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Freitag,09.03. - Sonntag,11.03.: Um 10 Uhr setzte ich mich in den Bus, fuhr eine sehr hügelige und kurvenreiche Strecke, es ging auf der gesamten Fahrt einige Hundert Meter bis auf Meeresniveau hinunter, denn Paranaguá ist eine Hafenstadt, und zwar die zweitgrößte Brasiliens. Am Busbahnhof angekommen, erwartete mich Bento Perna, Paulos Bruder, der auch hier wieder Kontakt hergestellt hatte. Ich kam bei ihrem Vater unter, dem 96 Jahre alten und doch sehr jungen Mario. Sein Haus war ein Holzhaus auf Pfählen, der Garten mit Palmen bewachsen und die Veranda ein traumhafter Rückzugsort. Mario war ein moderner Greis, mit Radio, angeschlossenem USB-Stick, einem Computer, an dem er regelmäßig am Chatten war, einem Flachbildfernseher, Bier und einem Sinn für Humor. Interessant waren seine regelmäßigen Geschichten von früher, als alles noch anders, seiner Meinung nach aber nicht unbedingt besser war. Er überlebte zwei Weltkriege, sah Menschen kommen und gehen, es wurden Mauern errichtet und niedergerissen, Länder gespalten und Nationen vereint, Revolutionen konnte er nicht an beiden Händen abzählen. Er freute sich mit mir, dass es heutzutage vor allem für junge Menschen möglich ist, die Welt kennenzulernen und umherzureisen. Meinen Tag verbrachte ich am Wasser, jedoch nicht zur Hafenseite, sondern zu den Inseln gewandt. Hier schlief ich definitiv zu lange auf einer Parkbank in der prallen Sonne und musste hinterher zuerst einmal klarkommen. Ein Sonnenstich vom Feinsten, bei abgerundet 38,40 °C Grad im Schatten bekam ich selber einen leichten Schatten und war für die nächsten Stunden K.O.. Da die Sonne auch hier um 18 Uhr herum untergeht, blieb nur noch Zeit für eine kleine Mahlzeit außer Haus, ein wenig Schlenderei durch die Straßen der Kleinstadt und Daheim dann ein kräftiges Abendessen. Den Samstag begann ich mit Bento auf einem Wochenmarkt mit gefüllten frittierten Teigtaschen. Des weiteren fuhren wir mit einer kleinen Autofähre für insgesamt sechs Autos auf eine der Inseln. Nach einer Viertelstunde waren wir angekommen und versahen uns in einem Verkehr aus Kutschen, Pferden, Fahrrädern, Schubkarren und wenigen Autos.
Kaum waren wir zurück, gab es Mittagessen. Die Außentemperatur lag wiedermal bei unschlagbaren 39 Grad, darum machte ich eine kleine Siesta und spielte mit Marios Hund, welcher der Größe und dem weichen Fell nach eher an ein Kuscheltier erinnerte. Um mir ein wenig Sonne zu genehmigen, machte ich mich mit Flipflops und T-Shirt im Nacken (es war einfach zu warm!!) auf den Weg zum Hafen, wo ich unzählige „Hamburg Süd" und „'K'-Line"-Container vorfand. Viele Fotos und staubige Stunden später, genoss ich abermals die Sonne auf der Veranda und war erstaunt, wie langsam die Zeit verging. Ich langweilte mich keineswegs, doch da ich eine gefühlte Ewigkeit nichts tat, ging ich ins Zentrum, an die Wasserkante, in ein Bistro und sah dann irgendwann die Abenddämmerung hereinbrechen. An meinem letzten Tag in der Hafenstadt des Bundesstaates Paraná gab es ein ausgewogenes Frühstück, zur Mittagszeit dann schon die Abfahrt vom sehr verkommenen und verlassenen Bahnhof. Lediglich meine zwei Waggons ziehende Lok stand am Gleis und mit mir betraten eine Handvoll anderer Reisender den Zug. Von da an hatte ich die schrecklichsten zwei Stunden in einem Zug! Es war brutalst heiß, die Klimaanlage war (falls es eine gab) ausgefallen, der Zug bummelte vor sich hin und mit höchstens 20 Kilometern pro Stunde ging es durch Bananenfelder, über Bäche und alles schön in der prallen Sonne. Die Mittags***ze stieg mir zu Kopf, doch glücklicherweise wurden kühle Getränke verteilt. Ich wässerte und auf meinen Armen waren Millionen von Schweißperlen, mein T-Shirt klebte am Rücken, meine Haare waren nass - Weltbeste Zugstrecke,hä! Eigentlich nicht, aber um euch aufzuklären: Diese sagenumwobene Gleisfahrt beginnt nicht in Paranaguá, sondern in Morretes, einem Ort, in dem ich nach dieser Bimmelbahn-Nummer endlich den Zug wechseln durfte, der auch etwas mehr „Zug" drauf hatte. Proppenvoll mit Touristen ging es nun mit dem 'Serra Verde Express' nach Curitiba. Schnell kam die wunderschöne Landschaft in unser Blickfeld, mal zur Linken, dann wieder zur Rechten waren Berge und Flüsse, Felder und Täler. Es ging durch einige Tunnel mitten durch die Berge, zumeist waren Wälder zu sehen, die sich bis zum Horizont erstreckten. Riesige Felsen waren gelegentlich zum Greifen nah, erstaunlich waren die Brückenkonstruktionen in mehreren Felsspalten. Nach vielen Stunden ging die Sonne unter und der Zug fuhr etwa um 19:30 Uhr in den Bahnhof ein, an dem ich dann noch eine gute Stunde Zeit für ein Abendessen mit Paulo hatte, der mich empfing, um wenigstens ein bisschen Zeit mit mir verbracht zu haben. Ich bedankte mich herzlich und habe hier in Curitiba Freunde gefunden. Jetzt ging es zurück zu meinen Freunden nach Rio de Janeiro. Ich freute mich sehr und konnte während der Busfahrt nochmal Revue-passieren lassen, realisieren und den Fokus dann auf die kommenden Tage richten. Bald schon ginge es ja auch weiter nach Kuba. Doch zuerst musste ich 15 Stunden Busfahrt bewältigen.
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