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Mittwoch,14.03 - Mittwoch,28.03.: Rio de Janeiro verließ ich um 5 Uhr morgens mit dem Flieger nach Peru, wo ich im Halbschlaf meine Touristenkarte besorgen musste. Wie bitte? Mir wurde in Rio und sogar bei der Landung in Lima versichert, die Karte könne man auf Kuba bei der Einreise erwerben, ebenso lautete die Auskunft, die mir vor vielen Wochen bei der Kubanischen Botschaft in Deutschland gegeben wurde. Also musste ich beim Boarding erst Mal einen Halbmarathon hinlegen, um eine Geldmaschine zu finden. Ich fand sobald eine Maschine - die kein Geld raus rückt! Kein gutes Omen, doch darüber konnte ich mir weiter keine Gedanken machen, denn die Zeit lief mir davon, ich planlos durch den Flughafen und Massen von indigenen Peruanern mir entgegen. Als ich dann endlich einen ATM fand, kam verzweifelt eine weitere Deutsche angerannt, die selbiges Problem hatte. Ich hob 40 US-Dollar ab, je 20 gingen für die Touristenkarte flöten. Wir quatschten auf dem Flug über einige Vorkenntnisse, nach der Landung bekam ich mein Geld zurück und ich tauschte Reisecheques am Flughafen. Auf Kuba sind US-Dollar „verboten", weshalb ich regelrecht bestraft wurde, mit amerikanischem Geld einzureisen und nachdem der Wechselkurs ohnehin reinste Abzocke war (denn ein Dollar entspricht einem CUC) und ich für 400 Dollar nur 380 CUC bekommen sollte, wurden mir nochmals 20 abgezogen. Auf Kuba gibt es zwei Währungen, eine für Kubaner und eine für Touristen. Was für ein Quatsch! Nun ja, nach dem kleinen Brimborium ums Geldwechseln fuhren wir mit dem Taxi in die Stadt, wo ich im Aparthotel Montehabana für die nächsten drei Nächte ein Dach über dem Kopf haben sollte. Schon auf dem Weg fielen mir die unzähligen Chevrolets auf, DAS typische Fahrzeug und Symbol Kubas. Mal waren es alte, verrostete, wirklich zerfallende und nicht ansehnliche, dann wiederum kam ein in der Sonne glänzender, mit blitzendem Chrom verzierter, bunter Schlitten um die Kurve. Im Hotel checkte ich schnell in meine Suite ein: ein Schlafzimmer, ein begehbarer Kleiderschrank, ein großes Badezimmer mit Badewanne, eine Küche, ein Wohnzimmer, ein Balkon, Internet für 8 Dollar pro Stunde...alles andere als Backpacker-Hostel! Und Frühstücksbuffet sollte die nächsten Tage auch noch folgen. Ich lernte die Umgebung ein wenig kennen, ging in den Supermarkt, der mich leicht stutzig werden ließ. Es gab Beck's Bier, jedoch keine vernünftigen Säfte, in den Regalen gab es Milchbrötchen, aber keine Nudeln. Ein Liter Havana Club Rum kostet umgerechnet 4 Euro, ein Kilo schimmelnder Äpfel auch. Die Atmosphäre war sehr seltsam, recht kalt und leer.
Die nächsten Tage verbrachte ich mit viel zu viel Fußmarsch, am Donnerstag „spazierte" ich mal eben den 'Malecon' in beide Richtungen, insgesamt 14 Kilometer, zwischen Hin- und Rückweg lagen dann nochmal vier Stunden Stadtbummel. Ich selber wohnte im Viertel Miramar, in dem so ziemlich alle Botschaften vertreten waren, in prunkvollen Villen beherbergt. Die Kubaner kamen mir hier beim Spazieren schon sehr kontaktfreudig vor, vor allem einige Fischer an der Wasserpromenade. Hier reihten sich neue oder renovierte Häuser neben vergammelten Bruchbuden. Ein unstimmiges Bild. Mich schnackte ein Kubaner an, der mir für etwa eine Stunde einige umliegende sehenswerte Straßen zeigte und mir dann auch gleich Zigarren verkaufen wollte. Nein Danke! Doch eine Sache konnte ich dem Ganzen dann noch abgewinnen, und zwar die Straße der nächsten Guarapera. Guarapo, das ist Zuckerrohrsaft, den man in seiner Herrlichkeit nicht beschreiben kann! Kalt, mit crushed Eis, süß, grün, aus einem Glas, umgerechnet für 4 Cent. Ein Traum von Erfrischung in der Hitze Kubas!!
Hier mache ich einen Schnitt. Es tut mir außerordentlich Leid, dass der Blog die letzten Wochen (wenn nicht Monate) sehr hinterher hinkte, und um euch auf meinem Endspurt nochmals up-to-date zu bringen und dem Blog das letzte bisschen Brisanz zu verleihen, werde ich meine ausschweifenden und schildernden Beiträge auf ein Minimum reduzieren.
Die zwei Wochen auf Kuba verbrachte ich also zuerst in Havana, der größten Stadt Kubas, machte Sightseeing ohne Pause und hatte schnell einen Rhythmus raus, der da lautete: Früh aufstehen, Beine in die Hand und kilometerweit bis ins Zentrum laufen, Sehenswertes abhaken, zurück im Hotel Abendessen kochen und Kubanisches, wenn nicht gar manchmal Deutsches Fernsehen schauen. Nach meiner dritten Nacht nahm ich für 10 Euro den Reisebus nach Varadero, eine 22 Km lange Landzunge mit weißen Traumstränden. Da es auf Kuba keine Hostels oder Backpacker, sondern nur 'Casas Particulares' gibt, musste ich mich in einem solchen einquartieren. Diese Casas sind von Privatleuten vermietete Zimmer, pro Gast wird eine Steuer an den Staat fällig. Viele Kubaner nutzen diese Möglichkeit, um Geld zu verdienen. Doch sehr horrend finde ich, dass man für durchschnittlich 25 Dollar nur ein Bett bekommt, ohne Frühstück, gelegentlich mit Badezimmer und vom Internet will ich gar nicht erst anfangen. Das Internet fällt manchmal tagelang in einer ganzen Region aus und ist auch mehr schlecht als recht. Die nächsten drei Tage überdauerte ich mit nichts-tun, Faulenzen, entspannen und ein bisschen Ruhe, am letzten Tag ging es mit einem Bus zum Schnorcheln zur historischen Schweinebucht Playa Girón im Süden dieser Inselseite. Meine dritte Stadt war Trinidad, eine entzückende Stadt im Kolonialstil, wo ich mich in einigen Gassen in europäische Altstädte versetzt sah. Am letzten Tag dort genoss ich einen sehr schönen Sonnenuntergang vom Dach einer Kirche aus, der die umliegende Landschaft mit den vielen Hügeln in rot-oranges Licht tauchte und der ganzen Kleinstadt eine warme Atmosphäre verlieh. Meine letzte Station war Santiago de Cuba, im Südosten des Landes gelegen. Santiago war nochmal ganz anders als La Habana, nicht nur von der Architektur, sondern auch von den Sehenswürdigkeiten, die man an einer Hand abzählen kann und den Leuten, die mir von Tag zu Tag immer mehr auf die Pelle rückten. Den Papst konnte ich gleich zweimal sehen, beide Male fuhr das Papa-Mobil nur wenige Meter an mir vorbei und zeigte den sichtbar alten und schwachen Mann. Bei der heiligen Messe konnte er die Treppenstufen nicht aus eigener Kraft bewältigen... Nach weiteren drei Tagen fuhr ich eines Abend zurück in die Hauptstadt, eine Busfahrt von 14 Stunden, womit sich meine Stunden in Reisebussen auf über 100 summierten. Mir ging das Geld aus, mehr Cheques wollte ich jedoch nicht tauschen, denn das Land war teuer genug gewesen und das, obwohl ich mich tagelang von Milchbrötchen und Wasser ernährte. In der gesamten Zeit trank ich jedoch immer wieder Guarapo, meine Strichliste gibt 18 Gläser her! Ein weiterer Besuch bei der Polizei war auch noch Teil meines Aufenthalts, denn die Eigentümerin eines nicht-offiziellen Casas wollte mich um ganze acht Dollar bescheissen, was mein wirklich letztes Geld war und ich noch knappe 24 Stunden zu überleben hatte. Kuba hat mir vom Erlebnis her gefallen, ebenso die Städte, nicht jedoch von den Menschen und dem System im Land. Man spürt einen gewissen Frust im Leben der Kubaner, denn sie werden im eigenen Land gefangen gehalten, sehen die Touristen kommen und gehen, Geld ausgeben, durchs Land reisen und all das bleibt den Touristen vorbehalten. Kubaner wollen freundlich sein, doch es misslingt ihnen auf ganzer Linie, denn ich finde es sehr aufdringlich und störend, wenn ich auf der Straße von zehn Taxifahrern jeweils dreimal gefragt werde, ob ich ein Taxi bräuchte, wohin mich mein Weg führen würde oder aber ob ich Hilfe benötigte. Ein „Nein, Danke!" überhört hier jeder. Aufgrund von Illiquidität verbrachte ich meine letzte Nacht am Flughafen von Havana, es waren jedoch nur einige Stunden, die ich auf meinen Flieger via Panama City nach Los Angeles warten musste. Traurigerweise bekam ich weder bei der Ein- noch bei der Ausreise einen Stempel, da die bekloppten Amis mit ihrem Embargo gegen Kuba so weit gehen, dass Kuba-Reisende unter Umständen nicht in die USA einreisen dürfen. Quatsch ist die Stempel-Sache seitens der Kubaner trotzdem, denn bei der Einreise in die Staaten gibt man ohnehin an, in welchen Ländern man zuvor unterwegs war. Das war Kuba kurz & knapp, doch natürlich habe ich Unmengen an Geschichten zu diesem Land. Ihr werdet sie alle nach und nach von mir persönlich erfahren, freut euch drauf! :)
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