, besonders die Programme der NGOs zur Bekämpfung von AIDS würden wirklich was bringen.
Aber zurück zu wilden Tieren und reissenden Wasserfällen. Am ersten Tag ging es, nach einem Lunchstopp in Masindi, rein in den Park und hin zum Nil. Sobald man im Park ist, wird man rundum betreut, sprich bei jeglichen Aktivitäten ist ein National Park Guide dabei. Das Highlight des Tages war ein kurzer Spaziergang zu den Murchison Falls. Da der Nil als Abfluss aus dem Viktoriasee kommt, besitzt er direkt vom ersten Flusskilometer an eine ordenliche Breite. Dementsprechend ordentlich sehen die Wasserfälle aus; zwar nicht sonderlich hoch, dafür aber breit. Nicht lange nachdem wir im Camp angekommen waren, ging auch schon die Sonne unter. Begrüsst wurden wir dort von einem Pavian, der auf der Strasse zum Eingang sass und einer Schar Warzenschweine, die wild, aber dennoch im Camp zu Hause waren. Nachts könnten wir ausserdem potentiell Besuch bekommen von Nilpferden, die auf ihrem Weg vom Fluss zu ihren Weidegründen vorbeikämen. Die Tipps dazu: nie ohne Taschenlampen aus dem Zelt gehen, damit man nicht aus Versehen in sie hineinläuft (weil Hippos so klein sind) und ihnen nicht in die Augen gucken. In der ersten Nacht hat sich keines gezeigt, in der zweiten Nacht aber haben alle, alle, ausser Nigel und mir welche gesehen oder zumindest an ihrem Zelt schnuppern gehört.
Aufstehen um 6 Uhr, Abfahrt um 6:30 Uhr, Abfahrt der Fähre über den Nil um 7 Uhr, danach Game Drive bis 11 Uhr. Hätte, hätte, hätte, wäre meine Kamera doch nicht kaputt gegangen, wie schön wären die Bilder gewesen, die ich an diesem Morgen hätte machen können. Mal abgesehen von den Tieren die wir gesehen haben, sind wir auch durch eine sehr fotogene Landschaft gefahren. Zunächst Savanne mit vereinzelten, aber regelmässig auftauchenden Palmen. Akazien, die ihre Regenschirmzweige weit von sich streckten, streckenweise verbrannte Stellen (es ist Trockenzeit, hier und da brennt das Gras ab, nie die Bäume), in der Nähe des Flusses saftiges grasgrün.
Schon bei der Überquerung des Nils haben wir Flusspferde träge im Wasser liegen sehen (wenn man nachts durch Zeltlager wandert, ist man natürlich tagsüber müde). Sobald sich die Savanne öffnete sahen wir dann scharenweise Antilopen; Topi, die einen sehr ernsten Gesichtsausdruck pflegen; Uganda Kop, die durch besondere Eleganz auffallen; Water Buck, die als Fluchtweg gerne das Wasser wählen (grosse Katzen schwimmen nicht gerne hinterher). Mein Übersetzungsprogramm sagt mir, dass die Affen, die wir gesehen haben, auf Deutsch Grünmeerkatzen heissen. Das hört sich spektakulärer an als die kleinen Affen aussehen, die auf Englisch „vervet monkey" genannt werden. Die ersten Giraffen haben wir nach zwei Stunden gesehen, wohingegen Warzenschweine wieder überall herumwuselten. Sie scheinen sich mit allen zu vertragen und Löwen schmecken sie besonders gut, weil ihre Haut zarter ist als die ihrer sonstigen Beutetiere.
„Lion!" - Diesmal von ziemlich nah. Da sich die Guides untereinander immer informieren, hatten wir Glück. Und auch, weil die Löwin in fortgeschrittenem Stadium trächtig war und deshalb wenig daran interessiert war, hektisch vor den nahenden Jeeps davon zu laufen. Einen bösen Blick hat sie uns zugeworfen, sich dann aber gelassen zur Seite gedreht. Wenig später hatten wir erneut Tracking-Glück. Diesmal zwar in einiger Entfernung, ohne Fernglas eigentlich nicht auszumachen, mit Fernglas immerhin zu errahnen, lag ein Leopard auf einem Ast im Baum. Im Gegensatz zu den entspannten Löwen scheinen Leoparden etwas aktiver bzw. leichter zu stören zu sein. Obwohl wir bestimmt 400 Meter entfernt waren, hatten wir nicht lange das Vergnügen. In den zwei Wochen zuvor hatte es keinerlei Begegnung mit den scheuen Tieren gegeben, erzählte der Guide im Anschluss. Wir hatten also wirklich Glück. Kurz nach dem Leoparden-Erlebnis haben wir noch eine Schar Kraniche gesehen, wie diese genau heissen, weiss ich nicht, sie sind aber das Wappentier Ugandas und auch die Fussballnationalmannschaft hat sie sich als Maskottchen ausgesucht.
Die Mittags***ze haben wir entspannt im Camp verbracht, um um vier zu einer Bootsfahrt den Nil aufwärts zurück zu den Murchisonfälle zu schippern. Obwohl die Wasserfälle das Ziel der Fahrt waren, haben die Tiere auf dem Weg dahin viel mehr beeindruckt. Zum Fluss kommen sie alle irgendwann zum Trinken, einige wählen auch das Wasser als sicheren Ort vor ihren Feinden bzw. umgekehrt als Jagdrevier. Flusspferde natürlich wieder, aber auch Nilkrokodile haben wir zahlreiche gesehen. Einen riesengrossen Elefanten und wieder viele Warzenschweine und Antilopen. Wenn man so das scheinbar friedliche Nebeneinander der Tiere beobachtet, glaubt man nicht, dass es ein täglicher Kampf zum Überleben ist auf allen Seiten.
Fast vergessen hätte ich die ganzen Vögel. Uganda hat mit die grösste Artenvielfalt in der Vogelwelt Afrikas. Obwohl wir nicht speziell nach ihnen gesucht haben, konnten wir vom Fischadler über Marabus bis hin zu kleinen bunten Spatzenarten und ich weiss nicht was noch alles beobachten können. Es gibt genug Leute, die (mit grossen Kameras und Objektiven ausgestattet) allein zum „birding" nach Uganda kommen.
Am dritten Tag gab es morgens wieder einen Game Drive, auf dem wir viele „Bekannte" wieder gesehen haben und noch ein letzter Stopp an Nil. An dieser Stelle wirbeln Stromschnellen noch einmal den Fluss auf. Noch - denn im Augenblick wird flussaufwärts an einem Staudamm gearbeitet, der dem Fluss einiges an Wassermassen und damit an Wildheit nehmen wird. Am späten Nachmittag waren wir wieder in Kampala und ich im Swimming Pool vom Red Chilli
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Joachim A. Liebe Verena, bei dem Ttel fiel mir ein Karnevalslied ein: eine Besuch im Zoo, oh,oh,oh Hab ich doch glatt überlesen, was ein 'NGO' ist: Amt - Botschaft - Institut?
Verena NGO = Non-Governmental Organization
gerti Liebe Verena, das macht ja wirklich Lust darauf, noch mal Afrika zu erkunden. Ich kann deine Fragen bezüglich der Freiwilligendienste sehr gut nachvollziehen. Diese Diskussion gibt es inzwischen ja häufig. Macht sich gut im Lebenslauf NGO in Afrika oder Südamerika armen Kindern helfen (klingt böse, ist aber Originalton mir bekannter Eltern) Aupair reicht halt heute nicht mehr. Da staunen wir. Aber schön, wenn du so viel zu sehen bekommst und sooooo schade, dass du nicht richtig fotografieren kannst. Bring`s im Herzen mit. Lieber Gruß aus Aachen wo wir heute noch eine kleine angeknabberte Schneedecke haben von Gerti